Freitag, 1. Dezember 1916
Kriegsvortrag. Am heutigen Freitag, abends 8 ½ Uhr, wird im Hörsaal 9 der Universität der Rechtsanwalt Dr. Berg, Bürgermeister von Wesenburg in Mecklenburg, in einem öffentlichen Vortrag die Frage behandeln: „Bedeutet der Weltkrieg den Bankerott des Christentums?“ Der Redner, ehemaliger Korpsstudent, hat als Freiwilliger an den Kämpfen in Ostpreußen und Rußland, u. a. an der Schlacht in Masuren teilgenommen. Er hat später die Leitung eines Soldatenheims in Warschau übernommen und auch die übrigen Soldatenheime im Osten besucht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wichtig für Kriegsbeschädigte. Der Ausschuß für Kriegsbeschädigtenfürsorge Landkreis Bonn schreibt uns: „Es melden sich im Feuerwerks-Laboratorium Siegburg dauernd viele Kriegsbeschädigte persönlich zur Arbeitsannahme, ohne sich vorher bei der zuständigen Beratungsstelle für Kriegsbeschädigte ins Benehmen gesetzt zu haben. Das Feuerwerks-Laboratorium ist nicht imstande, jeden Kriegsbeschädigten einzustellen. Die Leute setzen sich nicht nur der unangenehmen Abweisung aus, sondern machen sich unnötige Reisekosten, wenn sie ohne schriftlichen Ausweis der Beratungsstellen kommen und ihnen deshalb stets der Anspruch auf Fahrpreisermäßigung verloren geht. Im allgemeinen werden nur noch solche Leute eingestellt, welche noch gebrauchsfähige Arme und Hände haben. Auch für Lungen- und Nervenkranke hat das Feuerwerks-Laboratorium keine Arbeitsgelegenheiten.“
Ueber Kriegslehren und Frauenfragen sprach Frau Schreiber-Krieger aus Berlin in den Gesellschaftsräumen des Weinrestaurants Schwarz vor einer zahlreich erschienenen geladenen Zuhörerschaft. Die Rednerin führte aus, wie die Frauen, zu Anfang des Krieges ihren Anteil an demselben im Dulden, Hingeben, Pflegen erblickten. Bald kam ihnen eine Ahnung von der enormen sozialen Arbeit, die durch die Frauen zu leisten sei, daß sie getan wurde, ist vor allem dem Einfluß der Frauenbewegung zu verdanken. Heute ruht die Last der Hälfte der gesamten Volkswirtschaft auf den Frauen. Der jetzt so vielfach erhobenen Forderung des Frauendienstjahres gesteht die Rednerin nur Wert zu als einer Zeit für die Hebung der körperlichen Wehrkraft. Sie sieht das Frauendienstjahr als geleistet an durch das Jahr vor dem Kinde. Eine wichtige, aus dem Krieg den Frauen erwachsende Aufgabe erblickt die Rednerin darin, daß diese in erster Linie es sein müssen, die nach dem Kriege die internationalen Fäden wieder anknüpfen müssen und dazu helfen, daß die Eigenart unseres Volkes auch bei den anderen verstanden wird. Dieser Krieg wird gegen die Seele eines Volkes von 40 Millionen Menschen geführt, die Frauen müssen die Achtung für die deutsche Seele wieder aufrichten. Die Kriegslehren haben auch in der Frage der Verheiratung der Lehrerinnen und Beamtinnen anders denken gelehrt. Es werden manche Härten bei Rückkehr der Krieger in die alten Berufe für die Frauen entstehen, wenn sie ihnen den Platz dafür zu machen haben. Mancher Lohndruck auf Frauenarbeit wird bitter gefühlt. Mit Dank ist es daher zu begrüßen, daß in das neugeschaffene Reichsarbeitsamt auch eine Frau berufen ist, um die Interessen ihres Geschlechtes zu vertreten. Das Deutsche Reich wird auch nach dem Krieg die Frauenarbeit brauchen, es wird kein Platz für müßige Frauen in Deutschland sein. Vielfach muß für eine bessere Vorbildung zur Ausbildung der Frau gesorgt werden, auch für die soziale Arbeit, in welcher vor allem gut geschulte, bezahlte Kräfte tätig sein sollten. Für ehrenamtliche Frauenarbeit wird trotzdem genügend Gelegenheit sich bieten. Hoffentlich werden dann auch die Frauen zu kommunaler Gleichberechtigung gelangen, und die Rechtsstellung für sie verbessert werden. – Die Zeit nach dem Krieg wird eine Fülle von Kontrasten, ernstester Kulturkämpfe bringen, nur selbständige, verantwortliche Mensche werden ihr gewachsen sein.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kein Papiermangel, nur höhere Papierpreise! Ein Teil der Papierfabrikanten und Papierhändler hat bei der Bemessung von Preisaufschlägen für Papierlieferungen das Maß, das hierbei als berechtigt anerkannt werden kann, weit überschritten. Im Publikum wie bei Behörden ist so die falsche Meinung erweckt worden, daß im Deutschen Reiche eine an Papiernot grenzende Papierknappheit herrsche. Einige Behörden und industrielle Körperschaften haben daraufhin öffentlich erklärt, die Erteilung von Druckaufträgen erheblich einzuschränken, was zur Folge hatte, daß sich bei vielen Buchdruckereien, die bisher ihren Betrieb noch aufrecht erhalten konnten, die Beschäftigung fast bis zum Stillstand vermindert hat, ohne daß den Uebelständen auf dem Papiermarkte abgeholfen worden wäre. Der Deutsche Buchdrucker-Verein und der Verband der Deutschen Vereine des Druckgewerbes und der Papierverarbeitung haben deshalb Veranlassung genommen, zu erklären, daß ein wirklicher Mangel an Papieren, die zur Herstellung geschäftlicher und behördlicher Drucksachen benötigt werden, nicht besteht und sich nur teilweise bei einzelnen Sorten eine gewisse Rücksichtnahme auf die Beschaffenheit mangels einzelner Rohstoffe notwendig macht. Für behördliche wie private Drucksachen-Verbraucher liegt sonach keinerlei Grund vor, in der Verwendung von Druckarbeiten sich Beschränkungen aufzuerlegen, die ihnen die Erfüllung ihrer amtlichen und geschäftlichen Aufgaben erschweren und für das ohnehin unter den Folgen des Krieges empfindlich leidende Buchdruckgewerbe von nachteiliger Wirkung sind. Eine Zurückhaltung in der Erteilung von Druckaufträgen ist umso weniger am Platze, als sich die Buchdruckereien bei der Preisfestsetzung für ihre Arbeiten, wie bekannt, mit ganz mäßigen Aufschlägen begnügen, die über das unbedingt Notwendige nicht hinausgehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 2. Dezember 1916
Unsinnige Gerüchte. Es wird die Behauptung verbreitet, die Verkäufe in den städtischen Verkaufsstellen und die Wochenmärkte würden wegen Gemüsemangels einstweilen eingestellt. Die Stadtverwaltung bezeichnet diese Gerüchte als durchaus unsinnig. Mithin ist es unnötig, Gemüse zu hamstern, wie es in der jüngsten Zeit geschehen ist.
Ueber die gegenwärtige Kartoffelversorgung sendet uns ein bekümmerter Bürger folgende „Schmerzensäußerung“: In der Stadt wird sehr geklagt über die schlechte Beschaffenheit der in den letzten zwei Wochen verkauften Kartoffeln. Fast alle sind erfroren, mindestens die Hälfte des Gewichts ist Abfall, geeignet für Schweinefutter, wandert in Bonn aber leider in den Ascheneimer. Kochen mit der Schale ist gar nicht möglich, weil alle Kartoffeln ohne Ausnahme angefault sind. Einsender dieser Zeilen hat in den letzten neun Tagen in sechs verschiedenen Geschäften gekauft, aber überall war die schlechte Beschaffenheit dieselbe. Es ist sehr zu bedauern, daß der ursprüngliche Plan nicht durchgeführt wurde, wonach jeder Bürger den ganzen Winterbedarf bis Mitte April von seinem bisherigen Händler kaufen konnte.
Dazu teilt uns der Leiter des städtischen Lebensmittelamts, Herr Beigeordneter Piehl, mit: Die Stadt hätte der Einwohnerschaft gerne den ganzen Winterbedarf auf einmal zur Verfügung gestellt, wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre. Es muß immer wieder betont werden, daß die Stadt auf die Menge und die Güte der ihr gelieferten Kartoffeln ganz ohne Einfluß ist, sie muß nehmen, was ihr von der Reichskartoffelstelle überwiesen wird. Im übrigen handelt es sich bei Frostschäden nur um vereinzelte Fälle und um wenige Tage. Die den Verkaufsstellen gelieferten Kartoffeln sind durchweg mit großer Mühe und sorgfältig verlesen worden, und wenn trotzdem hier und da eine angefrorene Kartoffeln mit verkauft wird, so ist das nur ein unglücklicher Zufall.
Deutscher Turnlehrer-Verein. Man schreibt uns: Wichtige Zukunftsaufgaben, deren Inangriffnahme nicht bis nach dem Krieg hinausgeschoben werden sollen, werden augenblicklich im geschäftsführenden Ausschuß und im Turnlehrer-Verband der Lösung entgegen geführt. Darüber, daß die Nichtberücksichtigung der körperlichen Ausbildung im Einjährigenzeugnis widersinnig ist, ist man sich allenthalben klar, deshalb beabsichtigt man die Feststellung des Turnstoffes für die im Zeugnis zum Einjährigen-Freiwilligendienst auszustellende Turnzensur. Bei Schülerversetzung soll die Turnzensur in Berücksichtigung gezogen und dem Ansehen des Turnunterrichts überhaupt eine neue Grundlage gegeben werden. Weiterhin ist in Eingaben an Staats- und Gemeindebehörden zu erwirken, daß zur Erhaltung und Erhöhung der Volkskraft die Vermehrung und zweckmäßige Einrichtung von Spiel- und Turnplätzen nicht länger hinausgeschoben werde. Diese Forderung ist umsomehr begründet, als der Krieg ganz besonders gezeigt hat, daß die körperliche Ausbildung der Jugend eine ausgezeichnete Vorschulung für den militärischen Dienst ist. Unter allen Umständen hat der Krieg aber offenbart, daß die Bereitstellung freier sachgemäß eingerichteter Plätze zu den allerdringendsten Forderungen gehört und mit allem Nachdruck zu erstreben ist. Unter der Devise: Getrennt marschieren, vereint schlagen! Erstrebt man ein planmäßiges Zusammenwirken aller Verbände, die es sich zur Aufgabe machen, die körperliche und sittliche Volkskraft und Volksgesundheit zu heben. Gemeinsame Stoßkraft und Zusammenwirken muß auch in der Erreichung von Turn- und Spielplätzen zum Ziele führen!
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Bonner Wirte, die warmes Essen an Gäste ausgeben, müssen bis zum 8. Dezember dem Lebensmittelamt Angaben über die Zahl ihrer Gäste machen, da eine Neuregelung der Kartoffelversorgung der Wirtschaften beabsichtigt ist. Wirte, die falsche Angaben machen oder den Meldeschein nicht rechtzeitig einreichen, erhalten keine Kartoffeln zugewiesen.
Die Zündholzpreise bleiben unverändert; es hat also keinen Zweck, zu hamstern
Hausschlachtung von Schweinen. Der Vorsitzende des Kreisausschusses Bonn-Land richtet an die Selbstversorger einen Aufruf, in dem er die Hoffnung ausspricht, daß sie den Bedürftigen und den Schwerarbeitern freiwillig einen Teil des aus den Hausschlachtungen gewonnenen Fleisches schenkweise oder gegen Entgelt abgeben. Zu diesem Zwecke sind in den Gemeinden besondere Fleischsammelstellen eingerichtet worden. Herr Landrat von Nell hat zum Gemeinsinn der Reichseingesessenen das zuversichtliche Vertrauen, daß sie in dieser ernsten Zeit, die jedem die Pflicht auferlegt, für den anderen einzustehen, freudig bereit sein werden, seiner Bitte zu entsprechen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sprachverein. Nächsten Dienstag, 5. Dezember, wir im Bonner Deutschen Sprachverein (im Kronprinzenhof, Bahnhofstraße) Justizrat Dr. Friedrichs, Düsseldorf, einen Vortrag halten über Ernst und Humor in der Juristensprache. Der zeitgemäße Vortrag dürfte für weite Kreise anregend und lehrreich sein. Der begabte Redner hat über einen ähnlichen Stoff schon in Köln unter großem Beifall gesprochen, hoffentlich findet er auch in Bonn zahlreiche Zuhörerschaft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 3. Dezember 1916
Der Absatz von Gemüsekonserven und Faßbohnen ist nach einer Bekanntmachung der Gemüsekonserven-Kriegsgesellschaft verboten. Den Fabriken ist zurzeit der Versand freigegeben. Hierdurch sind die Fabriken in der Lage, noch vor Eintritt des Frostes die Waren an die Orte zu versenden, für die sie bestimmt sind. Der Versand an die Abnehmer der Fabrikanten darf nur unter der Bedingung erfolgen, daß die Waren nicht an die Verbraucher gelangt, solange das Absatzverbot besteht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Schutz den Ziehhunden. Die Besitzer von Ziehhunden möchte ich auf die Polizeiverordnung aufmerksam machen, wonach diese Hunde in der letzten kalten Jahreszeit eine Unterlage und eine Decke haben müssen. Die armen Tiere liegen oft stundenlang zitternd und frierend vor Kälte ohne jede Unterlage auf dem Straßenpflaster. Frau Th. Sch.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Im Lazarett Beethovenhalle wird der M.-G.-V. Apollo am morgigen Sonntagnachmittag das Programm vom letzten Konzert in der Stadthalle zum Vortrag bringen. Herr Liebenstund, Sänger zur Laute, der wieder gesund ist, wird daselbst mitwirken. Herr Organist Dahm wird durch Orgelspiel das Orchester ersetzen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 4. Dezember 1916
Falsches Gerücht. Heute mittag war in Bonn das Gerücht verbreitet, Bukarest sei gefallen und über 40.000 Gefangene gemacht worden. Von amtlicher Stelle wurde uns mitgeteilt, dort sei nichts von einer solchen Meldung bekannt.
Eine Ausstellung von Arbeiten Verwundeter wird morgen vormittag im Laden, Stockenstrasse 3 eröffnet. Diese Ausstellung ist das vierte derartige Unternehmen in Bonn. Sie bietet, wie uns mitgeteilt wird, eine ganz besonders große Auswahl und gute Gelegenheit, geschmackvolle Geschenkgegenstände zu kaufen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fahnen heraus! Eine große Schlacht ist geschlagen: Mackensens und Falkenhayns Operationen führten zu einem großen Sieg nordwestlich Bukarests. Die Einschließung der großen Festung steht bevor. Unser Kaiser hat ob dieses bedeutungsvollen Erfolges feierliches Glockengeläute angeordnet. Die Siegesfreude über die gewonnene Schlacht am Argesul, die den Untergang des verräterischen Rumäniens nach sie ziehen dürfte, möge sich auch im Flaggenschmuck unserer Bürgerhäuser äußern. Die Flaggen sollen zugleich ein äußeres Zeichen des Dankes an unsere herrlichen Truppen und ihre großen Führer bedeuten, die nach unsagbar beschwerlichen Kämpfen in den transsilvanischen Gebirgsschluchten geradezu blitzartig Schlag auf Schlag in der Walachei die feindlichen Armeen bezwungen haben. Freude und Dank möge sich also im allseitigen Flaggenschmuck unserer Vaterstadt äußern.
Zentrumsversammlung. Es wird uns geschrieben: Die Versammlung der Vertrauensmänner der Zentrumspartei der Wahlkreise Bonn-Rheinbach, die gestern nachmittag im großen Saale des Bürgervereins stattfand, wurde von dem Reichstagsabgeordneten Chysant bei dicht besetztem Haus durch herzliche Willkommensworte eröffnet. Herr Parteisekretär Hensen berichtete über die Parteiorganisation sowie die Kassenverhältnisse in der Partei der Wahlkreise Bonn-Rheinbach, über die trotz Krieges günstiges zu sagen war. Inzwischen erschien Exz. Dr Spahn, der vom Vorsitzenden warm begrüßt, durch Ueberreichung eines herrlichen Blumenstückes geehrt wurde.
Exz. Dr. Spahn, von den Anwesenden begeistert begrüßt, ergriff nunmehr das Wort und sprach in fast zweistündigem Vortrage – leider nicht überall verständlich – über die politische Lage. Ausgehend von dem Umstande, daß er den Wahlkreis seit 26 Jahren vertrete und er sich stets freue, dem Wunsche entsprechen zu können, hierher zu kommen, sei er stets bestrebt gewesen, die Interessen des Vaterlandes, des Kreises und der Partei zu vertreten. Die politische Lage zu kennzeichnen, müsse man allerdings weit zurückgreifen, und da sei es seine Meinung, daß der Vertrag von Verdun nicht zum Glücke Deutschlands beigetragen habe. England, bemüht die Einkreisung Deutschlands zu bewirken, habe erst im Jahre 1905, als der innere Kulturkampf in Frankreich den Sieg des Laientums herbeigeführt habe, Erfolg gehabt, den Revanchegedanke neu aufleben zu lassen. Dann kam der Fall von Marokko, die Entwicklung unserer Marine und die darauf gefolgerte und dem Volke von der englischen Regierung vorgeredete Furcht, Deutschland könne England im eigenen Lande angreifen, die in dieser Zeit die politische Lage Europas verdüsterte; habe zu jener Zeit Frankreich nicht den Willen gehabt uns anzugreifen, so sei England bemüht geblieben, durch das Bündnis mit Rußland und Frankreich, das Deutsche Reich vollständig zu umklammern. Daß wir nach 1870 nie Feinde Frankreichs gewesen, daß wir keine Eroberungspolitik betreiben würden, wußten unsere Feinde, aber sie wußten auch, daß wir gerüstet den Dingen entgegensahen, die uns drohten. Redner beleuchtete die Tage vom 27. Juli bis 4. August 1914, wo Deutschland und Oesterreich das weiteste Entgegenkommen gezeigt hätten, den Frieden zu erhalten, die Feinde aber den schrecklichen Krieg heraufbeschworen hätten. Deutschland könne mit ruhigem Gewissen sagen, daß es an dem Kriege nicht schuld sei, aber England habe den Frieden nicht gewollt. Und heute, wo der Reichskanzler, trotz unserer günstigen Kriegslage, wiederholt zum Friedensschluß bereit gewesen wäre, da sei er nur stolzer Ablehnung begegnet. Die Meinungsverschiedenheit über den Standpunkt des Reichskanzlers betr. Belgien, seien unbegründet. Rational und wirtschaftlich soll Belgien unbehindert sein, aber staatsrechtlich müsse die Stellung Belgien den Friedensverhandlungen vorbehalten bleiben, und nie dürfe es ein Bollwerk Englands sein, das nicht nur Seegeltung zu Wasser, sondern auch an den Küsten Englands und Nordfrankreichs verlange. Die strittige Frage betr. Abtretung Elsaß-Lothringens ohne Belfort 1870 streifend, warnt Redner vor der allzufreien Erörterung der Kriegszielfragen und betont, daß die Technik des Stellungskriege, die Schlacht an der Somme uns vor neue Aufgaben gestellt haben. Geschütze, Munition und Verbrauch der letzteren seien ins Unermeßliche gestiegen, dabei sei man an maßgebender Stelle bewußt, daß unsere Feinde im Frühjahr an allen Fronten die größten Anstrengungen machen würden, Erfolge zu erzielen. Darum sei das vaterländische Liebesdienstgesetz eine Notwendigkeit, die wenn auch schwer, so doch erfolgreich sein werde. Nach Durchführung dieses Gesetzes sei es sicher, daß unsere Feinde einen Vorsprung nicht mehr haben würden. Mit dem nötigen Vertrauen würde es gelingen, damit herauszuholen, was herauszuholen sei. Vereinsgesetz, Erhöhung der Altersrente für die Wintermonate, der Belagerungszustand, die U-Bootfrage, die Ernährungsfrage sowie unser Bündnisverhältnis zu Oesterreich-Ungarn, worauf unsere Stärke mitberuhe, bilden den Schluß der großzügigen mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Rede.
Nachdem Herr Chrysant Dankesworte gesprochen, wird die Versammlung nach kurzer Diskussion um 7½ Uhr geschlossen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 5. Dezember 1916
Feierliches Siegesgeläut ertönte gestern mittag 12 Uhr von allen Kirchtürmen. Es galt dem Sieg der deutschen und verbündeten Truppen in Rumänien. Auch die von öffentlichen und privaten Häusern wehenden Fahnen gaben der Freude über den Waffenerfolg des Vierbundes Ausdruck.
Universität. Der Rektor, Geheimrat Ribbert, macht bekannt: Es besteht nicht die Absicht, die Universität zu schließen. Der Betrieb soll vielmehr, wenn auch vielleicht in beschränktem Umfange, aufrecht erhalten werden. Freiwillige Meldungen männlicher Studierenden auf Grund des neuen Gesetzes sind erwünscht, sollen aber nicht übereilt werden, damit jedem einzelnen die Beschäftigung zugewiesen werden kann, von der der Staat am meisten Nutzen hat. Weitere Mitteilungen werden erfolgen.
Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ in Lille. Soeben kommt die erfreuliche Nachricht aus Lille, daß von der von den Bonner Vaterländischen Vereinigungen betriebenen Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ der zweimillionste Heeresangehörige verpflegt worden ist. Die Inanspruchnahme der Stelle ist den ganzen letzten Monat hindurch überaus stark gewesen, durchschnittlich wurden 2600 Heeresangehörige täglich verpflegt. Die Bonner Kriegswohlfahrtspflege kann stolz darauf sein, eine so segensreiche Einrichtung zum Besten unserer Tapferen geschaffen zu haben.
Mitbürger! Werdet daher, soweit Ihr es noch nicht seid, Mitglieder der Bonner Volksspende, oder erhöht Eure Beiträge; denn je länger der Krieg dauert, desto größer werden die Lasten, die die Vaterländischen Vereinigungen zu tragen haben. Aber wir müssen auch unter dem Zeichen des Durchhaltens stehen und alles dazu beitragen, um die unbeschreiblichen Heldentaten unseres tapferen Heeres mit Liebe und Aufopferung zu vergelten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Jugendfürsorge. Nach einer neuen Verordnung, die wir heute abdrucken, verbietet der Gouverneur der Festung Köln den Jugendlichen, die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, das Rauchen auf der Straße, das Trinken alkoholischer Getränke, den Besuch von Wirtschaften, Lichtspielhäusern, Singspielhallen usw. Auch darf Wein, Bier, Branntwein, Zigarren und Streichhölzer an Jugendliche nur mit Erlaubnis der Eltern oder deren Stellvertreter abgegeben werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldbußen oder mit Haft bestraft.
Festgenommen. Vor etwa 14 Tagen wurden nachts aus einem Bienenstand des Bienenzuchtvereins in der verlängerten Dorotheenstraße annähernd 42 Zentner Zucker, sowie eine Anzahl Honigwaben gestohlen. Die Spitzbuben hatten ihre Beute, die einen Wert von etwa 2000 Mark hatte, mit Pferd und Wagen fortgeschafft. Jetzt ist es der Kriminalpolizei gelungen, den Haupttäter, einen fahnenflüchtigen Soldaten, sowie einen Stehbierhalleninhaber und Kolonialwarenhändler, der den Zucker gekauft hatte, festzunehmen. Der größte Teil des gestohlenen Zuckers war bereits an Händler und Privatpersonen verkauft worden; der Rest wurde von der Polizei beschlagnahmt. Die Ermittlungen über den Verbleib des veräußerten Zuckers sind im Gange.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schuhwerk mit Holzsohlen. Die Lehrpersonen sind von der Königlichen Regierung, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen angewiesen worden, in Anbetracht des herrschenden Mangels an Leder, insbesondere an Sohlenleder, in den Schulen die Zweckmäßigkeit des Tragens von Schuhwerk mit Holzsohlen darzutun.
Schulanfang um 9 Uhr. Der Gouverneur der Festung Köln hat angeordnet, daß an allen Volks- und höheren Schulen der Unterricht erst um 9 Uhr (statt wie bisher ½9 Uhr) beginnt. Diese Anordnung tritt in Bonn heute in Kraft. Die morgens ausfallende Unterrichtszeit wird nicht mittags nachgeholt, sondern der Unterricht um eine halbe Stunde verkürzt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 6. Dezember 1916
Ausstellung von Arbeiten der Verwundeten. Der hiesige Ausschuß für Kriegsbeschädigtenfürsorge hat wieder die in den hiesigen Lazaretten von verwundeten Kriegern angefertigten Arbeiten zum Verkauf ausgestellt, und zwar im Laden Stockenstraße 3. Gegen die früheren Ausstellungen hat nicht nur die Reichhaltigkeit, sondern auch die Güte der ausgestellten Waren wieder zugenommen, und es hat sich aus der Beschäftigung der Verwundeten, die ursprünglich nur dem Zeitvertreib diente, allmählich ein wirkliches Kunsthandwerk herausgebildet. Dabei schlagen nur die allerwenigsten Arbeiten in den Friedensberuf des betreffenden Verfertigers. Welcher Mann hätte sich z. B. vor dem Kriege mit seiner Stickerei, mit Teppichknüpfen oder dem Nähen von Flickendecken befaßt! Und doch sind gerade auf diesen Gebieten Stücke hergestellt worden, deren sich auch eine in Handarbeiten wohlgeübte Frau nicht zu schämen brauchte. Einen großen Raum nehmen wieder die verschiedensten Holzschnittarbeiten ein, sie sind durchweg sehr hübsch und sauber. Neu sind diesmal Spielwaren aus Holz, sie sind nicht nur dauerhaft, sondern auch gefällig gearbeitet und gewiß geeignet, Kinderherzen zu erfreuen. Die Kästen, Bucheinbände, Kissen, Decken, Pantoffeln, Knetarbeiten usw. lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig, überall ist außer der ausdauernden Mühe auch Sauberkeit und Geschmack zu erkennen, außerdem ist auch, wo es zweckmäßig ist, auf die praktische Brauchbarkeit jede Rücksicht genommen, so daß der Käufer an dem erworbenen Stück dauernd seine Freude haben wird. Außer kleineren und größeren Zeichnungen, Schattenrissen usw. bietet diese Ausstellung auch wirklich künstlerische Gemälde, eine Anzahl Landschaftsbilder und mehrere Charakterköpfe; ihr Verfertiger dürfte wohl ein Mann vom Fach sein, der während seines Bonner Lazarettaufenthalts die Kunst weiter pflegt. Die Ausstellung bietet reiche Gelegenheit, kleine und größere Weihnachtsgeschenke bequem und preiswert zu kaufen. Aus dem Erlös werden die verwundeten Soldaten, die auf all die Sachen so viel liebevollen Fleiß verwendet haben, etwas entschädigt und die Rohstoffe bezahlt, ein etwaiger Ueberschuß kommt der Kriegsbeschädigtenfürsorge zugute. Möge der Ausstellung ein guter Erfolg beschieden sein!
Geschäftsfreie Sonntage sind die drei nächsten Sonntage, die letzten vor Weihnachten. Die Ladengeschäfte dürfen an diesen Sonntagen bis 7 Uhr abends für den Verkauf offen gehalten werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Heilige Mann hat auch zu Kriegszeiten recht viel zu tun, denn er muß alle die Lazarette und Hospitäler besuchen, um dort den Verwundeten durch kleine Gaben etwas Freude zu machen. Da nun auch gar viele Paketchen mit kleinen Leckereien ins Feld gesandt werden müssen, um auch den Soldaten, die draußen für uns kämpfen, zu zeigen, daß ihrer in der Heimat gedacht wird, so nimmt es nicht Wunder, daß in manchen Familien die Bescherung nicht so reich ausgefallen ist, wie zu Friedenszeiten. Dazu kommt noch, daß die Preise für Aepfel, Birnen, Nüsse, Spekulatius, und wie all die Herrlichkeiten heißen mögen, in diesem Jahre so hoch sind, daß auch St. Nikolaus gezwungen ist, dem allgemeinen Ruf nach Sparsamkeit zu folgen. Aber die Kinder, die diesmal nicht so ganz auf ihre Rechnung gekommen sind, trösten sich damit, daß bald das Christkindchen zu ihnen kommen wird, das namentlich die Kinder in der Stadt immer reichlicher beschert als St. Nikolaus. Und kommendes Jahr, dann braucht der Heilige Mann hoffentlich nicht mehr in die Lazarette zu den Soldaten zu gehen, dann kommt er wieder zuerst zu den Kleinen, die ihn dann mit noch größerem Jubel als bisher empfangen werden.
Kino. Unsere Bonner Lichtspielbühnen erfreuen sich gegenwärtig eines starken Besuchs, namentlich aus den Kreisen der Fronturlauber. Alle Waffengattungen, Kämpfer zur See und Feldgraue, die sich von den Strapazen draußen erholen oder als Genesende hier weilen, kann man im „Kintopp“ beobachten. Aber auch aus der Bürgerschaft findet man alle Schichten dort vertreten. Neben den manchmal sehr auf Sensation gestimmten Kriminalfilmen, die jedoch häufig durch ihre scharfsinnige Kombination szenisch dem Auge oft Wertvolles bieten, sind die Aufnahmen von den Kriegsschauplätzen, das Manovrieren unserer Artillerie, das Leben im Schützengraben, das Auf- und Untertauchen unserer U-Boote, sowie die Naturaufnahmen von alpinen Landschaften u. v. a. auch für den ernsthaften Besucher sehenswert. Nicht minder sind die wissenschaftlichen Filme, wie die Gewinnung des Alkohols, die Entwicklung der Blumen in den Treibhäusern u. f. w. begrüßenswerte Darstellungen. Daß die lebende Photographie auch der klassischen Literatur dienstbar zu sein vermag, beweisen beispielsweise gegenwärtig die Lichtspiele im Stern durch die Verfilmung von Friedrich Hebbels „Mutter und Kind“. Wenn auch der psychologische Gehalt des Dichtwerks natürlich nicht ausgeschöpft wird, so wirkt in der szenischen Darstellung des Films dieses Hohelied der Mutterliebe doch in seinem ganzen sittlichen Ernst. Ebenso zeigt der große Charakterdarsteller Alwin Neuß im Metropoltheater, daß die mimische Kunst in der lebenden Photographie einen Bundesgenossen gefunden hat, der das Verständnis für die szenische Abwicklung in weitere Kreise zu tragen vermag. Das zunehmende Interesse, das sich der Film in Künstler- und Literatenkreisen erfreut, ist eine natürliche Folge dieser Erkenntnis.
Weihnachtsgebäck. In den hiesigen Bäckereien werden in der Zeit vom 12. bis 23. Dezember Printen verkauft, und zwar zum Preise von 1 Mark für das Pfund. Für jede Person ist ein halbes Pfund vorgesehen. Der Verkauf erfolgt gegen Abgabe des Abschnittes 135 der neuen Warenkarte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen. Der 19. Dezember ist der erste Jahrestag der Enthüllung unserer Arndt-Eiche in Eisen. Bis jetzt sind insgesamt 75.000 Mk. eingegangen. Wenn dies immerhin schon ein ansehnlicher Betrag ist, so ist er doch im Hinblick auf die großen und umfangreichen Aufgaben der Kriegswohlfahrtspflege nicht sehr hoch. Der geschäftsführende Ausschuß wendet sich daher im Anzeigenteil in einem Aufruf an die Bürgerschaft und ersucht um weitere Unterstützung. Wir empfehlen den Aufruf warmer Beachtung.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 7. Dezember 1916
Siegesglocken ertönten gestern abend gegen 8 Uhr wegen der Einnahme von Bukarest von allen Kirchtürmen.
Deutscher Sprachverein. Zum zweiten Wintervortrag waren die Vereinsmitglieder am Dienstag, 5. Dez., in den Kronprinzenhof eingeladen und zahlreich, darunter auch feldgraue Kameraden, versammelt. Der stellv. Vorsitzende, Pfarrer Dr. Richter, knüpfte an die jüngste Siegeskunde an; in bescheidenerem Maße stehen auch unsere Sprachvereine seit langem im Kampf mit inneren und äußeren Feinden, die an der Schönheit, Richtigkeit und Reinheit unserer herrlichen Muttersprache sündigen; noch lasse das Zeitungsdeutsch, das Primanerdeutsch, auch das Juristendeutsch manches zu wünschen übrig. Herr Justizrat Dr. Friedrichs aus Düsseldorf ging auf das letztere in seinem Vortrag über Ernst und Scherz im Juristendeutsch des näheren ein. [...]
Schikore. Die städtischen Gemüseverkaufsstellen verkaufen seit einigen Tagen auch belgischen Schikore, auch Bleichzüchorie oder Witloof genannt. Dieses leider bei uns noch wenig bekannte Gemüse bietet bei der jetzigen gemüseknappen Zeit eine angenehme Abwechslung. Der Verkauf aber ist verhältnismäßig noch sehr gering, so daß angenommen werden muß, die Zubereitungdieses Gemüses ist noch nicht genügend bekannt. Wir lassen daher hier einige Anweisungen folgen.
Schikore als Gemüse. [...]
Schikoresuppe mit Klößen [...]
Schikore-Salat [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Schulfeiern zur Einnahme von Bukarest. Der Berl. Lokalanz. Meldet: In den Schulen werden heute (Donnerstag) aus Anlaß des Falles von Bukarest Feiern stattfinden. Der Unterricht fällt aus. Hier in Bonn finden die Schulfeiern am Samstag statt.
Die Einbrecher sind noch fortgesetzt an der Arbeit. In den letzten Nächten stahlen sie in der Händelstraße Eßwaren und in der Haydnstraße Kleidungsstücke. In der Humboldtstraße wurde von Dieben ein Geldschrank erbrochen.
Kriegs-Weihnachten 1916. Die Vaterländischen Vereinigungen von Bonn richten in der heutigen Nummer unseres Blattes an die Bonner Bürgerschaft die herzliche Bitte, Geld und Gaben zu spenden, damit sie unseren tapferen rheinischen Kriegern draußen im Felde eine Weihnachtsfreude bereiten kann. Es sind rund 16.000 Soldaten, die beschert werden sollen, und außerdem sollen die bedürftigen Witwen und Waisen der Bonner Krieger durch eine Gabe erfreut werden. Die ganze Bürgerschaft muß sich einmütig an diesem Liebeswerk beteiligen, um so unseren wackeren Feldgrauen, von denen viele schon zum dritten Mal Weihnachten anstatt im trauten Familienkreise draußen bei Kanonendonner in Eis und Schnee verleben müssen, unseren Dank abzustatten. Ein großer Weihnachtszug wird die Gaben zu den Truppen bringen. Für die bedürftigen Witwen und Waisen der gefallenen Helden soll eine Weihnachtsfeier veranstaltet werden, mit der eine allgemeine Bescherung verbunden sein wird. Alle Liebesgaben werden an die Sammelstelle in der Rheinisch-Westfälischen Disconto-Bank am Münsterplatz bis zum 15. Dezember erbeten.
Pflaumenmus. Die gewerbsmäßige Herstellung von Pflaumenmus aus frischen und gedörrten Pflaumen ist verboten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bukarest genommen. Freudige Begeisterung ergriff gestern abend alle Herzen, als die Kunde eintraf, Bukarest sei genommen und Glockengeläute die Kunde weitertrug. Gewiß rechneten alle damit, daß der Fall von Rumäniens Hauptstadt nahe bevorstehe, daß aber das Schicksal dieser Festung so schnell besiegelt sein werde, wagte kaum einer zu hoffen. Um so größer daher die Freude über die neue glänzende Waffentat unserer und der mit uns verbündeten Truppen. Immer wieder aufs neue bestärkt wird unsere Zuversicht auf den endgültigen Sieg; immermehr bestärkt werden müssen wir dadurch noch im festen Durchhalten zu Hause hinter der Front.
Soldatenheim. Das dunkle Wetter am verflossenen Sonntag führte schon früh viele Feldgraue ins Soldatenheim Gesellenhaus, um dort bei einer guten Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen Zeitungen und Zeitschriften zu lesen, Briefe zu schreiben und gute Unterhaltung zu suchen. Schnell war daher auch abends der große Saal dicht besetzt. Mit reger Aufmerksamkeit folgten die Soldaten den einzelnen Darbietungen des reichhaltigen Programms, das als Bunter Abend frisiert, sich unter der geschickten Leitung des Herrn Klutmann „spielend“ abwickelte. [...] Wie wir hörten, soll das Soldatenheim am kommenden Freitag, dem katholischen Feiertag Mariä Empfängnis, abends wie am verflossenen Buß- und Bettag geöffnet sein. Es findet also nur Kaffeeausschank statt und zugleich wird Gelegenheit zum Schreiben und Lesen geboten sein. Eine Versammlung wird an diesem Tage nicht gehalten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 8. Dezember 1916
Wegen des katholischen Feiertages Maria Empfängnis erscheint an diesem Tag in Bonn nur die protestantisch orientierte Bonner Zeitung.
Wegen der Einnahme von Bukarest fällt in allen Bonner Schulen am morgigen Samstag der Unterricht aus.
Im Palast-Theater an der Meckenheimer Straße wird bis auf weiteres – am heutigen Freitag in zwei Vorstellungen – die Operette „Die keusche Susanne“ aufgeführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Samstag, 9. Dezember 1916
Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn.
Brot.
Die Brotzulage der Schwerarbeiter beträgt vom 17. Dezember 1916 ab höchstens 2 Pfund Brot, das ist ein halbes Brot wöchentlich. Für diejenigen Schwerarbeiter, die bisher eine Zulage von drei Pfund Brot (3/4 Brot) wöchentlich erhielten, tritt also eine Ermäßigung der Brotmenge um ein Pfund wöchentlich ein. In gleicher Weise wird die Brotzulage der Militärpersonen ermäßigt, sofern sie bisher eine Zulage von 3 Pfund (3/4 Brot) wöchentlich erhielten. Die übrigen Brotzulagen, namentlich die Sonderzulage der Schwerarbeiter von ¾ Brot wöchentlich, bleiben unverändert.
[...]
Fleisch und Fett.
Die Abschnitte der Reichsfleischkarte für die Zeit vom 10. bis 17. Dezember berechtigen zum Bezuge von je 25 Gramm Schlachtviehfleisch mit eingewachsenen Knochen oder je 20 Gramm Schlachtviehfleisch ohne Knochen. Beim Einkauf von je 25 Gramm Blutwurst und Leberwurst auf den Kopf der Bevölkerung ist für 50 Gramm Wurst ein Abschnitt der Reichsfleischkarte abzugeben.
An Butter und Margarine wurden in der kommenden Woche je 30 Gramm ausgegeben.
Kartoffeln.
In der kommenden Woche tritt eine Veränderung in der Ausgabe nicht ein.
Alle Haushaltungen, die sich Kartoffeln eingedeckt und dies bisher dem Lebensmittelamt nicht angezeigt haben, wird geraten, die Anmeldung nachzuholen, da Nichtanmeldung Bestrafung zur Folge hat.
[...]
Bekleidungsamt.
Mit Rücksicht auf das bevorstehende Weihnachtsfest sei nochmals darauf hingewiesen, daß es bei der seit Kriegsbeginn bestehenden Sperrung der Zufuhr von Rohstoffen für Gewebewaren im vaterländischen Nutzen unbedingt notwendig ist, die Beschaffung von Kleidungs- und Wäschestücken auf das notwendigste einzuschränken. Da in den Abendstunden auf dem Bekleidungsamte stets großer Andrang herrscht, ist es zweckmäßig, die Ausstellung und Abstempelung der Bezugsscheine möglichst in den Vormittagsstunden zu besorgen. An den drei Sonntagen vor Weihnachten am 10., 17. und 24. Dezember ist das Bekleidungsamt vormittags von 11½ - 12½ Uhr und nachmittags von 3 – 6 Uhr geöffnet.
[...]
Obst und Gemüse.
Durch die auffallend schlechte Beschickung des Marktes mit Gemüse war der Andrang zu den städtischen Verkaufsstellen erheblich größer wie früher. Die geringe Versorgung des Marktes erklärt sich durch die wesentlich höheren Preise, welche im Industriebezirke für Gemüse bezahlt werden. Die Nachfrage nach Schikore entsprach nicht den Erwartungen. Aepfel konnten nach wie vor nur in eingeschränktem Maße verkauft werden.
Milchversorgung.
Am 1. Dezember ist im Stadtkreise Bonn die neue Verordnung über die Milchversorgung in Kraft getreten. Es erhalten demnach in Zukunft Vollmilch nur noch Vollmilch-Frauen sowie Schwerkranke, Vollmilchvorzugsberechtigte. Zu den Vollmilchversorgungberechtigten gehören Kinder bis zum vollendeten 6. Lebensjahre, hoffende und stillende Frauen sowie Schwerkranke, Vollmilchvorzugsberchtigte sind Kinder von 7 bis 14 Jahren. Diese erhalten nur dann Milch, wenn der Bedarf der Vollmilchversorgungsberechtigten vollständig gedeckt ist. Der Altersnachweis für Kinder kann durch Vorlage des Hausstandsbuches oder andere amtliche Papiere erfolgen. Kranke haben eine ärztliche Bescheinigung auf vorgeschriebenem Formular vorzulegen. Personen über 70 Jahre sind von der Vorlage dieser Bescheinigung befreit. Bei hoffenden und stillenden Frauen genügt das Zeugnis der Hebamme.
Die neu eingerichtete Diensstelle des städtischen Lebensmittelamtes für die Milchversorgung befindet sich im Universitätsgebäude, Am Hof Nr. 1, gegenüber dem Schaffhausenschen Bankverein.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bonner Ferienkinder, 20 Knaben und 13 Mädchen, sind augenblicklich in Holland, und zwar in dem Kinderheim in Bergen aan Zee untergebracht. Den Kindern, die sich recht wohl und munter fühlen, sind eine Oberin, drei Pflegerinnen, eine Köchin, sowie zwei Dienstmädchen zur Pflege zur Seite gestellt. Eine Abbildung des Kinderheims ist in unserem Schaufenster zum Aushang gelangt.
Das Kriegsernährungsamt über die Hausschlachtungen. Auf eine Eingabe des Deutschen Fleischer-Verbandes über die Gefahr der zunehmenden Hausschlachtungen für die allgemeine Volksernährung hat das Kriegsernährungsamt erwidert, es habe veranlaßt, daß in allen Bundesstaaten der Verkauf von Schweinen über 120 Pfund an private Selbstmäster untersagt werde. Gleichzeitig sei angeregt, daß in geeigneten Fällen eine teilweise Abgabe von Fett bei der Genehmigung der Hausschlachtungen vorgeschrieben werde. Eine teilweise Fleischabgabe hätte schon bisher von den Kommunalverbänden herbeigeführt werden können. – Auf eine an das Kriegsernährungsamt gerichtete Anfrage hat dieses folgende Antwort erteilt: „Es ist nicht beabsichtigt, nach dem 1. Januar ein Verbot der Hausschlachtungen ergehen zu lassen oder Selbstversorgerschweine zu beschlagnahmen!“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Prangs Kölner Bühne im Dreikaisersaal hat am Mittwoch zum erstenmal eine Märchenvorstellung für Kinder, „Die Heinzelmännchen von Köln“, aufgeführt und sich damit den Beifall auch der Bonner Jugend erobert. Die lustigen Heinzelmännchen, über die ja jeder durch das bekannte Gedicht genügend unterrichtet ist, wurden leibhaftig vorgeführt, sie belohnten den braven Schneidergesellen Fritz für seine ihnen geleistete Hilfe reichlich und arbeiteten für ihn heimlich, sie straften aber den in jeder Beziehung schlechten Schneider Franz auch ganz gehörig. Das Theater war völlig ausverkauft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag,10. Dezember 1916
Der 9-Uhr-Schulbeginn, den der Gouverneur der Festung Köln für die Volksschulen angeordnet hat, soll der Ersparnis von Licht und Heizung dienen. Er dient aber auch der Gesundheit der Schulkinder, denen in der dunklen und kalten Jahreszeit bei den gegenwärtigen Ernährungsschwierigkeiten ein längerer Schlaf wohl zu gönnen ist. Namentlich die ärmere Bevölkerung wird die Wohltaten der neuen Einrichtung zu würdigen wissen.
Für die höheren Schulen ist kein 9-Uhr-Beginn angeordnet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Regelung der Kartoffelversorgung im Kreise Bonn-Land macht der Vorsitzende des Kreisausschusses in der vorliegenden Nummer bekannt, daß der Kartoffelerzeuger bis 31. Dezember 1916 und vom 1. März 1917 bis zum 20. Juli 1917 auf den Tag und Kopf bis 1½ Pfund Kartoffeln verwenden darf. In der Zeit vom 1. Januar 1917 bis 28. Februar 1917 darf der Erzeuger nur bis 1 Pfund Kartoffeln seiner Ernte für sich und für jeden Angehörigen seiner Wirtschaft verwenden. Näheres ist aus der Bekanntmachung zu ersehen.
Die Rechtsauskunftsstelle für Männer, die infolge Einberufung des Leiters einige Zeit ihre Tätigkeit einstellen mußte, ist von jetzt ab Montags abends von 7.30 Uhr bis 9 Uhr geöffnet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beuel, 9. Dez. Das hiesige Bürgermeisteramt richtet an die Gemeindeangehörigen die dringende Bitte beim Verbrauch von Lebensmitteln, ganz besonders aber beim Verbrauch von Kartoffeln die äußerste Sparsamkeit obwalten zu lassen, da die weitere Einfuhr von Kartoffeln unsicher sei.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der zweite städtische Volksunterhaltungsabend in diesem Winter findet Sonntag, den 17. Dezember, im Stadttheater statt. Es gelangen Volkslieder in abwechslungsreicher Ausführung zum Vortrag. Der Bonner Männergesangverein unter der Leitung des städtischen Kapellmeisters Herrn Sauer hat seine Mitwirkung zugesagt, Frau Grothe aus Köln wird Lieder für Sopran zu Gehör bringen, ferner ist ein Streichquartett und zum Schluß ein doppelt besetztes Soloquartett von Frauen- und Männerstimmen vorgesehen. Die am Vormittag 11½ Uhr stattfindende Generalprobe ist ebenfalls öffentlich (Eintritt 1,10 M.).
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 11. Dezember 1916
Die Allgemeine Ortskrankenkasse Bonn hat gestern vormittag im Hähnchen ihre Ausschußsitzung abgehalten. [...] Die Geschäftsjahre 1914 und 1915 waren für die Kasse ganz besonders günstig. Beim Kriegsausbruch rechnete man mit einer größeren Arbeitslosigkeit, als aber die ersten Stockungen überwunden waren, trat das Gegenteil, Mangel an Arbeitskräften, ein, sodaß die Krankenzahl und dadurch die Ausgaben für Krankengeld und Arzneien sich verringerten. Im laufenden Jahre 1916 hat sich das Bild aber schon wesentlich verschoben. Die Zahl der arbeitsunfähigen Kranken hat sich bedeutend erhöht. Auch andere Verhältnisse haben die Verhältnisse der Kasse ungünstig beeinflußt. [...] Die Preise für Arzneien und Heilmittel sind wieder ganz bedeutend gestiegen, bei einigen um das Mehrfache des vorherigen Preises. Die Aerzte haben sich aber den veränderten Verhältnissen angepaßt, sie sehen, wo es ohne Schaden für die Kranken möglich ist, von knappen und darum teuren Mitteln, etwa für die Volksernährung wichtigen Fetten, ab und verordnen gleichwertige wohlfeilere. Die Kasse mußte infolge der Steigerung der Lebensmittelpreise den Krankenhäusern eine Erhöhung der Pflegekosten zugestehen. Die Kranken in Krankenhäusern unterzubringen, macht keine Schwierigkeiten mehr. [...] Die Beitragseinnahmen der Kasse sind gestiegen, weil die Löhne in die Höhe gegangen sind und von der freiwilligen Weiterversicherung in erhöhtem Maße Gebrauch gemacht wird. Die Ausgaben werden durch die Einnahmen gedeckt, es wird aber, wie der Geschäftsführer betonte, nicht möglich sein, die Leistungen zu erhöhen, auch deshalb nicht, weil man nicht weiß, welche Anforderungen nach dem Kriege an die Kasse gestellt werden. [...]
Der „kupferne“ Sonntag war von schönstem Wetter begünstigt und brachte der Stadt einen außerordentlich regen Geschäftsverkehr. Namentlich die Landbevölkerung, die ja jetzt noch mehr als in normalen Jahren als kaufkräftig angesprochen werden darf, kam mit den verschiedenen Bahnen herein, um ihre Weihnachtseinkäufe zu machen. In allen Arten von Geschäften wurde denn auch viel verkauft, selbst in den Bekleidungsgeschäften trotz der einschränkenden Bezugsscheinbestimmungen. Auch manchen Wirtschaften und den Vergnügungsstätten kam der starke Landbesuch zugute.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Weihnachtsverkehr. Der gestrige erste geschäftsfreie Sonntag vor Weihnachten brachte bereits großen Verkehr in unsere Stadt. In den Hauptgeschäftsstraßen drängt sich namentlich in den Abendstunden eine vielhundertköpfige Menge, um die prächtigen Auslagen der Geschäfte zu besichtigen. Bei dem Besichtigen blieb es natürlich nicht, obwohl erfahrungsgemäß die beiden kommenden Sonntage vornehmlich zum Einkauf der Weihnachtsgeschenke vorgesehen werden. Viele Geschäfte waren stark von Käufern besucht, namentlich solche, die ihre Waren ohne Bezugsscheine abgeben können. Der Verkehr auf unseren Vorortbahnen war ebenfalls recht lebhaft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Bestimmungen über die Beschränkungen im Lichtverbrauch, frühzeitigen Ladenschluß etc. werden zweifellos eine ganz bedeutende Abnahme im Verbrauch von Gas und Elektrizität zur Folge haben. Alle Abnehmer haben nun bei den städtischen Werken eine ihrem jetzigen Verbrauch entsprechende „Sicherheit“ in bar hinterlegen müssen. Da durch die gesetzlichen Neuregelungen der Verbrauch wohl mindestens auf die Hälfte herabsinkt, dürfte es wohl ein billiges Verlangen der Konsumenten sein, wenn ihnen auch die Hälfte der hinterlegten Sicherheiten sofort zurückgegeben wird. Auch wäre es wünschenswert, wenn die Stadt sich darüber äußerte, wie sie sich den Verträgen über eine Mindestabnahme von Elektrizität gegenüber verhält. Die Möglichkeit, die abgeschlossene Menge zu verbrauchen, ist doch jetzt nach Erlaß der neuen Bundesratsverfügung ausgeschlossen. Ein Großkonsument.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Eine Weihnachtsbücherschau wird der Borromäusverein im großen Saale des Borromäushauses am Wittelsbacherring (Haltestelle der Elektrischen Linie 3) am Mittwoch, den 13. Dezember, eröffnen. Die Ausstellung soll, wie in früheren Jahren die Weihnachtsausstellung in den Räumen der Münsterbibliothek, der Beratung für die Weihnachtskäufe dienen; sie steht aber auf breiterer Grundlage, weil sie nicht allein Jugendbücher umfaßt, sondern vor allem eine vorzügliche Auslese der neuesten und besten Literatur für die heranwachsende Jugend und für Erwachsene bietet. Eine gediegene Auswahl ist bei dem heutigen überreichen Bücherangebot ohne Fachkenntnisse für den einzelnen außerordentlich schwierig und die Verantwortung den so Beschenkten, namentlich der heranwachsenden Jugend gegenüber nicht minder groß. Darum dürfte die Ausstellung höchst willkommen sein und das größte Interesse finden. Ein Besuch derselben dürfte sich auch deswegen verlohnen, weil er die gewiß erwünschte Gelegenheit bietet, zugleich die größte deutsche Buchorganisation und die zweitgrößte Sammelstelle für Soldatenlektüre in Deutschland kennen zu lernen. Geöffnet ist die Ausstellung in der Zeit vom 13. – 25. Dezember morgens von 10-12 Uhr und nachmittags von 3-6 Uhr. In den Oeffnungszeiten finden dauernd Führungen durch die Ausstellung statt; für eingehende Einzelberatung stehen die Herren des Generalsekretariats zur Verfügung. Auf Wunsch werden auch Bestellungen entgegengenommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 12. Dezember 1916
Lebensmittelversorgung. Die Teilnehmerzahl der städtischen Kriegsküchen hat sich weiter auf etwa 4000 erhöht. Die begehrteste Küche ist jetzt die in der Universität, sie zählt über 1200 Mittagsgäste. Die zweitgrößte Teilnehmerzahl hat die Poppelsdorfer Küche mit 966.
An Kartoffeln werden von nächster Woche ab fünf Pfund auf den Kopf abgegeben, daneben kann jeder noch fünf Pfund Steckrüben bekommen. Die Beschaffenheit der Kartoffeln wird jetzt, nachdem die Lieferungen der schlechten Knollen aus Pommern beendet sind, etwas besser. Es ist nicht zu vermeiden gewesen, daß ein erheblicher Teil der gelieferten Kartoffeln Frostschäden erhalten hat, das städtische Lebensmittelamt läßt aber die beschädigten Kartoffeln herauslesen. Noch immer werden über 200 Personen mit dem Verlesen der Kartoffeln und Unterbringung der guten Kartoffeln in den städtischen Lagern und Kellern beschäftigt.
Als besondere Weihnachtszulagen wird die Verwaltung, wie diese Woche schon, ein halbes Pfund seines Weizenmehls und ein halbes Pfund Printen auf den Kopf, zum Fest selbst noch Hasen und Kaninchen, natürlich nur in beschränkter Anzahl, ferner Mett- und Plockwurst, Speck und Schweineschmalz verteilen.
Das Lebensmittelamt ist bemüht, möglichst viel Fische für Bonn zu beschaffen. Es ist jedoch auffallend, daß der städtische Fischverkauf bisher nicht den erwarteten Zuspruch findet.
Die Kundenlisten für den Bezug von Fleisch, Fett und Eiern müssen von den Geschäftsinhabern aufgestellt und bis zum 20. Dezember dem Lebensmittelamt eingereicht werden.
Christfeier. Am Montag, 18. Dezember, ist in den Sälen des evangelischen Gemeindehauses in Bonn (Rathausgasse 2) zum dritten Male eine Weihnachtsfeier für verwundete Krieger aus den Bonner Lazaretten. Unvergeßlich waren die Feiern 1914 und 1915. Auch für das Jahr 1916 ist alles bestens vorbereitet. Zigarren und Zigaretten, auch Geldgaben zur Deckung der Unkosten für den gemeinschaftlichen Kaffee nimmt dankbar an der Leiter der Feier: Militärseelsorger Pfarrer Lorenz.
Weihnachtsgruß der Heimat an die Front. Neben dem Glückwunsch des Kaisers werden der Vaterländische Frauenverein und die ihm angeschlossenen Landesvereine in den nächsten Tagen eine Weihnachts-Feldpostkarte zum Verkauf bringen. Die mit einem weihnachtlichen Bildschmuck ausgestattete Karte soll als einmütige Kundgebung der Heimat den Dank an unserer tapferen Feldgrauen zum Ausdruck bringen. Die Karte trägt die handschriftlich wiedergegebene Widmung der Kaiserin: „ Meine innigsten Wünsche und Gebete begleiten diesen Gruß aus der Heimat an die tapferen Helden im Felde.“ Der Erlös ist für die Hinterbliebenen der im Felde Gefallenen bestimmt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Zigarren-Abschnitt-Sammelverein Bonn veranstaltet am kommenden Sonntag im großen Saale des Bonner Bürgervereins seine 40. Weihnachtsbescherung. 100 Kinder, deren Väter größtenteils im Felde stehen oder den Heldentod erlitten haben, und verwundete Soldaten aus hiesigen Lazaretten werden dank der Unterstützung von Bonner Bürgern beschenkt werden können. Bei der vorausgehenden Feier werden lebende Bilder gestellt, wobei der Münsterchor unter Leitung des Chordirektors J. J. Veith aus Bonn mitwirken wird. Ein zahlreicher Besuch dieser Veranstaltung, sowie die Ueberweisung von Spenden kann im Interesse des guten Zweckes, den der Verein verfolgt, nur wärmstens empfohlen werden. Näheres enthält die Anzeige in der vorliegenden Zeitung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Neueinstellung von Arbeitskräften. Zu den mannigfaltigen Verpflichtungen, die die Arbeitgeber bei der Neueinstellung von Arbeitskräften zu beachten haben, ist seit dem 6. Dezember dieses Jahres eine neue getreten. Niemand darf jemanden engagieren, der in der Kriegsindustrie, in der Land- und Forstwirtschaft, in der Krankenpflege, in kriegswirtschaftlichen Organisationen oder in Berufen oder in Betrieben, die für die Kriegsführung oder Volksversorgung in Betracht kommen, beschäftigt oder in den letzten zwei Wochen beschäftigt gewesen ist, wenn es sich um einen männlichen Deutschen im Alter zwischen 17 und 60 Jahren handelt, außer, wenn er vom letzten Arbeitgeber eine Bescheinigung beibringt. Zuwiderhandlungen werden bestraft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 13. Dezember 1916
Kolonialvortrag. Am 15. Dezember wird Herr Konsul Singelmann, der noch im ersten Kriegsjahre Belgisch- und Portugiesisch-Zentralafrika bereist hat, für die Deutsche Kolonialgesellschaft im Hörsaal 9 der Universität reden. (Siehe Anzeige) Der Vortrag verdient umso mehr die allgemeine Aufmerksamkeit, da anzunehmen ist, daß die besprochenen, durch Lichtbilder veranschaulichten Gebiete in unseren kolonialen Kriegszielen liegen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Einschränkung der Beleuchtung, die aus Kriegsnotwendigkeit angekündigt worden war, tritt nunmehr nach dem gestrigen Beschluß des Bundesrates mit Freitag, 15. d. M., in Kraft. Jede Art von Lichtreklame ist verboten. Als Lichtreklame gilt auch die Erleuchtung der Aufschrift von Namen, Firmenbezeichnungen usw. an Läden, Geschäftshäusern, Gast-, Speise- und Schankwirtschaften, Kaffees, Theatern, Lichtspielhäusern, wie überhaupt an sämtlichen Vergnügungsstätten. Die Beleuchtung der Schaufenster, der Läden und der sonstigen zum Verkauf an das Publikum bestimmten Räumen ist auf das unbedingt erforderliche Maß einzuschränken. Das gleiche gilt für Gast-, Speise- und Schankwirtschaften, Kaffees, Theater, Lichtspielhäuser, Räume, in denen Schaustellungen stattfinden, sowie für öffentliche Vergnügungsstätten aller Art. Die Polizeibehörden sind berechtigt, die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Die Außenbeleuchtung von Schaufenstern und von Gebäuden zu gewerblichen Zwecken ist verboten. Ausnahmen können von den Polizeibehörden zugelassen werden. Die dauernde Beleuchtung der gemeinsamen Hausflure und Treppen in Wohngebäuden ist nach 9 Uhr abends verboten. Die zuständigen Polizeibehörden sind berechtigt, Ausnahmen zu gestatten.
Die Polizeistunde. Gast-, Speise- und Schankwirtschaften, Kaffees, Theater, Lichtspielhäuser, Räume, in denen Schaustellungen stattfinden sowie öffentliche Vergnügungsstätten aller Art, sind um 10 Uhr abends zu schließen. Das gleiche gilt von Vereins- und Gesellschaftsräumen, in denen Speisen oder Getränke verabreicht werden. Die Landeszentralbehörden und die von ihnen beauftragten Behörden werden ermächtigt, für bestimmte Bezirke oder Betriebe und in Einzelfällen eine spätere Schließung, jedoch nicht über 11 ½ Uhr abends, zu gestatten.
Die elektrischen Straßenbahnen und straßenbahnähnlichen Kleinbahnen haben ihren Betrieb so weit einzuschränken, wie es sich irgend mit den Verkehrsverhältnissen vereinbaren läßt. Auch hier können die Aufsichtsbehörden die entsprechenden Anordnungen treffen.
7 Uhr-Ladenschluß am 1. Januar. Vom 1. Januar 1917 an sind alle offenen Verkaufsstellen um 7, Samstags um 8 Uhr abends zu schließen. Ausgenommen sind nur Apotheken und Verkaufsstellen, in denen der Verkauf von Lebensmitteln oder von Zeitungen als der Haupterwerbszweig betrieben wird. Den Tag des Inkrafttretens der Verordnung bestimmt der Reichskanzler. Zuwiderhandlungen der Vorschriften ziehen Geldstrafen bis zu 10.000 Mark oder Haft oder Gefängnis bis zu drei Monaten nach sich.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Für den Bezirk Poppelsdorf des Katholischen Frauenbundes Deutschlands spricht am Mittwoch, den 13. Dezember, abends 8¼ Uhr Herr P. Dositheus vom Kreuzberge über das Thema: „Deutsche Frau, mache dein Haus zum „Heim“, zur Pflegstätte häuslichen Glücks!“ Die Versammlung, zu der alle Frauen und Jungfrauen von Poppelsdorf eingeladen sind, findet im Saale von Frl. Tönnes, Clem-Ag-Str. 51a statt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 14. Dezember 1916
Kochvorschriften für Steckrüben. Die Knappheit der Kartoffel und die Notwendigkeit, sie zum Teil durch Kohlrüben zu ersetzen oder vielmehr zu strecken, hat den Kriegsausschuß für Volksernährung veranlaßt, eine Sammlung von wertvollen Kochvorschriften herauszugeben, die Fräulein Elise Hannemann aus dem Lette-Verein in Berlin bearbeitet hat. Die Vorschriften sind sehr leicht verständlich und werden mancher Hausfrau bei der Kartoffelknappheit wertvolle Winke geben. Einzelne Stücke kosten 13 Pfg. einschließlich Porto, bei größeren Mengen stellt sich der Preis für das Stück auf 8 Pfg. einschließlich Porto. Zu beziehen sind die Kochvorschriften beim Schriftführer des Kriegsausschusses für Volksernährung, Sanitätsrat Dr. Albert Moll, Berlin W. 15, Kurfürstendamm 45.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Beschlagnahme der Kohlrüben. Nach einer Bekanntmachung in der vorliegenden Nummer sind im Reiche vorhandenen Kohlrüben (Wruken, Bodenkohlrabi, Steckrüben) für den Kommunalverband beschlagnahmt, in dessen Bezirk sie sich befinden. Im städtischen Schlachthof an der Immenburgstraße ist eine Steckrüben-Ankaufsstelle eingerichtet worden, an die die Anbauer von Steckrüben im Stadtbezirk Bonn die beschlagnahmten Mengen bis zum 31. Dezember d. J. abzuliefern haben. Die Vorräte von Steckrüben sind bis zum 18. Dezember schriftlich anzuzeigen.
Zur Lebensmittelversorgung. In dieser Woche werden 30 Gramm Butter und 30 Gramm Fett (Margarine) abgegeben. In der Zeit vom 18. Dezember bis 1. Januar erhält jeder Bezugsberechtigte 5 Pfund Kartoffeln. Der Kartoffelpreis beträgt 5,50 Mark für den Zentner. Außerdem werden als Zusatz zu den Kartoffeln 4 Pfund Steckrüben abgegeben. Schwerarbeiter erhalten auf eine halbe Kartoffel-Zuatzkarte weitere 2 Pfund Kartoffeln und zwei Pfund Steckrüben. Der Zentner Steckrüben kostet ebenfalls 5,50 Mark.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Universität. Mit der heute erfolgten Immatrikulation des stud. med Erich Haberkamp aus Bochum, z. Zt. Vizewachtmeister der 6. Batterie des Res.-Feldart.-Regts. Nr. 59 im Felde, Sohn des Augenarztes Dr. Haberkamp in Bochum erreichte unsere Universität die Besucherzahl 5000.
Kundenlisten. Von sehr vielen Geschäften wird lebhaft Klage darüber geführt, daß die Kunden mit der Eintragung in die Kundenlisten sehr säumig sind. Da die neuen Kundenlisten bis zum 20. d. Mts. eingereicht sein müssen, wird den Geschäften die Arbeit durch das Eintragenlassen erst in den letzten Tagen sehr erschwert. Die Kunden mögen daher schon in den ersten Tagen in den Geschäften die Eintragung vornehmen lassen; dafür sind die betreffenden Lebensmittelkarten sowie der Umschlag mitzubringen. Auch diejenigen Kunden, die mit den Lieferanten nicht wechseln, müssen sich rechtzeitig neu eintragen und ihre Karten abstempeln lassen. Bisher konnte man jeden neuen Monat wechseln. Das ist jetzt anders geworden. Die neuen Kundenlisten gelten bis zum Ablauf der Lebensmittelkarten, also für drei Monate.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 15. Dezember 1916
Bei der Volkszählung am 1. Dezember d. J. betrug die Einwohnerzahl der Stadt Bonn, wenn man die zum Militärdienst Einberufenen mitzählt, rund 97.000 Personen. Bei der Volkszählung 1910 betrug die Einwohnerzahl 87.971, bei der 1906 81.971 Personen. Wenn man bei dem jetzigen Ergebnis berücksichtigt, daß zurzeit die Garnison einige Tausend Mann stärker ist als zur Friedenszeit, so ist doch andererseits in Betracht zu ziehen, daß ein großer Teil der Studierenden nicht anwesend war. Unter diesen Umständen kommt man immerhin zu dem Ergebnis, daß nach Friedensschluß unsere Einwohnerzahl voraussichtlich 96- bis 97.000 Personen betragen wird.
Soldatenheim. Der verflossene Sonntag brachte dem Soldatenheim im Gesellenhaus wieder viele feldgraue Besucher. Manche von ihnen sind gar „Stammgäste“ geworden, die keinen Unterhaltungsabend im Soldatenheim versäumen. Sicher sind sie auch das letzte Mal wieder auf ihre Kosten gekommen, an dem der Leiter des Abends, Herr J. Schröder, sofort „frischen Zug in die Kolonne“ brachte. Geboten wurden denn von verschiedenen Damen und Herren reizende Lieder- und Gedichtvorträge sowie ein recht humorvolles Theaterstück. Den Dank der Besucher sprach Leutnant Dahlmann in echt soldatischer Art aus.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Weihnachtsbaum mit einer Kerze. Man schreibt uns: In den Mitteilungen des Kriegsernährungsamtes fand sich die Anregung, man möchte in diesem Jahre bei dem bevorstehenden Fest mit Rücksicht auf die große Knappheit an Lichtern für den Weihnachtsbaum nur eine Kerze verwenden. Der Anregung lag auch der schöne Gedanke zugrunde, der Weihnachtsbaum mit nur einer Kerze würde sich als Symbol des Ernstes der Kriegszeit der Erinnerung unserer Jugend für ihr ganzes Leben einprägen. Leider kommt aber die Anregung in praktischer Beziehung zu spät. In allen Läden liegen Weihnachtskerzen in großen Mengen, wenn auch in verkleinerter Größe, zum Verkauf. Würde nun ganz allgemein die Anregung, den Baum diesmal nur mit einem Licht zu schmücken, Folge gegeben, dann würden erhebliche Mengen von Weihnachtslichtern unverkäuflich bleiben, die für den täglichen Gebrauch kaum verwendbar sind. Eine wesentliche Ersparnis würde also kaum erzielt werden. Es ist daher zu bedauern, daß man den Gedanken einer Einsparung von Kerzen beim Weihnachtsfest nicht schon vorher durch eine Einschränkung der Erzeugung verwirklicht hat. Das Ergebnis wäre dann eine tatsächlich sehr erhebliche Ersparnis an den zur Herstellung von Kerzen verwendeten Rohstoffen gewesen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Lebensmittelverkauf. In der Woche vom 17. bis zum 23. Dezember d. Js. dürfen in denjenigen Geschäften, die als Verkaufsstellen städtischer Lebensmittel bezeichnet sind, abgegeben werden: Gegen Warenkarte Nr. 137 Kochf. Gemüsesuppe mit Teigwareneinlage, 138 Teigwaren, Weizenmehl (Auslandsware), 140 Marmelade (Sorte 3), außerdem unter Anrechnung auf die Fleisch- oder Fett- und Warenkarte 141 Speck, 142 Schmalz.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 16. Dezember 1916
Zur Gemüseversorgung. Für die Zeit, in welcher das Frischgemüse knapp zu werden beginnt, also die Monate Februar, März und April wird den Gemüsezüchtern dringend angeraten, die vorhandenen Bestände an Krauskohl, Rosenkohl, Breitlauch und anderen Arten, die hier im Freien überwintert werden können, zu schonen bzw. für diese Monate zurückzuhalten. Wie wir hören, werden die Richtpreise für derartige Gemüse ganz beträchtlich erhöht werden.
Ueber die Polizeistunde in Bonn sind auch gestern noch keine näheren Bestimmungen eingetroffen. Einstweilen gilt also der allgemein angeordnete 10-Uhr-Schluß auch für Bonn.
Der Speisezettel der Bonner Kriegsküchen für nächste Woche lautet:
Montag: Graupensuppe mit Kartoffeln.
Dienstag: Steckrüben mit Kartoffeln.
Mittwoch: Wirsing mit Kartoffeln und Rindfleisch:
Donnerstag: Rote Möhren mit Kartoffeln und Salzfleisch.
Freitag: Gemüsesuppe mit Einlauf.
Samstag: Butterkohl mit Gemüse und Fleischwurst.
Sonntag: Schmorbraten mit Rotkohl und Kartoffeln.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wucherpreise. Hiesigen Hausfrauen wird gegenwärtig von einem Soldaten Butter angeboten, die angeblich aus Belgien stammt. Er verlangt für das Pfund 9,50 Mark. Trotz dieses hohen Preises fand die Butter reißenden Absatz. Von anderer Seite wird Butte sogar für 12,50 Mark und 15 Mark angeboten. Um diesem schamlosen Treiben ein Ende zu bereiten, wäre es ratsam, die Verkäufer auf dem nächstbesten Polizeirevier zur Anzeige zu bringen.
Durchsammeln der Kartoffelbestände. Bei den Frösten des Monats Oktober sind zahlreich Kartoffeln angefroren, die bei der Ernte nicht besonders ausgeschieden werden konnten, da die Ernte mit allen Mitteln beschleunigt werden mußte, um die Kartoffeln vor weiteren Frostschäden zu schützen. Jetzt müssen alle Bestände ausnahmslos durchgesammelt werden, um die mit Fäulnis behafteten Kartoffeln zu entfernen. Die Minister der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten ordnen daher an, daß zum Durchsammeln der Kartoffeln geeignete Schulkinder auf Antrag beurlaubt werden müssen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schulanfang. Der Vorschlag in Nr. 7971 Ihres Sprechsaals wegen späteren Schulbeginns der Fortbildungsschulen verdient ernstliche Beachtung. Ich frage mich nur: Warum sollen an der Wohltat des späteren Schulanfangs, die den Volksschulen beschert ist, nicht auch die Schüler der höheren Schulen teilnehmen? Gilt nicht auch für sie, was ich neulich in der Weser-Zeitung gerade von einem Bonner ausgeführt fand? „Ueber allen Fleiß, über alles Wissen muß uns die Gesundheit der Kinder gehen. ... Was an Nahrung weniger, das an Schlaf mehr. Kein Schulkind sollte morgens vor 9 Uhr in der Schule sein müssen.!“ Eine Freundin der Jugend.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Bekanntmachung betreffend der Ersparnisse von Brennstoffen und Beleuchtungsmitteln ist im Anzeigenteil dieser Nummer veröffentlicht. Trotzdem hatten gestern abend doch schon alle Lokale pünktlich die Anordnung befolgt, da sie immerhin bereits bekannt geworden war.
Bekleidungsamt. Auf die Anfrage bezüglich des Verkaufs von Taschentüchern teilt die Reichsbekleidungsstelle in Berlin mit, daß alle Taschentücher frei sind, die aus den in Nr. 13, 14, 15 und 15a der Freiliste genannten Stoffe hergestellt sind.
Da es sich hauptsächlich um Taschentücher aus undichten Kleiderstoffen handelt, so wird bemerkt, daß unter undichten Kleiderstoffen solche zu verstehen sind, bei denen der lichte Zwischenraum zwischen den Kettfäden ebenso oder mehr beträgt wie die Dicke der Kettenfäden und zugleich der lichte Zwischenraum zwischen den Schußfäden ebenso groß oder größer ist, wie die Dicke der Schußfäden.
Es wird nochmals darauf hingewiesen, die Regelung der Bezugsscheine möglichst in den Vormittagsstunden zu besorgen, da in den Nachmittagsstunden der Andrang auf dem Bekleidungsamt sehr groß ist.
Am Sonntag, den 17. und 24 Dezember ist das Bekleidungsamt von 11 ½ - 12 ½ Uhr und von 3 bis 6 Uhr geöffnet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 17. Dezember 1916
Ueber seine Reiseerlebnisse in Mittelafrika hielt Freitag abend der frühere portugiesische Konsul Singelmann aus Braunschweig den Mitgliedern und Freunden der Kolonialgesellschaft und einiger anderer Vereine einen fesselnden Lichtbildervortrag. Der Vortragende hat seine letzte Afrikareise im April 1914 angetreten und noch während des Weltkrieges fortgesetzt. Er zeigte zunächst Bilder von der portugiesischen Hafenstadt Funchal, die vor kurzem zweimal von unseren Ubooten besucht worden ist, und von den reichen portugiesischen Kakaoinseln Principe und San Thomé, dann schilderte in Worten und Bildern die portugiesische Kolonie Angola. Von Angola ist die flache Küstenzone sehr fruchtbar, aber den Tropenkrankheiten unterworfen. Die anschließenden drei ausgedehnten Hochländer sind ebenfalls sehr fruchtbar, dabei frei von Tropenkrankheiten, sie eignen sich vorzüglich für Ackerbau und Viehzucht, haben auch genug schwarze Arbeiter, sind nahe genug am Ozean und stellen daher vorzügliche Kolonialgebiete dar. Angola und der dahinterliegende Teil des belgischen Kongostaates weisen alle die Kolonialerzeugnisse auf, deren Deutschland bis zum Kriege in immer steigendem Maße bedurfte und die Deutschland nach dem Kriege wieder einführen muß, und zwar aus eigenen Kolonien, wenn es nicht die von der Pariser Wirtschaftskonferenz hohen Zölle zahlen will. Es ist daher, wie der Vortragende ausführte, in weiten Kreisen Deutschlands der Wunsch rege geworden nach einem großen mittelafrikanischen Kolonialreich, in dem unserer bisherigen deutschen Kolonien durch Hinzunahme feindlicher Nachbargebiete abgerundet werden und das dann einen zusammenhängenden Besitz vom atlantischen bis zum indischen Ozean darstellt. Ein solches Kolonialreich, das sich im Notfalle auch selbst verteidigen könnte, würde uns ohne hohe Ausfuhrzölle alle nötigen Nahrungsmittel und Rohstoffe liefern und in steigendem Maße ohne hohe Einfuhrzölle unsere Industrieerzeugnisse aufnehmen. Zur Verwirklichung dieses Planes hat Deutschland genügend Faustpfänder in der Hand: den 12 Millionen Eingeborenen in unseren Kolonien stehen 40 Millionen Einwohner in den von uns besetzten feindlichen Gebieten gegenüber, die englischen, russischen, französischen und belgischen Gefangenen in deutschen Händen stellen einen um 10 Milliarden höheren volkswirtschaftlichen Wert dar als die deutschen Gefangenen in Feindesland. Und daß diese günstigen Verhältnisse sich noch weiter zu unseren Gunsten bessern, dafür werden die unvergleichlichen Taten unserer Feldgrauen sorgen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe besuchte am Donnerstag das Mutterhaus vom Roten Kreuz und erfreute die Verwundeten durch Liebesgaben und ganz besonders durch Uebersenden eines schönen Grammophons, welches ihnen in manchen schweren Stunden willkommene Unterhaltung und Zerstreuung bieten wird.
Weihnachtssendungen. Die Reichspostverwaltung ersucht auch in diesem Jahre, mit den Weihnachtssendungen bald zu beginnen, damit die Paketmassen sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen. Die gegenwärtigen durch den Krieg geschaffenen schwierigen Verkehrsverhältnisse erheischen dringend die besonders pünktliche Auslieferung der Weihnachtssendungen, damit die pünktliche Ankunft der Pakete gesichert ist und Betriebsstockungen ferngehalten werden. Die Pakete sind dauerhaft zu verpacken; die Aufschrift der Pakete muß deutlich, vollständig und haltbar hergestellt werden. Der Name des Bestimmungsortes muß recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein und die Paketaufschrift sämtliche Angaben der Paketkarte enthalten. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn schon der Absender die erforderlichen Marken auf die Paketkarte klebt. Die Versendung mehrerer Pakete mit einer Paketkarte ist bis einschließlich 24. Dezember weder im inneren deutschen Verkehr noch im Verkehr mit dem Auslande gestattet.
Seife ist jetzt ein sehr begehrter Artikel, und selbst Leute, die früher nie eine besondere Vorliebe für dieses Reinigungsmittel gezeigt haben, widmen ihr in letzter Zeit großes Interesse, besonders, wenn sie billig zu bekommen ist. So hatte auch ein hiesiger Stehbierhallenwirt neben seinem Ausschank einen recht schwunghaften Seifenhandel eingerichtet. Verkauft wurde weit unter Tagespreis. Schließlich stellte die Polizei aber Ermittlungen an, die zu dem überraschenden Ergebnis führten, daß die Seife in einer Seifenfabrik gestohlen war. Als Diebe kamen drei Arbeiter aus Bonn in Frage, die in Gemeinschaft mit dem Wirt die Seife gestohlen und verkauft haben. Teilweise sind die Diebe schon etwa 25 Jahre bei der Seifenfabrik tätig. Sie entwendeten größere Posten, brachten sie dann dem Wirt, welcher sie weiter verkaufte. Als Käuferin wurde bereits eine Frau aus Bonn ermittelt, die keine Bedenken gehabt hat, sich auf die billige Weise zu versorgen. Sämtliche Beteiligte wurden dem Gerichtsgefängnis zugeführt. Gegen den Wirt schwebt außerdem noch ein Verfahren wegen Diebstahls von Bienenzucker.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kölner Märchen-Theater. Am Mittwoch, den 20., nachmittags 3 Uhr, findet im Festsaal des Bonner Bürger-Vereins die Aufführung von „Waldmüllers Weihnachten“, Weihnachtsfestspiel in drei Akten mit Gesang und Tanz statt. – Hierauf folgt: „Der Kinder Weihnachtstraum“, ein lehrreiches und wirkungsvolles Märchen mit Musik und Puppenspiel – Vorverkauf bei H. Brink, Zigarrengeschäft, Am Hof, und L. Schroeder, in der Sürst.
Die voraussichtlichen Wirkungen des Hilfsdienstgesetzes waren Gegenstand einer eingehenden Beratung von Vertretern der rheinischen Handwerkskammern, des rheinischen Handwerkerbundes, des rheinischen Genossenschaftsverbandes und der rheinischen Genossenschaft zur wirtschaftlichen Förderung von Handwerk und Gewerbe. Es ergab sich eine erfreuliche Uebereinstimmung der Ansichten über die voraussichtliche Mitarbeit des Handwerks am vaterländischen Hilfsdienst und die hierbei zu beachtenden Gesichtspunkte. Daß die Beratungen von vaterländischem opferbereiten Geiste getragen waren, braucht nicht besonders betont zu werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 18. Dezember 1916
Der gestrige geschäftsfreie Sonntag brachte der Bonner Geschäftswelt wieder regen Verkehr und gewiß auch befriedigende Einnahmen. In den Hauptgeschäftsstraßen der Altstadt herrschte vor allem gegen Abend ein solches Gedränge, daß man einige mühe hatte, durchzukommen. Der gestrige Sonntag dürfte wohl de Hauptgeschäftstag in dieser Weihnachtszeit gewesen sein; denn der nächste Sonntag, der letzte vor Weihnachten, ist zugleich der Heiligabend, an dem nur noch Nachzügler ihre Einkäufe zu machen pflegen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Erzbischof an die Frontsoldaten. Erzbischof Kardinal von Hartmann richtet sich in einem Schreiben an die Verteidiger des Vaterlandes. Es lautet: „Meine lieben Krieger der Erzdiözese! Zum dritten Male findet das erhabene Weihnachtsfest Euch tapfere Schirmer der Heimat unter den Waffen in Feindesland. Viel größer noch als beim ersten und vorigen Weihnachtsfeste ist die Zahl der im Feld stehenden opferwilligen und mutigen Verteidiger des Vaterlandes. Euer Erzbischof kennt und fühlt mit Euch die Opfer, welche der gewaltige Krieg von Euch fordert. Er weiß auch, daß das nahe Weihnachtsfest Eure Sehnsucht nach der Heimat mächtig anregt. Möge Euch der Heiland, welcher vom Himmel auf die Erde gekommen ist und den großen Kampf für uns bis zum schwersten Leiden und bis zum bitteren Tod aufgenommen hat, Euch stärken und lohnen, was Ihr für unser Volk ertraget! Möge er uns zu einem baldigen, von Euch errungenen Frieden helfen! Möge er Euch schützen, Euren lieben Familienangehörigen zur Seite stehen, den tapferen Helden, welche für das Vaterland Blut und Leben geopfert haben, ein ewiger Vergelter und den Trauernden in unserem Volke Tröster sein! Ich segne Euch alle. Köln, Weihnacht 1916. gez. Felix Kardinal v. Hartmann, Erzbischof von Köln.”
Groß-Bonn hat zur Monatshälfte einen vollständigen Programmwechsel vorgenommen. Außer dem Konzertprogramm bringt der bunte Teil fünf vorzügliche Nummern. Georg und Co., zwei junge Damen, zeigen sich als Rollschuh-Künstlerinnen, während die zwei Wahlerts prächtige Marmorgruppen stellen und auch recht Gutes als Equilibristen leisten. Ueber eine vorzügliche Stimme verfügt Aline Walter von der Kölner Oper; sie trug mehrere Arien und Lieder unter großem Beifall vor. Für den Humor sorgen Hilde Alfers und ihr Partner mit akrobatischen Spielen und außerdem die beiden Originale „Bill und Will“ mit ihrem komischen Esel. In Wirklichkeit ist Will der Esel, der durch seine Störrigkeit seinem Herrn viel zu schaffen macht.
Ruchlose Tat. In der Nacht zum Sonntag wurden einer Kriegerfrau an einer großen Anzahl Weihnachtsbäume auf dem Mühlheimer Platz die Spitzen der Kronen abgeschnitten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wissenschaftliche Vorträge. Heute abend spricht der Dramaturg Herr Dr. Fritz Budde – Berlin über das Thema: „Deutsche Bühne, deutsche Sitte, deutsche Bildung“. Vor kurzem tagt in Hildesheim eine Versammlung deutscher Bühnenangehöriger, welche sich die Reinigung unserer nationalen Bühne von fremdem Schund zum Ziele gesetzt hat. Es ist dies ein vielversprechender Anfang für die Gebung der dramatischen Kunst und die Stärkung nationaler Eigenheit. In diesem Sinne wird auch der Vortragende zu uns sprechen und für dieses Ziel freudiges Verständnis und Mitarbeiten zu wecken suchen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 19. Dezember 1916
Als Abendzeit, in der Jugendliche nach der Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln Wirtschaften nur in Begleitung ihrer Eltern oder deren Stellvertreter besuchen dürfen, hat der Oberbürgermeister bis Ende Februar die Zeit nach 6 Uhr bestimmt.
Bürgerliches Brauhaus. In der gestrigen 19. ordentlichen Hauptversammlung der Aktiengesellschaft Bürgerliches Brauhaus vertraten fünf Aktionäre 942.000 M. Aktienkapital. Auf die Frage eines Aktionärs, warum der Vorstand in seinem Geschäftsbericht die Aussichten des neuen Geschäftsjahres als sehr bedenklich bezeichnet habe, erwiderte Direktor Strack, nach den neuesten Mitteilungen sei das Gerstenkontingent auf 24. v. H. herabgesetzt worden und darin enthalten seien wahrscheinlich auch noch die 9. v. H., die die Brauerei für vertragsmäßige Heereslieferung schon erhalten habe. Es würden also für die Kundschaft nur noch 15 v. H. übrig bleiben. Die Brauerei habe infolgedessen vom 1. Dez. ab die Bierlieferung weiter eingeschränkt, gleichzeitig habe sie, zum drittenmal, die Preise etwas erhöht. Wie die Einnahmen der Brauerei selbst so würden auch die Einnahmen der Kundschaft zurückbleiben, diese könne ihren Verpflichtungen nicht in vollem Umfange nachkommen, und so werde sich auch auf dem Zinskonto und bei dem Häuserertrag des Bürgerlichen Brauhauses der Ausfall geltend machen. – [...] Der vorgeschlagenen Verteilung von 5 v. H. Dividende (wie im Vorjahre) wurde zugestimmt. Die Dividende ist sofort zahlbar. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Kriegsausschuß für Verbraucher-Interessen für den Stadt- und Landkreis Bonn hatte für Sonntag eine Sitzung des Gesamtvorstandes einberufen. Da beabsichtigt ist, in nächster Zeit besondere Ortsgruppen in Beuel, Godesberg und Wesseling zu gründen, waren von dort verschiedene Vertreter erschienen. Aus dem Geschäftsbericht für das letzte Halbjahr ging hervor, daß sich der Kriegsausschuß einer ständig wachsenden Beliebtheit erfreut. Gegenwärtig zählt der Ausschuß 38 Vereine und Verbände zu seinen Mitgliedern. Von den Bestrebungen sind die Stellungnahme gegen die Hamsterei, gegen das Zahlen übermäßiger Preise, den Verkauf inländischer Ware als ausländische, besonders zu erwähnen. Als zweiten Vorsitzenden wählte die Versammlung den Stadtverordneten Wellmann. Bei der Besprechung gegenwärtiger Tagesfragen wurden eine Kartoffelkontrolle angeregt, auf die Verschiedenheit der Milchpreise hingewiesen, und die hohen Fischpreise bemängelt. Stadtverordneter Görgen gab Aufklärungen über die letzte Kartoffellieferung. Außerdem regte er die Schaffung eines Einheitsbrotes an. Ueber die Verhältnisse in Wesseling machte Herr Boß Mitteilungen. Nach seinen Ausführungen läßt dort besonders die Fettversorgung viel zu wünschen übrig, während der Handel mit Auslandsware in hoher Blüte steht. Eine Reihe von Anregungen wurden zu Anträgen erhoben. Für die Folge sollen die Sitzungen bereits auf 5 Uhr angesetzt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen! Ein schönes Geburtstagsgeschenk wurde heute, am Jahrestag der Errichtung unseres Kriegswahrzeichens, der Arndt-Eiche in Eisen zuteil, indem unser durch seinen wohltätigen Sinn bekannter und hochgeschätzter Mitbürger, Herr Fabrikant J. J. Linden den Betrag von fünftausend Mark stiftete.
Möge das Beispiel des edlen Wohltäters noch vielfach Nachahmung finden und begüterte Bürger und Bürgerinnen unserer Stadt veranlassen, durch reiche Spendungen und Stiftungen für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern einen Teil des Dankes abzutragen, den wir unseren heldenmütigen Kriegern schulden.
Frühere Abgabe von Lebensmitteln. Mit Rücksicht auf die Weihnachtsfeiertage ist hiermit den Verkaufsstellen städtischer Lebensmittel gestattet worden, die für die Woche vom 24. bis 30. Dezember 1916 bestimmten Lebensmittel gegen Einziehung der hierfür gültigen Kartenabschnitte bereits Freitag den 22. und Samstag den 23. Dezember 1916 abzugeben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 20. Dezember 1916
Weihnachtsfeier für verwundete Soldaten. Es war eine schöne, erhabene Feier, die am Montag in den Sälen des evangelischen Gemeindehauses fast 500 verwundete Soldaten zur dritten Kriegsweihnachtsfeier vereinigte, eine ansehnliche Schar fand leider keinen Platz mehr. Ein sinnig geschmückter Christbaum grüßte vom Podium herab. Sie alle, die tapferen Kämpfer, hatten gestritten und gelitten für des Vaterlandes Freiheit und Ehre. Nun durften sie, im Vaterlande von liebenden Händen gepflegt, das traute Weihnachtsfest mitfeiern. Fürsorgende Hände und Herzen hatten ihnen den Tisch so freundlich geschmückt. Erbauliche und erzählende Schriften, Postkarten mit Worten unseres Kaisers u. a. lagen für jeden bereit. Herr Militärseelsorger Pfarrer Lorenz sprach als Leiter der Feier den Willkommensgruß. Er betonte, daß vielfach im Frieden das Weihnachtsfest veräußerlicht, verkommen gewesen sei, das Weihnachtserlebnis des Mensch gewordenen Gottessohnes sei über den irdischen Gaben vergessen, wenigstens vielfach vernachlässigt worden. Sein Wunsch sei, daß die Weihnachtsfreude für alle Verwundeten zu einer Quelle neuer Kraft und Genesung werden möge. [...] Herr Militäroberpfarrer a. D. Geheimer Konsistorialrat D. Rocholl gab dann ein Bild unseres Hindenburg, auf persönliche Bekanntschaft aus seiner Amtstätigkeit in Hannover gründend. Der Redner wußte unsern Nationalhelden in launiger Weise den Soldaten zu schildern als Menschen, Christen und Soldaten. [...] Für die leibliche Erfrischung gab es Kaffee und Weihnachtsgebäck. Schon klangen die Abendglocken, als Herr Pfarrer Lorenz das Segenswort zum Geleite sprach. Draußen senkten sich über dem Rheintale und unserer Stadt die Nebelwolken. Ein Sinnbild unserer Tage: über dem Dunkel dieser Erdenzeit leuchtet in ewig strahlender Herrlichkeit der Stern von Bethlehem. Dort ist ewiger Friede!
Der Verbrauch von Weihnachtskerzen möglichst einzuschränken, fordert der Oberbürgermeister die Bürgerschaft dringend auf.
Die männlichen Lehrlinge im zweiten und dritten Lehrjahre während des Krieges vom Besuch der Fortbildungsschule zu befreien und die Fortbildungsschulpflicht der jüngeren Lehrlinge auf einen halben Tag wöchentlich zu beschränken, hat der Innungsausschuß die Stadtverwaltung gebeten. Einen gleichen Antrag hat die Zentrumsfraktion der Stadtverordneten für die übermorgige Stadtverordnetensitzung gestellt.
Den Familien der zum Kriegsdienst einberufenen städtischen Arbeiter will die Stadt die bisherigen Unterstützungen nicht verkürzen, auch wenn durch die neuerliche Erhöhung der Reichsunterstützung der Höchstbetrag aller Unterstützungen jetzt zwei Drittel des zuletzt bezogenen Lohnes des Einberufenen übersteigen sollte.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Durch Diebstähle werden in der Weihnachtszeit besonders die großen Warenhäuser schwer geschädigt. Trotz umfassender Sicherheitsmaßregeln und scharfer Kontrolle gelingt es immer noch Warenhausdieben und –diebinnen größere Diebstähle auszuführen, ohne daß sie gefaßt werden. Der Inhaber eines hiesigen großen Warenhauses schätzt den Schaden, der ihm durch die Diebstähle in diesem Jahre bereits erwachsen ist, auf weit über 10.000 Mark. Hin und wieder gelingt es aber doch, einen Spitzbuben zu ermitteln. So wurde in einem hiesigen Warenhaus eine etwa 30 Jahre alte Frau festgenommen, die für etwa 30 Mark Sachen entwendet hatte. Die Diebin besuchte die einzelnen Verkaufsstände mit einer großen Tasche bewaffnet, und ließ in derselben alles, was eben zu stehlen war, verschwinden. Bei ihrem Treiben wurde sie aber von einem Angestellten überrascht. Es wurde sofort Anzeige bei der Polizei erstattet, die die Festnahme veranlaßte. Eine recht harte Strafe wird wohl nicht ausbleiben. Es ist aber auch unbedingt notwendig, daß gegen derartige Diebe scharf vorgegangen wird, damit die Geschäftsleute wenigstens etwas geschützt werden.
Weihnachtskarpfen. Die Stadt läßt durch mehrere Fischhandlungen sowie auf dem Wochenmarkt lebendfrische Karpfen, das Pfund zu Mark 1,60 verkaufen. Auch andere Fische wie Schellfische, Stockfische, Schollen, Flundern und Bücklinge, kommen jetzt täglich auf dem Wochenmarkt zum Verkauf. Die Abgabe erfolgt nur gegen Vorzeigung der Lebensmittelkarte der Stadt Bonn.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine Weihnachtsgabe soll den städt. Beamten, Angestellten und Arbeitern gewährt werden. Von den Stadtverordneten wird hierfür die Bewilligung eines Kredits von 25.000 Mark verlangt. Die Verteilung soll durch eine besondere Kommission erfolgen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 21. Dezember 1916
Die Polizeistunde ist für Bonn nunmehr auf 11 Uhr festgesetzt worden. Der Oberbürgermeister erläßt folgende Bekanntmachung: „Mit Ermächtigung des Herrn Regierungspräsidenten zu Köln wird der Schluß für die im § 3 der Bundesratsverordnung vom 11. Dezember 1916 betreffend die Ersparnis von Brennstoffen und Beleuchtungsmitteln angeführten Gast-, Speise- und Schankwirtschaften, Cafés, Theater, Lichtspielhäuser, Räume, in denen Schaustellungen stattfinden, sowie öffentlichen Vergnügungsstätten aller Art vom 21. Dezember 1916 ab auf 11 Uhr abends festgesetzt. Das Gleiche gilt von Vereins- und Gesellschaftsräumen, in denen Speisen und Getränke verabreicht werden.“
Für den vaterländischen Hilfsdienst haben sich auch in Bonn schon zahlreiche Männer und Frauen freiwillig gemeldet. Ihre Meldungen mußten einstweilen zurückgestellt werden, weil die Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz noch nicht erlassen sind. Ein besonderer Aufruf zu freiwilligen Meldungen wird voraussichtlich in den nächsten Tagen im Bezirk des 8. Armeekorps veröffentlicht werden.
Steckrüben. Bis 1. Januar werden an jeden Bezugsberechtigten auf Warenkarte Nr. 136 vier Pfund Steckrüben ausgegeben. Schwerarbeiter erhalten auf die Zusatz-Warenkarte für Schwerarbeiter Nr. 1 weitere zwei Pfund Steckrüben. Entgegen der vielfach verbreiteten Ansicht wird von dem Lebensmittelamt mitgeteilt, daß eine Verpflichtung zur Abnahme der Steckrüben bei Entnahme von Kartoffeln nicht besteht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wintersanfang. Kalendermäßig hält am heutigen Tage der Winter seinen Einzug. Während draußen in den höher gelegenen Gegenden der Schnee vielfach schon fußhoch liegt, haben wir hier in der Stadt bis jetzt noch wenig von den Unbilden des Winters bemerkt. In den beiden letzten Nächten sank zwar das Thermometer auch im Innern der Stadt auf 4 Grad unter Null, aber von dem sonst um diese Zeit schon vielfach üblichen Schneetreiben, von Glatteis und sonstigen unangenehmen Begleiterscheinungen des Winters sind wir bis jetzt verschont geblieben. Doch der eigentliche Winter fängt jetzt erst an und kommende Januar, der „Hartung“, oder wie der Landmann sagt, der „Haatmond“, kann uns noch mehr Winterfreuden und Winterleiden bringen, als uns bei den heutigen Verhältnissen lieb ist.
Zur Beschlagnahme ausländischer Lebensmittel. In einer in den letzten Tagen veröffentlichten Warnung vor dem Bezug ausländischer Pakete mit Lebensmitteln wurde darauf hingewiesen, daß die eingesandten Waren, soweit sie zentralisiert sind, von den mit der Durchführung der Zentralisierung beauftragten Gesellschaften mit Beschlag belegt werden müssen. Die hierbei genannten Waren Butter, Käse, Eier, Margarine, Schmalz, Hülsenfrüchte, Fleisch und Fleischwaren, Heringe, Kaffee, Tee, Kakao, kondensierte Milch stellen kein vollständiges Verzeichnis der zentralisierten Waren dar, vielmehr gehören zu den zentralisierten Artikeln auch alle zubereiteten ausländischen Fische und Zubereitungen von Fischen, wie geräucherte und gesalzene Fische, Fischklöße, Fischkonserven usw.
Die städtischen Weihnachtshasen werden wohl nur in wenige Häuser gelangen. Wie verlautet, sollen nämlich nur 100 Hasen und 100 Kaninchen im Kühlraume des Schlachthofes ihrer Bestimmung harren.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Wartehalle der Elektrischen an der Haltestelle Godesberg I – Plittersdorferstraße fährt seit Beginn dieses Winters ein schauerlich frostiges Dasein. Der Ofen darin scheint an den meisten Tagen überhaupt nicht mit Feuerung versehen zu werden, denn schon vormittags um 10 Uhr ist von einer Heizung nicht das geringste verspürbar, geschweige denn nachmittags oder abends. Die Kälte in dem Warteraum wird seit den letzten 14 Tagen geradezu unerträglich und erregt den Unwillen der Fahrgäste. Ein genügend erwärmtes Oefchen in dieser Wartehalle wäre ein sinniges Weihnachtsgeschenk, das vielerseits Freude machen würde. Ein täglicher Fahrgast der Elektrischen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Vaterländischer Hilfsdienst. In Ausführung des Gesetzes über den vaterländischen Hilfsdienst werden vom 1. Ersatzbataillon Infanterie-Regiments Nr. 160 für alle im Aufruf zum vaterländischen Hilfsdienst genannten Verwendungsarten geeignete Zivilhilfsdienstpflichtige eingestellt. Hierzu können sich Zivilhilfsdienstpflichtige sofort auf dem Geschäftszimmer des Truppen-Arbeitsnachweis des 1. Ersatzbataillons Inf.-Regts. 160 in der Infanterie-Kaserne, Ermekeilstraße, melden. Außerdem sucht das Bataillon weibliche Personen a) für Schreiberdienste, b) für Küchen-, Schneider- und Kammerarbeiten. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 22. Dezember 1916
Weihnachtsfeier in der Beethovenhalle. Zum drittenmal war gestern die Beethovenhalle, die seit dem Beginn des Krieges als Lazarett eingerichtet ist, für ihre Verwundeten weihnachtlich geschmückt. Zwei große Christbäume erstrahlten im Glanze elektrischer Flämmchen, jedes Bett trug ein Tannenreis, und vor allem waren lange Tischreihen bedeckt mit Gaben, die Bonner Bürger und Bürgerinnen als Zeichen der Dankbarkeit den verwundeten Kriegern gestiftet hatten. Zunächst gab es eine Reihe guter musikalischer und gesanglicher Genüsse. [...] Der Chefarzt des Lazaretts, Professor Dr. Schmidt, hielt eine Ansprache an die Kameraden, die Schwesternschaft und die Gäste. Er erwähnte die herrlichen Siege unserer tapferen Heere, die es uns ermöglichten, in der Heimat auch mitten im Kriege das Christfest in gewohnter Weise zu feiern, den Siegeswillen des ganzen deutschen Volkes, das ehrliche Friedensangebot Deutschlands und seiner Verbündeten und die haßerfüllten Worte, die bisher die Antwort bildeten. Aber trotz der lauten und höhnischen Ablehnungen der feindlichen Machthaber lebe doch in den Herzen auch ihrer Völker die Friedenssehnsucht, und das Weihnachtsfest können uns den Trost geben, daß die Frühlingssonne des Friedens doch wieder scheinen und die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden wieder Wahrheit werde. Im Namen der Verwundeten danke Professor Schmidt den zahlreichen Gönnern und vor allem Gönnerinnen seines Lazaretts, daß sie auch diesmal wieder die Verwundeten reichlich bedacht hätten, sowie den Schwestern und Pflegern für ihre aufopfernde und treue Sorge. Den Schluß der schönen und würdigen Feier bildete dann die Bescherung der Verwundeten.
Soldatenheim. [...] Wie uns mitgeteilt wird, bleibt das Soldatenheim Sonntag, den 24. ds. Mts. (Heiliger Abend) geschlossen. Am 1. Weihnachtstage dagegen ist es wieder geöffnet, und es wird abends auch hier eine Weihnachtsfeier stattfinden. Am 2. Weihnachtstage wird zum Besten des Soldatenheims ein Theaterabend im Gesellenhause veranstaltet, wobei zur Aufführung gelangen: „Die wilde Toni“ und „Das Glöcklein von Junisfair“. Aus diesem Grunde ist auch an diesem Tage das Soldatenheim geschlossen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Jugendliche Diebe. Früh verdorben sind zwei junge Schüler von hier, die in Bonn und Umgebung bis nach Siegburg hinaus andauernd Diebstähle begingen. Einer der Bürschchen ist erst 11, der andere 12 Jahre alt. Gegen den letzteren schweben außerdem noch mehrere Untersuchungen von früher. Gemeinschaftlich unternahmen die beiden eine Reihe von Diebeszügen, wobei sie alle möglichen Sachen stahlen. Sie dehnten ihre Streifen bis nach Siegburg aus, wo sie aber auf frischer Tat ertappt wurden. An gestohlenen Sachen wurden bisher gefunden: zwei Leiterwagen, verschiedene Weihnachtsbäume. Außerdem gestanden die Jungens ein, in einer Reihe von Geschäften Marzipansachen, Ansichtskarten, Bücher usw. entwendet zu haben. Während der jüngere auf freien Fuß gesetzt wurde, behielt die Polizei den anderen in Haft.
Nahrungsmitteldiebstähle verübte in Grau-Rheindorf ein etwa elfjähriges Mädchen. Es stahl Lebensmittel, wie Dauerware, Speck und Butter in größeren Mengen. Von der Polizei wurde es vernommen und eingesperrt.
Ein dreister Diebstahl wurde in einer hiesigen Gastwirtschaft verübt. Während die bedienende Wirtin sich hinter der Theke zu schaffen machte, wurde von einer unbekannten Person eine Flasche Likör geraubt. Der Wirt verfolgte den Täter jedoch bis zum Bahnhof, konnte aber nicht verhindern, daß derselbe in einen gerade abfahrenden Zug sprang und verschwand.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Frühere Abgabe von Lebensmitteln. Herr Beig. Piehl ließ bekanntgeben, daß die Lebensmittel für die Weihnachtswoche bereits Freitag, 22. und Samstag, 23. Dez. abgegeben würden. Mir wurde aber von meinem Geschäft gesagt: Freitag müssen wir die Ware bezahlen, und von Samstag nachmittag ab wird sie abgegeben. Ich fühlte mich dadurch gefoppt. Die Nahrungsmittel sind doch, abgesehen vielleicht von Margarine in den städtischen Lägern vorhanden. Samstag nachmittag gibt’s natürlich ein groß Gedränge. Wozu das? Eine Hausfrau.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Keine Fahrpreisermäßigung für Ausflügler. Im Zusammenhang mit den Beschränkungen des Eisenbahnverkehrs sollen jetzt die Fahrpreisermäßigungen im Ausflugsverkehr aufgehoben werden, die Aufhebung ist bereits für die nächste Zeit geplant. Die Sonntagsfahrkarten zu ermäßigten Preisen werden vom 20. Dezember ab bis auf weiteres nicht zur Ausgabe gelangen.
Verkauf von Speisefett. Die Abschnitte Butter der Speisefettkarte für die Zeit vom 18. bis 24. Dezember und vom 25. bis 31. Dezember ds. Js. berechtigen den Inhaber in dieser Woche zum Bezuge von 50 Gramm Auslandsbutter. Der Preis für die Auslandsbutter ist auf 3,60 Mk. für das Pfund festgesetzt und beträgt demnach für 50 Gramm 36 Pfg.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 23. Dezember 1916
In der gestrigen Stadtverordnetensitzung teilte Oberbürgermeister Spiritus mit, daß Justizrat Dr. Abs zur Erinnerung an seinen gefallenen Sohn Gereon 10.000 Mark gestiftet hat. [...] Beigeordneter Bottler kündigte dabei eine weitere Erhöhung des Gaspreises an. Die Versammlung bewilligte u. a. weitere 100.000 M. für Gasautomaten, 50.000 M. für eine selbständige örtliche Kriegshilfskasse und 25.000 M. für Weihnachtsgaben für städtische Beamte, Angestellte und Arbeiter. Die Anträge des Innungsausschusses und des Stadtverordneten Schmitz, den Fortbildungsschulunterricht einzuschränken, wurden mit großer Mehrheit abgelehnt. Beigeordneter Bottler berichtete über die Kriegsausgaben der Stadt Bonn, die sich nach Abzug aller bisherigen und noch zu erwartenden Einnahmen am 1. Oktober auf 2.496.000 M. beliefen. Endlich wurde einstimmig beschlossen, in Bonn Einrichtungen zu treffen, um den Frauen und Mädchen den freiwilligen vaterländischen Hilfsdienst zu ermöglichen und zu erleichtern. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Weihnachtswoche. Sie hat sowohl in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten ein eigenartiges Gepräge, die Weihnachtswoche. Belebter sind die Straßen der Stadt, stärker ist der Verkehr, und geschäftiger als gewöhnlich eilt alles, ob jung oder alt, einher, um für die Feiertage zu rüsten. In keiner Woche sieht man derartig viele mit Paketen aller Art bepackte Leute, wie in der Weihnachtswoche. Wie in den Vorjahren, so wird auch in diesem Jahre reichlich gekauft. Obwohl die wirtschaftlichen Verhältnisse es manchem leider nicht gestatten, für Weihnachten die gleichen Aufwendungen zu machen, wie in den früheren Jahren, kommen die meisten Geschäftsleute doch auf ihre Kosten. Namentlich aus solchen Kreisen, die durch die Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt höhere Löhne erzielen, wird viel gekauft. Insbesonders haben die Luxusgeschäfte einen flotten Umsatz. Auch die Landbevölkerung der Umgebung legte nach allgemeinem Urteil der Geschäftsleute in diesem Jahre „etwas“ an. Das merkt man sowohl in den Spezialgeschäften wie in unseren großen Warenhäusern. Andererseits muß anerkannt werden, daß sich sowohl die größeren wie auch die kleineren Geschäfte bemüht haben, in diesem Jahre viel Kriegsneuheiten auf den Markt zu bringen. Namentlich unter den Spielsachen findet man recht geschmackvolle Neuheiten. Schwieriger ist den Konfektionsgeschäften in diesem Jahre ihre Aufgabe gemacht. Das „Scheckgespenst“ des Bezugsscheines hat ihren Wirkungskreis gegen früher eingeschränkt. Aber es gibt ja auch bezugsscheinfreie Waren, und diese bieten, besonders da sie auch im allgemeinen lieber gekauft werden, halbwegs Ersatz. In den Lebensmittelgeschäften geht das Geschäft sehr flott, namentlich wenn sie recht viele Artikel, die ohne Bezugskarte zu haben sind, führen. Zu einer schönen und gemütlich Weihnachtsfeier gehört natürlich auch ein Weihnachtsbaum, aber der Erwerb einer Weihnachtstanne wird manchem erschwert, einerseits durch die verringerte Anfuhr und andererseits durch die von den Käufern eingeführten „Höchstpreisen“.
Nachrichten des Lebensmittelamtes der Stadt Bonn.
Brot.
Da in den einschlägigen Geschäften für Säuglinge kein Backwerk mehr vorhanden ist, wird das städtische Lebensmittelamt demnächst solches Backwerk (Kinderplätzchen) herstellen lassen und in einer städtischen Verkaufsstelle unter Anrechnung auf die Brotkarte der Säuglinge abgeben. Näheres über den Verkauf der Kinderplätzchen wird in den nächsten Tagen in den Tagesblättern veröffentlicht werden. [...]
Obst und Gemüse.
Die Beschickung des Marktes hat sich nicht gebessert. Die Nachfrage bei den städtischen Verkaufsstellen ist daher nach wie vor groß. Trotz des allgemeinen Mangels an Gemüse hat der Verkauf von Bleichzichorie nicht den Erwartungen entsprochen. Die Bestellungen für diese leider noch zu wenig bekannte Gemüse mußten daher rückgängig gemacht werden. Rotkohl und Wirsing werden knapp. Weißkohl ist durch die Beschlagnahme überhaupt nicht mehr zu haben. [...]
Öffentliche Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vom 22. Dezember 1916.
Vorsitzender: Oberbürgermeister Spiritus.
[...] Der Vorsitzende berichtete dann über Maßnahmen betr. die Ausbildung des staatlichen Hilfsdienstes in Bonn. Es handele sich darum, den freiwilligen Frauendienst in für das Vaterland nützliche Bahnen zu lenken.
Die Stadtverordneten Dr. Krantz, Chrysant und Beigeordneter Piehl hatten sich bemüht, geeignete Arbeitsgelegenheit für die Frauen hier nach Bonn zu ziehen. Wie das geschehen, wie der Ausbau der Arbeitsgelegenheit gedacht, führte dann Stadtv. Dr. Krantz näher aus. Die Stadt tritt als Unternehmen auf und besorgt lohnende und dem Staat sehr nützliche Arbeit hier nach Bonn. Es könnten bis zu 2000 Frauen und Mädchen aller Stände in der gebotenen Beschäftigung, die leicht und angenehm sei, vaterländische Betätigung im schönsten Sinne des Hilfsgesetzes finden. Beigeordneter Piehl zerstreute durch nähere Mitteilungen über die Verhandlungen mit den Arbeitgebern die Bedenken, die Stadtv. Schmitz dagegen aussprach, daß die Stadt sich zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer als Unternehmerin einschiebt.
Der Vorsitzende brachte einen Entschluß zur Abstimmung, wonach die Versammlung grundsätzlich ihre Zustimmung ausspricht, daß die Stadt Bonn Einrichtung trifft, die den staatlichen Hilfsdienst in Bonn erleichtern. In dem Ausschuß, der die Angelegenheit bis zur endgültigen Erledigung in der nächsten Stadtverordnetensitzung weiter fördern soll, wurden neben dem Beigeordneten Piehl die Stadtverordneten Dr. Krantz, Chrysant und Butscheidt gewählt.
Gegen anonyme Briefschreiber gehen die Gerichte jetzt im Kriege mit besonderer Schärfe vor. So wurde gestern vom Schöffengericht eine Ehefrau aus Beuel, die eine Nachbarin in einem anonymen Briefe schwer beleidigt hatte, der hohen Geldstrafe von 150 Mark verurteilt. Der Fall möge anderen zur Warnung dienen.
Sechs Wochen in ärztliche Behandlung mußte sich ein Junge aus Godesberg begeben, der einen Nachbar, welcher mit seiner Frau im Garten arbeitete, gereizt und verhöhnt hatte. Der Mann geriet infolge der Sticheleien derartig in Wut, daß er den Jungen mit einer Bohnenstange so verprügelte, daß er schwere Verletzungen davon trug. Das Schöffengericht erkannte auf eine Geldstrafe von 30 Mark.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zum Besten der deutschen Kriegswohlfahrtspflege verkauft der Vaterländische Frauenverein Stadtkreis Bonn in seinem Geschäft, Am Hof 12a, Postkarten mit dem Weihnachtsgruße des Kaisers, worauf wir zugunsten der Sache hier noch besonders aufmerksam machen mit dem Wunsche, daß auch dies gemeinnützige Unternehmen rechten Zuspruch erfahren möchte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 24. Dezember 1916
Godesberg, 23. Dez. In der gestrigen Gemeinderatssitzung teilte Bürgermeister Zander mit, daß die Rentnerin Hösch aus der Kurfürstenstraße 3000 Mark geschenkt und Herr Dr. Rudolf Schorlemmer jährlich 300 Mark für Weihnachtsgaben an 30 arme Kinder zugesichert hat. Auch für die Jugendbildung ist eine namhafte Schenkung gemacht worden. Die Spenden für die Speisegemeinschaft betragen jetzt 21.000 M. Wie der Bürgermeister weiter mitteilte, liegt in der Lebensmittelversorgung kein Grund zu ernsten Besorgnissen vor; haushälterische Sparsamkeit ist natürlich nötig. Für die Weihnachtswoche hat die Gemeinde die Fleischmenge von hundert auf zweihundert Gramm erhöht, auch der Bürgerschaft Mehl und Zucker besonders zugewiesen. Für bedürftige Familien hat die Gemeinde 4800 Zentner Kohlen beschafft. Der Gemeinderat erklärte sich damit einverstanden, daß an die im Heeresdienst stehenden Beamten, Angestellten und Arbeiter der Gemeinde je ein Weihnachtspaket im Werte von 10 M. geschickt wurde, er bewilligte auch für die Jugendwehr 950 M. und für die weibliche Jugendpflege 75 M.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
14 Grad Wärme wurden am Samstag nachmittag am Wetterhäuschen im Hofgarten verzeichnet. Gewiß eine Seltenheit zwei Tage vor Weihnachten. Eine Merkwürdigkeit auch insoweit, als die Durchschnittstemperaturen in den Monaten Juli und August auch nur wenige Grade über den heutigen Höchststand hinausgingen.
Weihnachtsspiel des Bonner Fußballverein. Zu einem Freundschaftsspiel hat der Bonner Fußballverein für den zweiten Weihnachtstag die 1. Mannschaft des Kölner Fußballklub 1899 verpflichtet. Köln 99, einer unserer beliebtesten und feinsten westdeutschen Ligavereine, war in Bonn immer ein sehr gerne gesehener Gast. Leider mußten die Ligaspiele, an welchem im Frieden Köln sowohl wie Bonn teilnahmen, im Kriege ausfallen, sodaß das Bonner Publikum lange keine Gelegenheit mehr gehabt hat, Mannschaften von guter Klasse zu sehen. Der zweite Weihnachtstag dürfte dafür reichlich entschädigen. Köln 99 verfügt auch jetzt noch über eine vorzügliche Elf, in deren Reihen eine ganze Anzahl von früheren Ligaspielern zu finden sind. Das Spiel wird also einen sehr interessanten und ritterlichen Verlauf nehmen. Es findet auf dem Sportplatz an der Richard Wagner-Straße statt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Von größter Wichtigkeit sind in der heutigen Zeit die amtlichen Bekanntmachungen. Von den Behörden wird die Bevölkerung immer wieder darauf aufmerksam gemacht, gerade in der Jetztzeit die Zeitungen genau zu lesen und eine Reihe von Gerichten, die Urteile wegen Uebertretungen der behördlichen Bestimmungen verkünden mußte, hat das Nichtlesen der Zeitungen als Fahrlässigkeit hingestellt. Es handelte sich dabei stets um die amtlichen Bekanntmachungen. Fast in jeder Zeitungsnummer findet der eine oder andere Leser eine Bekanntmachung, die ihn oder sein Gewerbe betrifft. Die Bekanntmachungen des städtischen Lebensmittelamtes verdienen sodann die Beachtung der gesamten Bonner Bevölkerung aus leicht ersichtlichen Gründen. Im Hinblick auf die hohe Bedeutung der amtlichen Bekanntmachungen werden wir in Zukunft stets zu Beginn der örtlichen Nachrichten auf die im Anzeigenteil jeder Nummer befindlichen Bekanntmachungen hinweisen, damit jeder Leser sofort sich über ihren Inhalt unterrichten kann, falls er für ihn Bedeutung hat. Mit diesen neuen Einrichtungen wollen wir nicht nur die Arbeit der Behörden unterstützen, sondern in erster Linie auch unseren Lesern die Möglichkeit geben, sich leicht mit den notwendigen Bestimmungen bekannt zu machen und auf dem laufenden zu halten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 25. Dezember 1916
Am ersten Weihnachtstag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Dienstag, 26. Dezember 1916
Am zweiten Weihnachtstag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Mittwoch, 27. Dezember 1916
Das Weihnachtsfest brachte in diesem Jahr ganz kalenderwidriges Wetter. Vom Winter war nicht eine Spur zu entdecken. Am ersten Feiertag tobten, wie auch an den Vortagen, herbstmäßige Stürme, der zweite Feiertag brachte dagegen ruhiges und fast frühlingsgemäß mildes Wetter. Außer den Weihnachtsfeiern in den Familien gab es auch diesmal wieder zahlreiche größerer, mehr oder weniger öffentliche Feiern, vor allem in den Lazaretten, in den Kirchen für die Kinder, in vielen Vereinen usw. Der Reise- und Ausflugsverkehr war verhältnismäßig gering.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Neue Maßnahmen der Reichsbekleidungsstelle. Die in der letzten Zeit beobachtete übermäßige Versorgung des Publikums mit Schuhwaren hat den Bundesrat veranlaßt, auch die Schuhwaren der Regelung durch die Reichsbekleidungsstelle zu unterstellen. Dies ist durch eine Verordnung betreffend Aenderung der Bekanntmachung vom 10. Juni 1916 über die Regelung des Verkehrs mit Web-, Wirk- und Strickwaren für die bürgerliche Bevölkerung geschehen, die die Schuhwaren aus Leder, Web-, Wirk- oder Strickwaren, Filz und filzartigen Stoffen der Bezugsscheinpflicht unterwirft. Für manche Luxusschuhwaren, deren Neuanfertigung nur noch in sehr beschränktem Umfange möglich ist, ist eine ähnliche Regelung wie für die hochwertigen Kleidungsstücke vorgesehen; gegen Abgabe eines Paares getragener gebrauchsfähiger Schuhe oder Stiefel mit Lederunterboden wird eine Abgabebescheinigung erteilt, die zur Erlangung eines Bezugsscheines auf ein Paar Luxusschuhe ohne Prüfung der Notwendigkeit der Anschaffung berechtigt, jedoch nur 2 Paar bis Ende 1917. Die Schuhreparatur ist nicht bezugsscheinpflichtig.
Ferner sind folgende Bestimmungen wichtig:
Die Bewirtschaftung der getragenen Kleidungs- und Wäschestücke und der getragenen Schuhwaren wird den Kommunalverbänden übertragen, die das Ein- und Verkaufsmonopol für diese Gegenstände erhalten. Niemand darf mehr an andere als an behördlich zugelassene Stellen getragene Kleidungs- und Wäschestücke und getragene Schuhwaren entgeltlich veräußern; der gewerbsmäßige Erwerb solcher Gegenstände ist nur noch solchen Stellen erlaubt. Für den Althandel sind Uebergangsbestimmungen vorgesehen. Den behördlichen Annahmestellen ist gleichzeitig die Ausstellung von Abgabebescheinigungen zur Erlangung von Bezugsscheinen für hochwertige Kleidung und Luxus-Schuhwaren übertragen.
Während bisher nur der Kleinhandel und die Maßschneiderei der Bezugsscheinpflicht unterworfen war, wir diese jetzt auch auf jede Ueberlassung zu Eigentum oder zur Benutzung erstreckt, wenn diese Ueberlassung durch einen Gewerbetreibenden mit Web-, Wirk- und Strickwaren oder Schuhwaren erfolgt. Demnach fallen jetzt auch die sogenannten Garderobeverleihgeschäfte sowie die Schenkung seitens der Gewerbetreibenden unter die Bezugsscheinpflicht. Nur bei Wäscheverleihgeschäften ist für ihren jetzigen Bestand eine Ausnahme gemacht; sie dürfen jedoch ihren Bestand nicht vermehren. Desgleichen ist allgemein jede Ueberlassung sonstiger Gegenstände für nicht mehr als 3 Tage bezugsscheinpflichtig.
Ferner ist das bereits früher von der Reichsbekleidungsstelleausgesprochene Verbot, den Preis ganz oder teilweise vor Empfang des abgestempelten Bezugsscheins zu fordern oder anzunehmen, wiederholt.
Weiter wird vom 15. Januar 1917 ab die Vermittlung der Bezugsscheine durch die Geschäfte oder Wandergewerbetreibenden verboten; nur das Auslegen der Bezugsscheinvordrucke und deren Ausfüllung in den Geschäften kann von den Kommunalverbänden weiter zugelassen werden.
Endlich wird jeder Hinweis auf die Bezugsscheinpflicht oder die Bezugsscheinvergebung zu Zwecken des Wettbewerbs in einer für die Oeffentlichkeit erkennbaren Weise verboten.
Weihnachtsfeier. An vergangenen Sonntag Abend hatte sich der Gesangschor der städischen Realschule unter Leitung seines Gesanglehrers Rech im Lazarett Beethovenhalle eingefunden, um mit den Verwundeten unter lichterstrahlenden Tannenbäumen den hl. Abend zu feiern. Trotz der Ferien und der für viele Familien ungelegenen Zeit waren die Schüler vollständig erschienen und boten eine stattliche Anzahl interessanter alter und neuer Weihnachtsgesänge, Gedichtvorträge usw., die allseitige Aufmerksamkeit und viel Beifall fanden. Vom ältesten deutschen Weihnachtsliede angefangen wurden Christkind- und Hirtenlieder aus allen Jahrhunderten vorgetragen, deren Aufnahme der Gesangleiter durch geschichtliche Bemerkungen vorbereitete. Ein junger Geigenkünstler, von einem Mitschüler auf dem Flügel begleitet, bot mehrere Geigenvorträge. Herr Organist Heyer spielte mit geschmackvoller Registerwahl mehrere Weihnachtsstücke, die den Charakter der Hirtenmusik trugen. Herr Kaplan Kurthen, der kath. Lazarettgeistliche, fand in seiner Ansprache Worte des Trostes und der Aufmunterung für die Verwundeten. Und als die Schüler zum Schlusse mit einer humoristischen Darbietung aufwarteten, war der rechte Uebergang von der feierlichernsten Stimmung zum fröhlichen Weihnachtsfeste gefunden – und beglückt von dem schönen Verkauf des hl. Abends eilten die Knaben nach Hause, wo ihre Eltern sie zur Bescherung erwarteten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Weihnachtskriegsbrief. Zu Weihnachten hat der Bezirksverein Köln des Verbandes mittlerer Reichs-Post- und Telegraphen-Beamten an seine Mitglieder im Felde den 14. Kriegsbrief versandt, dessen Inhalt stimmungsvoll der dritten Kriegsweihnacht angepaßt war. Eine gemeinsame Ansprache des Bezirksvereinsvorsitzenden und des Herausgebers der Kriegsbriefe, der Herren Goergen und Berghoff in Bonn, gedenkt der jüngsten Erfolge unserer tapferen Truppen und der allgemeinen Kriegslage, die uns hoffentlich mit Gottes Hilfe dem Frieden immer näher bringen werden. Auf denselben Ton gestimmt sind ein weihevolles Gedicht „Christnacht 1916“ von Alois Neumann und ein Weihnachts-Choral von Heinz Böhmer, der feierlich ausklingt: Bring uns die Weihnacht, Laß Frieden sein! Das Andenken von 5 gefallenen Kollegen wird geehrt und ihre Bilder zur bleibenden Erinnerung für das beabsichtigte Kriegsgedenkbuch festgehalten. Weiter berichtet Becker - Köln-Klettenberg über „Köln zur Kriegszeit“. Brüggemannn - Köln setzt seine „Weltpolitische Rück- und Ausblicke“ fort und behandelt die geschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der neutralen Staaten. Lintz - Köln-Deutz schreibt über die „Kölner Ausstellung für Kriegsfürsorge“ und Syre - Köln über seine Kriegsweihnacht 1914 im Felde, die den rheinischen Truppen durch die Angriffslust der Feinde vielfach gestört wurde, aber dennoch für die Mitkämpfer eine schöne Erinnerung bleibt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 28. Dezember 1916
Ein Weihnachtswunsch. Nachträglich geht uns folgender Weihnachtswunsch zu: „Liebe Schuljugend! Der Feldgraue wendet sich an euch mit einer Bitte. Ihr legt, so oft ihr in eine höhere Klasse aufsteigt, immer einige Bücher fort, weil ihr sie nicht mehr braucht. So habt ihr auch manche Liederbücher fortgelegt, aus denen ihr in der Schule gesungen. Der Feldgraue richtet nun die Bitte an euch, ihm diese abgelegten Schulliederbücher hinauszuschicken ins Feld, damit er nach harter Kriegsarbeit im Ruhequartier sein Gemüt an diesen schönen Liedern der Jugend stärken kann. Dankbar wird er dann der lieben Spender gedenken, die auf ihre Art ein ganz klein wenig mitgeholfen an dem großen Werke des Weltkrieges. Wenn ihr also jetzt in den Weihnachtsferien zu Hause seid, dann sucht die alten Liederbücher heraus und gebt sie an die nächste Musikalienhandlung ab – mit der besonderen Bitte, sie an die „Notensammlung der Königlichen Hausbibliothek, Berlin C. 2“ weiterzubefördern. Und wenn ihr euren Namen und eure Adresse in das Buch geschrieben habt, so sendet euch der Feldgraue gern einen Gegengruß in die teure Heimat. Der Feldgraue.“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kartoffeln gab es nach längerer Zeit gestern wieder einmal auf unserem Markte. Die Hausfrauen und Käuferinnen machten von der günstigen Gelegenheit, die ersehnten Erdäpfel zu bekommen, recht regen Gebrauch, sodaß die vorhandenen Vorräte bald abgesetzt waren.
„Meine Kinder tun so etwas nicht!“ Das Leipziger Polizeiamt hat eine öffentliche, ernste Mahnung an die Eltern gerichtet, in der es heißt: „ Eltern, überwacht eure Kinder, beobachtet sie scharf und zügelt mit dem nötigen Nachdruck ihre schlimmen Leidenschaften! Kümmert euch um ihren Umgang und schreitet beizeiten ein, ehe es zu spät ist! Allzu große Nachsicht zeitigt immer schlimme Folgen. Mancher Herzenskummer wäre euch erspart geblieben, wenn ihr euch eurer Pflicht bewußt gewesen wäret, die Lebensführung eurer Kinder besser zu überwachen. Kein Stand ist davon ausgeschlossen und das oft gehörte Wort: „Meine Kinder tun so etwas nicht!“ findet nur zu oft in den Tatsachen bittere Widerlegung.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Unangebrachte Sparsamkeit. Sparsamkeit ist eine schöne Sache und jetzt im Krieg eine Notwendigkeit. Daß die Stadt aber dazu übergeht, auch Sparsamkeitsrücksichten fast alle Bedürfnisanstalten abends ohne jede Beleuchtung zu lassen, scheint mir doch des Guten zu viel getan. Das bisschen Beleuchtung dieser Stellen könnte die Stadt doch wohl tragen. Ein Bürger.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Der Verein ehemaliger Ulanen versammelte auch dieses Jahr wieder seine Mitglieder und ihre Familien, auch die Familien der im Felde stehenden Kameraden, zu einer schlichten und herzlichen Weihnachtsfeier. Der Vorsitzende, Herr Fink, gedachte in einer kurzen Ansprache der Kameraden an den verschiedenen Fronten, des obersten Kriegsherrn und seiner Friedensangebote, er verknüpfte damit den Wunsch, daß bald wirklich Friede auf Erden werden möchte. Dann wurden die lieben alten Weihnachtslieder gesungen, die Kinder sagten Gedichte auf, und schließlich gab es, damit die Jugend selbst im Kriege ihre Freude habe, noch eine richtige Bescherung mit wohlschmeckenden Sachen, die zu beschaffen in diesem Jahre gewiß nicht ganz leicht gewesen ist. Die schöne Feier wird dazu beitragen, daß die Mitglieder des Ulanen-Vereins auch weiterhin treu zusammenhalten, wie es der Vorsitzende zum Schluß als Weihnachts- und Neujahrswunsch des Vorstandes aussprach.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 29. Dezember 1916
Neubau der Universitätsbibliothek. Dank einer im Hinblick auf das bevorstehende Universitätsjubiläum erfolgten hochherzigen Schenkung eines Ehepaares, das vorläufig nicht genannt werden will, ist gestern das rund 4500 Quadratmeter umfassende Besitztum der Erben Weyersberg in Bonn, Poppelsdorfer Allee 25 (neben dem Bürgerverein) um den Preis von 270.000 Mark an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität übergegangen. Sobald die Zeitverhältnisse es gestatten, soll darauf eine neue Universitätsbibliothek errichtet werden, da die Räume der alten, am Coblenzer Tor gelegenen infolge des großen Aufschwungs, den Universität und Bibliothek genommen haben, völlig unzureichend geworden sind.
Für die Kriegswitwen und –Waisen veranstalteten die hiesigen Vaterländischen Vereinigungen gestern nachmittag eine würdige Weihnachtsfeier in der Turnhalle des städtischen Lyzeums. Damen und Herren des Freiwilligen Hilfsausschusses für Truppen hatten dazu die Turnhalle mit mehreren Christbäumen und Tannengrün festlich geschmückt und auch an der Herrichtung des Gabentisches fleißig gearbeitet. Nach einem gemeinsam gesungenen Liede hielt Herr Dr. Krantz eine kurze Ansprache. Bei aller Würdigung der Trauer, die der Krieg in fast alle Familien getragen habe, sei die gegenwärtige Zeit doch keine Zeit des Duldens und Klagens, sondern eine Zeit des Schaffens und Arbeitens. Wir müssen der Trauer Herr werden und an die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder denken. Wie wir zuversichtlich auf den Sieg im Felde hoffen, so müßten wir auch daheim durchhalten und es hinausschreiben in Feld, daß wir freudig uns allen Entbehrungen fügen. Die Frauen sollten ihre Kinder zu tüchtigen deutschen Jungen und Mädchen erziehen, die Kinder aber sollten ihren Müttern dankbar sein und eingedenk der ernsten Zeit ihre jungen Kräfte regen, damit dereinst das Vaterland sich auch auf sie verlassen könne in Not und Gefahr. Alsdann spendeten Schwester Frl. Sauer und Frau Gentrup mehrere prächtige Lieder, bei denen sie von Herrn Kapellmeister Sauer am Harmonium begleitet wurden. Der Aufforderungen an die Kinder, Gedichte vorzutragen, folgte eine ganze Anzahl, und selbst ganz Kleine sagten ihre Verslein furchtlos und verständig auf. Bei der nun folgenden Bescherung wurden 173 Witwen mit Kleidungs- und Gebrauchsstücken im Werte von durchschnittlich 14 bis 15 Mark und 450 Kinder mit Kleidungsstücken oder Schuhen, Süßigkeiten und Spielzeug im durchschnittlichen Werte von etwa 10 Mark bedacht. An der Feier nahmen u. a. auch Oberbürgermeister Spiritus und mehrere Stadtverordnete sowie Geistliche beider Konfessionen teil.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine Weihnachtsfeier fand am 1. Weihnachtstage im Soldatenheim des Gesellenhauses statt. Der Leiter der Feier, Herr Klutmann, hatte es ausgezeichnet verstanden, eine schöne und abwechslungsvolle Vortragsreihe zusammen zu stellen. Musik- und Gesangvorträge, von Kindern vorgetragene Gedichte, lebende Bilder sowie ein Weihnachtsspiel „Frau Holle“ ließen die zahlreich erschienenen Feldgrauen für einige Zeit das rauhe Kriegshandwerk vergessen. Kaplan Rütters hatte für die Weihnachtsansprache die Friedensbestrebungen als Thema gewählt. Er sprach vom Frieden, vom wahren Völkerfrieden, den wir alle erhofften, wobei aber die notwendigen Garantien für die zukünftige Sicherheit unseres Vaterlandes gegeben werden müssen, und vom Herzensfrieden, den die Weihnachtsbotschaft uns verkündet und der uns alles, auch das Schwerste, leicht macht. Pfarrer Weber betonte in einer Ansprache vor allem die Pflicht des Durchhaltens, wozu die Religion erst die nötige Kraft gebe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein Austausch von Neujahrswünschen. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß in der Zeit vom 29. Dezember bis einschließlich 2. Januar keine nicht amtlichen Briefsendungen über 50 Gr. nach dem Felde (Päckchen) angenommen werden. Im weiteren ist es mit Rücksicht auf die glatte Abwicklung des wichtigen Nachrichtenverkehrs nach dem Felde unbedingt erforderlich, daß der Austausch von Neujahrsglückwünschen zwischen der Heimat und dem Heer unterbleibt. Die Bevölkerung wird daher dringend gebeten, zum bevorstehenden Jahreswechsel von der Versendung solcher Glückwünsche an Angehörige, gute Freunde und Bekannte im Felde Abstand zu nehmen.
Keine unnötige Unruhe. Es wird geschrieben: Ueber den vaterländischen Hilfsdienst und seine Durchführung werden immer noch die merkwürdigsten Vorstellungen und Gerüchte verbreitet – von Leuten nämlich, die das Gesetz im Wortlaut nie gelesen haben. Leider finden solche Schwätzer vielfach Glauben und es entsteht unnötige Unruhe, ja – man sollte es nicht glauben, aber es ist so – manches Geschäft wurde schon deshalb billig verkauft, manch lieb gewordener Beruf unnötigerweise gewechselt. Deshalb sei es nochmals gesagt: Es ist nicht so, daß irgend eine volksfremde Behörde einen friedlichen Bürger, gleich ob er Gewerbetreibender, Arbeiter usw. ist, urplötzlich mit brutaler Gewalt beim Kragen faßt, um ihn in irgendeine Kriegsindustrie zu stecken, ohne Rücksicht auf Alter, Gesundheit, bisherige Tätigkeit usw. Das Gesetz will überhaupt solange als nur möglich den Zwang vermeiden. Alle persönlichen Verhältnisse werden nach Billigkeit berücksichtigt.
Kartoffelversorgung. Vom 1. Januar 1917 ab werden bis auf weiteres an jeden Berechtigten 4 Pfund Kartoffeln für den Kopf und die Woche ausgegeben. Schwerarbeiter erhalten auf die Kartoffelzusatzkarte weitere 3 Pfund Kartoffeln. Als Zusatz zu den Kartoffeln werden außerdem 6 Pfd. Steckrüben für den Kopf und die Woche auf Warenkarte Nr. 154 in allen Verkaufsstellen abgegeben. Schwerarbeiter erhalten außerdem auf die Zusatzwarenkarte Nr. 3 weitere 2 Pfund Steckrüben. Der Preis für Kartoffeln und Steckrüben beträgt 5,50 für den Zentner.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 30. Dezember 1916
Der Zigarren-Abschnitt-Sammelverein bittet uns, darauf hinzuweisen, daß die am nächsten Sonntag im Bonner Bürgerverein zur Aufführung gelangenden sechs Weihnachtsbilder nicht nur für Kinder bestimmt sind, sondern daß sie auch bei allen Erwachsenen einen recht erhebenden Eindruck machen werden. Da die Einnahme für hilfsbedürftige Kinder bestimmt ist, sei auf das in der vorliegenden Zeitung vorliegende Programm besonders aufmerksam gemacht.
Vermißt wird ein hiesiger Lederhändler. Er hatte sich am Donnerstag voriger Woche mit einem größeren Geldbetrag nach der Grenze begeben, um Leder einzukaufen. Seitdem fehlt jede Nachricht von ihm.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Polizeistunde am Sylvesterabend. Bis jetzt sind von der Behörde noch keinerlei Bestimmungen getroffen worden, die von dem normalen Betrieb der Wirtschaften bis 11 Uhr abends abweichen.
Kein Umtausch der vor dem 27. Dezember gekauften Schuhwaren. Als am Morgen des 24. Dezember die Einführung der Schuhkarte ab 27. Dezember mitgeteilt wurde, haben viele Käufer noch Schuhwaren jeder Gattung gekauft, auch dann, wenn sie für die gekauften Sorten keine Verwendung hatten. Sie haben geglaubt, das gekaufte Stück auch nach dem 27. Dezember gegen ein passendes umtauschen zu können, ohne einer Schuhkarte zu bedürfen. Diese Auffassung ist irrig. Die Reichsbekleidungsstelle macht darauf aufmerksam, daß auch für den Umtausch bereits gekaufter Schuhe ein Bezugsschein gelöst werden muß. Ebenso liegt es mit der Lösung von Gutscheinen. Wer vor dem 27. Dezember einen Gutschein für ein Paar Schuhe erworben hat, muß, wenn er den Gutschein später gegen die Schuhe eintauschen will, einen Bezugsschein besitzen. Der Verlauf wird erst dann vollständig, wenn die Schuhwaren dem Käufer übergeben worden sind. Die Erwerbung eines Gutscheines stellt keinen Kauf im Sinne der Verordnung dar.
Beschlagnahme von Kalbfellen usw. und Höchstpreisfestsetzung. Mit dem 20. Dezember 1916 ist eine Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme, Behandlung, Verwendung und Meldepflicht von rohen Kalbfellen, Schaf-, Lamm- und Ziegenfellen sowie von Leder daraus in Kraft getreten. Durch diese Bekanntmachung werden alle Kalb-, Schaf-, Lamm- und Ziegenfelle aus dem Inlande, einschließlich der bereits eingearbeiteten, beschlagnahmt. Trotz der Beschlagnahme bleibt jedoch die Veräußerung und Verarbeitung der Felle in bestimmtem Umfange gestattet. Gleichzeitig ist eine Bekanntmachung in Kraft getreten, durch die für Schaf-, Kalb-, Lamm- und Ziegenfelle Höchstpreise festgesetzt sind. Der Wortlaut der beiden Bekanntmachungen ist in der heutigen Nummer unseres Blattes abgedruckt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Armenverwaltung hatte eine Frau aus Bonn längere Zeit verschwiegen, daß ihre Verhältnisse sich gebessert hätten und sie nicht mehr die Höhe der bisherigen Unterstützung benötige. Das Schöffengericht sah in dieser Handlungsweise Betrug und verurteilte die Frau, die dadurch zu Unrecht 460 Mark und 28 Zentner Briketts erhalten hatte, mit Rücksicht auf ihre immerhin noch sehr bedürftige Lage zu einer Geldstrafe von 20 Mark.
Die Jugend von der Straße. Zur Neujahrszeit bringen wir in Erinnerung, daß laut einer Verfügung des Gouverneurs der Festung Köln das Herumtreiben Jugendlicher auf den Straßen und Plätzen von Beginn der Dunkelheit an verboten und unter schwere Strafen gestellt ist. Als Jugendlicher im Sinne dieses Gesetzes gelten alle Personen bis zu 16. Lebensjahr einschließlich.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 31. Dezember 1916
Dank des rheinischen Armeekorps für die Weihnachtsliebesgaben. Das Generalkommando des 8. Armeekorps hat am 20. Dezember folgendes Schreiben an den Kölner Regierungspräsidenten ergehen lassen.
Euer Hochwohlgeboren
sage ich im Namen des 8. Armeekorps für die schöne Weihnachtsgabe meinen verbindlichsten Dank. Sie ist für die rheinischen Truppen ein erneutes voll Dankbarkeit begrüßtes Zeichen dafür, daß ihrer die Heimat auch im fernen Osten in Treue gedenkt. Ich hoffe, daß die aus dem Regierungsbezirk Köln erschienenen Herren hier angenehme und interessante Stunden verleben konnten und hierdurch für die Beschwerlichkeiten der weiten Reise entschädigt worden sind. Die Herren werden den Eindruck mitgenommen haben, dass wie die Heimat der Tätigkeit unserer Truppen in dankbarer Bewunderung gedenkt, wir nicht minder stolz und dankbar auf alles das blicken, was in Deutschland selbst ertragen und geleistet wird.
Hingebende, alle Kräfte heranziehende Arbeit daheim, treue Wacht und stete Kampfbereitschaft in Feindesland werden uns den endlichen Sieg erringen helfen.
Indem ich nochmals unserem herzlichen Danke Ausdruck gebe, bin ich mit dem Ausdrucke meiner vorzüglichen Hochachtung Euer Hochwohlgeboren sehr ergebener
(Unterschrift)
Die Polizeistunde in der Neujahrsnacht. Wie uns von der Polizeiverwaltung mitgeteilt wird, dürfen in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar die Wirtschaften bis ein Uhr geöffnet bleiben.
Vermißt wird außer dem Lederhändler Hilger aus der Wenzelgasse, der am 21. Dezember nach der holländischen Grenze gereist ist, um Leder einzukaufen, seit dem 23. Dezember auch der Dienstmann Marx. Er ist auf den Rat eines Fremden, für den er einen Brief an Hilger besorgte, nach Grevenbroich gefahren, um dort Butter und Speck einzukaufen. Die Ermittlungen der Polizeibehörden haben bis gestern zu keinem Ergebnis geführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Meldung zur Stammrolle. Laut einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters in der heutigen Nummer werden alle militärpflichtigen jungen Leute, die im Stadtkreise Bonn dauernden Aufenthalt haben, aufgefordert, sich in der Zeit vom 2. bis 15. Januar 1917 im Militärbureau, Rathausgasse 26, wochentags zwischen 9 und 12 Uhr vormittags und 4 bis 6 Uhr nachmittags zu melden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen. Arndt wendet sich mit folgenden Worten an alle Bonner: Meinen lieben Mitbürgern bringe ich zum Jahreswechsel meine besten Glück- und Segenswünsche dar. Möge das neue Jahr uns weiteren Sieg, sowie einen ehrenvollen, dauernden Frieden bringen, auf daß die Wunden, die der Krieg geschlagen, allmählich im Laufe der Zeit geheilt werden! Meine lieben Mitbürger und Mitbürgerinnen bitte ich, in der opferwilligen Liebe zu meinen Schützlingen, den Witwen und Waisen der Bonner Krieger, nicht nachlassen zu wollen und mir auch im neuen Jahre ihre Unterstützung nicht zu versagen.
Die U-Deutschland hat bei ihrer letzten Rückfahrt von Amerika auch eine kleine Sendung nach Bonn mitgebracht. Ein Bonner, Herr Carl Florenz-Schüller in Baltimore, hatte die sich ihm dargebotene günstige Gelegenheit nicht unbenutzt gelassen und dem Handelsunterseeboot ein Briefchen mit Weihnachts- und Neujahrsgrüßen für seine Eltern mit Grüßen für seine Freunde und Bekannte mitgegeben. Das Briefchen ist dann, nachdem es glücklich hier an Land gekommen, in Hamburg zur Post gegeben und gestern hier angelangt. Die sehr erfreuten Eltern, die seit langer Zeit nichts mehr von ihrem Sohne gehört hatten, werden das auf diesem nicht ganz gewöhnlichen Wege erhaltene überseeische Schriftstück selbstverständlich als teures Andenken aufbewahren.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)