Samstag, 1. Januar 1916
„Arndt-Eiche in Eisen“. Gestern nachmittag 4 ½ Uhr erschienen Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe und Seine Durchlaucht Fürst Adolf zu Schaumburg-Lippe an der Arndt-Eiche, um durch das Einschlagen je eines goldenen Ehrennagels aufs neue wiederum das hohe Interesse zu bekunden, das insbesondere die Frau Prinzessin dauernd der Bonner Wohlfahrtspflege entgegenbringt. Die hohen Herrschaften besichtigten eingehend das Bonner Kriegsmal, nagelten auf der für sie freigelassenen Stelle des Brustschildes des vordersten Adlers und schrieben ihre Namen in das aufliegende „eiserne Buch“ ein. Sie unterhielten sich dann noch längere Zeit mit den anwesenden Herren des Ausschusses.
Die Bonner Kriegsnagelung erfreut sich des lebhaften Zuspruchs der Bonner Bürgerschaft. Es sind bereits über 9000 M. durch die Nagelung für die Bonner Kriegswohlfahrtspflege, insbesondere für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern eingegangen, und eine große Zahl von Vormeldungen, die auch noch mehrere tausend Mark umfassen, liegt bereits vor. So haben der Bonner Männer-Gesangsverein und der Vaterländische Frauenverein je ein Schild von 500 M. erworben, der Bonner Frauenverein ein solches von 300 M., und die vereinigten Bonner Innungen haben für diesen Zweck 2000 M. zur Verfügung gestellt. Zahlreiche andere Vereine haben sich ebenfalls grundsätzlich für eine Benagelung ausgesprochen, doch steht ihr Entschluß über die Art der Nagelung noch nicht fest. Großer Beliebtheit erfreut sich die Nagelung der Eichenblätter, auf denen sich zahlreiche Bonner Familien durch Inschriften ein Erinnerungsmal setzen. Gestern nachmittag waren der Oberbürgermeister, die Beigeordneten und die Stadtverordneten geschlossen erschienen, um das von ihnen und der Stadt Bonn gestiftete Schild zu nageln.
Am 27. Dezember nagelte Herr Rechtsanwalt Dr. Schumacher II zwei silberne Nägel von je 5 Mark. Die zehn Mark stammten aus einem Privat-Sühnetermin.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin sowie Seine Durchlaucht Fürst Adolf zu Schaumburg-Lippe werden heute nach Oberbayern fahren. Sie waren Dienstag abend aus Bückeburg in Bonn angekommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Schießen in der Neujahrsnacht ist verboten und strafbar, ebenso ist das Tragen von Waffen ohne polizeiliche Erlaubnis verboten. Die Polizeibeamten sind nach einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters angewiesen gegen das Verüben groben Unfugs nachdrücklich einzuschreiten.
Bonner Wochenmarkt. Der gestrige Markt, der letzte im alten Jahre, war ziemlich gut besucht und der Verkauf befriedigend. Da für den gestrigen Freitag die Verordnung über die fleischlosen Tage aufgehoben war, hatten die Geflügelhändler und Metzger auch ihre Verkaufsbuden aufgeschlagen; aber auf dem ganzen Markt war kein Schweinefleisch zu haben. Frische Eier waren nur an zwei Stellen zu haben, und zwar das Stück zu 34 Pfg. Butter war überhaupt nicht zu erlangen, ebenfalls keine Kartoffeln (außer dem städtischen Verkauf). (...) Im allgemeinen waren die Preise dieselben wie am letzten Hauptmarkttage.
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze war gestern im allgemeinen schlecht beschickt. Auch an Händlern und Vorkäufern fehlte es, was zur Folge hatte, daß die Gemüsebauern, um ihre Waren aus dem alten nicht mit ins neue Jahr zu nehmen, zu verhältnismäßig billigen Preisen verkauften. (...) Der Markt war verhältnismäßig früh geräumt.
Der städtische Gemüse-, Kartoffel- und Obst-Verkauf war gestern wieder ziemlich lebhaft. Besonders große Nachfrage war in Kartoffeln. Seit einigen Tagen kommen auch Apfelsinen zum Verkauf. (...)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Marianische Junggesellen-Sodalität veranstaltet am Neujahrstag, abends 8 Uhr, im großen Saal des Kath. Vereinshauses (Josefstraße) eine Weihnachtsfeier. Hierbei wird der Gesangchor u. a. die so beliebten Krippenlieder vortragen. Rezitationen usw. sowie eine Verlosung versprechen einen schönen Verlauf der Feier. Die Ehrenmitglieder, Mitglieder und Freunde der Sodalität nebst deren Angehörigen sind hierzu freundlichst eingeladen; besonders auch die Angehörigen derjenigen Mitglieder, die zur Fahne einberufen sind. Schulpflichtige Kinder haben keinen Zutritt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 2. Januar 1916
An diesem Tag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Montag, 3. Januar 1916
Der Jahreswechsel hat sich, dem Ernst der Zeit entsprechend, verhältnismäßig ruhig vollzogen. Als die Kirchenglocken mit ihrem feierlichen Geläut den Beginn des neuen Jahres verkündeten, rief man sich in den Straßen wohl das übliche „Prosit Neujahr“ zu, hier und da wurde auch geschossen, doch nach wenigen Minuten war es still wie vorher. Etwas lauter wurde es für kurze Zeit noch einmal um 1 Uhr, als die meist sehr gut besuchten Wirtschaften infolge der Polizeistunde ihre Gäste entlassen mußten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Neujahrsnacht wurde durch Glockengeläute eingeleitet und trotz des allgemeinen Verbots setzten auch mit dem Glockenschlag zwölf heftige Böllerschüsse und Schüsse aus Handwaffen ein. Im großen Ganzen war es auf den Straßen ziemlich ruhig, was wohl hauptsächlich auf den starken Regen, der schon gegen 10 Uhr am Silvesterabend einsetzte, zurückzuführen ist. Auch die beiden ersten Tage im neuen Jahre brachten uns zeitweise heftige Regengüsse und mancher Ausflügler, der sich durch das sommerlich schöne Wetter am gestrigen Mittag zu einem Ausflug in die Berge verleiten ließ, kehrten am Abend durchnäßt hierher zurück. Unsere Vorortbahnen sowohl als auch unsere Straßenbahn machten dabei ein gutes Geschäft, denn die einzelnen Züge wurden von den Ausflüglern förmlich gestürmt. Nach dem hohen Barometerstand zu schließen, hätte man an beiden Tagen das herrlichste Wetter erwarten dürfen und dabei stieg das Thermometer auf 12½ Grad Celsius über Null, eine Weitterung, wie wir sie nicht oft im Frühjahr zu verzeichnen haben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 3. Jan. Von Neujahrsbesuchen und Neujahrswünschen hatten sich zu Gunsten des „Eisernen Kreuzes von Godesberg“ zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger aus der Bürgermeisterei Godesberg 41 Familien mit einem Beitrage von drei Mark (drei mit fünf Mark) losgekauft und dadurch die gute Sache mit 127 Mark unterstützt.
Godesberg, 31. Dez. Wir erhalten folgende Zuschrift: „Die diesjährige Gemeinderatswahl hat einen wichtigen erfreulichen Fortschritt gebracht. Sämtliche gewählten Gemeindevertreter, haben sich verpflichtet, an den zeitgemäßen Bestrebungen für unsere Gartenstadt auch endlich städtische Rechte zu erwerben, nach Kräften teilzunehmen. Das Hauptverdienst nach dieser Richtung hin, die Wähler der I. und II. Klasse in einer ernsten Zeit entsprechenden ruhigen Weise unter einen Hut gebracht zu haben, gebührt dem Haus- und Grundbesitzerverein. Das Fehlen irgend welcher Gegenkandidaten in allen drei Klassen hat gezeigt, daß in Godesberg nunmehr die ganze Bürgerschaft, arm und reich, vollständig einig ist, betreffs der Gemeindeverwaltung das Joch der veralteten Landgemeindeordnung abzuschütteln.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Im Lese- und Schreibzimmer für verwundete Soldaten, Poststraße 9, veranstaltete der Freiwillige Hülfsausschuß für Truppen am Freitag nachmittag um 5 Uhr eine stimmungsvolle Jahresabschlußfeier. Außer den Herren, die seit Kriegsbeginn die Aufsicht und die Auskunftserteilung übernommen haben, hatten sich über 60 Verwundete unter dem Christbaum eingefunden, so daß alle Plätze besetzt waren. In einer kurzen Ansprache gab der Vorsitzende, Dr. Krantz, seiner Freude Ausdruck, daß die Lesehalle trotz der Einfachheit ihrer Ausstattung einen immer steigenden Zuspruch gefunden habe. Jeder Soldat könne hier für sich sein und ungestört lesen und schreiben, auf Wunsch aber finde er jederzeit Rat und Hülfe. Weiter erinnerte der Redner daran, daß wir heute am Jahresschluß uns bewußt sein müssen, wie dieser gewaltige Krieg bei aller seiner Not auch eine Quelle des reichsten Segens für uns alle geworden wäre. Noch niemals sei die Vaterländische Einigung so selbstverständlich und stark gewesen, noch niemals die Opferfreudigkeit so allgemein, die Kraft unserer Heere so unwiderstehlich wie jetzt.
Alle unsere feldgrauen Kameraden, die im Kampf für Deutschlands Schutz und Ehre ihr Leben eingesetzt haben, müsse es mit Stolz und Befriedigung erfüllen, persönlichen Anteil gewonnen zu haben an der Erreichung dieser hohen vaterländischen Ziele. Ein brausendes Hurra auf den obersten Kriegsherrn, unseren geliebten Kaiser, gab der allgemeinen Stimmung begeisterten Ausdruck. Frisch und herzlich dankte ein Unteroffizier im Namen seiner Kameraden. Ein gemeinsam gesungenes Weihnachtslied schloß die kleine Feier, von der jeder Soldat noch ein kleines Päckchen mit Gebäck und Zigarren heimnehmen konnte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 4. Januar 1916
Die Rechtsauskunftsstelle für Männer, die von Gerichtsassessor Dr. Küppers geleitet wird, berichtet über ihre Tätigkeit vom 1. Oktober 1914 bis 30. September 1915: Der Krieg ist auch auf die Tätigkeit der Rechtsauskunftsstelle nicht ohne Einfluß geblieben. Der erste Monat des Krieges wies die geringste Besucherzahl seit Jahren auf. Im weiteren Verlaufe des Krieges ist dann wieder eine Steigerung der Besucherzahl eingetreten, die jedoch nicht zu der vor dem Kriege bestandenen Höhe geführt hat. Es ist dies dadurch zu erklären, daß es sich um eine Rechtsauskunftsstelle für Männer handelt. Allerdings ist – besonders in den letzten Monaten – ein Zuwachs in der Inanspruchnahme der Rechtsauskunftsstelle durch Frauen, die an Stelle ihrer eingezogenen Männer vorsprachen, zu verzeichnen. Es nahmen die Rechtsauskunftsstelle für Männer und das seit dem 1. Januar 1915 mit ihr verbundene Mieteinigungsamt in Anspruch 408 (gegen 561 im Geschäftsjahr 1913/14) verschiedene Ratsuchende, denen in 662 (648) verschiedenen Sachen 808 (1014) Auskünfte erteilt wurden bezw. Hilfe gewährt wurde. Auch in der Art der behandelten Fälle hat sich der Einfluß des Krieges bemerkbar gemacht. An erster Stelle standen Mietangelegenheiten (178 einschließlich der Fälle des Mieteinigungsamtes gegen 129 des Vorjahres), bei denen meistens die Einberufung eines der Vertragsteile zum Heeresdienste eine Rolle spielte. Sodann nahmen die Militärsachen und Unterstützungssachen einen größeren Raum ein. Von den 362 Ratsuchenden der Rechtsauskunftsstelle (ohne Mieteinigungsamt) wohnten in Bonn 294, auswärts wohnten 68. Von den 716 erteilten Auskünften entfallen u. a. auf folgende Rechtsgebiete: Miete 132, Dienst- und Werkvertrag 21, sonstige Schuldverhältnisse 131, Sachenrecht 21, Eherecht 23, Recht der unehelichen Kinder 10, sonstiges Familienrecht 31, Erbrecht 56, Dienst- und Lehrvertrag 49, Zivilprozeß- und Konkursordnung 69, Strafrecht 27, Reichsvers.-Ordnung 39, Schwindelfirmen 13. In den meisten Fällen wurde durch Darlegung des Rechtsstandpunktes oder durch Rat zu gütlichem Nachgeben des Ratsuchenden oder der Gegenseite eine Einigung erzielt und der Rechtsweg vermieden. In elf Fällen wurde ein Vergleich schriftlich niedergelegt.
Das Mieteinigungsamt hält einmal wöchentlich eine Sitzung ab. Bis zum 30. Sept. war das Mieteinigungsamt tätig in 46 verschiedenen Fällen, in denen etwa 92 Auskünfte erteilt wurden. In 18 Fällen wurde ein Vergleich erzielt, acht Fälle wurden auf andere Weise (durch Aufgeben des Anspruchs nach Belehrung usw.) erledigt, in sieben Fällen blieb der Ausgang unbekannt, vier Fälle sind noch nicht erledigt, in 14 Fällen wurde den Ratsuchenden anempfohlen, ein Gesuch um ein Mietzinsbeihilfe zu stellen bezw. wurde vom Mieteinigungsamt ein solches Gesuch angefertigt, das dann dem Ausschuß für Kriegshilfe bezw. der Stadt Bonn vorgelegt wurde. In 13 Fällen hatte das Gesuch den Erfolg, daß eine Unterstützung gewährt wurde.
Stadttheater. Die Aufführung von „Was ihr wollt“ beginnt erst um 7½ Uhr. Es ist die erste Vorstellung der zweiten Hälfte in Reihe B. Reihe A beginnt am Freitag mit Johannisfeuer.
Beschlagnahmte Fahrrad-Schläuche und Laufdecken. Mit dem 4. Januar tritt eine zweite Nachtragsverordnung zu der Bekanntmachung über Kautschuk (Gummi), Guttapercha, Balata und Asbest sowie von Halb- und Fertigfabrikaten unter Verwendung dieser Rohstoffe in Kraft. Hiernach sind Fahrraddecken und Fahrradschläuche mit Garantie, die bisher nur meldepflichtig waren, ebenfalls beschlagnahmt. Der Wortlaut dieser Nachtragsverordnung ist an den öffentlichen Anschlagstellen einzusehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Vorfrühling. Die Einwirkung der schon seit einigen Wochen vorherrschenden warmen Luft macht sich draußen in Garten, Feld und Wald bereits bemerkbar. In geschützter Lage schwellen Blatt- und Blütenknospen an den Obstbäumen, den Beerensträuchern und Ziergehölzen vorzeitig an. Hin und wieder wurden in den Hecken die ersten Veilchen und auf der Wiese wie im Straßengraben die ersten Maßliebchen gepflückt. Schneeglöckchen, Crocus, Eisenhut und andere Zwiebelgewächse brechen schon aus dem Boden hervor. Am Leinenpfad des Rheinufers und in den Büschen zeigen sich die Weidenkätzchen und nur weinige warme Tage sind nötig, dann werden sich bei den Haselsträuchern die Blütenschwänzchen zeigen. – An besonders warmen Tagen der letzten Wochen spielten die Mücken in der Mittagssonne, und die Bienen verließen den Stock, um ihren Ausflug ins Freie zu unternehmen.
Höchstpreise für Gemüse. An die Festsetzung von Höchstpreisen für Gemüse hat sich in den Kreisen der Gemüsezüchter und Landwirte die Befürchtung geknüpft, der Anbau von Gemüse, insbesondere von Frühgemüse, möchte bei den inzwischen weiter gesteigerten Erzeugungskosten und Schwierigkeiten nicht mehr lohnend sein. Demgegenüber sei betont, daß die Höchstpreisfestsetzung vom 4. Dezember 1915 nur die Erzeugnisse der Ernte des Jahres 1915 umfaßt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sport. Gestern fand auf dem Richard-Wagnerplatz das Rückspiel des Bonner Turnvereins gegen Spielverein Gymnasium des Bonner Fußballvereins statt. Auch gestern konnte Bonner Turnverein nach schönem Spiel mit 5:2 siegen. Halbzeit stand das Spiel 3:1 für Turnverein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 5. Januar 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Gestern nachmittag erschien zur Nagelung der Vorstand des Flottenvereins Jungdeutschland, Ortsgruppe Bonn. Wie bekannt, gehören dem Vereine Schüler und Schülerinnen der verschiedenen Lehranstalten unsrer Stadt an, er bezweckt die Liebe für Deutschlands Seemacht unter der deutschen Jugend zu fördern. Die Ortsgruppe Bonn nahm die Nagelung in der Weise vor, daß der gesamte Namen mit einzelnen Nägeln, auf denen die betreffenden Buchstaben eingegraben waren, in den Stamm der Eiche eingeschlagen wurde. Auf diese Weise hat [sich] die Bonner Ortsgruppe an der Arndt-Eiche in sinniger Weise verewigt. Hoffentlich findet die vaterländische Opferfreudigkeit des Flottenvereins Jungdeutschland rege Nachahmung.
Es sei bemerkt, daß die Nägel mit Buchstaben je nach der Stelle, wo sie eingeschlagen werden (Vorderseite oder Rückseite des Eichenstammes), 3 M. oder 1 M. das Stück kosten. Anmeldungen von einzelnen Namen oder Widmungen werden in den Geschäftsstunden an der Eiche entgegengenommen.
Das Wohlwollen an unserer Arndt-Eiche wächst mit jedem Tage, es werden sowohl einzelne Nägel wie besonders erfreulicherweise auch häufig höhere Beträge gestiftet.
Keine höheren Kaffeepreise. Die Bonner Handelskammer macht bekannt, daß die Bonner Kaffee-Großröstereien sich bereit erklärt haben, einen guten Verbrauchskaffee zum Preise von 2 M. das Pfund zur Verfügung zu stellen, um damit dem Verlangen nach einem unter den heutigen Verhältnissen preiswerten Kaffee Rechnung zu tragen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Verbot von Ausverkäufen für Web- und Wirkwaren. Für den Monat Januar sind im Festungsbereich Köln jede Art von Sonderausverkäufen, wie Inventur- oder Saison-Ausverkäufe, sogen. Weiße Wochen oder Tage, Propaganda- und Reklamewochen oder –Tage sowie Verkäufe unter Ankündigung von herabgesetzten Preisen für Web- und Wirkstoffe und hieraus konfektionierte Gegenstände und für alle Strickwaren verboten. Die Bekanntmachung ist in der heutigen Nummer unseres Blattes abgedruckt.
Rechnungen ausschreiben! Der Detaillisten-Verband [Einzelhandels-Verband] von Rheinland und Westfalen macht bekannt: Mehr wie je ist es für den Detailhandel unter den augenblicklichen Verhältnissen geboten, auf den Eingang der Außenstände Bedacht zu nehmen. Wer heute Ware von Herstellern oder Großhändlern beziehen will, darf nicht auf langes Ziel rechnen, im Gegenteil, viele Warengattungen, namentlich solche, welche für Heereslieferungen in Frage kommen, werden nur noch gegen sofortige Kasse verkauft. Daß unter solchen gespannten Verhältnissen auch der Detaillist seine Gelder zusammenhalten muß, ist leicht erklärlich. Wir richten daher an unserer Berufsgenossen die Aufforderung, jetzt beim Jahreswechsel die Rechnungen pünktlich auszuschreiben, der Krieg ist noch nicht zu Ende, und es gilt auch fernerhin, wirtschaftlich gerüstet zu sein. Gleichzeitig ergeht an das Publikum die freundliche Mahnung, den Kaufmann in dieser schweren Zeit durch baldige Begleichung der Rechnungen zu unterstützen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 5. Jan. Zum Besten des Kriegskinderhortes von Godesberg fand gestern nachmittag im vollbesetzten Saale der Tonhalle eine Theateraufführung statt. Die hierbei zur Aufführung gelangten Stücke „Belohnte Kindesliebe“, „Märchereich“ und „Des Soldatenkindes heilige Nacht“ waren stimmungsvoll und von fesselnder Wirkung. Herr Dechant Dr. Winter knüpfte an seine Dankesworte für die Veranstalter an die Mitbürger von Godesberg die Mahnung, auch weiterhin auszuhalten in Treue und dienender Liebe für unseres Volkes Wohl.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der Bonner Lazarettzug K. 1 hat auf seiner 24. Fahrt in Laon 336 Verwundete geladen und in Frankfurt ausgeladen. An Liebesgaben sind erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Rotwein, Kognak, wollene Decken, Pantoffeln; alles dies ist abzugeben Bahnhofstraße 40. (...)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 6. Januar 1916
Am Dreikönigstag erschien in Bonn nur die Bonner Zeitung.
Höchstpreise für Schweinefleisch. Der Oberbürgermeister veröffentlicht in dieser Zeitung eine neue Bekanntmachung über die Höchstpreise für Schweinefleisch, die am 7. Januar in Kraft tritt. Die darin festgesetzten Höchstpreise für die einzelnen Fleischsorten sind im allgemeinen die gleichen wie bisher, aufgeschlagen sind nur die Höchstpreise für Schinken im Schnitt von 2,20 M. auf 2,60 M., sowie für Gehacktes von 1,50 M. auf 1,60 Mark. Die Bekanntmachung zählt jedoch einige bisher nicht genannte Fleisch- und Wurstsorten auf und setzt gleichzeitig die Höchstpreise fest.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Freitag, 7. Januar 1916
Butter-Verkauf. Die Stadt Bonn läßt am morgigen Samstag, von vormittags 9 Uhr ab, in einer Anzahl Geschäfte, die im Anzeigenteil dieser Zeitung bekanntgegeben werden, wieder ausländische Butter zu 2,80 M. das Pfund verkaufen. Mehr wie ein Pfund darf an einen Käufer nicht abgegeben werden. Das Brotbuch ist vorzulegen.
Backvorschriften beim Verkauf von Backwaren nach auswärts. Eine Keksfabrik bei Duisburg verkaufte ihre Erzeugnisse auch in einigen Zweiggeschäften in Bonn. Den hiesigen Backvorschriften entsprach jedoch das von der Keksfabrik gelieferte Gebäck nicht. Am 10 Juli 1915 verurteilte das Landgericht Bonn den Geschäftsführer der Keksgesellschaft m. b. H., Kommerzienrat Kaiser, zu 500 M. Strafe wegen Verstoßes gegen die in Bonn geltenden polizeilichen Vorschriften über Backwaren. Kommerzienrat Kaiser legte Revision beim Reichsgericht ein, in der er ausführte, daß er in einem derartig großen Geschäftsbetrieb unmöglich jede Verordnung, jedes Rundschreiben lesen könnte. Die Backwaren wären nach den Vorschriften hergestellt worden, die seiner Fabrik vorgeschrieben wären. Die Ausführung des Bonner Landgerichts, die aus Aufsichtsrücksichten die Vorschriften auf alle Backwaren in Bonn ausgedehnt wissen wollte, bestände nicht zu Recht, denn die einzelnen Vorschriften in den verschiedenen Gemeinden gelten doch nur für die in der Gemeinde vorhandenen oder ihr zugewiesenen Vorräte an Mehl. Das Reichsgericht hielt, wie uns aus Leipzig geschrieben wird, die Revision für begründet, hob das Urteil auf und erkannte auf Freisprechung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Feuerwehr wurde im Laufe des gestrigen Tages dreimal zur Hülfeleistung gerufen. Auf dem Kaiserplatz stürzte vormittags ein Mann infolge eines epileptischen Anfalles so unglücklich mit dem Kopf auf das Straßenpflaster, daß er sich schwere Verletzungen zuzog. Beim Eintreffen der Feuerwehr hatte der Verletzte sich bereits mit Hilfe von Passanten entfernt. Mittags mußte die Wehr einen kleinen Brand in einer Kaffeebrennerei an der Nordstraße löschen und am Abend in der Helmholtzstraße einen Zimmerbrand, der durch einen brennenden Christbaum entstanden war.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sammelstelle für altes Papier. Nicht nur der Anblick von Gemüseabfällen in den Ascheneimern vor manchen Türen unserer Häuser kann in diesen Zeiten Anstoß erregen, sondern auch die Wahrnehmung, daß eine Menge Papier täglich vergeudet wird. Da mit immer größerer Knappheit der Verbandstoffe zu rechnen ist, so wird z. B. Zeitungspapier jetzt, sterilisiert, zu medizinischen Zwecken gebraucht. Für Herstellung von Papier usw. kann altes Papier benutzt werden. Könnte nicht seitens der Stadt oder eines Vereins eine Sammelstelle angegeben werden, wo etwa Papier, Wachsreste, Stoffreste u. a. abgegeben werden können? E. K.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Gefälschte Briefmarken. In den letzten Tagen sind bei mehreren Postämtern in Köln gefälschte Freimarken zu 5 Pfg. vorgelegt worden. Der Druck der aus minderwertigem Papier hergestellten Marken ist schlecht und verschwommen, sodaß die Fälschung auf den ersten Blick zu erkennen ist. In sämtlichen zur Sprache gebrachten Fällen sind die Marken in offenen Geschäften und Gastwirtschaften von zwei weiblichen Personen in Zahlung gegeben oder in bar umgetauscht worden, von denen die eine etwa 22 Jahre alt, groß und schlank ist und schwarzes Kleid und schwarzen Hut trägt, die andere 18 – 20 Jahre alt, etwas kleiner als jene ist und einen grauen Mantel anhat. Das Publikum wird auf das Vorkommen der gefälschten Marken aufmerksam gemacht mit der Bitte, zur Ermittlung und Festnahme der oben beschriebenen Personen behilflich zu sein. Zweckdienliche Angaben werden bei der Oberpostdirektion und bei sämtlichen Postanstalten entgegengenommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 8. Januar 1916
Prüfung der Brotbücher. Vom 15. Januar ab findet eine Prüfung der Brotbücher daraufhin statt, ob die Zahl der in den Haushaltungen anwesenden Personen mit der im Brotbuch angegebenen bezugsberechtigten Personen übereinstimmt. In letzter Zeit sind wiederholt Fälle zur Anzeige gelangt, bei denen für Personen, die keinen Anspruch mehr auf Brot- und Mehlbezug in Bonn hatten, unberechtigterweise Backwaren und Mehl entnommen worden sind. Um keine gerichtliche Bestrafung zu gewärtigen, ist es daher ratsam, daß jeder Haushaltsvorstand sein Brotbuch daraufhin nachsieht, ob etwa durch Einberufungen, Sterbefälle oder dergl. Veränderungen in seinem Haushalt eingetreten sind, und erforderlichenfalls sein Brotbuch zur Eintragung der Veränderungen auf dem städtischen Mehlamt vorlegt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Mehr als die Höchstpreise für Kartoffeln hatte eine Kolonialwarenhändlerin aus Beuel sich bezahlen lassen. Deshalb angeklagt, behauptete sie gestern vor der Strafkammer, sie verkaufe sonst keine Kartoffeln, sondern habe nur Kindern auf deren dringendes Anhalten von ihren selbstgekauften Kartoffeln 10 Pfund überlassen. Sie habe für 10 Pfund 45 Pfg. bezahlen müssen, so daß der geforderte Preis von 55 Pfg. für 10 Pfd. nicht zu hoch sei. Die Angeklagte war bereits einmal bestraft, weil sie die Verordnung über den Verkauf von Brot übertreten hatte. Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe von 100 Mk. Das Gericht erkannte aber auf eine Geldstrafe von 30 Mk. Die Angeklagte erhielt indes die Mahnung mit auf den Weg sie möge solche Uebertretungen unterlassen, weil sie demnächst schwerer bestraft werden würde.
Des schweren Diebstahls, des Vergehens gegen das Feld- und Forstpolizeigesetz und des Bettelns war ein noch nicht 18jähriger Lehrbursche aus Bonn gestern vor der Strafkammer angeklagt. Er gab zu an einem Hause gebettelt zu haben. Auch habe er aus einem Garten etliche Aepfel an sich genommen. Von dem schweren Diebstahl wisse er aber nichts. Die Strafkammer nahm nur das Betteln als erwiesen an und verurteilte den jugendlichen Uebeltäter zu einer Haftstrafe von drei Tagen, die durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erklärt wurde.
Im Hofgarten in der Nähe des Wetterhäuschens, wurde am Donnerstag abend ein junges Mädchen, das von Siegburg kam, von drei jungen Menschen im Alter von 16 und 17 Jahren aus Köln-Ehrenfeld angehalten. Einer von ihnen schlug das Mädchen auf den Arm, so daß es seine Tasche fallen ließ. Er griff die Tasche auf und entlief mit den übrigen in der Richtung nach der Kaiserstraße zu. Das Mädchen verfolgte die jungen Burschen und es gelang ihm im Verein mit mehreren anderen, einen von ihnen in der Kaiserstraße zu stellen und zur Polizeiwache zu bringen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 8. Jan. Der Verkehrsverein wird demnächst ernstliche Schritte vornehmen für die Abstellung eines großen Uebelstandes an der Haltestelle Godesberg I (Plittersdorferstraße) der elektrischen Straßenbahn Bonn-Godesberg-Mehlem. Diese Haltestelle ermangelt nämlich noch immer einer Wartehalle, die gerade dort, wie kaum anderswo, so dringlich notwendig ist. Godesberg I gehört zu den verkehrsreichsten Haltestellen, oft sind mehr als 40 Fahrgäste dort, die auf das Eintreffen der Elektrischen warten. Diese Ortslage ist ganz besonders stark jeder Unbill der Witterung ausgesetzt und nicht im geringsten gegen Nord- und Ostwinde gedeckt. Die Fahrgäste sind jedoch gezwungen, ihre Wartezeit im Freien zu verbringen. In früheren Jahren war von der Bahndirektion in der Gastwirtschaft von Jungbluth ein Warteraum eingerichtet, und auch heute noch zeigt ein Schild groß einladend „zum Warteraum der Straßenbahn“. Allein seit mehreren Jahren ist dieses alles vollständig illusorisch geworden und das bisher an der Eingangstür zum Wirtslokale prangende große Schild „Warteraum“ ist kürzlich auch verschwunden. Eingetretene Unzuträglichkeiten zwischen der Bahnverwaltung und dem Wirtschaftsinhaber haben das Verhältnis vor mehreren Jahren aufgelöst. Das reisende Publikum ist somit auf die Straße gesetzt. Nicht einmal ein Unterstellen im Vorflur des Wirtshause wird von dem Inhaber geduldet. Die dort vor Regen, Sturm oder Kälte Schutzsuchenden werden hinausgewiesen mit der Weisung, daß „ihr Warteraum auf der Straße“ sei. Schon den vorigen Winter hindurch wurde diese Praxis ausgeübt. Die Unhaltbarkeit eines solchen Zustandes ist wohlverständlich und ebenso die dringliche Notwendigkeit, daß obengenannte Organe für deren Abhülfe nunmehr ernstlich einschreiten müssen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Straßenraub. Gestern abend gegen 8 ½ Uhr wurde einem Mädchen, das sich auf dem Heimwege befand, von einem Burschen das Handtäschchen aus dem Arme geschlagen und geraubt. Zwei andere Burschen, die Aufpasser spielten, liefen mit dem Räuber davon. Einer von diesen wurde gestern abend noch verhaftet. Er ist erst 16 Jahre alt. Die beiden anderen Burschen stammen aus Köln. Sie stehen in Verdacht, vor einigen Tagen auch auf der Koblenzerstraße einen Straßenraub ausgeführt zu haben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 9. Januar 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Ein ungenannter Wohltäter stellt einen namhaften Betrag zur Verfügung, um unbemittelten und würdigen Volksschulkindern die vaterländische Freude der Teilnahme an der Nagelung zu vermitteln. Zweifellos wird das schöne Beispiel zur Nachahmung anspornen. Weitere Beiträge können Herrn Schulrat Dr. Baedorf (Schulamt, Rathaus, Zimmer 30) oder, falls die Zuwendung einer bestimmten Schule gilt, den zuständigen Schulleitern übergeben werden. Wie wir hören, werden nach den Ferien die einzelnen Schulen der Reihe nach mit einem Festakt an der Nagelung sich beteiligen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Durch Unvorsichtigkeit erschossen. Beim Hantieren mit einem Revolver traf ein 17jähriger Banklehrling aus Beuel einen mit ihm befreundeten Anstreicherlehrling so unglücklich durch einen Schuß in den Hals, daß der Verletzte kurz nach Einlieferung in das St. Josefs-Hospital starb.
Der heftige Wind, der am Samstag nachmittag herrschte, hat vielfach an den Gebäulichkeiten Schaden angerichtet. So wurde auf der Kaiserstraße ein Schornsteinaufsatz, eine lange eiserne Röhre, vom Sturm auf die Straße geschleudert, glücklicherweise ohne jemand zu verletzen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Rheinuferbahn. Es ist in der letzten Zeit mehrmals beobachtet worden, daß in der Nähe der Westraße [Thomastr.] und an der Viktoriabrücke 8 bis 10jährige Knaben sich auf die Trittbretter der elektrischen Wagen stellen oder setzen, um sich eine Strecke weit „mitfahren“ zu lassen. Da die Knaben bei ihrem äußerst gefährlichen Treiben von dem Fahrpersonal nicht leicht bemerkt werden können und Vorübergehende wegen der Gefahr, die beim Absteigen während des Fahrens entsteht, sich scheuen, sie zur Rede zu stellen, so ist es allein Sache der Eltern, sie vor dem Unfug zu warnen und im Wiederholungsfalle einen ordentlichen Denkzettel zu verabfolgen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Vaterländischer Frauen-Verein. Man schreibt uns: Nicht jedem ist es vergönnt, jetzt im Felde seinen Mann oder seinen „Hund“ zu stellen, aber hinter der Front sollen alle sich im Dienste des Vaterlandes nach ihrem Vermögen betätigen. So dachte auch Claus v. Rechenberg, der edle Spaniel des Forstmeisters H., als er für eine kurze Schaustellung von seinen Gönnern und Gönnerinnen Eintrittsgelder erhob und den „erbellten“ Betrag von 3 Mark dem Vaterländischen Frauen-Verein, Stadtkreis Bonn, für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellte. Welche Selbstüberwindung dies unseren vierfüßigen Kameraden kostete, kann nur der ermessen, der ebenfalls ein große Vorliebe für warme Würstchen hat.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Aus unserem Leserkreise wird uns folgendes geschrieben:
Beuel, 8. Jan. Am vorgestrigen Hl. Dreikönigen-Abend vergnügten sich einige etwa sechzehnjährige junge Leute von hier im Volksgarten am Rathause damit, aus sog. Luftfloberts [Luftgewehren] zu schießen. Da kam nun einem der Jungen (Gymnasiast) der Gedanke, aus seiner nahegelegenen Wohnung den Revolver seines Vaters zu holen. Die Waffe war anscheinend ungeladen, jedoch nach einigem blinden Knipsen krachte plötzlich ein Schuß und einer seiner Kameraden fiel getroffen zu Boden. Die Kugel hatte die Schlagader am Halse durchdrungen und starb der junge Mann noch, ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war. Der Täter wurde verhaftet. Die Augenzeugen, darunter auch ein gleichaltriges Mädchen, standen gestern morgen auf diem hiesigen Rathause zum Verhör. – Im hiesigen St. Joseph-Krankenhause versuchte am gleichen Abend ein von einem Spaziergange, auf dem er anscheinend zu viele Wirtshäuser angetroffen hatte, zurückkehrender verwundeter Soldat sich das Leben dadurch zu nehmen, daß er eine giftige Flüssigkeit austrank. Das Vorhaben wurde dadurch vereitelt, daß ein hinzugerufener Arzt die Ursache des Stöhnens und Gebahrens des Soldaten sofort erkannte und den Magen auspumpen ließ. Der furchtbar wüthende Patient wurde noch am gleichen Abend in die Heil- und Pflegeanstalt nach Bonn verbracht. – Hühnerdiebe treiben hier noch fortgesetzt ihr Unwesen. So wurden in einer der letzten Nächte wiederum aus einem Hühnerbestande wohl 20 Stück, bei einem Polizeibeamten, wo die Diebe allerdings verscheucht wurden, drei Hühner gestohlen. Der frühere Besitzer einer Gans erzielt dieser Tage einen schriftkundig abgefaßten Brief etwa folgenden Inhalts: „Sehr geehrter Herr N.N. Andurch gestatten wir uns, Ihnen unseren besten Dank für den schönen Gänsebraten abzustatten, jedoch war das Tier ziemlich mager, und bitten wir spätere Gänse etwas besser zu füttern, falls wir uns gewogen fühlen sollten, unseren Besuch nochmals zu erneuern. Die Diebe.“
(Volksmund, Rubrik „Stimmen aus der Bürgerschaft“)
Montag, 10. Januar 1916
Städtischer Fettverkauf. Von morgen Dienstag ab wird seitens der Stadt auch Speisefett abgegeben. Näheres in der heutigen Anzeige.
Die Weihnachtsferien gehen heute zu Ende. Morgen wird der Unterricht an allen Schulen wieder aufgenommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kino-Varieté Palast-Theater. Die bunte Mischung von artistischen Vorführungen und Kinobildern hat sich als Eigenart der Palast-Theater-Veranstaltungen eine besondere Beliebtheit erworben. Mehr Abwechslung kann man wirklich an einem Abend nicht haben, als im Fluge der Kinokurbel schwedische Landschaften mit ihren an Schleusen reichen Flüssen, ihren Stauwehren und Wasserfällen zu genießen, um dann einen muskulösen Athleten in akrobatischen Glanzleistungen zu bewundern, der die Bühnen einem Kriminalfilm überläßt, an den sich ein Kinodrama aus dem Gesellschaftsleben anreiht, worauf wiederum Kraftmenschen auftreten, die turnerische Leistungen erstaunlichster Art zeigen. Zwischendurch hört man eine Liedersängerin, Regina Herzog, deren umfangreiches und wohlgeschultes Organ eine schätzenswerte Künstlerin erkennen läßt. Zum Schluß des Abends erheitert der bekannte Affe Konsul Peter durch seine Dressuren, wobei das gelehrige Tier namentlich als Kunstradfahrer Interesse erweckt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 10. Jan. In der gestrigen gut besuchten Versammlung des Volksvereins begrüßte Herr Pfarrer Liedmann die zahlreich Erschienenen und vor allem den Reichstagsabgeordneten Becker. Nachdem der Kirchenchor zwei Lieder schön vorgetragen hatte, hielt Herr Dr. Sonnenschein aus M.-Gladbach eine mehr als einstündige Rede über die Zukunft Deutschlands. Er beleuchtete die Entwicklung des Deutschen Reiches während der letzten vier Jahrzehnte im Heerwesen und der Industrie, der Landwirtschaft, der Volksbildung, der sozialen Ausbildung und der Sittlichkeits-Organisation. Der unermüdliche weitere Ausbau all dieser Errungenschaften sei unsere erste Aufgabe für Deutschlands Zukunft. Unsere zweite Hauptaufgabe müsse darin bestehen, England zu zwingen, daß es unserer Entwicklung freien Lauf lasse. Wenn wir dann Träger der Weltkultur seien, so sei ein Wachsen und Erstarken an vaterländischer Gesinnung, an Volkseinigkeit und die Heilighaltung der Familie unser drittes Haupterfordernis für die Zukunft Deutschlands. Dann werde es wahr sein, daß an deutschem Wesen noch einmal die ganze Welt genese. Die Versammlung lohnte den Redner mit lang anhaltendem Beifall.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Sanitätshunde. Von der hiesigen Meldestelle sind wieder 5 Führer mit Sanitätshunden einberufen worden. (...) Bei der Bonner Meldestelle können noch mehrere Herren zur Ausbildung als Sanitätshundeführer eingestellt werden. Die Betreffenden dürfen nicht kriegsverwendungsfähig sein, müssen aber gute Sinnesorgane haben. Meldung sofort bei dem Leiter der Meldestelle Herrn Polizei-Kommissar Flaccus, Bonn, Kirsch-Allee 23 wohnhaft. Die großen Erfolge der Sanitätshunde im Felde machen die weitere Ausbildung von Sanitätshunden immer dringender. Auch die Bonner Meldestelle hofft ihre Tätigkeit und Mitarbeit in dieser segensreichen Einrichtung fortsetzen zu können. Sie richtet jedoch an die bessergestellten Bürger erneut die Bitte, trotz aller Kriegsausgaben, auch der Sanitätshunde zu gedenken, und der Meldestelle weiter Unterstützungen zukommen zu lassen. Es ist eine segensreiche Aufopferung Verwundete zu pflegen, viel höher aber muß deren Errettung vom sicheren Tode bewertet werden.
Gefälschte Briefmarken. Der Verfertiger der in Köln in den Verkehr gebrachten gefälschten Freimarken zu 5 Pfg. und eine von den beiden Frauenspersonen, die die Falschstücke vertrieben haben, sind von der Kriminalpolizei verhaftet worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 11. Januar 1916
Eine Änderung in der Brotversorgung. Das Wolffsche Telegraphen-Bureau verbreitet folgende amtliche Mitteilung: Die Bestandsaufnahme am 16. September 1915 hat ergeben, daß die Brotgetreidevorräte im Deutschen Reich ausreichen, um die Bevölkerung und das Heer bis zur nächsten Ernte zu ernähren. Es hat sich aber gezeigt, daß die freieren Maßnahmen, die bei Beginn des zweiten Wirtschaftsjahres getroffen wurden: Freigabe von Futterkorn, Futterschrot, geringere Ausmahlung und die Erhöhung der Brotmenge, bei den Verbrauchern und Landwirten die Auffassung erweckt haben, als wenn unsere Vorräte überreichlich und Vorsicht nicht vonnöten wäre. Diese Auffassung ist irrtümlich; wir müssen auch im zweiten Jahr streng haushalten, wenn wir nicht nur reichen, sondern auch mit einer hinlänglichen Reserve in das nächste Wirtschaftsjahr hinübergehen wollen. Das Kuratorium der Reichsgetreidestelle hat daher beschlossen, unter vorläufiger Aufhebung der freieren Maßnahmen zu den Bestimmungen des Verteilungsplanes des vorigen Frühjahres zurückzukehren und die Tageskopfmenge wie im Frühjahr 1915 festzusetzen. Für die Bedürfnisse der schwer Arbeitenden nach stärkeren Brotmengen wird wie bisher ausreichend gesorgt werden.
Sprachverein. Der Zweigverein Bonn des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins hat gestern unter Teilnahme einer überaus großen Anzahl von Gästen, darunter vieler Feldgrauer, seine Hauptversammlung abgehalten. Wie der stellvertretende Vorsitzende; Pfarrer Dr. Richter, berichtete, hat der Weltkrieg auch in Bonn zu erfolgreichem Kampf gegen die Ausländerei in unserer deutschen Sprache angeregt. Zahlreiche Geschäfte benutzen die vom Verein herausgegebenen Verdeutschungstafeln, in vielen Geschäften werden die Käufer durch Anschläge auf die häufigsten Mißbräuche aufmerksam gemacht, verschiedene Gasthöfe verdeutschen ihre früheren fremden Namen. Es bleibe aber noch immer viel zu tun übrig. Da der Jugend die Zukunft gehöre, habe der Verein die Schulen in seine Werbearbeit einbezogen und bei Herrn Schulrat Dr. Baedorf sowie der Lehrerschaft wohlwollendes Entgegenkommen gefunden. [...]
Das Viktoria-Theater an der Gangolfstraße bringt außer mehreren Lustspielen und kleineren Filmen die Spreewald-Sage „Der Ring des schwedischen Reiters“, sowie den Detektiv-Roman „Die Maske des Ehrlosen“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Arndt-Eiche in Eisen. Das für Sonntag angesagte Militärkonzert mußte wegen eingetretener Behinderung der Kapelle ausfallen. – Wie schon mitgeteilt, ist beabsichtigt, daß die hiesigen Volksschulen sich auch an der Nagelung beteiligen sollen. Die Schulkinderfreuen sich schon jetzt auf den Tag, an welchem sie zusammen mit den Lehrpersonen zur Arndt-Eiche ziehen. Dort sollen Gedichte aufgesagt und gemeinschaftliche Lieder gesungen werden. Diese Feier wird für spätere Zeiten in der Erinnerung der Kinder haften bleiben, und sie sind stolz darauf, mit an dem Zustandekommen des schönen Bonner Kriegswahrzeichens geholfen zu haben; daß ihr Name im Eisernen Kriegsbuch der Stadt Bonn eingetragen wird, vermehrt natürlich die Freude. Die Anregung, es möchten begüterte und kinderfreundliche Damen und Herren unserer Stadt zur Bestreitung der Kosten Beiträge zahlen, fällt hoffentlich auf fruchtbaren Boden. Schon für 10 Mark erhält man beispielsweise 20 Nagelkarten für Schüler und können diese Karten oder der entsprechende Geldbetrag zur Verwendung an die Lehrpersonen der betr. Schule oder Klasse oder an Herrn Schulrat Dr. Baedorf (Rathaus) zur weiteren Veranlassung abgegeben werden. Auf diese Weise können unsere Mitbürger, die etwa vor langen Jahren die hiesigen Schulen besucht, mit einer geringen Summe der Schule ihren Dank abstatten und gleichzeitig den Schulkindern eine große Freude bereiten. Der Anfang ist gemacht; wer folgt nach? Nicht zu vergessen seien hierbei die Bonner Waisenkinder, die sich auch eine Freude daraus machen würden, einmal zur Nagelung der Arndt-Eiche kommen zu dürfen. Auch für sie finden sich sicher Wohltäter bereit?! Auf solche Weise wird das Interesse an unserem Wahrzeichen sich mehren und wird es immer mehr als Sinnbild gemeinsamer vaterländischer Gesinnung und echten Opfersinnes unserer gesamten Bonner Bürgerschaft werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beratungsstelle der Hauswirtschaftl. Kriegshilfe. Man schreibt uns: Vor kurzen ist neben dem Marmeladenverkauf in der Universität Am Hof eine Beratungsstelle eröffnet worden, deren Benutzung warm zu empfehlen ist. Es wird dort in allen wirtschaftlichen Anfragen Auskunft erteilt, Rezepte werden gegeben und der Gebrauch der Kochkiste und des Kochbeutels erklärt. Diese letzten Gegenstände haben sich überall als wahrhafte Freunde der arbeitenden Hausfrau erwiesen. Es haben sich daher sachverständige Hausfrauen bereit erklärt, die Anfertigung solcher Kochkisten in der Beratungsstelle zu zeigen, so daß sie mit wenig Kosten hergestellt werden können. Die erste derartige Unterweisung findet statt am Donnerstag, den 13. Januar, nachmittags von 4 bis 6 Uhr. An dieser Stelle werden auch jederzeit Staniol- und Lichterreste angenommen, da die Sammlung dieser Gegenstände wiederholt als wichtig bezeichnet worden ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 12. Januar 1916
Volkshochschulkurse. Herr Professor Hashagen wird Donnerstag abend 9 Uhr in der Aula des Städtischen Gymnasiums seine achtstündige Vorlesungsreihe über „Weltmachts- und Weltherrschaftsgedanken (Imperialismus) in den Großstaaten eröffnen. Der Vortragsstoff dürfte im Hinblick auf die herrschende Lage allseitigem Interesse begegnen. Der Redner wird die sämtlichen Gromächte der Reihe nach unter dem im Vortragsstoff genannten Blickwinkel eingehend besprechen und mit England die Reihe eröffnen. Die Vorlesungsgebühr für die ganze Reihe beträgt für Minderbemittelte 1 M., für andere Personen 3 M.
Verbot aller Ausverkäufe. Der Gouverneur der Festung Köln hat alle Ausverkäufe zu herabgesetzten Preisen verboten. Wir verweisen auf die Verordnung im Anzeigenteil dieser Zeitung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Arndt-Eiche in Eisen. Gestern wurden wiederum vier silberne Nägel zu 5 Mark das Stück eingeschlagen, die das Ergebnis einer Sühneverhandlung waren. Grade die silbernen Nägel wirken sehr schön als Zierat an den Adlerflügeln und besonders als Darstellung am Wellenband des Rheines, das den Sockel der Eiche ziert. Die Eichenblätter finden nach wie vor großen Anklang; die Arndt-Seite der Eiche ist fast vollständig mit gestifteten Eichenblättern besetzt; auf den übrigen Seiten ist noch ein Teil frei, doch empfiehlt sich wegen der regen Nachfrage baldige Bestellung.
Den Kleinkonsumenten bieten sich viele Wege, um ihre freie Zeit und ihre freien Kräfte mit bestem Erfolg ausnutzen zu können. Jede Familie sollte ein oder mehrere Töpfe mit Petersilienwurzeln am Fenster ziehen, einen Topf mit Schnittlauch vorrätig halten und einzelne Lauchpflanzen in größeren Töpfen oder Kästen verwendungsbereit heranziehen. Auch in der Fleischversorgung könnte der Kleinkonsument helfend eingreifen. Kaninchenzucht ist sehr leicht zu treiben, da die Futterbeschaffung durch die Abfälle aus der eigenen Küche und den Nachbarhaushaltungen selbst im Winter leicht möglich ist. Tauben- und Hühnerzucht erfordert zwar gewisse Vorbedingungen, die jedoch sehr wenig ausgenutzt werden. Einen größeren Unterkunftsraum, einen Stall verlangen Schafe, Ziegen und Schweine. Die Ziegenhaltung könnte wesentlich größer sein. Ein in der Nahrung besonders genügsames Tier ist das Schaf. Im Futter schwerer zu befriedigen ist schon das Schwein. Da es sehr schnell wächst, lohnt es auch die Mehraufwendung von Futter sehr bald. Luft, Sonne, peinliche Sauberkeit im Stall und im Futter sind die Hauptbedingungen für die gedeihliche Entwicklung. Werden diese streng befolgt, dann bleiben Seuchen von selbst fern.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine höchst gelungene Weihnachtsfeier veranstaltete die Ortsgruppe Bonn des kaufmännischen Verbandes für weibliche Angestellte (Berlin) am Sonntag Nachmittag im Nordischen Hof, wobei eine große Anzahl Verwundeter aus hiesigen Lazaretten bewirtet und reich beschert wurde. Nach einem sinnreichen Prolog und gemeinsamem Gesang des Liedes „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ entwickelte sich ein abwechslungsreiches Programm, das sehr beachtenswerte künstlerische Leistungen brachte. Ein höchst wirkungsvoller Einakter aus der Zeit der Befreiungskriege „Leier und Schwert“ sowie ein Singspiel „Singvögelchen“ brachte den mitwirkenden Damen reichen, wohlverdienten Beifall. Rezitationen, Gedichtvorträge aus Kindermund, gemeinsame Gesänge füllten die Stunden aus und trugen dazu bei, die Teilnehmer und insbesondere die braven Feldgrauen den Ernst der Zeit vergessen zu machen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 13. Januar 1916
Der Handels- und Gewerbeverein hat am Dienstag abend in einer Hauptversammlung im Stern die Handel und Gewerbe betreffenden Kriegsmaßnahmen besprochen. Herr Dr. Uhlitzsch erläuterte zuerst das Veräußerungs- und Verarbeitungsverbot von Garnen. Dem Veräußerungsverbot unterliegen alle auch kleineren Mengen als 100 Kilogramm. Eine Anmeldung der Mengen über 100 Kilogramm ist durch eine andere Verordnung vorgeschrieben, die mit dem Veräußerungsverbot nichts zu tun hat. An die Ausführungen schloß sich eine lebhafte Aussprache an. Dann wurden die Bestimmungen erörtertüber die Aufnahme der Bestände an Kaffee, Tee, Kakao usw. In Bonn sei für den Monat Januar von den Röstereien ein Preis für den Kleinhandel vereinbart worden. Ob der vereinbarte Preis weiter gehalten werden könne, wisse man noch nicht. Könne der Preis gehalten werden, so brauche man keine Höchstpreise zu befürchten. Dies gelte für den Massenverbrauchskaffee. Besseren Kaffee könne man stets noch zu höheren Preisen haben, so daß der Kleinhandel noch immer zu seinem Rechte komme. Eine Befürchtung, die zu Angsteinkäufen Veranlassung gebe, sei nicht begründet, wie die Handelskammer bereits vor einigen Tagen betont habe. Zum Schlusse wurde das Ausverkaufsverbot besprochen, sowie die At der Butterverteilung, wobei u.a. mitgeteilt wurde, daß man in Bonn die Einführung von Butterkarten in Erwägung gezogen habe. (Beifall.) Der Verein hat 300 Mark für eine Schild an der Arndt-Eiche bewilligt.
Heimbeförderung von Leichen gefallener Krieger. Die Eisenbahndirektion Köln schreibt uns: Mit der Heimbeförderung von Leichen gefallener Krieger und im Feld gestorbener Kriegsteilnehmer sind sowohl für die militärischen Stellen als auch für die Eisenbahnen – namentlich in den besetzten feindlichen Gebieten – erhebliche Schwierigkeiten verbunden. Diese würden eingeschränkt werden, wenn die Leichenüberführungen nach Möglichkeit bis nach Beendigung des Krieges zurückgestellt würden. Um den Hinterbliebenen hierzu einen Anreiz zu bieten, ist in Aussicht genommen, auf diejenigen Leichensendungen, die erst nach dem Kriege zur Aufgabe und Beförderung gelangen, während eines angemessenen, später festzusetzenden Zeitraumes eine Frachtermäßigung von 50 v. H. zu gewähren.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine kirchliche Kaisergeburtstagsfeier soll, wie im Vorjahre, mit Genehmigung des Kaisers und auf Anordnung des evangelischen Oberkirchenrates am 27. Januar in allen Gemeinden der altpreußischen Landeskirche abgehalten und dem in dieser ernsten Kriegszeit besonders bedeutsamen Festtage eine möglichst würdige und erhebende Ausgestaltung gegeben werden.
Zu dem Festgottesdienste, der je nach den örtlichen Verhältnissen in einer oder mehreren Kirchen abgehalten wird, werden möglichst allerorts die staatlichen und gemeindlichen Behörden sowie die Krieger- u. sonstige in Betracht kommenden vaterländischen Vereine geladen werden. Gleichzeitig wird an den Gottesdiensten dieses Tages eine Kirchenkollekte eingesammelt werden, deren Ertrag dem Kaiser zum Besten der Kriegswohlfahrtspflege übergeben werden soll.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Jugendbewegung. Wie im verflossenen Jahre, so veranstaltet auch in diesem Jahre der katholische Jugendverein für die Stifts- und Remigiuspfarre einen patriotischen Abend, verbunden mit Kaisers-Geburtstagsfeier, und zwar am Sonntag, den 16. Januar, nachmittags ½6 Uh im Saale des katholischen Gesellenhauses. Das Programm entspricht dem des vorigen Jahres, u. a. enthält es Vorträge, patriotische Musikstücke seitens unseres Vereinsorchesters, patriotische Deklamationen, einen Huldigungsreigen, zwei lebende Bilder und eine Marmorgruppe, sowie ein kleines Theaterstück. Die Mitglieder und deren Eltern, sowie die Ehrenmitglieder und Freunde des Vereins sind zu dieser Feier herzlich eingeladen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 14. Januar 1916
Die von den Beratungsstellen für Frauenberufe gestern nachmittag veranstaltete Versammlung von Schülerinnen der Oberklassen an den Bonner Lyzeen sowie ihrer Eltern und Lehrerinnen war sehr zahlreich besucht. Die erste Rednerin, Frl. Hendrichs aus Köln, besprach die Bedeutung einer geeigneten Berufswahl für unsere Töchter. Sie betonte, der Krieg habe bei den Frauen die Verantwortlichkeit gegenüber der Allgemeinheit vermehrt. Die Frauenarbeit, deren Notwendigkeit sich während des Kriegs mehr als je vorher gezeigt habe, werde auch nach dem Krieg nicht entbehrt werden können. Vorbedingung für alle Frauenarbeit, die ebenso wie die Arbeit der deutschen Männer Qualitätsarbeit sein solle, seien genügende Vorkenntnisse und gründliche Ausbildung. Jedes junge Mädchen, das einen Beruf ergreife, müsse sich daraufhin prüfen, ob es die für den Beruf erforderlichen geistigen und körperlichen Fähigkeiten sowie die notwendige Veranlagung besitze. Ein Mädchen, das sich nur drei Monate lang für einen Beruf vorbereitet habe, werde fast immer auf der untersten Stufe bleiben. Vor allem sollten auch die Kriegswitwen vermeiden, so ungenügende Ausbildung zur Grundlage eines Lebensberufes zu machen. Die Rednerin nannte dann eine Reihe von Berufen, die für die Schülerinnen von Lyzeen besonders in Betracht kommen, und besprach dabei kurz die erforderliche Ausbildung und die Zukunftsaussichten. Frl. Johanna Gottschalk machte sodann aufgrund ihrer Erfahrungen in der hiesigen Beratungsstelle für Frauenberufe Mitteilung über die Ausbildungsmöglichkeiten in Bonn und Umgebung. Der Ort dürfe nicht in erster Linie für die Wahl des Berufes maßgebend sein, vielmehr die geistige und körperliche Eignung und die Neigung. In die kaufmännischen Berufe würden nach dem Kriege sehr viele Kriegsbeschädigte eintreten, daher sollten die Frauen ihnen nicht allzu sehr zuströmen. Wenn aber der kaufmännische Beruf ergriffen werden solle, dann sei eine wenigstens zweijährige Ausbildung notwendig. Aus dem gleichen Grunde sollten die Frauen weniger als bisher in Beamtinnenstellen gehen. Mehr als bisher müßten dagegen die eigentlich weiblichen Berufe betont werden: Hauswirtschaft, Kinderpflege usw. Eine der ersten Aufgaben werde nach dem Krieg hoffentlich die Ausgestaltung eines weiblichen Dienstjahres sein, dann werde das Wort „Einjährigenreife“ auch für die Frauen einen Sinn haben. Als gewerbliche Berufe, die auch junge Mädchen aus gebildeten Kreisen durchaus nicht zu verschmähen brauchten, nannte Frl. Gottschalk vor allem den Schneiderinnenberuf, in dem es darauf ankomme, eine eigene deutsche Mode zu schaffen. Zum Schluß empfahl die Rednerin, die hiesigen Beratungsstellen für Frauen zu benutzen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ueber Unterseeboote, Torpedos und Seeminen sprach gestern abend in den „populär-wissenschaftlichen Vorträgen“ im Bürgerverein Ingenieur Hurtig aus Berlin. Redner ging mit Hülfe von Lichtbildern diese Mittel des Kleinkrieges, wie er sie nannte, eingehend durch. Zuerst den Torpedo, den Fischtorpedo, der von dem österreichischen Kapitän Luppis und dem Engländer Whitehead erfunden, von Schwarzkopf in Berlin verbessert, auf die heutige Höhe ein selbsttätiges unterseeisches Geschoß darstelle. Sinnreiche Maschinen, mit Heißluc´ft betrieben, geben nun die Bewegung, noch sinnreichere Apparate die Tiefenrichtung. In seinem Kopf trägt er das Verderben an das feindliche Schiff. Die älteren Torpedos hatten nur eine Lauflänge von 400 Metern; die neuern erreichen den Gegner mit Sicherheit auf 2000 und mehr Meter Entfernung. Die Unterseeboote blicken auf eine noch längere Entwicklungszeit, wie die Fischtorpedos zurück; schon Fulton baute und ließ ein solches Schiff zu Wasser um 1806, erreichte aber nichts; der Deutsche Bauer sank mit einem selbst verfertigten Unterwasserboot in den sechziger Jahren auf den Grund des Kieler Hafens und bis zur heutigen Vollendung ist der Weg dieser Waffe ein schicksalsschwerer gewesen. Im Gegensatz zu anderen Nationen ist unsere Marine spät an den Bau von Unterseebooten herangetreten. Dann aber machte sie sich die vorliegenden Erfahrungen zu Nutze und baute Boote, die die anderer Mächte weit überragen. Sie baute richtige Tauchboote, die über und unter Wasser gleich gut manövrieren; die durch Anordnung der Wassersenkkästen um den eigentlichen Kern des Bootes herum und durch vorzügliche Maschinen und Apparate allen anderen Booten voraus sind. In neuerer Zeit haben unsere Boote neben bedeutender Größe Geschütze in Versenklafetten zu der Torpedowaffe erhalten. Zum Schluß erklärte Redner das Wesen der Seeminen, die früher nur passive Kampfmittel, heute auch als Streuminen an den Feind gebracht werden. Gemeinsam mit dem Torpedo bringen sie vernichtende Sprengmittel an den Feind. Der Torpedo aber trägt sie selbst mit eigener Kraft an den Gegner. Die Mine läßt ihre Kräfte erst wirken, wenn das feindliche Schiff sie überstreicht, anstößt, oder wenn beim Ueberfahren feindlicher Schiffe ihre Sprengstoffe durch Fernzündung zur Wirkung gebracht werden. Dankbarer Beifall lohnte dem Redner den mehrstündigen Vortrag.
Vorratserhebung von Kartoffeln sowie Zählung der Rindvieh- und Schweinebestände.In der heutigen Nummer unseres Blattes wird eine Bekanntmachung des Oberbürgermeisters veröffentlicht, wonach am 19 Januar d. J. für den Stadtkreis Bonn eine Erhebung der Kartoffelvorräte und eine Zählung des Rindviehs und der Schwein stattfindet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Einführung von Butterkarten. Die bisherige Versorgung der Bevölkerung mit ausländischer Butter hat bekanntlich zu manchen Unliebsamkeiten geführt, an denen in den meisten Fällen die Käufer wohl selbst mit die Schuld trugen. Bei dem großen Gedränge vor den Geschäften entstanden, besonders in verkehrsreichen Straßen, öfters Störungen. An einem Geschäfte wurde die Spiegelscheibe eingedrückt. Um allen diesen unliebsamen Erscheinungen ein Ende zu bereiten, hat die Preisprüfungskommission, wie in der letzten Hauptversammlung des Handels- und Gewerbevereins mitgeteilt wurde, die Einführung von Butterkarten in Erwägung gezogen. Bei dieser Einrichtung wird nicht nur die ausländische Butter, wie bisher, sondern auch sämtliche nach Bonn kommende Butter verteilt werden. Bei der Zuweisung der Menge wird natürlich Rücksicht genommen auf die Kopfzahl der einzelnen Haushaltungen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 15. Januar 1916
Bügel-, Näh- und Servierkurse veranstaltet der interkonfessionelle Hausfrauenbund auch in diesem Jahre wieder. Die Beteiligung an diesen Kursen, die sich schon früher großen Anklanges erfreuten, ist in der jetzigen Kriegszeit unbeschäftigten Frauen und Mädchen sowie Dienstboten zur Weiterbildung ganz besonders empfohlen.
Gegen die Verwahrlosung der Jugend. Einen ungewöhnlich scharfen Erlaß gegen die Jugendlichen vom 14. bis zum vollendeten 18. Lebensjahre hat der kommandierende General des 11. Armeekorps in Kassel in Kraft gesetzt. Danach wird, wie das Berliner Tageblatt berichtet, bestimmt, daß Jugendliche kein Lichtspieltheater besuchen dürfen. Außerdem wird ihnen das ziellose Auf- und Abgehen an Orten, die noch von den Ortspolizeibehörden zu bestimmen sind, verboten. Ferner werden die Polizeibehörden angehalten, strengstens darauf zu achten, ob Jugendliche Zigaretten kaufen oder rauchen. Der Verkauf von Zigaretten und alkoholischen Getränken an Jugendliche ist verboten, ferner der Aufenthalt in Wirtschaften und Kaffeehäusern. Um zu verhindern, daß Jugendliche Zigaretten bekommen, dürfen Automaten mit Tabak und Zigaretten nicht aufgestellt werden. Alle Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr und bei Annahme mildernder Umstände mit Haft oder Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. Die gleichen Strafen treffen denjenigen, der es durch eigene Schuld versäumt, die ihm unterstellten Jugendlichen zur Befolgung der Verordnung anzuhalten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Filmzensur. Vom 15. Januar ab sind im Befehlsbereich des achten Armeekorps für Lichtbildhäuser nur solche Filme und Plakate zugelassen, die von der bei der Polizeiverwaltung in Düsseldorf eingerichteten Prüfstelle genehmigt sind. Zu Jugendvorstellungen darf die Polizeibehörde nur solche Filme freigeben, die von dieser Prüfstelle ausdrücklich hierfür als geeignet befunden sind.
Eine Bekanntmachung über Beschlagnahme und Bestandserhebung von Nussbaumholz und stehenden Walnussbäumen wird in der heutigen Nummer unseres Blattes zum Abdruck gebracht. Die Verordnung tritt am 15. Januar in Kraft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Cettinje erobert. Mit freudiger Genugtuung wurde heute Nachmittag die Meldung entgegengenommen, daß bereits gestern Nachmittag die österreichischen Truppen in Montenegros Hauptstadt Cettinje eingerückt sind. Nachdem am Mittwoch der Lovcen genommen war, war auch das Schicksal Cettinjes besiegelt. Daß es so schnell in die Hände unserer Verbündeten fiel, ist ein neuer Beweis für die Kampftüchtigkeit unserer Waffenbrüder. Darum war der Jubel über die Siegesnachricht auch in unserer Stadt groß. Die Glocken der Kirchen verkündeten das große Ereignis alsbald und der reiche Flaggenschmuck der Häuser bewies die Anteilnahme der Bevölkerung an der Freude über den Sieg, der natürlich überall den Gegenstand der Gespräche bildete.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Vorratserhebung von Kartoffeln sowie Zählung der Rindvieh- und Schweine-Bestände.
Im Interesse der Volksernährung findet am Mittwoch, den 19. Januar 1916 eine Vorratserhebung von Kartoffeln sowie eine Zählung der Rindvieh- und Schweine-Bestände statt. Diese Aufnahmen haben lediglich statistischen Wert insofern, als die den Reichsversorgungsstellen die Unterlagen dafür schaffen, daß eine ausreichende Ernährung jedes Einwohners gesichert ist. Das Ergebnis der Aufnahmen wird daher in keiner Weise für andere, auch nicht für steuerliche Zwecke verwandt. Es liegt nicht nur im eigensten Interesse jedes Haushaltungsvorstandes die Behörden bei der Durchführung der Feststellungen nach Kräften zu unterstützen, sondern es ist eine vaterländische Pflicht für jeden Deutschen. Die Aufnahme umfaßt zunächst alle Kartoffelvorräte in Mengen über 20 Pfund und dann sieht sie eine Rindviehzählung – Alt- und Jungvieh – und eine Schweinezählung vor und zwar sind die Bestände anzugeben, die in der Nacht vom Dienstag, den 18. zum Mittwoch, den 19. Januar in dem betreffenden Haushalt vorhanden gewesen sind. Es kann nun vorkommen, daß die Haushaltungsvorstände die Gewichtsangaben der Kartoffeln, die nur nach Zentnern und Pfunden zu geschehen hat, nicht genau machen können, ohne ein umständliches Auswiegungsverfahren vorzunehmen. In solchen Fällen ist die schätzungsweise Angabe nach bestem Wissen und Gewissen zulässig. Neben den Bestandsaufnahmen wird gleichzeitig eine Zählung aller in der betreffenden Haushaltung am Mittwoch, den 19. Januar 1916 anwesenden Personen vorgenommen. Das hat den Zweck, um eine Uebersicht über alle für die Ernährung in Betracht kommenden zu gewinnen und ist um so notwendiger, als im Dezember 1915 infolge der Kriegswirren die planmäßige Volkszählung ausgefallen ist. Es sei ausdrücklich betont, daß bei der Angabe der Kopfzahl der Personen nicht nur die dauernd in dem betreffenden Haushalt zur Zeit vorhandenen Personen einzutragen sind, sondern auch der am Mittwoch, den 19. Januar zufällig anwesende Besuch, also in den Gasthöfen auch die Anzahl der übernachtenden Gäste; kurz gesagt, es müssen alle am Mittwoch, den 19. Januar 1916 in dem betreffenden Haushalt Anwesenden gezählt werden. Das Zählgeschäft wird durch ehrenamtliche Kräfte bewirkt und es bedeutet eine Pflicht für Jeden, diese Kräfte nach jeder Richtung hin zu unterstützen. Die beauftragten Zähler sind andererseits auch befugt zur Prüfung der Angaben, die Vorratsräume und Stallungen zu betreten. Wer ihnen dies verweigert, wird wie in der Bekanntmachung betont ist, mit schweren Strafen bedroht. Die Zählzettel werden, soweit angängig, bereits am Dienstag, den 18. d. Mts. den Hauseigentümern, oder wo ein solcher nicht im Hause wohnt, den Unterhausbewohnern ausgehändigt und zwar wird für jedes Haus nur eine Anzeige-Karte ausgegeben. Der Hauseigentümer oder der Unterhausbewohner ist dann verpflichtet, die Ausfüllung der Anzeigekarte durch die weiter im Hause wohnenden Haushaltungsvorstände zu veranlassen und die Haushaltungsvorstände haben die von ihnen eingetragenen Angaben durch ihre Namensunterschrift zu beglaubigen. Die ausgefüllten Anzeigekarten werden am Mittwoch, den 19. Januar durch die Zähler wieder abgeholt und sind hierfür bereit zu halten. Wer vorsätzlich die Auskunft nicht in der gesetzten Frist erteilt, oder wissentlich unrichtige und unvollkommene Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafen bis zu 10.000 Mark bestraft.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Sonntag, 16. Januar 1916
An der Arndt-Eiche erschienen gestern Nachmittag die 33 Kinder der evangelischen Waisenhauses, um je einen Nagel in den Stamm zu schlagen. Eine Stiftung des Herrn Kommerzienrates Böker, der mit seiner Gemahlin der Nagelung beiwohnte, hatte ihnen diese vaterländische Tat ermöglicht. Nach der Nagelung bewirtete Herr und Frau Kommerzienrat Böker im Waisenhause die Kinder mit Schokolade und Kuchen.
Für die nächste Zeit sind folgende besondere Veranstaltungen an der Arndt-Eiche in Aussicht genommen: Sonntag, 23. Januar, ein als Kaisergeburtstagsfeier gedachte Festakt für die Oberklassen sämtlicher Bonner Volksschulen. Von diesem Tage an werden täglich wochentags die Kinder der 18 Bonner Volksschulen nachmittags 4 Uhr zum Nageln an der Eiche erscheinen. Am Kaisergeburtstag wird der Kreis-Krieger-Verband mit einer vaterländischen Feier die Nagelung mehrerer Eichenblätter verbinden. Sonntag, 30. Januar, wird der Bonner Männer-Gesang-Verein sein großes Wappenschild in feierlicher Weise nageln. Bei günstigem Wetter findet jeden Sonntag, nachmittags 5 ½ bis 7 Uhr, Militärkonzert statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fußball-Wettspiel. Am Sonntag nachmittag findet auf dem Sportplatz an der Richard-Wagnerstraße ein Fußball-Wettspiel zwischen der 1. Mannschaft des Bonner F.B. und der Fußballmannschaft der 3. Komp., Inf.-Regt. 160 in Siegburg statt. Da beide Mannschaften noch spielstark sind, darf man mit einem schönen Spiel wohl rechnen.
Spitzbubenfrechheit. In den letzten 14 Tagen wurden in Beuel eine ganze Anzahl Hühner und Gänse gestohlen. Trotz aller Nachforschungen ist es bislang noch nicht gelungen, der Diebe habhaft zu werden. Die Geflügelliebhaber scheinen es obendrein noch darauf abgesehen zu haben, sich über die Bestohlenen lustig zu machen, da sie ihnen durch Postkarte mitteilten, daß das Federvieh sehr schmackhaft gewesen sei.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kreissparkasse Bonn. Um die überaus wichtige Zuführung von Goldmünzen an die Reichsbank im vaterländischen Sinne zu fördern, hat die hiesige Kreissparkasse beschlossen: Bei der Einzahlung von Goldgeld bei der Kreissparkasse sowie bei den Zweig- und Nebenstellen, wird dem Einzahler unentgeltlich ein Sparbuch ausgestellt über 1 Prozent der eingezahlten Summe oder wird ein beliebiger Betrag auf ein schon vorhandenes Sparbuch in Goldgeld eingezahlt, dann soll dieser Betrag für das laufende Jahr mit 1 Prozent über dem allgemeinen Einlage-Zinsfuß verzinst werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 17. Januar 1916
Städtischer Butterverkauf. Beim Städtischen Butterverkauf war am Samstag ein sehr starker Andrang in den ersten Stunden. Allmählich legte sich der Ansturm, so daß die zum Verkauf bereit gestellte Menge in Ruhe ausverkauft werden konnte. Für diejenigen, die am Samstag keine Butter erhalten haben, findet die Fortsetzung des Verkaufs am heutigen Montag, nachmittags um 3 Uhr und erforderlichenfalls auch am Dienstag statt. Die Aufstellung der Küfer findet auf dem Minoritenplatz statt. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß noch größere Mengen Butter vorhanden, so daß jedes Vordrängen an den Verkaufsstellen überflüssig ist.
Jugendlichen Personen unter 16 Jahren wird durch eine Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln verboten: Lichtspielhäuser und Schaustellungen, die unter dem Namen Spezialitäten-Theater, Varietés, Tingel-Tangel, Kabaretts u . a. veranstaltet werden, ebenso Wirtschaften, in denen Sänger oder Sängerinnen auftreten oder deklamatorische Vorträge gehalten werden, aufzusuchen. Ausgenommen werden Jugendvorstellungen, die von der Ortspolizeibehörde zugelassen sind. Nicht gestattet ist es, in der Oeffentlichkeit oder auf der Arbeitsstätte zu rauchen, Alkohol enthaltende Getränke in der Oeffentlichkeit oder auch auf der Arbeitsstätte zu sich zu nehmen sowie auf öffentlichen Straßen und Plätzen nach 7 Uhr abends, oder wenn die Dunkelheit später eintritt, nach Eintritt der Dunkelheit, ziellos auf- und abzugehen oder sich zwecklos dort aufzuhalten. Nur in Begleitung der Eltern, Erzieher oder deren Stellvertreter ist es den jugendlichen Personen gestattet, Kaffeehäuser, Konditoreien oder ähnliche Erfrischungsräume (auch Milchstuben, Speiseeishallen und dergl.) zu besuchen oder nach 7 Uhr abends in Wirtschaften einzukehren, es sei denn, daß es sich um notwendige Einkehr auf Reisen oder Wanderungen handelt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ehrentafel der Universität. Am Samstag ist im Haupteingang der Universität Am Hof eine Ehrentafel für die im Dienst des Vaterlandes gefallenen Dozenten, Assistenten, Studierenden und Angehörigen der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität errichtet worden. Sie enthält die Namen der drei Dozenten und vier Assistenten, die, wie bereits bekannt gegeben, den Heldentod für das Vaterland erlitten haben. Ferner sind über 200 Studenten unserer Universität aufgeführt, die bis jetzt auf dem Feld der Ehre gefallen sind. Die Ehrentafel ist mit einem schlichten Eichenkranz geschmückt, an den eine schwarz-weiß-rote Schleife geheftet ist.
Arndt-Eiche in Bonn. Der Quartett-Verein „Freundschaftsbund“ Bonn, gegründet 1871, wird sich mit einem Eichenblatt an der Arndt-Eiche in Eisen beteiligen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Fürsorge für Kriegsgefangene. Die Anordnung der französischen Regierung über die Herabsetzung der Fleisch- und Brotrationen für deutsche Kriegsgefangene war s. Zt. von der Gefangenenhilfsstelle (Verein ehem.16er) der zuständigen Stelle übermittelt worden. Das Kriegsministerium, Abt. Kriegsgefangenenschutz, teilt daraufhin mit: „Da die ausfallenden Nahrungsmittel durch andere, insbesondere Hülsenfrüchte und Gemüse, ersetzt werden, ist gegen die Aenderung der Kost vom gesundheitlichen Standpunkt aus nichts einzuwenden. Jedoch soll, um eine Unterernährung der kriegsgefangenen Deutschen in Frankreich zu verhüten, eine direkte Lebensmittelversorgung durch die Schweiz in größerem Maßstab als bisher eingerichtet werden“
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 18. Januar 1916
Die ersten Friedensglocken. Die Nachricht von der Unterwerfung Montenegros, die gestern nachmittag 5 Uhr hier eintraf, wurde mit großer Freude aufgenommen. Wie bei den Nachrichten über große Siege läuteten von allen Türmen die Glocken. Auf den Straßen wurden diese erste Friedensbotschaft und ihre Bedeutung in lebhaftester Bewegung besprochen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Für die Arndt-Eiche in Eisen stiftete der Jäger-Stammtisch im Hamburger Hof und die Beamten der Güter-Expedition je 100 Mark für ein eisernes Eichenblatt.
Stadttheater. Die gestrige Aufführung der „Hochzeit des Figaro“ verlief so heiter, daß wir für einige Stunden sogar den schmerzlichen Kontrast zwischen der Gegenwart und der Atmosphäre Mozarts nicht empfanden. (...)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein Eierpreissturz in Sicht. Der Preis für ein Ei, der bis auf 28 Pfg. für das Stück gestiegen war, hat bereits einen bedeutenden Rückgang erfahren. Die Städte Bonn und Koblenz verkaufen heute das Ei zu 20 Pfg., ein weiterer Rückgang des Preises steht bevor. Eier, die noch vor Weihnachten, in der Kiste bezogen, im Großhandel mit 320 Kronen bewertet wurden, kosten heute 180 Kronen und dürften noch weitere Preisminderungen erfahren. Dazu kommt, daß unsere Hühner, angeregt durch die milde Witterung, schon um einen Monat früher als in anderen Jahren mit der Eiererzeugung begonnen haben, und ferner, daß der große Verbrauch an Eiern in Bäckereien und Konditoreien eingeschränkt wurde. Der ungarische Ueberschuß an Eiern wurde bis dahin von Oesterreich aufgenommen. Inzwischen ist aber die bäuerliche Wirtschaft in Galizien nach Vertreibung der Russen wieder hergestellt worden, was zur Folge hat, daß Oesterreich seinen ganzen Bedarf wieder in Galizien deckt. Wie bekannt ist, hat auch Bulgarien bedeutende Ueberschüsse seiner Erzeugnisse Deutschland zur Verfügung gestellt. Aller Voraussicht nach dürfte der Preis für Eier noch in diesem Monat auf 10 – 12 Pfg. für das Stück zurückgehen und damit der Preis erreicht sein, der in Friedensjahren im Monat Januar für Eier gezahlt wurde.
Die ersten Vorboten eines Teilfriedens. Glockengeläute gab gestern die Freude darüber kund, daß die Waffenerfolge unserer Verbündeten auf dem Balkankriegsschauplatz Montenegro zu der Einsicht gebracht haben, daß ein weiterer Widerstand aussichtslos sei. Es hat daher Oesterreich den Frieden angeboten. Wenn damit auch der kleinste Gegner in diesem Kriege als der erste um Frieden anhält, so dürfte diese Tatsache doch von großer Bedeutung für den weiteren Verlauf der Dinge sein und die Freude darüber ist gewiß eine sehr berechtigte. Die Nachricht bildete natürlich gestern abend allgemein den Gegenstand der Gespräche.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 19. Januar 1916
Wegen der Unterwerfung Montenegros hatten gestern die öffentlichen Gebäude und zahlreiche Privathäuser geflaggt.
Zur Landsturmrolle müssen sich nach einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters in dieser Zeitung bis 25. Januar alle Wehrpflichtigen anmelden, die in der Zeit vom 1. Januar 1897 bis 25. Januar 1899 geboren sind uns sich bisher überhaupt noch nicht zur Landsturmrolle angemeldet haben.
Die Benutzung von Handschrotmühlen zum Schroten von Getreide sowie der Handel mit Handschrotmühlen und ihr Verkauf wird durch eine Bekanntmachung des Gourverneurs der Festung Köln vom 11. d. M. verboten. Ausnahmen von dem Verbote können durch die Landräte und Oberbürgermeister zugelassen werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bonner Wochenmarkt. Der gestrige Markt war im allgemeinen nicht besonders gut beschickt. Besucht war er durchweg gut und der Verkauf befriedigend. Frische Landeier waren gestern zu 28 und 30 Pfg. das Stück zu haben, andere zu 22, 23 und 24 Pfg. das Stück. Butter war keine zu haben, ebenfalls keine Kartoffeln (außer beim städtischen Verkauf). (...)
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze war gestern wieder sehr gut beschickt. Vorwiegend waren große Mengen Schwarzwurzeln, Spinat und Feldsalat vorhanden. (...) Die in großer Anzahl anwesenden Händler und Vorkäufer kauften die Waren flott auf, wodurch der Markt verhältnismäßig früh geräumt war.
Der städtische Verkauf war gestern wieder recht flott. Besonders viel verlangt wurden Kartoffeln, Eier und Speisefett. Der große Vorrat an Eiern war gegen 11 Uhr fast vollständig ausverkauft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen. Am 18. Januar erschien der Bonner Frauen-Verein an der Eiche, und nagelte das von ihm gestiftete Sockelschild. Am 19. Januar, nachmittags 2 Uhr, kommen die Waisenkinder des katholischen Waisenhauses, um unter Absingung von Liedern und Vortrag von Gedichten die Nagelung vorzunehmen. Die Nagelkarten sind von Wohltätern geschenkt worden. Hieran schließt sich um 3 Uhr am selben Tage die feierliche Nagelung seitens der Kinder vom evangelischen Kindergottesdienst an. Auch diese Nagelung haben edle Wohltäter durch Stiftung der Nagelkarten ermöglicht. Ein weiterer Betrag von 20,- Mark wurde heute an der Arndt-Eiche von einer Dame, deren Namen nicht genannt werden soll, für 40 Nagelkarten für Waisenkinder gegeben. Herzlichen Dank sei allen edlen Wohltäterinnen und Wohltätern für ihre Spenden zu Gunsten unserer Bonner Kinder dargebracht. Weitere Spenden werden baldigst erbeten, da in den Schulen die Sammlungen für die Nagelkarten im Gange sind. Die Gaben nehmen Herr Schulrat Dr. Baedorf oder die betr. Lehrpersonen gerne entgegen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Es wäre vielleicht angebracht, wenn die Züge der elektrischen Bahn Bonn-Godesberg-Mehlem Sonntags und Mittwochs nachmittags von 3 – 4 Uhr bei Gelegenheit der Konzerte in der Gronau an der Siebengebirgsstraße halten. Die Verwaltung würde sich den Dank vieler Mitfahrer der Züge an diesen Tagen verpflichten. Jetzt sind dieselben gezwungen, in Dottendorf oder Reuterweg auszusteigen und besonders bei schlechtem Wetter den Weg zu Fuß zu machen. Mehrere Besucher der Konzerte aus Mehlem und Godesberg
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Donnerstag, 20. Januar 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Dienstag nachmittag erschienen an der Arndt-Eiche zahlreiche Mitglieder des Eidechsen-Stammtisches der Kaiserhalle. Der Stammtisch hat zwei Eichenblätter gestiftet, auf denen in eigenartiger Weise das Stammtischzeichen, eine begehrlich nach einer Wespe schauende, grünschillernde Eidechse angebracht ist. Die Darstellung ist sehr hübsch und zeigt, wie sich der allzeit hilfsbereite Stammtisch, der schon seit Jahrzehnten in der Kaiserhalle besteht, an der Arndt-Eiche in sinniger Weise verewigt hat. Dieses Beispiel wird sicherlich weitere Stammtische und Gesellschaften zur Nagelung veranlassen.
Neuerdings sind auch eiserne Nägel und Plättchen zu 50 Mark eingeführt, die in einer Größe von 3 zu 6 Zentimeter um den Rand des Sockels eingeschlagen werden.
(...) Heute soll das vom Vaterländischen Frauen-Verein gewidmete Schild feierlich an der Eiche befestigt werden. Morgen vormittag 11 ½ Uhr wird die Quinta B des Königlichen Gymnasiums die Arndt-Eiche zur Nagelung besuchen. Die Damen der Elisabeth-Vereine der Bonner Alt- und Neustadt, die bereits ein Eichenblatt gestiftet haben, werden dazu am 26. Jan., nachmittags 3 Uhr, noch die Nagelung des Vereinsnamens mit silbernen Buchstaben-Nägeln auf dem Wellenband des Rheines vornehmen.
Welchen Anklang die Eichenblätter gefunden haben, beweist die Tatsache, daß von den 104 Eichenblättern an dem oberen Teil der Eiche bereits 76 verkauft sind. Es ist auch ein schöner Gedanke, durch Stiftung eines eisernen Eichenblattes mit dem Namen des Spenders sich am Kriegsmal unserer Stadt zu verewigen und gleichzeitig zu vaterländischen Wohlfahrtszwecken eine Gabe zu spenden. (...)
Bonner Wehrbund. Die Uebung am letzten Sonntag verlief folgendermaßen. Die Nachhut einer im Rückzug befindlichen Truppe hatte bei Plittersdorf die Rheinübergänge besetzt mit der Absicht, der feindlichen Vorhut den Uebergang über den Rhein zu wehren. Mit Verschleierung ihres Aufmarsches gelang es der Vorhut, bis zum Eingang von Plittersdorf ungesehen vorzudringen und durch ausgesandte Patrouillen festzustellen, daß der Oberkasseler Uebergang nur schwach besetzt war. Nach dieser Feststellung drang sie im Eilschritt vor, warf die an Zahl schwächeren Gegner zurück und nahm den Rheinübergang. Nach Erledigung der fesselnden Uebung zogen die vereinigten Abteilungen unter den Klängen der Musikkapelle nach Bonn zurück. Durch die Einrichtung der Musikkapelle, die trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens schon recht tüchtig geworden ist, hat der Wehrbund ein neues Werbemittel geschaffen, das sich hoffentlich als zugkräftig erweist. Die Uniformierung der Mannschaft wird dank der Unterstützung aus städtischen Mitteln auch demnächst erfolgen, so daß der Bonner Wehrbund auch in dieser Hinsicht mit den ähnlichen Einrichtungen in anderen Städten auf gleicher Höhe steht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Theater-Bauverein hielt gestern im Krug zum grünen Kranze seine Hauptversammlung ab. Der Vorsitzende, Herr Kommerzienrat Fleitmann, erstattete Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr, in dem sich der Vorstand der Kriegszeit wegen nur mit der Verwaltung des Vereinsvermögens beschäftigt habe. Die vorhandenen Bestände seien in Kriegsanleihen angelegt worden, wovon der Verein jetzt 205.000 Mark besitze. (...) Außer den 205.000 Mk. Kriegsanleihe bestehe das Vereinsvermögen in einem Barbestand von 5000 Mark. Selbstverständlich werde das Ziel des Vereins, der Neubau des Theaters, im Auge behalten. (...)
Für das Artillerie-Depot Bonn auf dem Bauplatze bei Drahnsdorf wird dem Militärfiskus das Recht verliehen, eine dauernde Grunddienstbarkeit zur Schaffung einer Sicherheitszone von 150 Metern um die zu errichtenden Munitionsmagazine im Wege der Enteignung zu erwerben oder für den Zweck sicher zu stellen.
Schulfrei! Ein Bonner Schulmädchen schreibt uns: Da wir Schülerinnen gesagt bekommen haben, daß Se. Majestät der Kaiser zu Anfang des Krieges einen Befehl erlassen hat, daß alle deutschen Schulkinder bei jedem Siege schulfrei haben sollen, haben wir uns sehr gewundert, als wir gestern nicht frei bekommen haben. Es ist nun das dritte Mal, daß die Schulen in Cöln, Coblenz, Berlin und in den anderen Städten Deutschlands frei gehabt haben, und wir hier in Bonn nicht. 1. bei dem Fall von Belgrad; 2. bei dem Fall von Cetinje; 3. bei der Waffenstreckung der Montenegriner. Eigentlich müßte doch dem Befehl Sr. Majestät Folge geleistet werden. Sind denn die Bulgaren, Türken, Oesterreicher und die Ungarn nicht unsere Verbündeten? Sind wir denn keine deutschen Kinder? – (Vielleicht hat man in Bonn nicht genügend Lehrkräfte, um das vorgeschriebene Jahrespensum auch beim Ausfall vieler „Siegestage“ zu erreichen. Red.)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 18. Jan. Das „Eiserne Kreuz“ zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger aus der Bürgermeisterei Godesberg hat bereits einen Betrag von 205.000 Mark erzielt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der Kath.- Kaufm.-Verein überreichte bei Gelegenheit der Silberhochzeit seines Vorsitzenden, Herrn Wilhelm Tenten, unter anderem ein Eichblatt von 100 Mark zur Nagelung an der Arndt-Eiche. Diesem Blatte fügte Herr Tenten ein zweites hinzu. Auch dieses ist ein Beispiel, wie man bei Gelegenheit von Familienfesten im Genusse der Freuden auch die Tränen derer trocknen kann, die von der Last des Krieges hart betroffen sind. Es sei zur Nachahmung bestens empfohlen. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß der Kath.-Kaufm.-Verein schon zirka 3000 Mark aufgewendet hat, teils für Liebesgaben für die im Felde stehenden Mitglieder, teils für Unterstützung bedürftiger Angehöriger derselben, schließlich auch für verschiedene andere Kriegsunterstützungszwecke. Es ist eine schöne Pflicht, die der Verein auf diese Weise erfüllt, indem die zurückgebliebene Hälfte der Mitglieder die im Felde stehenden in jeder Beziehung unterstützt und so auch die Bande, die dieselben an den Verein knüpfen, immer fester und inniger gestaltet. Es scheint auch das beste Mittel zu sein, wie die um ihren Bestand nach dem Kriege bangenden Vereine all ihrer Sorge enthoben werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 21. Januar 1916
Stadttheater. Am Sonntag gelangt der beliebte Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“ zur Aufführung. Als nächste Opernvorstellung folgt am Montag Verdis Aida.
Handwerker-Versammlung. Der Innungs-Ausschuß ladet zum nächsten Sonntag, 28. Jan., nachmittags 5 Uhr, [zur] im Hähnchen (großer Saal) stattfindenden Versammlung ein. Die wichtige Tagesordnung fordert, daß nicht nur alle Mitglieder der Innungen und Handwerker-Vereine, sondern auch die Handwerker erscheinen, welche noch keine Innung oder Vereinigung haben oder den bestehenden Körperschaften nicht angehören. Gilt es doch, daß das gesamte Bonner Handwerk sich an der Nagelung der Arndt-Eiche in Eisen beteilige, um seine Einigkeit in der dankbaren Anerkennung der Verdienste seiner kämpfenden und gefallenen Kollegen zu bezeugen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Für Militärpflichtige. Es wird dringend darauf hingewiesen, daß Anträge auf Entlassung, Zurückstellung und Beurlaubung von Mannschaften, die auf die allerdringendsten Fälle zu beschränken sind, nicht unmittelbar dem stellvertretenden Generalkommando, sondern durch zuständige Zivilbehörde (Orts- und Polizeibehörden, Landratsämter) den Bezirkskommandos einzureichen sind. Sämtliche derartige Gesuche und Anträge, die unmittelbar dem stellvertretenden Generalkommando zugesandt werden, werden von diesem dem Antragsteller zurückgesandt werden. Anfragen, ob Entscheidung bereits getroffen ist, sind zu unterlassen. In begründeten Ausnahmefällen sind sie gleichfalls an das Bezirkskommando zu richten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Haltestellen an der Elektrischen Bonn-Godesberg-Mehlem. Die Haltestelle der Elektrischen „Dottendorf“ wird jetzt näher an die neu ausgebaute Straße zum Friedrich-Wilhelm-Stift verlegt. Ebenso wird dem Bedürfnis der Errichtung eines Wartehäuschens an dieser Stelle in nächster Zeit entsprochen. Für die übrigen Haltestellen der Bonn-Mehlemer Elektrischen: Friesdorf, Godesberg I (Plittersdorfer Straße) und Rüngsdorf bleibt es vorläufig nach dieser Richtung hin bei „frommen Wünschen“. Im Gegensatze zu den Mitteilungen des hiesigen Verkehrsvereins, mit den bez. Arbeiten würde an der Plittersdorfer Straße demnächst begonnen, müssen sich die Beschwerdeführer im Generalanzeiger damit begnügen, daß an den genannten Haltestellen auch Wartehäuschen geplant sind. Die Bahnverwaltung hat hier zunächst noch Schwierigkeiten betreffs der Baustellen zu überwinden. Die anspruchslose Gemeinde Godesberg hat bei der Geleisanlage der Bahn den Bedürfnissen der Bürger inbezug auf die Anlage von Wartehäuschen nicht genügend Rechnung getragen. Daher besonders in Friesdorf die jetzigen Schwierigkeiten. X.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Arndt-Eiche in Eisen. Die Bonner Bäcker-Innung hat in ihrer gestrigen General-Versammlung beschlossen, einer Anregung des Innungsausschusses folgend, 200 Mark zur Nagelung der Arndt-Eiche zu stiften. Es wurde u. a. erwähnt, daß die Bäcker, wenn sie auch von verschiedenen Maßnahmen schwer getroffen worden seien, doch nicht zurückstehen wollten, wo es gelte, die Not der Mitmenschen zu lindern.
Rheinischer Arbeitsnachweisverband. Die Zahl der bei den öffentlichen Arbeitsnachweisen im Rheinland vorgemerkten männlichen Arbeitssuchenden betrug im Dezember 9474 gegen 10.476 im November. Offene Stellen waren gemeldet 15.453 gegen 17.316 im Vormonat. Es kamen also auf 100 offene Stellen 61 Arbeitssuchende (im November 61.) (...) Der Bedarf der Eisen- und Stahlindustrie an Facharbeitern blieb unverändert. (...) Sehr gesucht im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe waren Bäcker, Metzger und Müller. (...) Die Zahl der weiblichen Arbeitsuchenden betrug im Dezember 9886 gegen 11.629 im Vormonat. Es waren 8432 offene Stellen angemeldet gegen 8375 im Vormonat. Auf 100 offene Stellen kamen 117 Arbeitsuchende (im Vormonat 139). Die Zahl der Vermittlungen betrug 6270 gegen 6686 im November. Ueberschuß an weiblichen Arbeitskräften war zu verzeichnen in der Textilindustrie, sowie im Gastwirtsgewerbe.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 22. Januar 1916
In der gestrigen Stadtverordneten-Sitzung wurden die im November wieder- und neugewählten Stadtverordneten mit Ausnahme des Professors Brinkmann, der im Felde steht, vom Oberbürgermeister in ihr Amt eingeführt und durch Handschlag an Eidesstatt verpflichtet. In seienr Ansprache an die Stadtverordneten kündigte Herr Oberbürgermeister Spiritus an, daß für das kommende Haushaltsjahr eine Steuererhöhung nicht zu vermeiden sein werde. (...)
Stadtverordneten-Sitzung
(...) Oberbürgermeister Spiritus: (...) Meine Herren! Die schwere Zeit, in der wir leben, eine Zeit, die schon seit anderthalb Jahren den Erdball erschüttert, kann auch im öffentlichen Leben einer Stadt nicht spurlos vorübergehen. Wohl stehen unsere Heere siegreich weit in Feindesland, ihre Tapferkeit hat es vermocht, daß unsere heimatlichen Fluren und unseren heimatlichen Städten die Greuel des Krieges erspart blieben. Aber dennoch treten an unsere Kommunen in dieser Zeit große Fragen heran, die der Erledigung harren. Große Aufgaben sind uns gestellt, die zu lösen wir berufen sind. Und das alles muß geschehen in einer Zeit, wo die meisten Männer in der Vollkraft der Jahre nicht mitarbeiten können, sondern höhere vaterländische Aufgaben draußen an der Front zu erfüllen haben. Um so mehr gilt es für uns Daheimgebliebenen, in dieser Zeit unsere ganze Kraft einzusetzen zum Wohl der Allgemeinheit. Ich will die großen Aufgaben, die uns obliegen, nur kurz streifen. Es ist die schwierige Frage der Lebensmittelversorgung, die den Kommunen vorwiegend überlassen ist und die zu lösen mit vielen Schwierigkeiten verbunden ist. Ich will nur hinweisen auf das große Gebiet der Kriegswohlfahrtspflege, die wir ausüben, teils in der Unterstützung der Kriegerfrauen und Kriegerkinder, teils in den mannigfachen Aufgaben des Roten Kreuzes und der sonstigen Kriegswohlfahrtspflege.
Meine Herren! Daß diese erweiterten Aufgaben auch auf die Finanzen der Stadt nicht ohne Einfluß sein können, ist selbstverständlich. Die Ausgaben für Dinge, die wir früher nicht zu erledigen hatten, mehren sich naturgemäß von Monat zu Monat, und ebenso erklärlich ist es, daß manche Einnahmequellen stocken oder doch die Einnahmen sich vermindern. Und da wird es sich darum handeln, daß die Stadtverordnetenversammlung dazu Stellung nimmt, wie im Jahre 1916 unsere Ausgaben mit den Einnahmen in Einklang zu bringen sind. Im vorigen Jahre war es uns freilich möglich, ohne vermehrte Steuern den Stadthaushaltsplan ins Gleichgewicht zu bringen und zu erhalten. Im kommenden Jahre 1916 wird dies, wie Sie sich wohl alle denken können und die meisten von Ihnen wissen, nicht möglich sein. Daß dies in angemessenen Grenzen und nach guter Ueberlegung geschieht, wird eine der wesentlichsten Aufgaben der neugebildeten Stadtverordnetenversammlung sein. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Krieg und die Zeitung. In der am 15. d. J. in der Bürgergesellschaft zu Köln stattgehabten Hauptversammlung des Vereins Rheinischer Zeitungsverleger wurde u. a. folgende Entschließung angenommen:
In der Oeffentlichkeit, selbst bei einer großen Anzahl von Behörden, ist die irrige Auffassung verbreitet, daß die Zeitungsverleger durch die bei einzelnen Blättern während des Krieges eingetretene Steigerung der Auflage mehr oder weniger hohe Geschäftsgewinne erzielt hätten. Es wird dabei ganz übersehen, daß die Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft, die das finanzielle Rückgrat jeder deutschen Zeitung bilden, ausnahmslos stark, ja in vielen Fällen um mehr als die Hälfte zurückgegangen sind. Dabei sind die Ausgaben für die Herstellung der Zeitungen, insbesondere des redaktionellen Teiles, außerordentlich gestiegen, sodaß sich das Zeitungsgewerbe durchweg in einer Notlage befindet. Eine ganze Anzahl von Zeitungen ist daher seit Ausbruch des Krieges zum Erliegen gekommen und hat das Erscheinen eingestellt.
Die Versammlung glaubt, diese Aufklärung der Oeffentlichkeit unter voller Verantwortung unterbreiten zu müssen.
Wegen Diebstahls und Unterschlagung verurteilte die Strafkammer gestern einen in Beuel wohnenden Gärtner zu fünf Monaten Gefängnis. Er war in einer Gärtnerei in Honnef beschäftigt und hatte dort den Erlös für verkauftes Frühobst zum Teil unterschlagen. Ferner hatte er, entgegen dem Willen der Besitzerin, Spätobst verkauft und den Erlös für sich behalten.
Wegen Beleidigung eines Mannes aus Godesberg hatte das Schöffengericht vor einiger Zeit zwei junge Burschen aus Godesberg zu je 50 Mark und einen dritten zu 25 Mark Geldstrafe verurteilt. Gegen das Urteil hatten sie Berufung eingelegt und zogen sie auch nicht zurück, trotzdem der Strafkammer-Vorsitzende ihnen gestern vorhielt, daß keine Sache klarer zutage liegen könne. Sie hatten vom Godesberger Bahnhof aus dem Manne telephoniert, daß sein Sohn schwer verletzt im Bahnhof liege. Als der Vater zum Bahnhof geeilt kam, lachten die drei Burschen ihn aus. Es gelang, festzustellen, daß das Gespräch vom Bahnhof aus geführt worden war. Die Angeklagten gaben zu, telephoniert zu haben, jedoch an eine andere Adresse. Auch diese Behauptung konnte durch die Beweisaufnahme widerlegt werden. Die Berufung der Angeklagten wurde verworfen. Die Strafkammer bedauerte nur, daß die Staatsanwaltschaft keine Berufung eingelegt habe, da sonst eine höhere Strafe eingetreten sein würde.
Gegen die Bäckerei-Verordnung hatte ein Bäcker aus Godesberg dadurch verstoßen, daß er nicht den genügenden Zusatz von Kartoffeln dem Schwarzbrot beigesetzt hatte. Die Strafkammer verurteilte ihn gestern zu 50 Mark Geldstrafe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtischer Kartoffelverkauf. Um zu verhüten, daß Kartoffeln aus dem Stadtbezirk Bonn ausgeführt werden, werden von Montag den 24. Januar 1916 ab beim städtischen Gemüseverkauf auf dem Wochenmarkte, ferner bei der Gemüseverkaufsstelle im Hause Sternstraße 48 und bei der Kartoffelverkaufsstelle im städtischen Verwaltungsgebäude Bonn-West Kartoffeln nur noch gegen Vorzeigung des Brotbuches abgegeben werden.
Bevölkerungsbewegung im Stadtbezirke Bonn. Bevölkerungszahl am Anfang des Monats Oktober: männlich 44.594, weiblich 50.188, zusammen 94.782, Zuzug 1413, Wegzug 935, Mehrzugang 477, Eheschließungen 38, Lebendgeborene 129, Gestorbene 130, Bevölkerungszunahme in Prozent der Anfangsbevölkerung 0,50, Bevölkerungszahl am Ende des Monats 95.258; Bevölkerungszahl am Anfang des Monats November: männlich 44.739, weiblich 50.519, zusammen 95.258, Zuzug 1139, Wegzug 853; Mehrzugang 286, Eheschließungen 41, Lebendgeborene 133, Gestorbene 158, Bevölkerungs-Zunahme in Prozent der Anfangsbevölkerung 0,27, Bevölkerungszahl am Ende des Monats 95.519; Bevölkerungszahl am Anfang des Monats Dezember: männlich 44.765, weiblich 50.754, zusammen 95.519, Zuzug 844, Wegzug 736, Mehrzugang 88, Eheschließungen 32, Lebendgeborene 125, Gestorbene 150, Bevölkerungs-Zunahme in Prozent der Anfangsbevölkerung 0,06, Bevölkerungszahl am Ende des Monats 95.582. Die Bevölkerungs-Zunahme betrug demnach in den Monaten Oktober, November, Dezember 1915: 800 oder 0,83 Prozent der Anfangsbevölkerung.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 23. Januar 1916
Vollstrecktes Todesurteil. Die durch Urteil des außerordentlichen Kriegsgerichts Bonn am 4. September 1915 wegen Mordes zum Tode verurteilte Witwe Agnes Höfer geb. Geishecker aus Lengsdorf wurde gestern morgen 8 Uhr auf dem Scheibenstande beim Exerzierplatze unserer Garnison [auf dem Venusberg] hingerichtet. Die Vollstreckung leitete der Erste Staatsanwalt, Geheimrat Schlößer und wurde mittels Erschießens ausgeführt. Die Verurteilte war gefaßt und ruhig. Publikum war nicht zugegen.
Ein schweres Unglück ereignete sich gestern abend gegen ½6 Uhr auf der Rampe unter dem Alten Zoll. Ein Brikettwagen kam von der Konviktstraße her die bekanntlich recht steile Rampe heruntergefahren. Das Pferd wurde scheu, der schwere Wagen fuhr mit großer Gewalt gegen die [die] Rampe begrenzende Mauer, durchbrach die Mauer, und Pferd und Wagen stürzten den Abhang nach dem Rheinwerft hinunter. Der Fuhrmann, ein älterer Mann aus Beuel, war sofort tot. Das Pferd wurde so schwer verletzt, daß es getötet werden mußte. Ein russischer Gefangener hatte sich im letzten Augenblick durch Abspringen vom Wagen gerettet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Metallablieferung. Die Sammelstelle für Metallablieferung befindet sich im alten Kühlhause des städtischen Schlachthofes an der Immenburgstraße. Sie ist täglich vormittags von 9 – 12 Uhr und nachmittags von 3 – 6 Uhr mit Ausnahme des Sonntags geöffnet. Bei der Sammelstelle können auch Gegenstände, die nicht enteignet sind, gegen Zahlung der festgesetzten Uebernahmepreise Freitags abgeliefert werden. Ferner nimmt die Sammelstelle unentgeltlich zur Verfügung gestellte Gegenstände in Empfang, die auf Antrag in den Wohnungen abgeholt werden. Alles nähere ist aus einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer unseres Blattes zu ersehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Vaterländischen Vereinigungen fordern im Anzeigenteil dieser Nummer die Einwohnerschaft auf, am Kaisersgeburtstage der Bonner Volksspende durch besondere Gebefreudigkeit zu gedenken. Die Sammler werden an diesem Tage Zeichnungen auf besondere Beiträge entgegennehmen. Den Kaisersgeburtstag können wir in der Kriegszeit tatsächlich nicht würdiger begehen, als wenn wir dem Wunsche des Kaisers gemäß unserer freundlichen Gesinnung Ausdruck geben durch Gaben der Liebe zur Linderung der durch den Krieg geschlagenen Wunden oder durch erhöhte Teilnahme an der Kriegsfürsorge. Noch nie wurde der Wohltätigkeitssinn der Bonner Bevölkerung vergeblich angerufen; auch diesmal wird sicherlich ein schöner Betrag eingehen. Gebe jeder nach seiner Kraft.
Arndt-Eiche in Eisen. Am verflossenen Montag wurde[n] von dem katholischen Kinderhort Karlschule durch die an ihm wirkenden Damen 27 Nägel eingeschlagen. Auch verschiedene Klassen des Gymnasiums haben sich bereits an der Nagelung beteiligt bezw. dies in Aussicht gestellt. Am Donnerstag wurde seitens des Altkathol. Frauen-Vereins die Eiche zwecks Nagelung besucht, und am Samstag nahm der Evangel. Bürger-Verein Bonn-Süd die Nagelung vor. Die bei der Errichtung der Arndt-Eiche tätig gewesenen Arbeiter wollen sich auch an ihrem Werke verewigen und stifteten eine Sockelplatte, die am Sonntag genagelt wird. Am selben Tage wird der Kinderhort der Stiftsschule mit den Pflegebefohlenen zur Nagelung erscheinen. Die Namen derjenigen Vereine und Firmen, welche bereits Eichenblätter und Nägel gestiftet haben, werden demnächst veröffentlicht werden. Sollten noch Vereine beabsichtigen, am Kaisersgeburtstage ihre feierliche Nagelung vorzunehmen, so wird um baldigste Mitteilung an das Büro der Arndt-Eiche ersucht, wo auch die noch freien Stunden des Tages zu erfragen sind. (...)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 24. Januar 1916
Bonner Stadttheater. Am Mittwoch geht zur Feier von Kaisergeburtstag Lessings „Minna von Barnhelm“ in Szene. Die Vorstellung findet in Reihe B statt. In Reihe A gelangt am Freitag das Kölner Volksschauspiel „Heimgesunge“ zur Aufführung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine große Handwerkerversammlung tagte gestern nachmittag im Hähnchen, der Reichstagsabgeordnete Chrysant und der Vorsitzende der Kölner Handwerkskammer, Obermeister Figge, beiwohnten. Obermeister Dalchow begrüßte die zahlreich Erschienenen, gedachte der fern im Feindesland streitenden Handwerker, und der Toten, die so manche Lücke in der Versammlung erklärten, ehrte die Gefallenen und kam dann kurz auf die Arndt-Eiche in Eisen zu sprechen. Seine Worte klangen aus in ein freudig aufgenommenes Hoch auf den Landesherrn und unser tapferes Heer.
Herr Wallenfang legte dann den Zweck der Arndt-Eiche klar. Auch für das Handwerk gelte es, zu zeigen, daß es in Dankbarkeit der Kämpfer draußen und der Not der Zurückgebliebenen gedenke. Vorgesehen zur Nagelung ist eines der vier Brustschilder, es soll in der Mitte die Aufschrift tragen „Das Bonner Handwerk“. Rundum innerhalb des Namens des Schildes schlägt dann jedes Handwerk einen eigenen Nagel mit seinem Namen ein.
Reichstagsabgeordneter Chrysant legte dann näher auseinander, weshalb nicht das organisierte Handwerk und die Innungen auf dem Schild genannt sind, sondern allgemein das Bonner Handwerk. Es gelte alle Handwerker für die schöne Sache, auch die abseits der Organisation stehenden, zu begeistern, doch will er die Handwerkskammer Köln auch auf dem Schild verewigt sehen. Obermeister Figge hielt den Standpunkt für richtig, will ihn in der Kammer vertreten und hofft ihn durchzuführen. Schlossermeister Kofferath stimmte dem bei und erwähnte, daß auch viele Bonner in Köln den „Boor“ benagelt hätten. Dann traten die Vertreter der einzelnen Handwerker auf und es gingen die Zusicherungen zum Vorsitzenden, Schmiede, Schlosser, Metzger, Bäcker alle mit mehrfachen Hundert; andere folgten und auch nicht organisierte, abseits stehende Meister gaben gute Kunde. Jedenfalls wird das Bonner Handwerk mit einem namhaften Beitrag sich beteiligen.
Der Vorsitzende der Handwerkskammer, Herr Figge, sprach seine Freude über die stattliche Versammlung und seine Genugtuung über den Burgfrieden aus, der diese einzigartige Versammlung beseelte. Einigkeit und Zusammenschluß müsse die Parole für das Handwerk sein. Seit 15 Jahren walte die neue Handwerkergesetzgebung, die das Handwerk vom Meister bis zum Lehrling von Grund auf reformierte. Die Erfahrungen in dieser Zeit wären gute; das Handwerk habe sich gewaltig gehoben und bei allen Ständen an Ansehen gewonnen. Redner geht dann näher auf den Zeitpunkt ein, als der Krieg Volk und Land und besonders das Handwerk überraschte. Da hätte Aufklärung und Beruhigung unter die Handwerker getragen werden müssen. Bei den dann einsetzenden Kriegslieferungen habe es sich leider gezeigt, daß das Handwerk nicht auf der Höhe war. Er habe viel gesehen, Erlaubtes und Unerlaubtes, und habe aus seiner Erfahrung mithelfen können, daß den Drohnen das Handwerk gelegt wurde. In hochinteressanter Weise sprach Redner dann über Gespräche, die das Handwerk betrafen, mit höchsten und hohen Stellen. Darauf seien die Erfolge gekommen; für 3 – 400.000 Mark sei[n]en Aufträge unter die Handwerker des Kammerbezirks vergeben worden. (...) In Zukunft sei es für auf Heereslieferungen reflektierende Handwerker notwendig, sich genossenschaftlich zu organisieren. Nur eine Genossenschaft können die Verpflichtungen übernehmen, eintretende Fehlschläge abwehren und der Militärverwaltung die verlangte Sicherheit bieten. Auf den Segen einer Genossenschaft in interessanten Einzelbeispielen eingehend, fordert Redner von allen Handwerkern genossenschaftlichen Zusammenschluß, um dem Handwerk dauernde und gewinnbringende Arbeit zu sichern.
Auf die Unterbringung der Kriegsbeschädigten kommend, fordert Redner volle Unterstützung dieser Tapferen, die ihre Gesundheit für das Deutschtum geopfert. Neben den Kriegsbeschädigten kommen aber auch die Meister zurück, die Geschäft und Handwerk aufgeben mußten, die nichts mehr vorfänden, was ihre Existenz ausmachte. Ernste Sorge müsse alle bewegen, um diesen Leuten wieder zu ihrer Existenz zu verhelfen, um weiter alles wieder nach Friedensschluß ins alte Geleise zu bringen. Aufwärts müsse das Handwerk streben, Achtung sich in jeder Beziehung verschaffen. „Wer Achtung genießt, hat Brod“.
Reichstagsabgeordneter Chrysant gedenkt der großen unvergänglichen Verdienste des alten Praktikers, des immer so freudig in die Zukunft blickenden Kammervorsitzenden Frigge. Redner geht auf die Heeres- und Staatslieferungen ein und kann die Versicherung abgeben, daß das Handwerk für diese Lieferungen in Zukunft gebührend berücksichtigt werde. Auch Herr Chrysant hält es für unbedingt erforderlich, innerhalb der Innungen Genossenschaften zu bilden, um Lieferungen zu erhalten und auszuführen. Die Genossenschaft ebene alle Wege und sichere den Erfolg; sie allein bringe wirtschaftliche Erfolge und dieser kitte und einige besser wie alles andere.
Obermeister Dalchow bemerkte zum Schluß, daß die Bonner Schneider-Innung allein 50.000 Mark Löhne an Arbeiten für die Heeresverwaltung im letzten Jahre ausgezahlt habe.
Zu dem Unglücksfall, der sich, wie bereits in der Sonntagsnummer berichtet, am Samstag abend am Alten Zoll ereignete, wird uns noch mitgeteilt, daß der verunglückte Fuhrmann Christian Neitzert erst seit zwei Tagen in dem Fuhrgeschäft von Joh. Winterscheid in Beuel beschäftigt war. Der Verunglückte war 42 Jahre alt, unverheiratet und erst vor wenigen Tagen zugereist.
Das Pferd, das so schwer verletzt wurde, daß es getötet werden mußte, hatten einen Wert von 2500 Mark; es war nicht versichert.
Gestern wurde die Unfallstelle den ganzen Tag über von der Bürgerschaft aufgesucht. Von der großen Heftigkeit, mit der das Pferd gegen die steinerne Brüstung anrannte, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man sieht, daß die massive Steinbrüstung mehr als 3 Meter breit herausgerissen und in die Tiefe geschleudert wurde. Merkwürdigerweise hat das Fuhrwerk, das mit Briketts beladen war, wenig gelitten.
Der Russe, der neben dem Fuhrmann auf dem Bock saß und noch rechtzeitig vor dem Absturz des Wagens absprang, hat nur geringfügige Arm- und Beinverletzungen davongetragen.
Verkehr mit Brotgetreide und Mehl. Wie der Vorsitzende des Kreisausschusses in der heutigen Nummer unseres Blattes bekanntmacht, dürfen die im Landkreise Bonn anerkannten und fürs ganze Jahr zugelassenen Selbstversorger in der Zeit vom 1. Februar bis 15. August 1916 nur noch 9 Kilogramm Brotgetreide oder 7,2 Kilogramm Mehl für den Monat und für den Kopf der Wirtschaftsangehörigen verwenden. Dieser Bestand ist sofort auszusondern und getrennt aufzubewahren, während der übrige Vorrat alsbald an die Läger des Kommunalverbandes abzuliefern ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 25. Januar 1916
Kaisergeburtstag. Am Donnerstag, 27. Januar, sind für die Glieder der evangelischen Kirchengemeinde Bonn Festgottesdienste in der Kirche am Kaiserplatz und in der Kirche in Poppelsdorf. Beide Festgottesdienste beginnen um 10 Uhr. Für die ganze Monarchie ist eine Kirchenkollekte angeordnet, deren Ertrag dem Kaiser zum Besten der Kriegswohlfahrtspflege übergeben werden soll. Die Gottesdienstordnung wird gedruckt den Kirchenbesuchern am Eingang überreicht werden.
Besondere Festgottesdienste finden ferner, gleichfalls um 10 Uhr beginnend, in der Münsterkirche und in der altkatholischen Kirche sowie um 10¼ in der Synagoge statt. An diesen Festgottesdiensten beteiligen sich die Garnison, die Verwundeten der hiesigen Lazarette, die Behörden und die Vereine des Kreis-Krieger-Verbandes mit ihren Fahnen.
Der Kreis-Krieger-Verband Bonn-Stadt wird sich nach den Gottesdiensten im Gasthof zum Kronprinzen sammeln und denn gegen 1 Uhr zur feierlichen Benagelung der Arndt-Eiche auf den Münsterplatz marschieren.
In den Schulen fällt der Unterricht am Kaisergeburtstag selbstverständlich aus. In den Volksschulen wird der Geburtstag des Kaisers klassenweise gefeiert, die höheren Schulen versammeln ihre Klassen zu gemeinsamen Feiern, die beim Königlichen Gymnasium Mittwoch nachmittag 3 Uhr in der Aula der Anstalt, beim Städtischen Gymnasium und Realgymnasium Mittwoch nachmittag 5¼ Uhr in der Aula des Gymnasiums, bei der Städtischen Realschule Mittwoch nachmittag 3 Uhr in der Aula des Städtischen Gymnasiums stattfinden.
Die Universität begeht, wie alljährlich, den Geburtstag des Kaisers um 12 Uhr mit einem Festakt in der Aula, bei dem Herr Professor Becker, der Vertreter der orientalischen Sprachen und Geschichte, die Festrede halten wird.
Von Kommersen, Festessen usw. wird heuer natürlich abgesehen. Stattdessen werden, dem eigenen Wunsche des Kaisers entsprechend, von Einzelpersonen und Vereinen „Gaben der Liebe zur Linderung der durch den Krieg geschlagenen Wunden“ dargebracht werden. Gelegenheit dazu bieten die Bonner Volksspende und die „Arndt-Eiche in Eisen“. Die Bonner Volksspende, die den hiesigen Vaterländischen Vereinigungen die für ihre Wirksamkeit so dringend nötigen Geldmittel zuführen muß, wird zum Geburtstage des Kaisers eine besondere Sammlung abhalten, und an der Arndt-Eiche sollen mit der Benagelung die für die Bonner Kriegswitwen und -waisen bestimmten Summen aufgebracht werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Arndt-Eiche. Die Bonner Metzger-Innung hat für die Arndt-Eiche 300 Mk. bewilligt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Unsere Schuljugend vor der Arndt-Eiche. Recht sinnig und eindrucksvoll verlief die Festfeier, die von den sämtlichen Oberklassen der Bonner Volksschulen gestern nachmittag unter großem Zudrang der Bevölkerung von nah und fern auf dem Münsterplatz veranstaltet wurde. Sie war ein würdiger Auftakt zu der Nagelung an der Arndt-Eiche, durch sämtliche Schulkinder des Stadtbezirks, die mit dem heutigen Montag ihren Anfang nimmt und sich hinziehen wird bis gegen Ostern. Von allen Seiten zogen kurz vor 4 Uhr die einzelnen Klassen unter dem Geleite ihrer Schulfahnen heran und vereinten sich vor dem Kriegsmal in bestimmter Ordnung zu einem Gesamtbilde, das unter der Gunst des Himmels in freundlichem Sonnenlichte und durch die formenreiche Umgebung des Münsterplatzes höchst malerisch wirkte. Wohl an 2000 Knaben und Mädchen scharten sich um den eisernen Vater Arndt, um vor diesem großen Freunde der deutschen Jugend das Gelöbnis der Treue zu Kaiser und Vaterland abzulegen und kundzutun, wie auch sie recht eifrig teilnehmen wollen an dem Liebeswerke vaterstädtischer Kriegsspende. Unter Lehrer Habbigs umsichtiger Leitung erklangen die vaterländischen Lieder sehr wirkungsvoll; es war ein rechter Genuß, so viele hundert frische Kinderstimmen in einheitlichen mehrstimmigen Weisen vereint zu hören. Mächtig wirkte vor allen das altniederländische Dankgebet, das in Wort und Weise so weihevoll und wuchtig der ernsten Kriegszeit sich anpaßt. In angenehmem Wechsel mit diesen Liederspenden brachten mehrere Schüler und Schülerinnen der evangelischen Karlschule, der Heerstraßenschule und der Münsterschule tiefempfundene Dichtungen zum Vortrag, die gleichfalls von Arndts begeisterter Vaterlandstreue durchweht waren. Was die Festfeier bezwecke und das Kriegsmal bedeute, das legte Schulrat Dr. Baedorf mit markigen Worten in seiner Festrede klar. Im Hinblick auf das bevorstehende Geburtstagsfest Sr. Majestät führten seine Darlegungen die aufmerksame Jugend über zu einer begeisterten Huldigung für den Kaiser und sein tapferes Heer, die uns nach bisherigen schweren Kämpfen zum glücklichen Endsiege und damit zur dauernden Friedenswohlfahrt geleiten möchten. Es traten nun von jeder Schule einzelne Knaben vor, die einen großen Eisennagel mit dem Namen der betreffenden Schule einschlugen, um den sich dann späterhin die kleineren Nägel der übrigen Kinder gruppieren werden. Die Vertreter der Vaterländischen Vereinigungen der Stadt Bonn, Rechtsanwalt Dr. Schumacher II und Stadtverordneter Baumeister Schmitt dankten dem Herrn Schulrat und der Lehrerschaft für die prächtig verlaufende Kundgebung der Schuljugend und ihrer regen Förderung der städtischen Kriegswohlfahrtspflege.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 26. Januar 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Die Freude an unserem Bonner Kriegswahrzeichen mehr sich mit jedem Tage, und die Einnahmen werden allmählich immer größer. Zurzeit – also fünf Wochen seit der Einweihung – beträgt die Gesamteinnahme bereits über 20.000 Mark. Am vergangenen Montag betrug die Tageseinnahme 1.011 Mark; gewiß ein überaus erfreuliches Ergebnis.
Ein reizendes Bildchen war es am vergangenen Sonntag, als an der einen Seite der Eiche zwei kleine Kinder im Alter von etwa 2 Jahren mit Unterstützung ihrer Mutter ihren Nagel einschlugen, während an der anderen Seite ein 88jähriger, aber noch rüstiger Greis mit wallendem weißen Barte seinen Nagel in den Stamm der Eiche einschlug mit den vernehmbar gesprochenen Worten: Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte. [...]
Der Bonner Lazarettzug ist gestern nachmittag von seiner 25. Fahrt in Bonn eingetroffen. Nachdem ein Teil der mitgebrachten Verwundeten in die hiesigen Lazarette gebracht worden war, ist der Zug nach Andernach und Koblenz weitergefahren.
Die Lichtspiele der Woche. In Bonner Lichtspielen werden in dieser Woche die Dramen „Mein ist die Rache“ und „Judaslohn“ sowie die Lustspiele „Auf Hoheits Fürsprache“, „Gefüllte Karpfen“ und „Der Schirm des Anstoßes“ gegeben. Von den übrigen Filmen ist vor allem die Aufnahme des Einzuges der Deutschen in Warschau zu nennen.
Im Metropol-Theater wird der vierte Film der bekannten Filmdarstellerin Maria Carmi-Vollmöller vorgeführt: „Die rätselhafte Frau“, Tragödie in fünf Akten. Ferner sind zu nennen das Lustspiel „Seine schwache Seite“ und der Abenteuerfilm „Das Kind in der Leopardenhöhle“.
Das Viktoria-Theater bringt in diesen Tagen als besonderes Zugstück das dreiaktige phantastische Filmspiel „Marionetten, Pierrots und Kolombinchens Abenteuer“, außerdem eine Reihe anderer Filme.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Im Kriegskinderheim auf Hoheneich [in Endenich] sind annähernd 45 Kinder bis zu vier Jahren in voller Pflege, darunter eine hohe Zahl im Säuglingsalter. Außer der Leiterin und ihrer Schwester sind fünf junge Damen und zwei Angestellte unausgesetzt mit der Körperpflege der Kinder und der Versorgung ihrer Wäsche usw. tätig. Der Gesundheitszustand der Kleinen ist recht befriedigend. Kinderchen, die schon seit Beginn des Krieges gepflegt werden, gedeihen zur Freude der Pflegerinnen vortrefflich. Trotz vieler Opfer wird die Sorge um die Beschaffung der täglichen Bedürfnisse immer größer. Bisher gelang es mit annähernd 20 Mark für das Kind und den Monat die nötigsten Kosten zu bestreiten, jetzt muß aber mit größeren Ausgaben gerechnet werden. Der Dank der Väter wird durch viele Karten aus den Schützengräben rührend ausgedrückt. Man möge das Kriegskinderheim nicht vergessen, wenn in diesen Tagen zum Geburtstag des Kaisers die Herzen und Hände sich zu Taten der Liebe öffnen.
Verlängerung des Inventurausverkauf-Verbots. Das bisher nur für den Monat Januar erlassene Verbot der Veranstaltung von Inventur- und Saison-Ausverkäufen in Web- und Wirkwaren aller Art, weißen Wochen und ähnlichen Veranstaltungen, bei denen herabgesetzte Preise angekündigt werden, wird, wie „Der Konfektionär“ mitteilt, in unveränderter Weise auch für den Monat Februar verlängert. Um eine Aussprache über die zu dem Verbote geäußerten Wünsche der Detaillisten herbeizuführen, findet in den ersten Tagen des Februar im Reichsamt des Inneren eine Besprechung statt, zu der die beteiligten Kreise Einladungen erhalten haben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Metallablieferung. Um vielfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen, werden zukünftig auf Antrag die unentgeltlich zur Verfügung gestellten Gegenstände in den Wohnungen abgeholt. Die Besitzer, die unentgeltlich Gegenstände an den Reichsmilitärfiskus abtreten, werden daher gebeten, dieses durch Postkarte „an den Herrn Oberbürgermeister zu Bonn, Rathaus“, mitzuteilen. Die Abholung erstreckt sich jedoch nur auf die unentgeltlich zur Verfügung gestellten Gegenstände. Bei den gegen Bezahlung abzuliefernden Gegenständen kann ein Abholen nicht erfolgen, da in den Uebernahmepreisen die Ueberbringungskosten enthalten sind.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Der „Deutsche Frauendank 1915“ bittet bei Gelegenheit von Kaisersgeburtstag auch seiner Sammlung zu gedenken, da die Spende noch keine genügende Grundlage bildet für eine ausreichende Beihilfe zur Berufsbildung der Kinder von Gefallenen und Kriegsteilnehmern der Stadt Bonn. Neun Zehntel der gesamten Summe stehen zu diesem Zweck dem Arbeitsausschuß zur Verfügung, der auch das Kapital angreifen darf. Gaben nimmt entgegen die Deutsche Bank am Kaiserplatz auf Konto „Deutscher Frauendank 1915“ Elisabeth Korff.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 27. Januar 1916
Kaisergeburtstagsfeiern. Das königliche Gymnasium vereinigte gestern nachmittag in der Aula der Anstalt seine Lehrer und Schüler zu einer Kaisergeburtstagsfeier, an der auch zahlreiche Angehörige der Schüler teilnahmen. Die Feier wurde eingeleitet mit Richard Wagners Kaisermarsch, der von dem Musikverein des Gymnasiums mit rhythmischem Schwung und guter Klangwirkung gespielt wurde. Es folgten Gedichtvorträge durch Schüler der verschiedenen Klassen. Die gewählten Gedichte waren sämtlich der gegenwärtigen großen Zeit angepaßt, die Vortragenden brachten die darin behandelten Stoffe recht klar zum Ausdruck. Auch der Schülerchor trat zweimal auf, er sang ein altniederländisches Gebet für das Vaterland und später Waltharis „Für Kaiser und Reich“. Die Festrede hielt dann Herr Oberlehrer Kentenich. Er wies darauf hin, daß man diesem Geburtstage des Kaisers, dem zweiten im Weltkrieg, mit viel größerer Gewißheit das stolze Bewußtsein haben dürfe: wir haben obgesiegt über eine Welt von Feinden, die uns erniedrigen, unsern Staat vernichten wollten. Eine deutsche Volkskraft habe sich in diesem Kriege geoffenbart, die niemand vorher geahnt hätte. Diese Volkskraft werde durch große Führer in die richtigen Bahnen geleitet, und der oberste Führer, nicht nur dem Range nach, sondern viel mehr auch der Tat nach, sei unser Kaiser. Der Kaiser habe nicht auf den Krieg hingearbeitet oder eine Weltherrschaft angestrebt, dennoch sei es sein Verdienst, daß die deutsche Wehrmacht ausgebaut wurde und dadurch so gewaltige Erfolge errungen werden konnten. Ferner habe der Kaiser das deutsche Wirtschaftsleben gefördert, die Lage der unteren Volksschichten gehoben, Wissenschaft, Kunst und Technik begünstigt und auch die Partei, und Bekenntnisgegensätze zu mildern verstanden. Zum Kaisergeburtstage wolle man geloben, nach dem Vorbilde und im Sinne des Kaisers jeden persönlichen Vorteil dem Wohl der Gesamtheit unterzuordnen und mit allen Kräften, selbst mit Einsetzung von Blut und Leben, an der Durchführung der großen Aufgaben Deutschlands mitzuwirken. Mit großer Begeisterung wurde das Kaiserhoch, daß die Rede abschloß, aufgenommen und dann zum Schluß der Feier die Nationalhymne gesungen.
Das Städtische Gymnasium und Realgymnasium feierte gestern nachmittag 5¼ Uhr mit zahlreich erschienenen Gästen den Geburtstag unseres Kaisers in der Aula der Anstalt. Das Schülerorchester hatte in Webers Jubelouvertüre und Mendelssohn-Bartholdys „Kriegsmarsch der Priester aus Athalia“ eine glückliche Wahl getroffen und trug beide Stücke wirkungsvoll vor. Der Chor hatte sich mit seinen Liedern dem Geist der Stunde angepaßt und fand selbst mit dem altvertrauten „Gebet nach der Schlacht“ und „Lützows wilde Jagd“ begeisterten Beifall. Die von den Schülern vorgetragenen Gedichte waren alle aus unserer großen Zeit herausgewachsen. Die Festrede hielt Herr Oberlehrer Professor Sommer über die Wurzel unserer Kraft. Aus Geschichte und Gegenwart bewies er, daß das Geheimnis unserer Stärke nicht in dem von unseren Feinden so vielgeschmähten Militarismus oder in unserer Organisation liegt, sondern in der sittlichen Kraft unseres Volkes. Diese aber ist herausgewachsen aus dem Verhältnis von Staat und Gesellschaft, wie es die Hohenzollern in Preußen-Deutschland gestaltet haben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kaisers Geburtstag.
Flaggenschmuck von den staatlichen und städtischen Gebäuden sowie von zahlreichen Häusern der Bürgerschaft künden äußerlich den hohen Festtag, den das deutsche Vaterland heute begeht. Mehr noch zeigt sich in allen Schichten der Bevölkerung, daß man mit Herz und Hand des Geburtstages unseres Kaisers und Königs gedenkt. Der hochherzige Wunsch des Kaisers, seinen Geburtstag dadurch zu feiern, daß wir unserer Krieger, der verwundet oder beschädigt aus dem Felde heimgekehrten Helden und ihrer Angehörigen gedenken, und die Mittel stärken, die erforderlich sind, um alle die von dem großen Weltringen unmittelbar oder mittelbar betroffen werden, vor leiblicher Not zu bewahren, ist auch in Bonn auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Sammlungs-Ergebnisse werden dies zweifellos durch die Höhe der Summe bekunden. Wir können unserem Kaiser, der als einer der edelsten Friedensfürsten unserem Volke den Krieg mit allen seinen furchtbaren Wirkungen ersparen wollte, keine schönere Geburtstagsfreude bereiten, als daß wir alle am heutigen Tage ein besonderes finanzielles Opfer für alle Volksgenossen erbringen, die von den Kriegswirren am härtesten betroffen sind. Wir entsprechen damit nicht nur dem Wunsche, den unser Kaiser zu seinem Geburtstage ausgesprochen hat, sondern erfüllen damit auch einen Zoll der Dankbarkeit, den wir unserem Volk in Waffen und dem obersten Kriegsherrn schulden. [...]
Wir Erwachsenen, die wir den weltbewegenden Ereignissen ernster gegenüberstehen, als unsere Kinder, wir wissen, daß zu Beginn des Krieges, wo die Grenzen unseres Vaterlandes von Feinden ringsum bedroht waren, das von dem eisernen Kanzler geschaffene Reich von dem eisernen Willen Wilhelms II. in Not und Tod verteidigt wurde, und seine unerschütterliche Tatkraft und sein scharfer Blick für die zu berufenden militärischen Führer die Sturmwellen der Riesenheere unserer Feinde zerschellen ließ.
Wir danken dies dem Kaiser, indem wir auch hier im Rheinland, in unserem schönen Bonn, dem sich dank der raschen Entschlusskraft unseres Kaisers und der Umsicht seiner genialen Führer kein Feind nahen konnte, indem wir heute und für die weitere Dauer des Krieges jeder an seinem Teile dazu beitragen, daß die Einwirkungen des Krieges durch Wohlfahrtsbestrebungen aller Art nach Möglichkeit gemildert werden. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtischer Butterverkauf. Am Freitag nachmittag um 3 Uhr beginnt der Verkauf ausländischer Butter im Hofe Franziskanerstraße 8 a (Eingang nur von der Rathausgasse aus). Das Pfund kostet wie bisher 2,80 Mark. Das Brotbuch gilt als Ausweis. Die abzugebende Menge richtet sich nach der Kopfzahl der Familie. (Siehe Anzeige)
Bügel-, Näh- und Servierkurse veranstaltet der Interkonfessionelle Hausfrauenbund auch in diesem Jahre wieder. Die Beteiligung an diesen Kursen, die sich schon früher großen Anklanges erfreuten, ist in der jetzigen Kriegszeit unbeschäftigten Frauen und Mädchen, sowie Dienstboten zur Weiterbildung ganz besonders zu empfehlen.
Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe wird seine allwöchentliche Kochkistenvorführung diesmal wegen des Festtages nicht Donnerstag, sondern Freitag, den 28. Januar, nachmittags 4-6 Uhr, in der Beratungsstelle am Hof abhalten. Bei der großen Bedeutung, die die Kochkiste in dieser lebensmittelknappen Zeit gewonnen hat, kann der Besuch dieser Vorführungen nicht warm genug empfohlen werden. Um die Kenntnis sparsamen und doch nahrhaften Kochens möglichst zu verbreiten, beabsichtigt der Ausschuß demnächst auch die fettlose Küche praktisch vorzuführen und hält stets gut ausprobierte Rezepte für Kriegsküche, vor allem für die noch viel zu wenig bekannten Eintopfgerichte, zur Verfügung. Es ist jedem anzuraten, von diesen Einrichtungen möglichst weitgehenden Gebrauch zu machen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 28. Januar 1916
Zur Erinnerung an das hundertjährige Bestehen des Königlichen Oberbergamtes haben die Steinkohlenbergwerke des linksrheinischen Niederrheins dem Oberbergamt für den Sitzungssaal des Dienstgebäudes zwei von Prof. Max Fleck – Berlin gemalte lebensgroße Portraitbilder Kaiser Wilhelms II. und König Friedrich Wilhelms III. zum Geschenk gemacht. Da die Kriegszeit eine größere Feierlichkeit verbietet fand heute am Geburtstage Sr. Majestät die Uebergabe der Gemälde durch die Herren Vertreter der Bergwerksindustrie mit einer Ansprache des Herrn Bergwerksdirektors Pattberg von der Zeche Rheinpreußen statt. Als Vertreter ihrer Werke hatten sich noch eingefunden die Herren Bergassessor a. D. Dr. Ing. Klemme von Zeche Wilhelmine Mevissen, Bergwerksdirektor Brenner von Zeche Friedrich Heinrich, Bergwerksdirektor Bergassessor a. D. Hornung und Bergassessor a. D. Jungeblodt von den deutschen Solvaywerken, Bergassessor Etzold von der niederrheinischen Bergwerks-Gesellschaft und Bergwerksdirektor Röcken von der zeche Diergardt. Herr Berghauptmann Krümmer übernahm mit dem Ausdruck des Dankes die Gemälde für die königliche Behörde, deren Sitzungssaal durch dieses Geschenk einen weiteren schönen Schmuck erhalten hat. – Nach dieser Feier vereinigten sich die Mitglieder des Oberbergamtes mit den Herren der Bergwerksindustrie zu einem Zusammensein in der Lese- und Erholungsgesellschaft.
Ballons französischer Herkunft abliefern. Am 23. ds. Mts. wurde hier in der Alexanderstraße ein Ballon mit daranhängenden Zeitschriften französischer Herkunft, welche jedoch in deutscher Sprache abgefaßt und überhaupt auffallende deutsche Abzeichen tragen, gefunden. Es liegt im Interesse der Landesverteidigung, wenn solche Ballons mit möglichst vollständigem Anhang sofort der nächsten Militärbehörde oder Polizeiverwaltung abgegeben werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Arndt-Eiche in Eisen hatte gestern naturgemäß einen starken Zuspruch. Außer vielen Einzelpersonen waren es mehrere Vereine, die am Denkmal zur Nagelung erschienen. Eichenblätter schlugen u. a. noch am gestrigen Tage ein der Zweig-Verein Bonn des Bundes Deutscher Militäranwärter, der Bonner Zweig-Verein des Preußischen Beamten-Vereins, der Architekten- und Ingenieur-Verein Bonn, das Rekruten-Depot I des Inf. Reg. 160.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 29. Januar 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Die Tageseinnahme an Kaisers Geburtstag betrugen 1450 M. U. a. besuchte auch das Rekrutendepot I des Infanterie-Regiments Nr. 160 das Wahrzeichen, die Benagelung durch das Depot brachte 289,50 M. Die Gesamteinnahme ist inzwischen auf annähernd 26.000 M. gestiegen.
Für den nächsten Sonntag sind wieder verschiedene Vereine angemeldet. Vormittags 11 Uhr wird der Männer-Gesangverein Grau-Rheindorf zur Nagelung erscheinen. Mittags 12 Uhr hält der Verband der katholischen Jugendvereine eine Kaisergeburtstagsfeier und feierliche Nagelung an der Arndt-Eiche ab. Nachmittags 4 ¾ Uhr wird der Bonner Männer-Gesangverein in feierlicher Weise die Nagelung seines Schildes vornehmen. Nachmittags 6 Uhr erscheint der Vorstand der Schützengesellschaft St. Sebastian in Bonn-Endenich zur Nagelung.
Da die Nachfrage nach Eichenblättern eine sehr rege ist, ist nun auch mit dem Verkauf der Federn der Adlerflügel begonnen worden. Diese sind zu verschiedenen Preisen, nämlich zu 100, 150 und 200 M. zu haben. Nähere Auskunft wird an der Arndt-Eiche selbst erteilt.
Eine Sammlung für das bulgarische Rote Kreuz durch die Handelskammer zu Bonn bei den in ihrem Bezirk ansässigen Firmen hat die Summe von 5666 Mark ergeben. Diese Summe ist an den Deutschen Hilfsausschuß für das bulgarische Rote Kreuz mit den Zeichnungslisten abgesandt worden. Es ist darauf ein Dankschreiben mit dem Ausdruck der besonderen Freude über das reiche Ergebnis der Sammlung, die neben anderen Sammlungen zu demselben Zweck in dem Regierungsbezirk Köln einherging, eingegangen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Frühlingszeichen im Januar. Hartmonat heißt der Januar wegen der grimmigen Kälte und der harten Frostnächte, die er in der Regel sonst zu bringen pflegt.
So wie der diesjährige Januar sich bislang gezeigt hat, verdient er diesen Namen diesmal nicht. Nicht, daß in den Vorgärten der Fremdling „Genista Japonika“ der rankende Strauch, und im Durchstich der Bahn vor dem Kottenforste der russische Ginster, der stachelige, daß beide prächtig hellgelb blühen, auch nicht, daß die Hasel ihre Kätzchen lang und gelb auszieht und daß Rosen und Brombeeren ihr Laub nicht abwerfen. Die ersten blühen unentwegt im härtesten Winter bei schärfstem Frost; die letzteren haben sich im milden Rheintale schon längst abgewöhnt, die Blätter abzuwerfen. Auch Schneeglöckchen zeigen sich oft sehr fürwitzig, wenn ihre Zeit noch gar nicht da ist. Aber zu den seltsamen Dingen gehört, daß Schneeglöckchen jetzt schon in voller Entfaltung blühen, daß Veilchen, die Ende März und Anfang April in volle Blüte stehen und duften, und daß Aprikosen blühen. Es blühen voll und prall in den Vorgärten die verschiedenen Arten von Schlüsselblumen; mit ihnen blühen die gefüllten Maßliebchen und ganz besonders freudig und farbenbunt die Stiefmütterchen. Und aus ihrem dunklen winterharten Laub leuchten hier und da die hellblauen Blüten-Sterne des Immergrün.
So blüht es; zum weiteren Blühen aber drängen sich schon mit mächtigen Knospen die Rhododendronbüsche, und zum Platzen, zum Aufbrechen dick und saftig stehen nicht wenige Birnbäume. In die Knospen treiben Apfel- und Kirschbäume in Garten und am Hang. Syringen, Maiblumen auch genannt, schlage aus, als wenn bereits das Mailüfterl wehte.
Sieht es so in den immerhin wärmeren Gärten im Stadtgebiete mit dem vorzeitigen Erwachen aus dem Winterschlafe aus, so bleibt auch der an sich kühlere Wald nicht zurück. Die Birken haben ihre Kätzchen wie der Haselstrauch vorgetrieben; Weiden aller Art sind im Begriff zu folgen. Die Ulmen am Berghang and am Wiesenrand sind mit einem blassroten Schimmer überzogen und die Rüstern in den Rheinanlagen machen es trotz der Schattenlage nach: die Knospen schwellen.
Im Walde, am Waldrande stehen im frischen Laub das kletternde Geisblatt und der Holunder. Als dritter im Bunde schickt sich der Schlehdorn an, seine Blüten zu öffnen. Und was der sonnige Waldrand kann, können auch die städtischen Anlagen. Ganze Gebüschgruppen, ganze Randstreifen leuchten hier schon in roten und gelben Blütenknospen und im frischen Frühlingsgrün. So am Rosenweiher im Hofgarten, im Baumschulwäldchen, an der Gronau.
Und tiefer im Boden regt sich’s auch; Lilien, Krokus, Skyla, Narzissen haben die schützende Erddecke durchstoßen und treiben zum Licht. Die Rasenflächen in den städtischen Anlagen und Gärten, die Wiesen werden grün. Vielfach waren die Gräser überhaupt nicht dürr geworden.
Alles treibt dem Frühling entgegen und – der ist doch noch so fern. Wohl liegen die Temperaturmittel weit über dem Durchschnitt, der dem Januar zukommt, aber wo ist das Licht? Das Licht, das zum Leben, zum Grünen und Blühen so notwendig! Regen und Nebel beherrschen die Erde und gar selten macht sich die Sonne.
Es ist noch allzu früh in der Zeit und unangebracht ist dieses Treiben, dieses Blühen im Januar, wie überlaute Fröhlichkeit in dieser Kriegszeit es wäre, da wird leider manche Hoffnung und manch junges Leben zerstört werden.
Da ist doch die Tierwelt, da sind doch die Vögel klüger. Noch schmettert kein Fink sein Lied und keine Amsel singt vor Tag und Tau. Bescheiden wohl zirpt ein hoffnungsfrohes Meischen sein: „De Zitt de kütt; de Zitt de kütt“ bei der Raupenschau und auch die Krähen setzen wohl gar einmal an einem besonders schönen Tage zu einem Hochzeitsfluge hoch in den Lüften an, aber es sind nur Ansätze. Noch ist es nicht die Zeit zum Freien und Blühen.[...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sammlung von Wollsachen und von geeignetem Lesestoff für die Truppen. Unsere Vaterländischen Vereinigungen treten an die Bürgerschaft erneut mit der Bitte heran, Wollsachen zur Versorgung unserer braven Truppen mit wärmender Unterkleidung abzuliefern. Dringend nötig sind: Aermelwesten, Brustschützer, Rückenschützer, Kniewärmer, Strümpfe, Leibbinden, Pulswärmer, Unterhosen, Unterjacken, Wollhemden, Kopfschützer. Vor allen Dingen werden aber zur Verarbeitung gern alte Westen, Mäntel und Decken angenommen. Gerade die letzten Gegenstände werden in den Frauen-Arbeitsstätten hergerichtet und bringen so armen Kriegerwitwen wieder einen angemessenen Verdienst. Wenn die Heeresverwaltung auch wärmende Unterkleidung in ausreichendem Maße zur Verfügung stellt, so ist es doch an vielen Plätzen nötig, über dieses Maß hinaus nachzuhelfen. Auch ist nach wie vor an der Front ein großer Mangel an geeignetem Lesestoff und die Vaterländischen Vereine bitten, auch hier helfend einzugreifen. In vielen Haushaltungen wird so manches überflüssige Buch stehen, was unsere tapferen Krieger an der Front über so manche schwere Stunde hinwegtrösten kann. Wollsachen und Lesestoff sind an der Sammelstelle der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft, Münsterplatz 1-3, abzuliefern. Es genügt jedoch auch eine Mitteilung durch Fernsprecher Nr. 175 oder durch eine Karte, dann werden die zur Verfügung stehenden Sachen gerne abgeholt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 30. Januar 1916
Kaiserfeier der Universität. Der Komponist der bei der Kaisergeburtstagsfeier der Universität gesungenen Festhymne für gemischten Chor ist Johann Georg Bratsch (1817-1887), ein Freund Spohrs und Hillers, der von 1850-1872 der hochangesehene Direktor der s. Z. einzigartigen Würzburger Musikschule war, neben einer größeren Reihe von hübschen Liedern mit Klavierbegeleitung auch Messen, Oratorien und größere Chöre verfaßte und als Kontrapunkt sehr geschätzt war. Der Tondichter des Liedes „Oh Deutschland hoch in Ehren“, der Engländer Pearson, verkehrte eifrig mit ihm. Die vom Bonner Männergesangverein vorgetragene Bearbeitung stammt von unserem hochverdienten Kapellmeister Herrn Heinrich Sauer.
Arndt-Eiche in Eisen. Der „Jägertisch“ im Hamburger Hof stiftete ein zweites Eichenblatt (100 Mk.) für die Arndt-Eiche.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Opfersinn. Dem Bahnwärter Daniel Rieck in Bonn, Dottendorferstraße 27, ist für die Festnahme eines entsprungenen russischen Kriegsgefangenen eine Belohnung zuteil geworden. Der Belohnte hat das Geld an das Rote Kreuz überwiesen.
Aus Kunst und Leben. Der Fliegeroffizier Eduard Böhme ist bei einem Fluge abgestürzt und tödlich verunglückt. Er war erst 22 Jahre alt, hat sich aber einen bekannten Namen durch seine glänzende Abwehr eines französischen Flugzeugangriffs auf die Stadt Freiburg i. Br. Erworben. Böhme brachte damals zwei der feindlichen Flugzeuge zum Absturz, während das andere schleunigst entfliehen mußte. Wie der Bericht der Obersten Heeresleitung vom 26. September 1915 bekanntgab, erhielt Böhme damals sofort das Eiserne Kreuz Erster und Zweiter Klasse. – Böhme ist in Bonn kein Unbekannter. Er landete vor längerer Zeit mit seinem Flugzeug hier und fand freundliche Aufnahme bei Herrn Gastwirt Johann Rieck. Ein Bild Böhmes und der beiden abgeschossenen Flugzeuge ist im Schaufenster unserer Geschäftsstelle ausgestellt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 31. Januar 1916
Der Bonner Männer-Gesang-Verein hat gestern nachmittag die feierliche Nagelung eines für 500 Mk. erworbenen Schildes an der Arndt-Eiche in feierlicher Weise vorgenommen. Nach einigen Chorvorträgen hielt der Vorsitzende des Vereins, Herr Justizrat Meyer, eine Ansprache, die den Zweck des Bonne Kriegsmals darlegte und mit einem begeistert aufgenommenen Kaiserhoch schloß. Alsdann wurde das mit gesammeltem Goldgeld erworbene Schild an der Eiche befestigt. Außerdem beteiligten sich die einzelnen Mitglieder selbst noch sehr eifrig an der Benagelung der Arndt-Eiche.
Der 56. Provinzial-Landtag der Rheinprovinz wurde gestern nachmittag durch den Oberpräsidenten Frhrn. V. Rheinbaben im Ständehaus zu Düsseldorf eröffnet. Zum Vorsitzenden wurde wieder Oberbürgermeister Spiritus aus Bonn, zum stellvertretenden Vorsitzenden Graf und Marquis von und zu Hoensbroech (Schloß Haag) wiedergewählt. Der Landwirtschaftminister Frhr. von Schorlemer wohnte als Abgeordneter des Kreises Bernkastel der Eröffnung bei. An den Kaiser wurde folgendes Telegramm gesandt. „Seiner Majestät dem Kaiser und König: Eure Kaiserliche und Königliche Majestät haben vor wenigen Tagen zum zweiten Male in schwerer Kriegszeit Allerhöchstdero Geburtstag begangen. Die Wünsche, die die Rheinprovinz an diesem vaterländischen Festtage in tiefer Dankbarkeit erfüllte, wollen Euer Majestät Allergnädigst geruhen, von dem zu Düsseldorf vereinten Provinziallandtag der Rheinprovinz huldvollst entgegenzunehmen. Die Arbeit unserer diesjährigen Tagung gilt vor allem der Schaffung von Einrichtungen, die den heimkehrenden Kriegsteilnehmern die Wiederaufnahme der Friedensarbeit sichern und erleichtern sollen. Unsere Verhandlungen werden getragen sein von dem unerschütterlichen Vertrauen, daß es Eurer Majestät gelingen wird, unser Volk auch weiterhin zum Siege zu führen und auf den Sieg einen Frieden zu gründen, der den heimischen Gauen Sicherheit vor feindlichen Ueberfällen und dem deutschen Volke Raum und Gewähr gibt für die ungehinderte Entfaltung seiner wirtschaftlichen und kulturellen Kräfte. In dem Ringen um diesen Sieg und zur Sicherstellung der glückverheißenden Entwicklung des Vaterlandes werden Euerer Majestät alle Zeit getreuen Rheinländer, wie an der Front, so in der Heimat zu jedem Opfer an Gut und Blut bereit sein. Namens des Rheinischen Provinziallandtages Oberbürgermeister Spiritus, Vorsitzender.“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Volkskonzert. Im Saale des Bonner Bürgervereins hatten gestern abend die Lejührkräfte des Ziskovischen Konservatoriums ein Konzert veranstaltet, das aaußerordentlich gut besucht war. Klavier- und Violinwerke sowie Gesänge verschiedener Komponisten waren es, die die Damen Auguste Körschgen, Elvira Schmuckler, Henny Wolff und Herr Alfered Naef in meist recht schöner Form boten. Die Pianistin Fräulein Körschgen spielte zur Eröffnung des Abends eine Bravourstudie von Isidor Seiß mit Verständnis und zeigte ferner ihre erhebliche Technick an dem D dur-Militärmarsch von Schubert. Durch die zu starke Betonung der Kantilene wirkte das Henselt’sche Wiegenlied etwas aufdringlich. Weit besser gelang ihr die am Schluß des Konzerts gespielte E dur-Polonaise von Liszt. Fräulein Schmuckler spielte mit viel Empfinden fünf grundverschiedene Werke von Händel, Bach, Gluck, Hummel-Burmester und Wieniawsky. Mit der Wiedergabe der Faust-Fantasie des letztgenannten Komponisten erneuerte sie die angenehmen Eindrücke, die wir schon früher von der virtuosen Geigerin gewonnen hatten. Von Fräulein Wolff hörten wir Lieder von Schütt, Fleck, Schumann, Menzen, Cahnbley und Wirtz. Die Sängerin gab sich Mühe, den Komponisten zum Erfolge zu verhelfen. Die Darbietung des Liedchens „Draußen im Garten“ von Cahnbley zeigte die Anmut der Stimme und des Vortrags der Sängerin und die Geschmeidigkeit ihrer Kehle. Besonders im Piano gibt die Stimme einen süßen Klang, die Aussprache ist deutlich verständlich. Herr Naef beherrscht mit reiner Stimme von ansehnlicher Fülle und Kraft mühelos den Umfang von zwei Oktaven und verbindet damit eine gute Atemführung und korrekte Aussprache. Trotz des lyrischen Charakters der Stimme liegen dem Sänger Sachen mit dramatischen Akzenten auch gut, das zeigte sich am Schluß des Liedes „Nachtmarsch zum Schützengraben“ von Josten. Etwas Originelles bot er mit den weinig gehörten Liedern „Verklungen“, „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ und „Columbus“ von Rud. Bergh; dafür sei ihm gedankt. Als Begleiter machten sich Fräulein Alice Schmuckler aus Köln und Herr Dr. Bergh aus Godesberg am Flügel verdient. Die Zuhörer nahmen die Vorträge freundlich auf und brachten reichen Beifall dar.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)