Dienstag, 1. Februar 1916
Löschung der Vorstrafen in den Strafverzeichnissen. Der neue kaiserliche Gnadenerlaß ordnet bekanntlich auch an, daß in den behördlichen Strafkarten oder –blättern, die über jede schon einmal bestrafte Person an ihrem Geburtsorte geführt werden, die vor dem 27. Januar 1916 verhängten Strafen zu löschen sind, soweit es sich dabei um Geldstrafen oder um Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr Gefängnis handelt und die betreffende Person seitdem nicht wieder gerichtlich verurteilt worden ist. Bisher konnte es vorkommen, daß ganz geringe Strafen wegen irgend einer Jugendtorheit nach mehreren Jahrzehnten noch in einem polizeilichen Führungszeugnis, das für irgend einen Zweck beschafft werden mußte, vermerkt wurden. Diese Erinnerung an einen längst vergessen geglaubten Jugendstreich war natürlich in vielen Fällen sehr unangenehm. Vor Jahren war schon angeordnet worden, daß solche weit zurückliegenden Vorstrafen auf Antrag im Gnadenwege gelöscht werden könnten, doch wurde von dieser Vergünstigung nur selten Gebrauch gemacht, weil das Verfahren sehr langwierig war. Der neue Gnadenerlaß des Kaisers räumt nun ohne weiteres mit den alten Vorstrafen auf. Eines besonderen Antrages zur Löschung der länger als zehn Jahre zurückliegenden Strafen bedarf es nicht, die Behörden sind vielmehr angewiesen worden, alle Strafkarten und Strafblätter im Sinne des kaiserlichen Gnadenerlasses nach und nach, auf jeden Fall aber vor einer weiteren Auskunftserteilung zu berichtigen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Frost. Im Innern der Stadt sank das Thermometer in vergangener Nacht auf 3 Grad C. unter Null.
Ermäßigung des Brotgewichts und des Brotpreises. Infolge des vom 1. Februar d. J. ab geltenden Brotgewichtes von 3½ Pfund tritt eine Ermäßigung der Brotpreise ein. Im Einvernehmen mit der Bonner Bäcker-Innung wurden die Preise wie folgt festgesetzt: Schwarzbrot 65 Pfg., Feinbrot 80 Pfg., Graubrot (3½ Pfund) 85 Pfg., Graubrot (1¾ Pfund) 43 Pfg.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beschlagnahme von Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken. Gleichzeitig mit der neuen Bekanntmachung, betreffend Beschlagnahme und Bestandserhebung von Web-, Wirk- und Strickwaren (...) tritt am 1. Februar 1916 eine Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme und Bestandserhebung von Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken für Heer, Marine und Feldpost (...) in Kraft.
Durch Bekanntmachung werden eine ganze Reihe einzeln aufgeführte fertige Gegenstände, die die Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände für Heer, Marine und Feldpost in Betracht kommen, beschlagnahmt, gleichviel, aus welchen Rohstoffen, die dazu verwendeten Webwaren hergestellt sind und ohne Rücksicht auf Farbe und Herstellungsart. So sind beschlagnahmt: Uniformröcke, Litewken [zweireihige waffenrockartige Uniformjacken], Feldblusen, Mäntel, Hosen, Feldmützen, Halsbinden, Kriegsgefangenen-Anzüge, Drillichjacken, Drillichröcke, Drillichhosen, Männerhemden (nicht Oberhemden und Nachthemden), Männerunterhosen, Helmbezüge, Tornister, Militärrucksäcke, Brotbeutel, Zeltzubehörbeutel, Packtaschen, Schanzzeug- und Drahtscheren-Futterale, Feldflaschenüberzüge, Munitions- und Wassertragsäcke, Reiterfuttersäcke, Tränkeimer, Protzschlitzsäcke, Zeltsäcke, Zeltbahnen, Zelte, Fuhrparkpläne aus Segeltuch, Sandsäcke. (...)
Frühlingsboten. Durch die abnorm milde Witterung regt sich allerorts das Ungeziefer. Fliegen und Mücken tanzen, erstere für die Jahreszeit in ansehnlicher Menge in der Luft, Würmer wagen sich zahlreich bereits aus der Erde. Aber auch die Sträucher schlagen schon aus und zeigen die ersten grünen Blätter. In einem Dorfe in der Pfalz, wo ja allerdings eine bedeutend wärmere Temperatur herrscht als bei uns, hat man bereits eine Wiese mit Grünfutter gemäht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 2. Februar 1916
Bonner Wehrbund. Am verflossenen Samstag abend fand eine Uebung statt. Eine Abteilung hatte den Auftrag, die Kasselsruhe zu verteidigen. Bevor sie zur Ausführung des Auftrages überging, wollte sie versuchen, den Gegner durch einen Ueberfall zurückzuschlagen. Die Absicht mißlang jedoch, weil der zur Ermittlung der Anmarschwege des Gegners ausgesandte Kundschafter gefangen wurde. In der Dunkelheit – nicht zehn Schritte weit war zu sehen – erfolgte nun die Besetzung der Stellung. Dann wurden auf den verschiedenen Anmarschwegen, die für den Gegner in Betracht kamen, Posten und Feldwachen ausgestellt. Wie schwer es in der Dunkelheit für die Posten ist, ihre Pflichten zu erfüllen, lernte die Jungmannschaft bei dieser Gelegenheit. Mit Ausnahme des Gehörs sind alle Sinne ausgeschaltet; es gibt nur zu horchen und fein zwischen den verschiedenen Geräuschen, die hörbar werden, zu unterscheiden, um die Annäherung des Gegners festzustellen. Lange liegt der Haupttrupp in spannender Erwartung, auf das Eintreffen von Meldungen von der Vorpostenkette harrend. Der Gegner nimmt sich Zeit mit seinem Anmarsch, wohl um die Wachsamkeit der Verteidiger einzuschläfern und sie plötzlich zu überfallen. Endlich naht in fliegender Hast ein Vorposten mit der Nachricht, daß im Walde Schritte gehört worden sind und der Feind bald da sein wird. Da ist Eile notwendig. Schnell wird festgestellt, daß der Einbruch nur von der Westseite erfolgen kann. Nun wirbeln die Trommeln, schallen die Hörner und mit Hurra wird die westliche Seite der Stellung besetzt und der auf dieser Seite erfolgte Angriff abgeschlagen. Aber von Süden naht ein zweiter Trupp der Gegner. Die dort liegende Feldwache hat er gefangen genommen, so daß keine Meldung von seiner Annäherung eintraf. Unbemerkt wäre er eingedrungen, hätte sein zu frühzeitiges Hurra ihn nicht angekündigt. Auch ihm kann das Eindringen noch verwehrt werden. Dem dritten Trupp der Gegner, der von Norden herangezogen ist, gelingt es aber, ohne Gegenwehr in die Stellung einzudringen. Der Krieg im Frieden war zu Ende, und mit der Musik vorauf zogen die Abteilungen des Wehrbundes zurück in die Stadt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine Liebesgabensendung von 7500 Zigarren übermittelte die Zigarrenfabrik von Gebr. Korte in Bonn den hiesigen Reserve-Lazaretten.
Eine Diebesbande von vier Köpfen, drei Männer und eine Frauensperson, wurde gestern von der Kriminalpolizei verhaftet und in Untersuchungshaft eingeliefert. Sie hatten in einer Konditorei auf der Remigiusstraße einen Einbruch verübt und dort verschiedene Torten uns sonstige Gegenstände gestohlen. Bei einer Haussuchung wurden Dolche, Schmucksachen, Halsketten usw. gefunden, die aus anderen Einbrüchen, u. a. in der Bonngasse herrühren. Einer der Diebe war noch im Besitz eines Stempels eines hiesigen Metzgermeisters.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen. Am verflossenen Sonntag erschien u. a. der Sebastianus-Schützen-Verein Bonn-Endenich an der Eiche mit der Fahne und 10 Mitgliedern zur Nagelung; die übrigen Mitglieder, 43 an der Zahl, stehen im Felde. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Joh. Schmitz, hielt eine kernige Ansprache, welche in einem Hoch auf Kaiser und Reich schloß. In die Kaiserhymne, welche die konzertierende Militärkapelle begleitete, stimmte die tausendköpfige Zuhörerschaft auf dem Münsterplatze begeistert ein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Die glänzenden Erfolge unserer Luftschiffe [Zeppelin-Angriffe auf englische Städte am 31. Januar] haben erfreulicherweise das Bonner Garnison-Kommando veranlaßt, dem Tage durch Glockengeläute ein festliches Gepräge zu geben. Ferner konzertierte heute Mittag von 12 bis 1 Uhr aus dem selben Anlaß die zur Zeit in Bonn weilende Infanterie-Kapelle an der Arndt-Eiche auf dem Münsterplatz. Merkwürdigerweise schien in der hiesigen Bevölkerung wenig Stimmung zu herrschen über diesen doch wirklich großartigen Erfolg.
Wie wir ferner erfahren, soll in Zukunft bei jedem bedeutenden Sieg außer dem festlichen Glockengeläute an der Arndt-Eiche Konzert stattfinden. Jenachdem die Kapelle frei ist, soll das Konzert entweder am selben Abend oder am nächsten Mittag sein. Recht vorteilhaft für unsere Bonner Kriegswohlfahrtspflege wäre es, wenn bei solchen Konzerten an der Arndt-Eiche eine Büchsen-Sammlung unter dem Publikum veranstaltet würde.
Die Kochkistenvorführung durch den Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe wird wegen des großen Andranges von nun an zweimal wöchentlich, Donnerstag und Freitag nachmittag von 4 – 6 Uhr in der Beratungsstelle am Hof stattfinden; ebenso ist es notwendig geworden, die Beratungsstunden auszudehnen; sie sind vorläufig auf Montag, Dienstag und Samstag nachmittag 4 – 6 Uhr und Dienstag, Mittwoch und Freitag vormittag 10 – 12 Uhr festgesetzt worden.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 3. Februar 1916
Soldatenheim. Am nächsten Sonntag wird im hiesigen Gesellenhause, Kölnstraße 17/19, ein Soldatenheim eröffnet, in welchem allen Soldaten der hiesigen Garnison an den dienstfreien Sonn- und Feiertag-Nachmittagen von 2 bis 8 Uhr Unterhaltung, Belehrung und Erfrischungen geboten werden. Das Heim enthält daneben auch ein Lese- und Schreibzimmer, in dem viele Zeitungen und Zeitschriften aufliegen. Am nächsten Sonntag ist eine Kaisergeburtstagsfeier vorgesehen. Die Festrede hält der Militärpfarrer Herr Dechant Böhmer, die Konzertsängerin Frl. Magda Deus wartet mit Liederspenden auf, die Musikkapelle des hiesigen Landsturmbataillons bringt Konzertstücke zu Gehör und zum Schluß folgt ein kleines patriotisches Theaterstückchen. Alle Soldaten haben freien Zutritt. (...)
Die Kriminalpolizei hat gestern zwei Frauen festgenommen. Die eine hatte einen Pelz und Kleidungsstücke gestohlen, die andere den Inhalt einer Sparbüchse entwendet sowie in einer Küche einer Frau das Handtäschchen weggenommen.
Vorgestern wurden drei Männer und eine Frau festgenommen, die in zwei hiesigen Geschäften Einbruchsdiebstähle begangen hatten.
Einen Selbstmordversuch machte gestern ein 51jähriger Arbeiter, indem er sich in die rechte Kopfseite schoß. Er wurde in die Klinik gebracht. Lebensgefahr soll nicht bestehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegsausschuß für Konsumenten-Interessen. In der Sitzung des „Kriegsausschusses für Konsumenten-Interessen“ für den Stadt- und Landkreis Bonn vom 31. Januar waren folgende Verbände vertreten: Christliche und Freie Gewerkschaften, Evang. Volksverein, Christl. Verein Junger Männer, Katholischer Frauenbund, Interkonfessioneller Hausfrauenverein, Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshülfe, Beamten-Verein der Köln-Bonner Kreisbahnen, Verein der deutschen Reichs- und preuß. Staatsbeamten, Frauenverein Endenich, Gärtner-Krankenkasse, Verein der unteren Postbeamten, Werkmeisterverein, Bund deutscher Militär-Anwärter, Bund geprüfter Post- und Telegraphensekretäre, Katholischer Gesellenverein, Deutsch-nationaler Handlungsgehilfenverband, Beamten- und Angestelltenverein der Allgemeinen Ortskrankenkasse, Katholischer Kaufmännischer Verein. Die Anwesenden begrüßte Herr Falkenroth erstmalig im neuen Jahr. Dann gab Herr Pastor D. Weber den Bericht über die weitere Entwicklung des Hauptausschusses in Berlin. (...) Dann fand eine lange und eingehende Besprechung über die Kartoffelfrage statt, deren Ergebnis die einmütige Zustimmung zu den Forderungen des Hauptausschusses in seinen Eingaben an die Oberste Heeresleitung war. Dieselben lauten: „1. Sofortige sehr scharf durchgeführte allgemeine Bestandsaufnahme bei Erzeugern, Händlern und in den Haushaltungen. 2. Vorzugsweise Sicherstellung der für menschliche Ernährung notwendigen Kartoffelmengen und strafrechtliche Verpflichtung der Kartoffelvorratsbesitzer zu pfleglicher Behandlung der Vorräte. 3. Beschränkung der Kartoffelbrennerei auf die Verarbeitung der zur Verfütterung nicht mehr geeigneten Kartoffeln. 4. Kopfweise Verteilung dieser Bestände bis zur neuen Ernte, Zuweisung etwa an der Hand der Brotkarten oder durch Ausgabe neuer Kartoffelkarten unter Anrechnung der vorhandenen Hauskellervorräte und Verkauf zu den bisherigen Preisen ohne Monatsaufschläge.“ Ebenso wurden Fleisch- und Fettkarten von der Versammlung in Bonn gewünscht. – Eine lange und eingehende Besprechung fand alsdann über die Milchfrage statt. Die jetzige Milchversorgung wurde allgemein als völlig ungenügend anerkannt und die Forderung einstimmig erhoben, daß die Stadt Bonn wieder eine Milchversorgungsstelle für Kranke, Wöchnerinnen und Kinder einrichte. Die Milch müsse nötigenfalls mit Schnellzügen herbeigeschafft werden. Vielfach wurde weiter über das Brot geklagt, das auch nicht immer das vorgeschriebene Gewicht habe. Ferner sollte jeder Arbeiter, ohne erst eine Bescheinigung eines Arbeitgebers vorzeigen zu müssen, eine Zusatz-Brotkarte erhalten. In bezug auf die Mästung von Schweinen wurde der Wunsch ausgesprochen, daß man von seiten der Städte auch einzelnen Bürgern Mehl für die Mästung zur Verfügung stelle. Es wurde auch noch auf die hochverdienstliche Tätigkeit des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe und seiner Verkaufsstelle an der Universität hingewiesen. Schluß der Versammlung um 11½ Uhr.
Höchstpreise für Schweinefleisch. Der Oberbürgermeister veröffentlicht in der heutigen Nummer unseres Blattes eine Verordnung über die Höchstpreise für Schweinefleisch die mit dem 3. Januar 1916 in Kraft tritt.
Kleinhandelshöchstpreise für Gemüse. In der heutigen Nummer unseres Blattes ist eine Bekanntmachung über die Kleinhandels-Höchstpreise für Gemüse für den Stadtbezirk Bonn abgedruckt. Die Verordnung tritt am Tage ihrer Verkündung in Kraft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine Bitte an die Stadtverwaltung Bonn!
Der Wunsch vieler Einwohner von Kessenich ist, daß man daselbst auch eine Kartoffelverkaufsstelle errichtet. Müssen doch die Kessenicher den weiten Weg nach Bonn oder Poppelsdorf machen. Zudem besteht die Einrichtung, daß nicht mehr wie 20 Pfd. verkauft werden dürfen, so daß die Leute gezwungen sind, alle paar Tage ihr Quantum auf dem weiten Weg zu holen. Wäre es da nicht angebracht, wenn die Behörde baldigst für Abhilfe sorgen und im Stadtteil Kessenich eine Kartoffelverkaufsstelle errichten würde. – Fast ebenso geht es mit dem Speckverkauf. Auch dafür könnte in Kessenich eine Einrichtung geschaffen werden damit sich dann auch diese Einwohner daran beteiligen könnten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Freitag, 4. Februar 1916
Erinnerungsfeier. Am Montag waren die Schüler und Schülerinnen der Poppelsdorfer evangelischen Schule vor der Arndt-Eiche zur Nagelung erschienen. Nach dem Vortrag des Liedes „Mein Preußen steht so stolz und groß“ und des Gedichtes „Ich kenne nur Deutsche“ sprach der Hauptlehrer der Schule, Herr Brückersteinkuhl, über den Dank des deutschen Volkes an Kaiser, Heerführer und Heer und die rechte Vaterlandsliebe. Er gedachte der Helden, die ihre Treue zu Kaiser und Reich mit ihrem Herzblute besiegelt haben, insonderheit des in Frankreich gefallenen, treuen Lehrers und lieben Mitarbeiters, seines besten Schülers und Freundes Jakob Christmann, der mit heller Begeisterung und zuversichtlich in den Kampf für sein heißgeliebtes Vaterland hinausgezogen war. Dann ließ er den Helden noch einmal zu den Kindern reden: „Mein Wahlspruch ist: Furchtlos und treu. Als junger Soldat habe ich mir vorgenommen, immer und überall meine Pflicht bis aufs äußerste zu tun. Wir Lehrer sind nicht allein dafür da, Geschichte zu lehren, sondern auch Geschichte zu machen. Daran will ich immer denken. „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.“ Der will auch jetzt keine – keine deutschen Knechte soll es geben, dafür will ich kämpfen, kämpfen bis zu letzten Atemzuge. Möge Deutschland nach dem Kriege schöner und stärker dastehen! Möge es wachsen, kraftvoll, zu gigantischer Stärke! Hurra, mein Deutschland!“ (Aus einem Briefe vom 16. Juni 1915.) Nach dem Kaiserhoch, dem Singen des Liedes „Hindenburg“ und dem Vortrag des Gedichtes „Zur Errichtung der Arndt-Eiche in Eisen“ fand die Nagelung statt.
Verein Frauenbildung – Frauenstudium. Am 2. Februar fand in den Vereinsräumen Riesstr. 11 die Jahresversammlung des Vereins Frauenbildung – Frauenstudium statt. Die Vorsitzende, Frau Steinmann, betonte, daß die Arbeit des Vereins in diesem Jahre weniger auf seinem eigentlichen Vereinsgebiet als in der Kriegshilfe geleistet worden sei. Der Jahresbericht brachte Einzelheiten über die verschiedenen Arbeitsgebiete, wie die Nähstube, die Berufsberatungsstelle, das Soldatenheim, die Kriegsspende u. a. Zum Kassenbericht wurde mitgeteilt, daß die Mittel des Vereins in Kriegsanleihe angelegt worden seien. Der alte Vorstand wurde wiedergewählt und Frau Hohrath als achtes Mitglied neu hinzugewählt. Dann ergriff Frau Leonore Niessen-Deiters das Wort zu ihrem Vortrag: „Deutsche Frauen als Kulturträgerinnen im Auslande. Eine Friedensaufgabe für die Frauen.“ Sie führte etwa aus: Wir müssen im Krieg die Friedensaufgaben vorbereiten. Der deutsche Soldat, der deutsche Kaufmann haben ihren Platz in der Welt erobert. Deutsches Wesen, deutsches Geistesleben hinauszutragen, wird die besondere Aufgabe unserer Frauen nach dem Kriege sein. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Städtischer Butterverkauf. Am Freitag nachmittag um 3 Uhr findet im Hofe Franziskanerstraße 8a der Verkauf der in dieser Woche eingegangenen ausländischen Butter statt. Der Preis beträgt 2,80 Mk. für das Pfund.
Falsche Gerüchte über eine bevorstehende Schweinebeschlagnahme. Man schreibt uns: nach Mitteilungen aus landwirtschaftlichen Kreisen hat das Gerücht über eine bevorstehende Beschlagnahme der Schweinebestände weitgehende Beunruhigung auf dem Lande hervorgerufen. Derartige Gerüchte sind natürlich völlig aus der Luft gegriffen und werden lediglich in der selbstsüchtigen Absicht verbreitet, um die Landwirte zu überstürztem Abstoßen ihrer Schweine zu veranlassen. Der vorzeitige Verkauf halbausgemästeter Tiere schädigt aber nicht nur den einzelnen Viehhalter, sondern er beeinflußt durch den damit verbundenen Ausfall an Fleisch und Fett auch die Volksernährung im allgemeinen sehr ungünstig. Gegen derartige Ausstreuungen muß daher mit allen Mitteln eingeschritten werden. Der Schweinemäster sollte sich dadurch nicht beirren lassen, sondern, soweit er [es] das vorhandene oder erreichbare Futter irgend gestattet, stets darauf bedacht bleiben, sein Vieh bis zur Schlachtreife aufzufüttern. Denn nur durch eine Fleischerzeugung, die unsere vorhandenen Futtervorräte in vollem Maße zur Ausnutzung bringt, kann die Fleischversorgung unserer Bevölkerung in befriedigender Weise durchgeführt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Samstag, 5. Februar 1916
Der Kartoffelpreis. Der Oberbürgermeister hat den Kleinhandelshöchstpreis für Kartoffeln auf 4,35 M. für den Zentner festgesetzt. Für das Bringen können 25 Pfg. auf den Zentner aufgeschlagen werden.
Die Landwirte werden in einem Aufruf des Oberbürgermeisters in dieser Zeitung aufgefordert, in diesem Jahre kein Fleckchen Acker- oder Gartenland unbestellt zu lassen, und auf die Beurlaubungen von Soldaten aufmerksam gemacht, die für die Frühjahrsbestellung in Aussicht genommen sind. Anträge von Angehörigen auf Beurlaubungen müssen bis 12. Febr. bei dem zuständigen Polizeikommissar eingereicht sein.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der öffentliche Butterverkauf auf dem Lande wurde am verflossenen Dienstag eröffnet. Nach ungefähr einer Stunde war der gesamte Vorrat bis zum letzten Pfund ausverkauft, ohne daß alle Kauflustigen befriedigt werden konnten. Es wurde abgegeben für Haushaltungen von 1 bis 4 Personen ein halbes Pfund, für 4 – 7 Personen ein Pfund, für 8 bis 10 Personen anderthalb Pfund usw. für die Woche. Der Preis für feine Süßrahm-Butter stellt sich auf 2,55 Mark. In jeder Gemeinde wird nur an einem Tage der Woche Butter abgegeben, und zwar nur solche Butter, die in der eigenen Bürgermeisterei erzeugt wurde. Viehbesitzende Haushaltungen sind vom öffentlichen Butterverkauf ausgeschlossen.
Auch der Ausschank von Mandelmilch verboten. Das Verbot, wonach Milch in Kaffeehäusern usw. nach 10 Uhr vormittags nicht verabreicht werden darf, erstreckt sich auch auf Mandelmilch. Den Besuchern von Gastwirtschaften, allen sonstigen Schankstätten, Kaffeehäusern, Konditoreien und Milchstuben ist es auch verboten, mitgebrachte Milch in den Lokalen zu verwenden.
Weniger Bier. Aus Düsseldorf, 2. Februar, wird uns berichtet: Die Brauereien Rheinlands und Westfalens beschlossen in einer heute hier stattgehabten Sitzung vom 1. Februar an eine Verkürzung der Bierlieferung an die Kundschaft eintreten zu lassen. Die Verkürzung ist die Folge der Bundesratsverordnung vom 31. Januar 1916, die das Kontingent der Brauereien auf 48 Prozent des Normalverbrauchs einschränkt, und zwar mit Rückwirkung vom 1. Oktober 1915. Auch kam in Betracht, daß von dem verbleibenden Malzquantum noch die Pflichtlieferungen an das Heer in voller Höhe zu erledigen sind.
Jugendliche Diebin. In der Rathausgasse überredete gestern nachmittag ein noch schulpflichtiges Mädchen einen etwa sechsjährigen Knaben, ihm 2,80 Mark zu geben, wofür der Junge im städtischen Verkauf Butter holen sollte. Das Mädchen versprach dem Jungen, die Butter für ihn zu holen und verschwand dann mit dem Geld. Als der Junge merkte, daß das Mädchen nicht zurückkam, weinte er herzerweichend. Eine Frau hielt eine Sammlung bei den Umstehenden ab und bald war der Betrag von 2,80 Mark zusammen, der dem Knaben mit der Mahnung, künftig vorsichtiger zu sein, übergeben wurde. Richtiger wäre es, wenn eine derartige Belehrung den Kindern schon zu Hause gegeben würde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen. Nachdem am Kaisersgeburtstage und am verflossenen Sonntag ein überaus reger Besuch, besonders seitens der Bonner Vereine, stattgefunden, ist nunmehr wieder eine ruhigere Zeit für die Arndt-Eiche gekommen. Es ist daher für diejenigen Mitbürger, welche ihre Spende für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern gerne in Ruhe darbringen wollen, nunmehr die gewünschte Gelegenheit geboten. Es empfiehlt sich hierfür besonders vormittags oder in den ersten Nachmittagsstunden der Besuch, da nachmittags um 4 Uhr die Bonner Volksschulen zur Nagelung kommen.
Wenn auch der bisherige Erfolg unsrer Arndt-Eiche – 30.000 Mark in 6 Wochen – ein guter ist, so darf der Eifer und des Interesse für unser Kriegsmal nicht erlahmen. Es darf keinen Bürger unserer Stadt geben, der nicht nach seinen Kräften seine Spende für unser Kriegsmal gibt. Unsere Stadt darf vor anderen Städten nicht zurückstehen.
Nach einer Mitteilung aus Düsseldorfer Blättern hat ein Wohltäter dort bei Einweihung des dortigen Wahrzeichens, des Bergischen Löwen, 5000 Mark zwecks Nagelung für unbemittelte Schulkinder gegeben.
In Bonn beträgt die Zahl der Schulkinder nahezu 11.000, davon haben sich zur Nagelung rund 5000 gemeldet. Reiche und wohltätige Herrschaften unserer Stadt haben somit noch ein überaus schönes und weites Feld, durch Spenden zu diesem Zweck die vaterländischen Ziele unserer Arndt-Eiche zu unterstützen und gleichzeitig den Kindern die große Freude zu bereiten, daß sie zur Nagelung gehen und ein Erinnerungsblatt erlangen können und ihr Name im Eisernen Kriegsbuch der Stadt verewigt wird.
Sollte es in der reichen Stadt Bonn nicht möglich sein, allen Kindern, zumal solchen, deren Vater im Felde steht, diese Freude zu machen?
Gaben nimmt Herr Schulrat Dr. Baedorf und das Büro der Arndt-Eiche mit herzlichem Dank entgegen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Verwundetentransport.
Die Ankunft Verwundeter erregt noch immer die Aufmerksamkeit der Straßenpassanten, und sofern diese Aufmerksamkeit nicht in müßige Neugier ausartet, ist sie ganz selbstverständlich und vielleicht auch einmal ganz angebracht. Sonntag abend hatte man Gelegenheit, zu beobachten, wie die Sanitätsmannschaften, nachdem sie die Schwerverwundeten in Wagen usw. untergebracht, die andern, die doch auch müde und abgespannt neben- und hinterher gehen mußten, die in keiner Weise unterstützten. Verwundet oder sonst irgendwie beschädigt waren doch alle, die aus dem Felde zurückkehrten. Die Sanitäter, die noch keine Mühsal zu tragen hatten, die Furchtbarkeit des Krieges am eigenen Leibe noch nicht kennen gelernt hatten, marschierten nebenher, wohlgenährt, wohlgekleidet, wie die Herren, und keinem kam auch nur der Gedanke, den Verwundeten, die lahm, siech und gebückt sich dahinschleppten, auch nur das Gepäck abzunehmen und tragen zu helfen. Man darf wohl sagen, daß unter den Zeugen dieses Vorganges Empörung herrschte. Mancher hätte den Verwundeten gerne geholfen. Aber man weiß doch nicht, ob dies überhaupt zulässig ist. Vielleicht genügen aber diese Zeilen, die Herren Sanitäter an ihre Menschenpflicht zu erinnern, die nicht gerade vorgeschrieben ist, und uns in Zukunft Aergernisse, wie am Sonntag, zu ersparen. Ein Zuschauer.
(Volksmund, Rubrik „Stimmen aus der Bürgerschaft“)
Sonntag, 6. Februar 1916
Ertränkt hat sich gestern nachmittag beim Schänzchen ein anscheinend geisteskrankes, 26 Jahre altes Kindermädchen. Die Leiche ist noch nicht gefunden worden.
Arndt-Eiche in Eisen. Herr Rentner Arthur Küllenberg, Kronprinzenstraße 45, hat zu seinem silbernen Ehejubiläum einen Betrag von 150 M. zur Verfügung gestellt, um 500 unbemittelten Volksschulkindern die Teilnahme an der Nagelung zu ermöglichen Diese edle vaterländische und vaterstädtische Tat verdient Nachahmung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Verdorbene Jugend. Am Donnerstag nachmittag schickte eine Frau ihr Söhnchen von 5 Jahren in ein der Wohnung fast gegenüberliegendes Kolonialwarengeschäft der Rheindorferstraße, um etwas einzukaufen. Zwei anscheinend noch schulpflichtige Mädchen, welche die Absicht des Kleinen durch sein Spankörbchen in der einen und das in Papier eingewickelte Geld in der anderen Hand erraten hatten, näherten sich ihm und entrissen ihm das Papier, welches 2 Mark enthielt. Da der Kleine sich zur Wehr setzte, beruhigten die Mädchen ihn und versprachen ihm, indem sie ihn noch ein weites Stück über das Geschäft hinaus begleiteten, ein schönes Automobil mit Soldaten darin, gaben ihm sein Papier zurück und ließen den Jungen stehen. Im Geschäft entnahm die Ladeninhaberin dem Papier anstatt der von der Mutter eingewickelten 2 Mark einen flachen Stein, der noch naß von der Straße aufgehoben war und erkannte aus den Darlegungen des ahnungslosen Kindes die Niederträchtigkeit dieser jugendlichen Straßenräuber. Auch in der Rathausgasse wurde einem Knaben in ähnlicher Weise Geld abgenommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 7. Februar 1916
Die Allgemeine Sterbekasse zu Bonn hat gestern vormittag unter dem Vorsitz des Herrn Lehrers Wolbert ihre Hauptversammlung abgehalten. Nach dem Jahresbericht des Geschäftsführers, Herrn Eickhoff, ist das Ergebnis des abgelaufenen 19. Geschäftsjahres für die Kasse zufriedenstellend. Trotz des Krieges konnten noch erhebliche Ueberschüsse gemacht werden, so daß sich das Vermögen der Kasse um 10.570 M. auf 177.005 M. erhöhte. Unter den 34 im verflossenen Jahre verstorbenen Mitgliedern sind sechs auf dem Felde der Ehre gefallen. Die Kasse hat auch für diese im Kriege gefallenen Mitglieder das vereinbarte Sterbegeld ausgezahlt, sie erhält aber, da sie alle Kriegsteilnehmer (die außerdem auch von den Beiträgen befreit sind) mit je einem Anteilschein zu 10 Mark bei der Kriegsversicherung der Rheinprovinz versichert hat, voraussichtlich für jedes gefallene Mitglied 250 M. von dieser Versicherung zurück. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fleisch- und Wurstpreise. Nach der Bekanntmachung der Stadt vom 2. Februar wird der Höchstpreis für Schweinefleisch pp. Vom 4.2. ab an den Verbraucher wie folgt festgesetzt: Frisches rohes Schweinefleisch mit Beilage bis zu 20 Prozent des Gesamtgewichts per Pfund 1,47 Mark, gewöhnliche Leberwurst per Pfund 60 Pfg., Hausmacher-Leberwurst per Pfund 1,20 Mark. Ich kaufte gestern in einem Delikatessengeschäft ¼ Pfund feine Leberwurst, wofür ich 90 Pfg. zahlen mußte, also kostet hiervon das Pfund 3,60 Mark, während in einem anderen Delikatessengeschäft der Preis für 1 Pfund feine Leberwurst mit 1,80 Mark angegeben ist, womit der Wurstlieferant sowohl als auch der Delikatessenhändler zufrieden sein kann. M.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die katholischen Jünglingsvereine der Stadt Bonn vereinigten sich am Sonntag, den 30. Januar, zu einer stimmungsvollen Kaisergeburtstagsfeier und zur Nagelung eines Eichenblattes an derArndt-Eiche. Die wehrpflichtigen Mitglieder stehen zum größten Teil unter den Waffen, die jüngeren Mitglieder wollten in ihrer Liebe zu Kaiser und Reich nicht zurückstehen. Mehrere hundert Jungen zogen um 12 Uhr mit ihren Bannern zum Münsterplatz. Herr Kaplan Schippmann als Vorsitzender des Unterbezirkes der Jugendvereine der Stadt Bonn, wies in beredten Worten auf den Ernst der Zeit hin, auf die gewaltigen Opfer an Gut und Blut, die der Krieg gefordert. Für die Jugend sei es heilige Dankespflicht, mitzuwirken in opferwilliger Vaterlandsliebe an den Werken der Kriegsfürsorge für die Angehörigen unsrer gefallenen Bonner Helden, dem die Arndt-Eiche diene. Opfergeist, Opfergesinnung und Opfermut müsse unsere Jugend lernen und betätigen. Gleichen müsse die Jugend dem von Vaterlandsliebe glühenden deutschen Dichter und Sänger Arndt, gleichen der Eiche unerschütterlich fest und stark, eisern im Kampf gegen alles, was niedrig und schlecht, eisern im Streben nach allem Guten und Schönen. Begeistert erklang das Kaiserhoch als Gelöbnis der Bonner Jungen: Wir alle wollen Hüter sein. Lieb’ Vaterland magst ruhig sein. Die kurze eindrucksvolle Feier schloß nach der Nagelung des Eichenblattes mit dem Liede: O Deutschland hoch in Ehren.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Jugendbewegung“)
Dienstag 8. Februar 1916
Arndt-Eiche in Eisen. In der vergangenen Woche ist das Kriegswahrzeichen wiederholt von verschiedenen Schulen, Gymnasien und Körperschaften besucht worden.
Am 4. Februar erschienen die Kinder der Poppelsdorfer evangelischen Kinderschule und von Marthas Hof.
Der Handels- und Gewerbeverein in Bonn und die Handelskammer in Bonn hatten erhebliche Beträge für das Bonner Kriegswahrzeichen gestiftet, sie nahmen die Nagelung der gestifteten Schilder am Samstag vor.
Am selben Tage besuchten 100 Kinder des evangelischen Kinderhorts der Karlschule unter Leitung von Fräulein Oelbermann die Arndt-Eiche. Es wurden mehrere Lieder gesungen und verschiedene Gedichte vorgetragen, von denen besonders „Die Landwehr kommt!“ allgemein Beifall hervorrief.
Außerdem nagelte ein Eichenblatt der Lazarett-Nähverein unter dem Vorsitz von Frau Baurat Schultze.
Etwa 30 Kinder vom altkatholischen Kindergottesdienst erschienen ebenfalls zur Nagelung der Eiche. Es wurden Ansprachen gehalten und Lieder gesungen.
Daneben wird die Nagelung durch die höheren Schulen und die Volksschulen von Bonn eifrig fortgesetzt.
Am Samstag wurde wiederum ein Betrag von 100 Mk. von einer liebenswürdigen Wohltäterin gestiftet, um damit 300 unbemittelten Schulkindern die Freude zu bereiten, sich mit ihren Mitschülern an der Nagelung zu beteiligen. Dieses schöne Beispiel findet hoffentlich noch mehr Anklang und Nachahmung.
Der Umtausch von Gold an der Arndt-Eiche ist auch reger geworden. Wie bekannt, erhält man bei Nagelung eines Nagels im Werte von mindestens 1 Mk. das geschmackvolle, in Altsilber hergestellte Abzeichen umsonst, wenn man mit Gold im Mindestbetrage von 10 Mark bezahlt. Die Abzeichen, die sonst 1 Mk. kosten, finden im übrigen einen guten Absatz.
„Mandelmilch“ in Kaffeehäusern. Zu dem Verbot des Gouverneurs der Festung Köln, Mandelmilch zu verabreichen, wird uns noch geschrieben: Es ist festgestellt worden, daß in Kaffeehäusern und Konditoreien nach 10 Uhr vormittags nicht nur Mandelmilch, sondern auch andere Milch verabreicht wurde. Der Herr Gouverneur hatte ursprünglich die Verwendung von Mandelmilch als Beigabe zu Getränken gestattet, diese Ausnahme nun aber zurückgezogen, weil sie vielfach dazu benutzt worden ist, das frühere Milchverbot zu umgehen. Auch wird durch die neue Bekanntmachung verboten, von den Gästen in Kaffeehäusern usw. mitgebrachte Milch zu verwenden. Derartigen Umgehungen des Milchverbots muß gesteuert werden, weil es sich hier um eine bedauerliche Erscheinung handelt, daß man trotz des Krieges nicht gewillt ist, auf entbehrliche Lebensgewohnheiten im Vorteil der Allgemeinheit zu verzichten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Soldatenheim ist am Sonntag nachmittag im katholischen Gesellenhaus an der Kölnstraße mit einer schlichten Feier eröffnet worden. Der Vorsitzende des Ausschusses, Kaplan Rütters, Dechant Böhmer, Erz. General v. Bötticher und der altkatholische Pfarrer Prof. Mülhaupt hielten Ansprachen an die zahlreich erschienenen Krieger. Das neue Heim soll allen Soldaten der Garnison Bonn Unterhaltung und Belehrung bieten. Mit dem Heim ist auch ein Lese- und Schreibzimmer verbunden.
Der Eifelverein führte gestern eine stattliche Schar Wanderfreunde, Damen und Herren, in das Talgebiet der Sülz und in den Königsforst. Von Troisdorf aus ging es an Burg Wissen, an den Waldvillen Manstaedt vorbei über den östlichen Teil der Wahner Heide. Von einem beherrschenden Hügel, dem Kaiserberg, wurde ein Blick in das Wandergebiet geworfen, das freundlich im sonnigen Wintermorgen sich weithin zog; im fernen Norden funkelte die Sonne in den Fenstern von Schloß Bensberg; im Westen ragten hoch aus Dunst und Nebel die Spitzen der Kölner Domtürme; Wald und Heide und braune Ackerschollen, Täler und Hügel reichten da einander die Hand. Am Güldenberg vorbei, wo unter hohen Buchen unter der roten Blätterdecke das weite vorzeitliche germanische Gräberfeld liegt, wurde das wildromantische Aggerufer gewonnen; auf schmalen Saumpfaden die Einmündung der Sülz erreicht, auf wilden Stiegen das Sülztal aufmarschiert, bis sich bei Ramrücken das Tal verflacht und zu einem lieblichen Wiesental wird. Dann begann der Aufstieg auf die Höhe, die in bester Kultur liegt, auf denen wie gesät die freundlichen bergischen Höfe sich streuen, alle schwarz-weiß gestrichen, alle umschlossen von Obsthainen. Weit reicht der Blick von diesem Höhenzug über das bergische Land, in die Rheinebene über das Häusermeer von Köln; er bleibt haften am dunklen Wall des Vorgebirges. Wieder tritt Wald an den Weg, das einsame Wirtshaus von Durbusch, wo einst wie die Kosaken die Kroaten hausten, wird passiert, und über Bleifeld der höchste der bergischen Berge, der sagenreiche Löderich (258 Meter) leicht erstiegen. Wieder aus einer Lichtung prächtige Fernblicke, und steil stürzt der Weg hinunter ins Sülztal. Kaffeepause, kriegsmäßig einfach, in Leinbach und über Forstbach zur idyllischen Forstbacher Mühle, wo Kölner in Hemdsärmeln beim Kaffee saßen und draußen die Zeitung lasen.
Dann Eintritt in den Königsforst, der sich an Ausdehnung mit unserem Kottenforst messen kann, auch vielleicht mit seinem Baumbestand und den Wegen, nimmermehr aber mit des Kottenforstes Freiheit. Wo ein Weg zur echten, rechten Walseinsamkeit führt, wo er rasig und weich wie Sammt wird, prangte ein Verbot an langer Stange – just wie auf dem Ennert. Und auch der Königsforst ist staatlich wie unser Kottenforst. Vielleicht sind die Kölner, die den Wald geradezu überschwemmen, nicht so lieb und brav wie die Bonner Waldfreunde. Im sinkenden Abend wurde der letzte Teil des Waldes durchwandert; bei völliger Nacht über Eil nach Porz-Urbach zum Bahnhof gewandert. Da gab dann noch zum Schluß die Großstadt Köln dem Wanderer ihr nächtliches Feuerwerk, das den ganzen Nordhimmel überzog, das über den aufgezogenen Wolken wie Feuerglut lag, das hüben und drüben aufblitzte, das in Perlenkränzen der Straßenbeleuchtung den Horizont säumte. Die sehr schwierige Führung hatte Herr Berghoff.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine vaterländische Volksfeier des Bonner Wehrbundes fand gestern abend im Bonner Bürgerverein statt. Sie hatte sich eines außerordentlich zahlreichen Besuches zu erfreuen. Nach einem gemeinsamen Liede trug ein Mitglied des Wehrbundes, Herr Mecklenbeck, einen sinnreichen Vorspruch vor, der die Bestrebungen und Ziele des Wehrbundes darlegte. Herr Professor Schmidt brachte alsdann das Kaiserhoch aus. In mehr als einem Vierteljahrhundert habe der Kaiser die Friedensgüter gefördert, dabei aber auch die starke Waffe der deutschen Volkswehr scharf gehalten, um im Notfalle das von den Vätern neu geschaffene Vaterland zu verteidigen. Der Erfolg sei daher auf unserer Seite, dank der glänzenden Taten unserer Heere und ihrer Führer, mit dem Kaiser an der Spitze. Mit Stolz könnten wir auf unseren Kaiser und im Vertrauen auf ihn auch vertrauensvoll in die Zukunft blicken. Das dreifache Kaiserhoch wurde von der Versammlung mit großer Begeisterung aufgenommen. Nach der gemeinsam gesungenen Nationalhymne brachten die Herren Landgerichtsrat Bücheler, Berghäuser und Kirchmayer Haydns D dur-Trio in schön ausgeglichenem Zusammenspiel zu Gehör. Dann trug ein Mitglied des Wehrbundes, Herr Math. Acker, zwei Dichtungen in bester Weise vor. Auch die Bonner Liedertafel wirkte bei der Feier mit. Unter Werths meisterhafter Leitung brachte die erprobte Sängerschar zunächst den Rebbertschen Chor Heil Kaiser und Reich und dann Langers Am Ammersee sehr schön zum Vortrag. Der Leiter des Wehrbundes, Herr Geheimrat Brinkmann, erfreute die Gesellschaft alsdann mit einem Vortrag über die Durchbruchsschlacht in Galizien und brachte am Ende ein dreifaches Hurra auf unser Heer aus. Die Bonner Liedertafel sang noch einige der ernsten Zeit angepaßte Chöre, zuletzt das niederländische Dankgebet, dann schloß die würdige Feier mit dem gemeinsamen Gesang von Deutschland über alles.
Märchenspiel. Daß trotz der rauhen Wirklichkeit des Krieges das Interesse für unsere herrlichen deutschen Märchen nicht im geringsten geschwunden ist, konnte man gestern abend im großen Saale des Bonner Bürgervereins sehen. Eine stattliche Zahl von Zuschauern hatte sich dort eingefunden, um sich für einige Stunden an dem Zauber des allgemein beliebten Loreley-Märchens zu berauschen. Man war nicht wenig gespannt auf die Aufführung „Rheinmärchen“, welche das Kölner Märchentheater angekündigt hatte. Im allgemeinen muß man zugeben, daß die jungen Darstellerinnen ihre Rollen geschickt gespielt haben. Besonderes Lob verdient das kleinste Pärchen, das durch sein graziöses Tanzen und seine allerliebsten Gesten allgemeine Bewunderung erregte. Von den ernsten Rollen hatte Jutta, die Gräfin und Prinzessin Ilse meisterhaft gespielt. Die Gräfin Mutter hätte sich dagegen an dem Spiel der Königin Lorelei ein Beispiel nehmen können, die ihre königliche Würde zu wahren und durch Liebreiz zu entzücken wußte, eine Lorelei, wie sie sich die jugendliche Fantasie vorstellt. Sehr erheiternd wirkte der Akt, wo die alte Hexe von Bacharach mit dem possierlichen Treiben ihrer Zwerge auftrat. Die ganze Handlung des Stückes wurde durch ihrem Charakter entsprechende Musik begleitet. Die Aufführung überhaupt verdient vollste Anerkennung und ihr Besuch kann für jung und alt nur empfohlen werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 9. Februar 1916
Die deutsche Kolonialgesellschaft veranstaltet am 12. Februar, abends 8¼ Uhr, im Bonner Bürgerverein einen Vortrag mit Lichtbildern: „Was bedeutet der Kampf um Aegypten für uns?“ Der Vortragsstoff dürfte allgemein fesseln, zumal der Redner, Herr Dr. Roeder aus Hildesheim, früher im ägyptischen Staatsdienste gestanden hat.
Die Lichtspiele der Woche. Das Metropol-Theater bringt diese Woche an größeren Filmen die Schauspiele „Die Rache der Thora West“ sowie „Sklaven der Pflicht“. In beiden Stücken werden die Hauptrollen von namhaften Schauspielern durchgeführt. Aus dem übrigen Spielplan, der noch mehrere Lustspiele aufweist, dürfte eine Aufnahme von Korfu besonders zeitgemäß sein.
In den Bonner Lichtspielen werden das vieraktige Drama „Die Bettelprinzessin“ mit Hedda Vernon in der Hauptrolle und das Schauspiel „Führe uns nicht in Versuchung“, ferner an heiteren Filmen u. a. das zweiaktige Lustspiel „Die Pickelmanns“ mit Anna Müller-Linke in der Hauptrolle gegeben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Förderung des Lehrlingswesens im Handwerk und zur Steuerung des ungesunden Anwachsens der Zahl der ungelernten Arbeiter beantragen die Stadtverordneten Dr. Krantz, Weber, Gentrup Rossberg, Vins, Schöppe, Blömers, Landsberg, Simon und Schmidt Mittel zur Verfügung zu stellen, um würdigen und bedürftigen jungen Leuten die Erlernung eines Handwerks zu erleichtern. Die Stadtverordnetenversammlung wird sich am Freitag mit diese Angelegenheit befassen.
Aus Jägerkreisen schreibt man uns: Bei der milden Witterung hat die Paarung der Hasen in Feld und Wald bereits begonnen. Rehböcke sind jetzt zu schonen, und nur abständige und zurückgebliebene Hirsche mit mangelhaftem Geweihe werden abgeschossen. Man fand in dem Hochwalde bereist die ersten abgeworfenen Kronen. Es wird im Februar noch ganz energische Jagd auf alles Raubzeug gemacht, und namentlich mancher Fuchs muß dabei ins Gras beißen. In diesem Winter ist das Wild wenig oder gar nicht vom Jäger gefüttert worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Populärwissenschaftliche Vorträge. Der morgige Vortrag außer Abonnement: „Das moderne Aegypten und die Engländer“ (mit Lichtbildern) wird Herr Universitäts-Professor Dr. Kahle - Gießen halten. In dem Kampf mit England wird der Kampf um Aegypten eine Hauptrolle spielen. Der Suezkanal und seine Bedeutung darin ist schon betrachtet worden. Der zweite Faktor in diesem Kampfe, das Land selbst und besonders seine Bewohner ist von gleich einschneidender Bedeutung. Denn es erhebt sich die Frage, wie stellen sich die verschiedenen Volksrassen und –schichten zum englischen Besitzer und seinen kulturellen Verbesserungen? Nur ein eingehender Kenner des modernen Landes und guter Darsteller darf sich an die Beantwortung dieser nicht leichten aber hoch interessanten Frage heranwagen. Beides trifft im vollsten Maße beim Redner des morgigen Vortrages zu. Näheres wegen der Lösung der Eintrittskarten für die Abonnenten enthält die heutige Ausgabe.
Jugendliche Straßenräuber. Heute nachmittag wurde schon wieder auf dem Münsterplatz einem fünfjährigen Mädchen, das in die Nachbarschaft zum Kaufen geschickt war, ein Betrag von zwanzig Pfennig gewaltsam entrissen. Da diese Vorfälle sich in letzter Zeit in geradezu erschreckender Weise wiederholen, ist es wirklich angebracht, daß Erwachsene, die Augenzeugen einer derartigen Räuberei sind, sich dieser „hoffnungsvollen Pflänzchen“ bemächtigen und zur Polizei schleppen. Die sehr stark verminderte Polizei kann nicht überall sein und nur dadurch, daß diese jugendlichen Verbrechen in jedem Erwachsenen eine Art Polizei erblicken, werden die von einem in Aussicht genommenen Raub abgehalten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 10. Februar 1916
Die Butterkarte in Bonn. Um die Butterfrage zu regeln, wird mit Ende dieses Monats für die Stadt Bonn ein Ausweis zum Bezuge von Butter und Margarine eingeführt werden. Die zur Verfügung stehenden Vorräte von Butter und Margarine werden dann von der Stadt beschlagnahmt und durch die hiesigen Lebensmittelgeschäfte in den auf die Ausweise zu beziehenden Mengen an die Verbraucher abgegeben werden. Eine Bekanntmachung des Oberbürgermeisters, die in den nächsten Tagen erscheint, wird die Einzelheiten über diese Regelung des Butter- und Margarineverbrauchs anordnen.
Die Blumengärtnereien und die Frühgemüsezucht. Man schreibt uns: Die zahlreichen in Deutschland vorhandenen Blumengärtnereien, die zumeist und in großem Umfange über Einrichtungen verfügen, um trotz des Einflusses der klimatischen Verhältnisse erfolgreiche Frühzuchten durchzuführen, müssen sich in diesem Frühjahr der Aufgabe unterziehen, den Anbau von Frühgemüse anstatt von Blumen zu pflegen. Blumenzucht ist Luxus. Deutschlands Bevölkerung muß aber jeden Luxus meiden. Wir stehen alle in dem Dienst der großen Sache, den Krieg für unser Vaterland siegreich beenden zu wollen. Unsere Gegner glauben immer noch daran, daß sie uns aushungern können. Daher muß ihnen die Ueberzeugung beigebracht werden, daß wir nicht auszuhungern sind. Das kann nur auf dem Wege einer stark gesteigerten Erzeugung von Nahrungsmitteln liegen. Diese wird ihre politische Wirkung nicht verfehlen. Fehlt es uns nicht mehr an notwendigen Nahrungsmitteln, so wird auch die letzte Hoffnung der Feinde schwinden. Hierzu beizutragen, ist vaterländische und volkswirtschaftliche Pflicht, deren Erfolg den Krieg abkürzen wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das erste frische Grünfutter konnte in dieser Woche bereits in der Grau-Rheindorfer Gemarkung geschnitten werden. Futtergerste steht am Oberberge über einen Fuß hoch und wird für den Anfang nur in kleinen Mengen gereicht. Bei der vorherrschenden Futterknappheit bildet sie, untermischt mit Heu, Stroh und Häcksel für Rindvieh, Ziegen und Kaninchen eine angenehme Abwechslung und – Grünfutter ist Mischfutter.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Jubiläum der Brotkarte wird in diesen Tagen gefeiert werden. Ein Jahr besteht sie nun und was damals als ungemein kühne Neuordnung, als ein tiefer Eingriff in altgewohnte privatwirtschaftliche Verhältnisse galt, hat sich überraschen schnell eingelebt und erscheint uns jetzt fast als eine Selbstverständlichkeit. Dieses Stück Kriegssozialismus ist zweifellos eine der besten und bewährtesten Errungenschaften auf dem Gebiet des Kriegswirtschaftslebens überhaupt geworden. Die Brotkarte ist uns zum Wahrzeichen des Willens zum wirtschaftlichen Durchhalten und damit zum endgültigen Sieg geworden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 11. Februar 1916
Der Bürgerverein „Eintracht“ wird nächsten Sonntag, nachmittags 3 Uhr, sich mit seinen Angehörigen an der Arndt-Eiche in Eisen versammeln, um nach einer Rede des Vorsitzenden, Pfarrers Kremers, und Absingung eines Arndtschen Liedes die Anheftung eines Eichenblattes sowie die Nagelung des Kriegsmals vorzunehmen. An der Feier kann sich jedermann beteiligen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kein Feinbrot mehr. Wie wir an amtlicher Stelle erfahren, wird vom 15. Februar ab kein Feinbrot mehr gebacken werden dürfen. Das Verbot wird damit begründet, daß seit Neujahr das beliebte Graubrot wieder zugelassen ist und infolgedessen die Nachfrage nach Feinbrot eine erhebliche Verringerung erfahren hat. Aus diesem Grund erachtet es die Stadtverwaltung als empfehlenswert, das Feinbrot ganz in Wegfall kommen zu lassen. Für Bäckereien mit vermindertem Personal tritt hierdurch auch eine Vereinfachung des Betriebes ein.
Ueber England in Aegypten sprach gestern abend in einem eingeschobenen Vortragender populär-wissenschaftlichen Vortagsreihe Prof. Dr. Kahle aus Gießen. Unter loser und nicht gerade glücklicher Oberherrschaft der Osmanen stehend, hatte, nach dem Redner, das alte Nilland auch unter seinem Khediven gute Fortschritte gemacht in kultureller und auch wissenschaftlicher Hinsicht. Unter verschwenderischen Herrschern aber sei das Land finanziell zu Grunde gerichtet worden. Da hätten die Engländer eingegriffen und die Finanzen wieder in Ordnung gebracht. Das Land erzeuge heute Baumwolle, die von 28 Millionen Gesamtausfuhr allein 24 Millionen für sich beanspruche; das sei der Reiz für die Engländer gewesen. Ueberhaupt haben diese die Landwirtschaft in erster Linie haben wollen. Die befruchtenden Wasser des Nils seien durch Stauwerke und Kanäle über das Land geführt und auch sonst sei dem Bauern überall unter die Arme gegriffen worden. Die gebildeten Aegypter aber bleiebn vernachlässigt und von Haß gegen die Fremdlinge erfüllt. Dieser Haß werde nun durch die englischen Söldner, durch Kanonen niedergehalten. Redner spricht den englischen Kommissaren und Residenten, besonders Kitchener, Gerechtigkeitssinn und guten Willen nicht ab. Der erste, Lord Cromer, der als ungekrönter König neben dem Khediven frei geschaltet und gewaltet, habe von sich behauptet, daß er die Fronarbeit, die Peitsche und die Bestechlichkeit dem Lande genommen. Froh seien die Engländer des Landes erst geworden, als die Franzosen endgültig ausgeschaltet gewesen. Bei aller Anerkennung ihrer Leistungen haben sie es aber nicht so weit gebracht, daß die des Lesens und Schreibens Kundigen über zwanzig von Tausend gestiegen sind. Da auch die unausgeführte Baumwolle eine große Gefahr für die englische Herrschaft sei, da die Güte der Baumwolle zurückgehe, die künstliche Wasserzufuhr des befruchtenden Nilschlammes entbehre und schon vielfach künstlicher Dünger angewendet werden müsse, so stehe zu hoffen, daß England in Aegypten ernte, was es gesäet. Das moderne Aegypten zeigte der Vortragende in zahlreichen Lichtbildern.
Spenden für das Rote Kreuz und den Freiw. Hilfsausschuß. Aus Anlaß ihrer silbernen Hochzeit haben Herr Rentner Artur Küllenberg und Frau, Kronprinzenstraße 45, dem Zweigverein zum Roten Kreuz in Bonn M. 1000 und dem Freiwilligen Hilfsausschuß für Truppen M. 2000 überwiesen. Möge es ein allgemeiner guter Brauch in der gegenwärtigen, lauten Feiern abholden Kriegszeit werden, derartige freudige Familiengedenktage durch vaterländische Spenden zu Festtagen zu erheben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städt. Butterverkauf. Der Verkauf der in dieser Woche eingegangenen ausländischen Butter beginnt Freitag nachmittag 3 Uhr im Hofe Franziskanerstraße 8a, Eingang nur von der Rathausgasse aus. Der Preis beträgt 2,80 Mark für das Pfund. Es werden abgegeben: ½ Pfund für Haushaltungen von 1 – 4 Personen, 1 Pfund für Haushaltungen von 5 – 7 Personen, 1 ½ Pfund für Haushaltungen von 8 – 10 Personen, 2 Pfund Butter für Haushaltungen von 11 und mehr Personen. Das Brotbuch ist vorzulegen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Unser Bonner Stadttheater hat seit Jahren nicht so viel Freude gemacht wie im Kriege. Besonders die feinen Darbietungen, wie wir sie jetzt, nachdem Herr Direktor Wittmann voriges Jahr glücklich die schwierigste Klippe umsegelt hat, genießen dürfen, haben schon vielfach den Wunsch gezeitigt, der gegenwärtige Zustand möge dauernd bleiben. Wir sind die letzten, die dagegen sind. Der Geldbeutel des Steuerzahlers und der Kunstgeschmack sprechen gleich eindringlich dafür. Wenn auch das Programm noch etwas mehr gediegene Nummern aufweisen könnte, als es der Fall ist, und die begünstigten Autoren mit einer gewissen Einseitigkeit ausgewählt sind, so haben uns die Kölner doch viel Erhebendes und Gutes beschert und uns, was höchst anerkennenswert ist, vor einem Kitsch bewahrt, wie man ihn leider unter den Firmen „Wie einst im Mai“, „Filmzauber“ und „So’n Windhund“ die Jahre vor dem Krieg sich gefallen lassen mußte. Das quietschfreudige Publikum kommt bei den harmlosen Schlagern des älteren Lustspiels noch häufiger auf seine Kosten als bei den genannten Unter-Tingeltangelstücken. Aber vor einem möchten wir die verehrten Gäste aus Köln warnen; der ungebildete niedrige Possenton, mit dem wir vor wenigen Jahren in jenen Stücken überfüttert wurden, hat sich hier allmählich überlebt. Es ist eine Selbsttäuschung, wenn in der Aufführung des „Raub der Sabinerinnen“ am 9. Februar d. J. der jugendliche Liebhaber glaubte, auf dem abgetretenen Pfade billige Lorbeeren pflücken zu können. Lukian
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Samstag, 12. Februar 1916
Der Bonner Lazarettzug hat auf seiner 26. Fahrt in Laon, Marle, Hirson und Chauny 217 Verwundete geladen und in Düren 50, Euskirchen 50 sowie in Bonn 117 Verwundete ausgeladen. Zurzeit steht er abfahrtbereit in Godesberg. An Liebesgaben sind wie immer erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Rotwein, Kognak, wollene Decken, Pantoffeln, besonders aber Kopfkissenbezüge, Größe 50 zu 60. Alles ist abzugeben Bahnhofstraße 40. [...]
Soldatenheim. Am morgigen Sonntag wird im Soldatenheim, Gesellenhaus, Kölnstraße 17/19, Herr Klutmann einen Vortrag halten. Mitglieder der Bonner Liedertafel werden einige Chöre zu Gehör bringen, Herr Borgmeyer wird mit Sologesängen aufwarten, Herr Brodesser wird durch komische Vorträge für den nötigen Humor sorgen, und auf der Bühne wird ein lustiges Stück gespielt werden. Alle Soldaten haben dazu freien Eintritt und sind herzlichst eingeladen.
In einem Anfalle von Schwermut hat heute früh zwischen 7 und 8 Uhr ein Meister an seiner Arbeitsstätte, wo er 24 Jahre lang tätig und wegen seiner Tüchtigkeit geschätzt war, bedauerlicherweise Hand an sich gelegt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Aus dem städtischen Specklager hatte ein Wächter, nachdem er sich mittels Nachschlüsseln Zutritt in die abgesperrten Vorratsräume verschafft hatte, Speck, Schinken, Schmalz usw. in erheblichen Mengen gestohlen. Er behauptete gestern vor der Strafkammer, er sei verführt worden. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisstrafe von fünf Monaten. Das Gericht ging über den Antrag hinaus und verurteilte den Angeklagten zu zehn Monaten Gefängnis, worauf ein Monat der erlittenen Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht werden soll. Das Gericht erwog besonders die Verwerflichkeit des Diebstahls, den der Angeklagte an Gegenständen verübt habe, die zum allgemeinen Besten aufbewahrt würden.
Wegen Entziehung der Wehrpflicht war ein Bahnwärter aus Königswinter angeklagt, der vor längerer Zeit mit seiner Mutter nach Frankreich ausgewandert war. Die Strafkammer stellte fest, daß der Angeklagte noch deutscher Untertan sei und verurteilte ihn zu 6 Wochen Gefängnis, die durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüß erklärt wurden. Als strafmildernd wurde angenommen, daß der Angeklagte bei der Musterung für untauglich zum Heeresdienst erklärt wurde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Butterkarten. In der heutigen Nummer wird eine Verordnung des Herrn Oberbürgermeisters veröffentlicht, die eine Neuregelung des Verkehrs mit Butter und Margarine betrifft. Vielfach ist die irrige Meinung sowohl bei Geschäftsleuten wie auch bei Privaten vertreten, daß nunmehr alle Butter beschlagnahmt und von der Stadt in Besitz genommen werde. Dieses trifft jedoch nicht zu. Der Geschäftsinhaber, der Butter und Margarine verkauft, behält diese und darf sie auch an seine Kundschaft verkaufen, aber nur in der festgesetzten Menge und nur gegen Eintragung eines Vermerks in die Ausweiskarte. Wer Butter oder Margarine von auswärts bezieht, sei es durch Postsendung oder ummittelbar durch Händler vom Lande, darf dies auch weiter tun. Nur erhält er keine Ausweiskarte für Butter und Margarine. Es leigt im Interesse sowohl der Verbraucher wie auch der Stadt, daß diejenigen, welche Butter oder Margarine von auswärts erhalten können, sich weiter selber versorgen; denn hierdurch wird die Menge, die auf die Besitzer von Ausweiskarten verteilt werden kann, umso größer. Man hofft durch dieses Verfahren, bei dem von Donnerstag bis Sonntag in allen Geschäften Butter und Margarine verkauft werden kann, dem Gedränge, welches jetzt häufig bei Butterverkäufen entsteht, abzuhelfen und eine gerechtere Verteilung herbeizuführen. Von der Einsicht und der vaterländischen Gesinnung der Bürgerschaft wird erwartet, daß niemand von der Ausweiskarte Gebrauch macht, der Butter oder Margarine von auswärts bezieht oder noch genügend Butter im Hause hat.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 13. Februar 1916
Was lehrt uns die Wollbeschlagnahmung?
Spart mit Wolle und Baumwolle jeder Art und schont sie im Gebrauch so viel wie möglich. Unserer Vorräte sind beschränkt und man weiß nicht, wie lange sie noch reichen müssen.
Kauft nicht mehr als nötig und stapelt vor allen Dingen nicht aus Angst vor späterem Mangel an waren auf, die ihr nicht braucht. Ihr schädigt dadurch die Gesamtheit.
Macht eure alten Bestände nutzbar; was für euren Gebrauch nicht mehr in Betracht kommt, hebt sorgfältig auf. Es ist gut, wenn für wirkliche Notzeiten Rücklagen vorhanden sind, mit denen man anderen aushelfen kann.
Laßt alte Sache, wo nötig, ausbessern oder umarbeiten. Ihr schafft dadurch Arbeit für die, die durch Beschränkung der Produktion arbeitslos geworden sind und macht manches unbrauchbare scheinende Stück wieder verwertbar.
Haltet euch nicht sklavisch an die Mode und vergeudet zu euren Kleidern nicht mehr Stoff als nötig ist. Wenn jeder etwas spart, ist für alle genug da.
Treibt keinen Luxus mit weißer Wäsche, Unterröcken, Kragen, Blusen und Spitzen. Es wird damit Baumwolle, Seife und Stärke verschwendet.
Sorgt für Schonung der Wäsche beim Waschen. Bei den teuren Seifenpreisen wird vielfach Chlor verwendet, wodurch die Wäsche bedeutend schneller verschleißt. Wer sich nicht auf seine Wäscherei verlassen kann, wasche Wäsche möglichst zu Hause.
Schont Wäsche und Kleider durch frühzeitiges Flicken. Ein kleiner Schaden, sofort ausgebessert, bleibt unsichtbar; ist er erst groß geworden, so ist das ganze Stück entwertet.
Mit Bedacht und Voraussicht, aber ohne Aengstlichkeit, nicht nur in eigenem, sondern auch im Gesamtinteresse handeln, das ist die Losung. Möge ein jeder sie befolgen!
In der Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes spricht am Montag abend Herr Dr. Rosemund über das Thema „Das preußische Königtum und der monarchische Gedanke in diesem Kriege“. Der Vortrag findet im Krug zum grünen Kranze, abends 9 Uhr, statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Erlaß des Unterrichtsministers über Erntehilfe der Schulkinder. Man schreibt uns: Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten hat die nachgeordneten Behörden darauf aufmerksam gemacht, daß auch weiterhin ältere Schulkinder zur Hilfestellung bei landwirtschaftlichen Arbeiten, Gartenbestellung usw. dem Bedürfnis entsprechend zu beurlauben sind. Damit der Umfang der Beurlaubungen in den erforderlichen Grenzen bleibt, soll darauf Bedacht genommen werden, daß die einzelnen Abschnitte der Sommer- und der Herbstferien auf diejenigen Zeiten gelegt werden, in denen für den betreffenden Schulort die Heranziehung der Schuljugend zu landwirtschaftlichen Arebeiten besonders erwünscht ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen.
Auch in der vergangenen Woche hatte sich unser Kriegswahrzeichen eines regen Besuches zu erfreuen.
Die einzelnen Klassen der städtischen Realschule und des städtischen Gymnasiums, sowie der Turnverein der letzteren hatten sich zur Nagelung eingefunden.
Die Lehrerinnen der Bonner Volksschulen nagelten eine große Rheinwelle mit Silbernägeln; in derselben Weise beteiligten sich die Angestellten einer großen Bonner Handelsfirma an der Kriegsnagelung.
Die Lese- und Erholungs-Gesellschaft nagelte zwei Eichenblätter, und ihr Elfertisch und seine Kegelbahnen verewigten sich durch eine Adlerfeder und 4 Goldnägel.
Die Schlosserlehrlinge der Fortbildungsschule zeigten an der Arndt-Eiche, daß sie mit Hammer und Eisennägeln umzugehen wissen. Die Fortbildungsschule stiftete eine Adlerfeder.
Das Klostermannsche Lyzeum und Oberlyzeum nagelt ein Eichenblatt und mehrere Silbernägel. Der Allgemeine Bonner Lehrer-Verein stiftete ein Eichenblatt.
Auch das städtische Lyzeum und die Studienanstalt haben mit dem klassenweisen Besuche der Arndt-Eiche begonnen.
Außerdem erschienen täglich zur gewohnten Stunde gegen 4 Uhr nachmittags die Bonner Volksschulen zur Nagelung.
Der Verkauf von Ansichtskarten und Arndt-Abzeichen sowie das Eintauschen von Goldmünzen geht ebenfalls flott von statten.
Die Gesamteinnahmen der Arndt-Eiche belaufen sich zur Zeit auf rund 36.000 Mark.
Immer reicher fließen die Gaben, um dürftigen Schulkindern das Nageln zu ermöglichen. Herr Fabrikant C. B. stiftete die ansehnliche Summe von 500 Mark zu diesem Zweck, Frau Geheimrat S. 200 Mark. Dazu kommt eine erhebliche Menge kleinerer Gaben.
Den gütigen Spendern auch im Namen der beglückten Jugend herzlichen Dank.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 14. Februar 1916
Hilfsstelle zur Ermittlung deutscher Kriegsgefangener. Eine Aussprache der Angehörigen von Gefangenen und Vermißten findet heute abend im Kronprinzenhof statt.
Die Bonner Wach- und Schließgesellschaft bittet uns, mitzuteilen, daß der von der Strafkammer wegen schweren Diebstahls zu zehn Monaten Gefängnis verurteilte Nachtwächter Joh. Heinrichs keiner ihrer Wächter ist. Erst seit jenen Diebstählen wird das betreffende Lager durch die Wach- und Schließgesellschaft bewacht.
Vortrag. Herr Privatdozent Dr Verweyen spricht heute abend im Saale des Bürgervereins über das vielversprechende Thema: „Der Krieg im Lichte großer Denker“. Der Vortrag hat in anderen Städten wie Koblenz und München starken Anklang gefunden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Rückgang des Käseangebots wird zum Teil auf die Festsetzung der Höchstpreise, zum größeren Teil auf das Knappwerden des Rohmaterials, der Milch, zurückgeführt. Wenn die Erzeugung von Fettkäse zurückgeht, so wird natürlich Vollmilch zum Frischgenuß oder zur Verbutterung frei, was ganz erwünscht ist. Auch wenn die Mager-Käseerzeugung sich verringert, so bedeutet das einen Futtermittelgewinn in Form von Magermilch. Die Verfütterung von Vollmilch ist übrigens durch ausdrückliches Verbot untersagt.
„Unsere Blumengärtnereien sollen Frühgemüsezucht treiben.“ Die Handelsgärtner-Vereinigung von Bonn und Umgebung schreibt uns zu dem Artikel unter obiger Ueberschrift; daß sein Einsender von der Frühgemüsezucht unter Glas sicher keine Vorstellung habe. Vor allem unterschätze er die nötigen fachmännischen Kenntnisse, um Gemüsezucht unter Glas mit Erfolg zu betreiben, wenn die Zeit, die Löhne, der erforderliche Stalldünger usw. am Schluß der Rechnung bezahlt werden sollen. Der tüchtigste Blumengärtner sein noch lang kein erfolgreicher Gemüsezüchter. Nur ausnahmsweise werde dank örtlicher Verhältnisse eine Betriebsänderung möglich sein. Dazu fehlt es an Hilfskräften. Was von ihnen nicht im Schützengraben liege, sei in den bisher mit Erfolg betriebenen Gemüsegärtnereien voll beschäftigt. Weiter fehlten aber auch unsere Düngerproduzenten, worunter der gesamte Gartenbau äußerst empfindlich leide. Mancher anfangs des Krieges begonnene Versuch sei daher wieder aufgesteckt worden. ES sei ein Glück, daß von den Ergebnissen der Stadtgärtnereien, die Gemüse ziehen, die Oeffentlichkeit nichts erfahre, sonst werde man sehen, wie teuer jeder Kohlkopf wird und wie das fertige Gemüse dann schließlich doch verdirbt.
Aber die deutsche Blumengärtnerei hat auch jetzt große und wichtige Aufgaben. Freilich darf man nicht sagen, Blumenzucht sei ein Luxus. Ist es Luxus, die Krankenlager der verwundeten Krieger mit Blumen zu schmücken oder für die Gräber teuerer Verstorbener einige Blumen zu spenden und dem Sarge der hier verschiedenen Vaterlandsverteidiger einen Kranz nachzutragen? Uns schließlich ist es auch kein Luxus, Zimmer und Fenster mit Blumen zu zieren, selbst wenn man dabei unbewusst einen schwer kämpfenden Beruf unterstützt.
Dagegen muß der Wunsch ausgesprochen werden: Deutsche, kauft deutsche Blumen. Verlangt in Blumenläden nur das, was der deutsche Gärtner ziehen kann, selbst wenn sie eine Woche später erst zu haben sind, als solche aus Frankreich oder Italien.
Zum vollen Siege unserer gerechten Sache gehört ein Durchhalten auf allen Gebieten. Jeder einzelne Beruf muß soweit erhalten bleiben, daß er nach dem Kriege seine Aufgabe erfüllen kann, sonst haben in der Blumengärtnerei die südlichen klimatisch begünstigten Länder den Vorteil.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zustimmung zum U-Bootkrieg. Eine durch die Kölner und Bonner Handelskammer zwecks Entgegennahme eines Vortrags des Herrn Prof. Dr. H. Schumacher aus Bonn im Zivilkasino in Köln vereinigte Versammlung von Mitgliedern der Handelskammern und des Vorstandes des Vereins der Industriellen für den Regierungsbezirk Köln hat beschlossen, dem Herrn Reichskanzler eine Zustimmungsdepesche zu übersenden, in der zum Ausdruck kommt, daß die Versammlung glücklich ist über den Entschluß der Reichsregierung, die Feinde Deutschlands die ganze Macht und die Kraft unserer U-Boote fühlen zu lassen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 15. Februar 1916
Das späte Eintreffen von Feldpostsendungen. Den militärischen Dienststellen gehen noch immer zahlreiche Beschwerden von Angehörigen im Felde stehender Soldaten darüber zu, daß die von ihnen abgesandten Päckchen und Pakete angeblich nicht in die Hände der Empfänger gelangen. Manche Beschwerden dieser Art sind in recht formlosen Ton gehalten und gehen, da solche Beschwerdeführer meist nicht den Mut haben, ihre Namen zu nennen, gewöhnlich „anonym“ ein. Den mit Namensunterschrift versehenen Beschwerden wird stets in sorgfältiger Weise nachgegangen, doch ergibt sich fast immer, daß die Sendungen unterdessen ordnungsgemäß eingetroffen sind. Bei den ohnehin stark belasteten Behörden entsteht durch solche voreilige Beschwerden nur nunnötige Schreibarbeit. Bevor jemand zu dem Mittel der Beschwerde greift, möge er bedenken, daß die Beförderung jeder Sendung, namentlich bei den wenigen Eisenbahnen im Osten, eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen muß und ebenso die Rückbeförderung des den Empfang bestätigenden Briefes. Tatsächlich gehen verschwindend wenig Sendungen verloren.
Bei dieser Gelegenheit sei auch noch auf folgendes hingewiesen: Da nicht zu vermeiden ist, daß einzelne Sendungen unter Umständen mehrere Wochen bis zum Eintreffen gebrauchen, ist die Verschickung leicht verderblicher Sachen unzweckmäßig. Unsere Soldaten im Felde erhalten manche Lebensmittel – z. B. Fettwaren – reichlicher als die meisten Daheimgebliebenen. Etliche Waren müssen in vollem Umfang der menschlichen Ernährung in der Heimat erhalten bleiben und dürfen keinesfalls durch Verderben verloren gehen. Daß wir mit Nahrungsmitteln durchhalten können und werden, sehen allmählich unsere Feinde ein. Dazu gehört aber auch, daß alle daheim und draußen verständig haushalten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Arndt-Eiche.
Die Beamtinnen des Kaiserlichen Telegraphenamts und der Verband der mittleren Reichs-Post- und Telegraphenbeamten nahmen am Sonntag nachmittag in feierlicher Weise die Nagelung der Arndt-Eiche vor. In einer von warmem vaterländischen Geiste durchwehten Ansprache wies der erste Vorsitzende des Verbandes, Herr Telegraphensekretär Thias Koll, darauf hin, was die Arndt-Eiche zu uns spreche und schloß mit einem Hoch auf unsern Kaiser. Ein eigens zu der Feier von Herrn Obertelegraphen-Assistent Aloys Neumann, Köln verfaßter Prolog wurde von Herrn Obertelegraphen-Assistent Marschall recht wirkungsvoll vorgetragen. In der zweiten Strophe der packenden Dichtung heißt es:
Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
Hat uns noch nie verlassen,
Drum woll’n wir Schwert und Schild und Spieß
Nur um so fester fassen.
Schon wirft ein Sturm und Wetterbraus
Alldeutschlands Feinde nieder,
Das klingt in alle Welt hinaus,
Wie Simrocks Heldenlieder.
Recht ansprechend trug auch Fräulein Martha Teinze ein vaterländisches Gedicht vor, während der Berief’sche Männerchor stimmungsvolle Lieder vortrug. Nachdem der erste Vorsitzende der großen Verdienste der Beamtinnen des Kaiserlichen Telegraphenamtes auf dem Gebiet der Kriegswohlfahrtspflege gedacht hatte, forderte er alle Anwesenden auf, nicht nachzulassen in diesem Wirken, und stets das warme Herz für die Hinterbliebenen unserer Helden zu behalten.
Butterkarten. Gestern ist bereits mit der Ausgabe der Antragformulare für die Butterkarten begonnen worden. Wer zum Bezug von Butter oder Margarine berechtigt ist, d. h. wer keine Butter oder Margarine von anderer Stelle bezieht, muß das Formular ausfüllen und bis zum 19. Februar dem städtischen Einkaufsamt abliefern. Das Antragformular wird im städtischen Mehlamt, Am Hof, im Einkaufsamt, Franziskanerstraße 8a (Toreingang), und bei den Polizeikommissariaten unentgeltlich abgegeben. Wichtig ist beim Ausfüllen des vorgedruckten Formulars, daß der Brotbuchbezirk und die Nummer des Brotbuchs richtig angegeben werden und ferner auch, daß die Anzahl der im Brotbuch angegebenen Personen mit den auf dem Antragsformular vermerkten bezugsberechtigten Personen übereinstimmt. Die Butterkarte selbst wird den Antragstellern nach dem 19. ds. durch die Post zugestellt. Mit dem Verkauf von Butter und Margarine durch Butterkarten wird bereits in der nächsten Woche begonnen werden.
Das Soldatenheim im Gesellenhause wurde auch am letzten Sonntag recht zahlreich besucht. Viele Soldaten erledigten im schönen, geräumigen Schreibzimmer die Korrespondenz mit den Lieben daheim; andere unterhielten sich im Lesezimmer mit Zeitungs- und Buchlektüre; eine dritte Gruppe nahm auf der Kegelbahn die Gelegenheit wahr, sich „gut Holz“ einzuheimsen. Von 4 Uhr ab war der große Vereinssaal fast vollständig gefüllt, und es wurde für die folgenden Stunden an Kurzweil gar viel geboten: Der Münsterchor wartete unter Leitung seines Dirigenten, Hrn. Veith, mit edlen gesanglichen Darbietungen, gemischten Chören und munteren Kinderliedern auf; Herr Borgmeier erfreute durch schöne Sololieder; die Rede des Herrn Klutmann über „Schill und seine Offiziere“ versetzte unsere Feldgrauen in begeisterte Stimmung; es folgten recht ergötzliche humoristische Einzelvorträge des Herrn Brodesse und von Soldaten; der lustige, gut gespielte Einakter „Er muß taub sein“ bildete den Abschluß der Veranstaltungen des Soldatenheim-Nachmittags, der auch für die Folge, soweit dies möglich ist, unsere verwundeten und übrigen Soldaten mit der Wärme und dem Schutze von Heimat und Haus umfangen möchte. – Die Restauration des Soldatenheims ist gut, und das, was sie an Getränken, Schnittchen, Kaffee, Zigarren in Bereitschaft hält, recht wohlfeil. – Den Arbeitsausschuß des Soldatenheims veranlassen unbegründete Gerüchte, die in der Stadt kreisen, an dieser Stelle offiziell und mit allem Nachdruck zu betonen, daß das Soldatenheim im Gesellenhause streng interkonfessionellen Charakter trägt, was auch bereits durch Anwesenheit und Ansprache des altkatholischen Pfarrers, Herrn Mülhaupt, bei der Eröffnung des Heimes in die Erscheinung getreten ist. Auf daher am nächsten Sonntag, ihr Soldaten jedweden Bekenntnisses, und recht zahlreich hinein ins Soldatenheim, Kölnstraße 17/19!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Warnung vor übereilter Berufswahl. Es wird zurzeit in den Kreisen des Handwerks und des Handels lebhaft darüber Klage geführt, daß unter dem Einfluß der Kriegsverhältnisse die Spezialberufe der Metallindustrie – Maschinen- und Motorenbau, Mechanik und Elektrotechnik – gegenüber den handwerksmäßigen und auch den kaufmännischen Berufen einseitig und ohne innere Berechtigung in auffälliger Weise bevorzugt werden. Zur Vermeidung von Enttäuschungen infolge übereilter Berufswahl sei nachdrücklich darauf hingewiesen, daß die augenblicklich beobachtete Vernachlässigung des Handels und vor allem des Handwerks schwerwiegende Folgen zeitigen kann. Bei dem Zulauf zur Metallindustrie werden ungeeignete Kräfte späterhin überhaupt kein Fortkommen finden und unter größten Schwierigkeiten zu einem anderen Beruf übergehen müssen. Infolge des übermäßigen Zudranges zu den Berufen der Metallindustrie droht aber auch dem tüchtigen Nachwuchs häufige Arbeitslosigkeit; ganz abgesehen davon, daß es im Gegensatz zu anderen Berufen schwer möglich sein wird, sich selbständig zu machen. Das Handwerk wird nach dem Kriege wieder einen goldenen Boden haben. Bei dem allgemeinen Streben nach Qualitätsarbeit wird in allen Berufen lebhafte Nachfrage nach gelernten, leistungsfähigen Kräften eintreten. Auch der deutsche Handel wird wieder gesunden und erstarken. Darum muß den Eltern eingeschärft werden: Laßt Euch bei der Berufswahl Eurer Söhne nicht von den einzelnen Gewerben zurzeit beobachteten günstigen Geschäftsgänge beeinflussen. Trefft Eure endgültige Entscheidung erst nach reiflicher Ueberlegung.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 16. Februar 1916
Bonner Volksspende. Die Gesamteinnahme der Bonner Volksspende in den fünf Monaten ihres Bestehens beträgt 142.000 M., die der Bonner Kriegswohlfahrtspflege zugeführt werden konnten. Im Monat Januar stellten sich die Einnahmen auf 23.555,99 M. Auch die am Geburtstage unseres Kaisers veranstaltete Sammlung hat das schöne Ergebnis von rund 16.000 M. gehabt. Das sind wirkliche Taten der Liebe, und de Opfersinn der Bonner Bürgerschaft hat nach wie vor hellen Klang und allen, die sich so hochherzig beteiligen, kann nicht genug Dank gesagt werden. Es sei bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hingewiesen, daß die Bonner Volksspende die Zusammenfassung aller Haussammlungen für vaterländische Zwecke ist. Durch ihre Tätigkeit wird eine ständige Einnahmequelle für die Bonner Kriegshilfe und für die Vaterländischen Vereinigungen (Zweigverein vom Roten Kreuz für den Stadt- und Landkreis Bonn, Vaterländischer Frauenverein, Stadtkreis Bonn, Freiwilliger Hilfsausschuß für die Truppen) geschaffen
Die Bonner Volksspende ist kein Zweig der städtischen Armenverwaltung und entlastet diese auch nicht. Sie hilft vielmehr in edler Liebestätigkeit unsern braven Heeren und unsern tapferen Seeleuten aus Dankbarkeit und Menschlichkeit. Sie sorgt für ihre Angehörigen, für verwundete und kranke Krieger, für Kriegsbeschädigte, für die Hinterbliebenen und die Krieger-Witwen und –Waisen. Sie hilft auf allen Gebieten der freiwilligen Krankenpflege und lindert dadurch die Schmerzen und Leiden unserer Helden. Mitbürger, denkt daher an Eure vaterländische Pflicht, werdet Mitglieder der Bonner Volksspende und werbt für sie. Je härter der Kampf, um so edler der Opfersinn.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Vorstand des Handels- und Gewerbe-Vereins richtet in der heutigen Nummer unseres Blattes an die Käufer und Käuferinnen die dringende Bitte, während der gegenwärtigen Zeit sich der geringen Mühe zu unterziehen, die Waren selbst mit nach Hause zu nehmen, soweit es sich nicht um umfangreiche Packstücke handelt. Ferner wird gebeten, die Auswahl der Waren in den Läden selbst vorzunehmen und keine Auswahlsendungen zu verlangen. Auch wird die Bitte ausgesprochen, sich bezüglich der Verpackung der gekauften Waren zu bescheiden, da sowohl Packpapier wie Verschnürung immer schwerer und nur zu stets steigenden Preisen zu beschaffen sind.
Verwendung von Verbrauchszucker. Nach einer Verordnung des Bundesrats, die mit dem heutigen Tage in Kraft tritt, darf Verbrauchszucker, ausgenommen an Bienen, nicht verfüttert sowie zur Herstellung von Branntwein nicht verwendet werden. Unter das Verbot fällt auch die Verarbeitung zu Futtermitteln. (...)
Bonner Wochenmarkt. Der gestrige Markt war schlecht beschickt und der Verkauf ließ viel zu wünschen übrig. Gemüse war verhältnismäßig sehr wenig, dagegen Obst (Aepfel), Feldsalat und Eier reichlicher vorhanden. (...)
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze war gestern wieder auffallend gut beschickt, und die Waren fanden flotten Absatz. Spinat, Rosenkohl und Feldsalat waren wieder im Preise gestiegen. (...) Der Markt war um 8 Uhr schon vollständig geräumt.
Der städtische Verkauf erfreute sich gestern wieder eines außergewöhnlich großen Zuspruchs. Die Käufer für Eier und Kartoffeln standen in langen doppelten Reihen. (...) Von gestern ab werden auch bis auf weiteres Büchsen-Konserven, wie junge Erbsen und junge Schnitt- und Brechbohnen, verkauft, die flotten Absatz finden. (...)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein ziemlich heftiges Sturmwetter herrschte heute tagsüber, unterbrochen von Regen- und Schneeschauern. Da der Sturm auch in anderen Teilen des Reiches auftrat, kamen Störungen im Fernsprechverkehr vor. Eine amtliche Meldung aus Köln besagt: Infolge der Schneestürme sind die telegraphischen Verbindungen nach Nord- und Ostdeutschland und zum großen Teile nach Holland gänzlich gestört. Nach Nord- und Ostdeutschland sind Telegramme erheblichen Verzögerungen unterworfen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 17. Februar 1916
Der Verein „Mädchenhort“ hielt am 12. Februar seine Hauptversammlung ab. Aus dem Jahresbericht war ersichtlich, daß die zu Kriegsbeginn vorgenommene Erweiterung des Hortbetriebes, die Umgestaltung in einen Knaben- und Mädchenhort, verbunden mit Kindergarten und Mittagstisch, auch im zweiten Kriegsjahre beibehalten werden konnte. Die Anmeldung neuer Kinder war fortgesetzt so groß, daß als Höchstzahl in bezug auf die Aufzunehmenden 105 festgesetzt wurde, um nicht durch einen Massenbetrieb die erziehliche Einwirkung auf das einzelne Kind unmöglich zu machen. – Vom Hinausschicken einer Ferienkolonie mußte auch im letzten Sommer abgesehen werden. Statt dessen versammelten sich während der großen Ferien alle Kinder vor- und nachmittags im Gartenland des Hortes, wo sie mit Milch bewirtet wurden und sich bei fröhlichem Spiel und der Arbeit an ihren kleinen Gärtchen rote Backen holten. Mit großem Eifer wurde im Laufe des Jahres wieder für die Verwundeten gearbeitet; manches Dutzend Strümpfe, Pulswärmer, Flechtpantoffeln, große, aus Wollresten gestrickte Decken, von den Knaben gesägte Geduldspiele, Brieftaschen und dergleichen mehr konnte in den Lazaretten abgeliefert werden. Im November gab der Axenfeldsche Frauenchor ein gut besuchtes Konzert zum Besten des Hortes, das einen recht erfreulichen Reingewinn erzielte, der zur Aufbesserung der bedrängten finanziellen Lage dringend erwünscht war. Auch im neuen Jahre wird der Verein Freunde nötig haben, die sich daran erinnern, daß er die großen, durch den Krieg bedingten Mehrausgaben nur zu leisten vermag, wenn er durch gütige Spenden unterstützt wird, daß er nur dann in demselben Umfange wie bisher sein Liebeswerk an den Kindern unserer tapferen Feldgrauen durchführen kann. Es sei bei dieser Gelegenheit nochmals betont, daß der oft fälschlich „evangelischer Hort“ genannte „Mädchenhort“ ein paritätischer Hort ist, der Kinder aller Bekenntnisse aufnimmt. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein falsches Gerücht. Amtlich wird dem WTB [Wolffs Telegraphisches Bureau] aus Berlin mitgeteilt, daß das Gerücht, die Reichsregierung würde statt der bestehenden zwei vier fleischlose Tage einführen, auf freier Erfindung beruht.
Zwei Ladendiebinnen, eine junge Frau von hier und eine aus Mehlem, wurden durch die hiesige Kriminalpolizei auf frischer Tat ertappt. Seit einiger Zeit bemerkte der Inhaber eines hiesigen Drogengeschäfts, daß ihm die verschiedensten Waren, wie Liköre, Kölnisches Wasser, Schwämme, Tabletten usw., abhanden kamen.
Er benachrichtigte schließlich die Kriminalpolizei, der es auch gelang, die Diebinnen abzufassen. Sie gestanden ohne weiteres auch die früheren Diebstähle ein, die sie meist gemeinsam ausgeführt hatten. Bei einer Haussuchung wurde ein ganze Anzahl der gestohlenen Sachen vorgefunden, die insgesamt einen Wert von etwa 70 bis 80 Mark haben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Wehrbund. Eine geschlagene Truppe hatte sich in der Richtung auf Köln zurückgezogen. Ihr folgte eine schwächere gegnerische Heeresabteilung mit dem Auftrage, den Ort festzustellen, in dem der Feind Ruhequartier bezogen hatte. In Frage kamen die Dörfer Buschdorf, Hersel oder Rheindorf. Da der Feind in geschickter Weise durch seine Reiterei (Radfahrer) den Rückzug deckte und dessen Ziel verschleierte, war es nicht leicht, seine Stellung aufzufinden. Endlich entdeckten ausgesandte Partouillen, daß der Feind Buschdorf besetzt habe. Es gelang, den Kirchhof und Bahnhof zu nehmen und eine gegnerische Abteilung zurückzuschlagen. Vom Sturm auf Buschdorf mußte Abstand genommen werden, da der Feind zahlreicher in guter Stellung lag. Durch seine Ermittelung war der Zweck der Uebung erreicht und in geschlossenem Zuge, Musik vorauf, zogen die vereinigten Abteilungen zur Stadt zurück – zum Kaiserdenkmal, wo die Auflösung der Mannschaft erfolgte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 18. Februar 1916
Regen- und Schneestürme haben sich in den letzten Tagen, wie in Bonn, auch in ganz Westdeutschland sehr unangenehm bemerkbar gemacht. In Bonn haben die Stürme an den Hausdächern manche Beschädigungen angerichtet, die Pflanzen und Sträucher in den Gärten und Anlagen vielfach arg zerzaust, auch mancher Regenschirm ist durch einen plötzlichen heftigen Windstoß nach oben gekippt und verdorben worden, indessen ist größerer Schaden, soweit bekannt geworden ist, nicht entstanden. Viel schlimmer ist es in manchen anderen Gegenden gewesen. Daß der Telegraphenverkehr nach Ost- und Norddeutschland sowie zum Teil auch nach Holland gestört worden ist, haben wir schon berichtet. Auf dem Rhein bei Linz ist ein mit Kohlen beladener Schleppkahn, der nicht zugedeckt war, in einem Wirbelsturm von den hochgehenden Wellen mit Wasser gefüllt worden, so daß das Fahrzeug sank. (...)
Die Ausfuhr von Gemüse verboten. Durch eine Bekanntmachung des Gouverneurs der Festung Köln vom 15. d. M. wird die Ausfuhr von Gemüse, insbesondere von Kraus- und Rotkohl, Wirsing, Spinat und Möhren aus dem Festungsbereich verboten.
Ueber vorzeitige Schulentlassung hat die Kölner Regierung folgende Verfügung erlassen: Da die besonderen Umstände, die unsere Verfügung vom 25. Februar 1915 veranlaßt haben, wonach mit Rücksicht auf die besonderen Zeitumstände, die eine Hilfe der Kinder bei der Frühlingsbestellung dringend notwendig machen, auf Antrag bereits zum 1. März entlassen werden dürfen, noch bestehen, so ordnen wir an, daß diese Verfügung auch in diesem Jahre Gültigkeit hat. Diese Verfügung enthält nicht nur die Maßnahme, daß Schüler aus der Landwirtschaft vorzeitig entlassen werden können, sondern es handelt sich auch um solche Schüler und Schülerinnen der Stadt, welche am 1. März bereits in eine Lehrstelle oder Arbeitsstelle eintreten können.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kartoffelzählung. Am 24. Februar findet abermals eine Zählung der Kartoffelvorräte statt und zwar erstreckt sich die Zählung auf Mengen von über 20 Pfund ab. Aus einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer unseres Blattes ist alles nähere ersichtlich.
Landwirtschaftlicher Berufslehrgang für Kriegsbeschädigte. Man schreibt uns: Am Dienstag, 15. d. Mts., ging der erste von der Landwirtschaftskammer in Verbindung mit der hiesigen landwirtschaftlichen Berufsberatungsstelle für dem [die] landwirtschaftlichen Berufe{n] entstammende[n] Kriegsbeschädigte[n] eingerichtete Lehrgang zu Ende. Die sich anschließende Abschlußprüfung, der auch auf besondere Einladung eine Anzahl Förderer und Gönner der Kriegsbeschädigtenfürsorge beiwohnten, ergab die recht erfreuliche Tatsache, daß die Teilnehmer des Lehrganges während der viermonatigen Unterrichtsdauer, dank des großen Interesses und des regen Fleißes, mit welchen sie dem Unterrichte beiwohnten, sich recht wertvolle Berufskenntnisse angeeignet haben, Kenntnisse, die ihnen unzweifelhaft trotz ihrer durch die erlittene körperliche Verstümmelung mehr oder weniger geschwächten Körperkraft die spätere Durchführung ihres Berufes und die Erlangung einer sicheren Existenz erheblich erleichtern werden. An die Abschlußprüfung schloß sich abends eine gemütliche Nachfeier im Kreise der tapferen Krieger, bei der denselben durch Ansprachen des Generalsekretärs der Landwirtschaftskammer, Oekonomierat Dr. Reinhardt, und des Leiters des Lehrganges, Oekonomierat Kreuz, nicht nur noch manche wertvolle Ratschläge, sondern auch warme Worte der Anerkennung und des Dankes für ihre dem Vaterlande erwiesenen Heldentaten mit auf ihren ferneren Lebensweg gegeben wurden. Am 16. d. Mts. hat der zweite Kriegslehrgang begonnen, an welchem 52 Kriegsbeschädigte teilnehmen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kauft keine ausländischen Käse. Seitdem die Höchstpreise für inländische Käse eingeführt worden sind, ist dieses wichtige Nahrungsmittel fast vollständig aus dem Kleinverkehr verschwunden. Plötzlich haben sämtliche Emmentaler, Holländer und sonstige sogenannte Konsumkäse ausländische Herkunft erhalten und fallen demgemäß nicht unter die vom Bundesrat angeordneten Höchstpreisbestimmungen. In den Geschäften heißt es, daß durch die Höchstpreisbestimmungen keine inländischen Käse mehr zu haben seien. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, wäre es ratsam, daß die Hausfrauen Selbstschutz ausübten und bis auf weiteres unter allen Umständen ausländische Käse zurückweisen, bis eine Besserung der Marktlage sich einstellt. Bei einem solchen solidarischen Vorgehen der Käufer würden überraschend schnell die verschwundenen inländischen Sorten wieder zum Vorschein kommen und zum Höchstpreis abgegeben werden müssen. Eine Hausfrau für alle.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Arndt-Eiche in Eisen. Die Nagelung der vom Eisenbahn-Verein für die Arndt-Eiche gestifteten Plakette findet am Sonntag den 20. Februar, nachmittags 4 ½ Uhr, in feierlicher Weise statt. Der Verein marschiert in geschlossenem Zuge mit den Fahnen des Fahrbeamten- und Weichensteller-Vereins unter Vorantritt Kapelle des hiesigen Landsturm- Bataillons am Kaiser-Denkmal vorbei ur Arndt-Eiche, an der eine patriotische Feier, bestehend aus Musikvortrag, Prolog, Ansprache und gemeinschaftlichem Gesang, stattfinden wird.
Zuschriften ohne Namensunterschrift sind uns in letzter Zeit zahlreich zur Veröffentlichung unter „Stimmen aus dem Leserkreise“ zugegangen. Wir betonen nochmals, daß solche Zuschriften unbeachtet bleiben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 19. Februar 1916
Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe weist noch einmal auf seine Verkaufsstelle Am Hof hin. Alle Marmeladen, Eiwürfel usw. sind auf ihren Nährwert untersucht und von den Damen der Kriegshilfe ausprobiert und gefunden worden. Ganz besonders eindringlich werden die Bonner Frauen gebeten, die neben dem Verkaufslokal eingerichtete hauswirtschaftliche Beratungsstelle aufzusuchen. Jede Hausfrau kann sicher sein, dort in allen wirtschaftlichen Fragen und Nöten, die die gegenwärtige schwere Zeit für jeden mit sich bringt, bereitwillige Hilfe und eingehenden Rat zu erhalten. Die hauswirtschaftliche Bratungsstelle ist jeden Montag, Donnerstag und Samstag von 4 bis 6 Uhr nachmittags , jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 12 Uhr vormittags geöffnet. Donnerstag und Freitag wird der Gebrauch der Kochkisten vorgeführt.
Deutsche Richter versagen selbst feindlichen Staatsangehörigen ihren Schutz nicht. Ein junger Serbe, der in Godesberg wohnt, war von vier halbwüchsigen Godesberger Burschen verprügelt und, als er Anzeige gemacht hatte, mit Totschlagen bedroht worden. Das hiesige Schöffengericht verurteilte die vier „Helden“ zu je 25 Mark Geldstrafe. Einer legte dagegen Berufung ein, die aber von der Strafkammer verworfen wurde. „Wir sind noch nicht fertig, du kriegst es doch noch,“ zischte der Verurteilte beim Hinausgehen den Serben an.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Auf frischer Tat ertappt. In Grau-Rheindorf hatte ein Gemüsezüchter Sellerieknollen auf einem Grundstück, in der Nähe des Friedhofes zusammengelegt und mit Stroh zugedeckt. Schon seit acht Tagen merkt er, daß nächtlicherweise Sellerieknollen weggenommen wurden. Er stellte sich auf Lauer und sah schon am ersten Abend, wie ein älterer Knecht, der mit seinem Fuhrwerk des Weges kam, sich auf dem Acker zu schaffen machte. Er faßte ihn, als er eben wieder ein Dutzend Sellerieknollen auf dem Arm hatte. Der Knecht wurde zur Anzeige gebracht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wies gemacht wird. Die Händlerinnen auf dem Wochenmarkt sind bekanntlich verpflichtet, ein Preisverzeichnis an ihren Verkaufsständen anzubringen. Daß es trotzdem noch schwer hält, die Waren zu den angegebenen Preisen zu erhalten, mußte ich gestern auf dem hiesigen Wochenmarkt erfahren. Eine Händlerin hatte Faustkäse mit 20 Pfg. das Stück ausgezeichnet, während eine gleich daneben stehende Frau laut Preisverzeichnis 2 Stück für 25 Pfg. anbot. Als ich vier Stück für 50 Pfg. nehmen wollte, griff die Händlerin, die für das Stück 20 Pfg. haben wollte, in den Kauf ein und meinte zu ihrer billigeren Nachbarin: „Wie kanns Du dä Kies su billig vekoofe; do vedeens Du jo nix drahn!“ Der Nachbarin schien das auch einzuleuchten und sie erklärte schlankweg: „Jo, die Drügge (trockene) gevve ich nur für dä Pries av.“ Ich ließ mich natürlich auf nichts ein, bezahlte 50 Pfg. für vier Käse und ging meiner Wege. Wenn meine Zeit es erlaubt hätte, würde ich mich bei einem der Marktpolizeibeamten erkundigt haben, ob der auf den Verzeichnissen angegebene Preis zwischen guter und „drügger“ Ware einen Unterschied macht. Eine Hausfrau.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Zustellung der Butterkarten soll am Montag, den 21. ds. Mts. vorgenommen werden. Die Zustellung erfolgt durch Kinder der hiesigen Schulen. Es wird an die Bürger Bonns die Bitte gerichtet, die Kinder bei Zustellung der Butterkartenbriefe zu unterstützen und ihnen nach Möglichkeit behülflich zu sein. Gleichzeitig wird nochmals darauf hingewiesen, daß derjenige, dessen Antrag auf Ausstellung einer Butterkarte bis zum 19. ds. Mts. beim städtischen Einkaufsamt nicht eingegangen ist, auf Zustellung der Butterkarte vor Ablauf der nächsten Woche nicht rechnen kann.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 20. Februar 1916
Oelfarben-Anstriche. Infolge der verschiedenen Verordnungen über den Gebrauch von Leinöl und Oelfarben herrscht in den weitesten Kreisen vielfach eine Unklarheit, unter der das Maler- und Anstreichergewerbe sehr zu leiden hat. Wir verweisen deshalb auf die Anzeige „Aufklärung über Anstreicherfarben“ in dieser Zeitung und bitten, durch Erteilung von Aufträgen das Maler- und Anstreichergewerbe in dieser schweren Zeit zu unterstützen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Kaisergeburtstags-Kollekte der katholischen Kirchen des Dekanats Bonn I hat die stattliche Summe von 2185,49 Mk. erbracht. Diese Summe verteilt sich auf die einzelnen Kirchen wie folgt: Münsterkirche 481 Mk., Stiftskirche 200, St. Remigius 190, St. Marien 155, St. Elisabeth 356, Herz-Jesu-Kirche 200, Dottendorf 78, Endenich 105,29, Grau-Rheindorf 60, Kessenich 80,20, Poppelsdorf 123, Buschdorf 115, Dransdorf 42.
Die trostlose Witterung dauert nun schon mehrere Wochen lang ununterbrochen an. Kalte Regen- und Schneeschauer wechseln miteinander ab, und jeder schätzt sich glücklich, wenn die Sonne sich für kurze Augenblicke am Himmel sehen läßt. Hat vor Abend der schroffe Wind die Straßen und den Erdboden kaum halbwegs abgetrocknet, so steht meist zu erwarten, daß in der folgenden Nacht erneuter Regen einsetzt und andern morgens das Wasser wieder auf den Wegen und Feldern in Pfützen steht. Die Landleute schauen mit verdrießlicher Miene dem ungünstigen Wetter zu. Die dringenden Arbeiten in Garten und Feld, die im Januar so rüstig vonhand gingen, sind jetzt schon stark in Rückstand gekommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Katholischer Frauenbund. Am 18. ds. Mts. veranstaltete der Kath. Frauenbund eine Mitgliederversammlung im kleinen Saale des Bürgervereins. Nachdem die Vorsitzende die Anwesenden begrüßt und zu reger Mitarbeit aufgefordert, erteilte sie das Wort der Rednerin des Abends, Frau Amtsgerichtsrat Neuhaus-Dortmund zu ihrem Vortrag: „Der Anteil der Mütter an der religiös-sittlichen Erneuerung unseres Volkes“. Sie führte unter anderem aus, die höchste Bestimmung der Frau ist die gleich wie die des Mannes, die Seele beider ist geschaffen aus Gott und zur Wiederkehr zu Gott. Der Weg dahin ist für die Mutter ihr hoher Beruf. Der Idealismus der Freude am Kinderreichtum ist dem deutschen Volke verloren gegangen; die gläubige Mutter soll dieses Ideal von neuem erfassen und verstehen. Die religiös-sittliche Erziehung gibt den Kindern Tüchtigkeit, Gerechtigkeit, richtige Einschätzung des Reichtums, Nächstenliebe, Sittenreinheit. Von besonderer Bedeutung im Sinne der Erneuerung unseres Volkstums ist das Verhältnis der Mutter zum Sohne. Wenn die Mutter die Liebe des Sohnes gewinnt und erhält, kann sie ihn zu Höhen führen; sie hat vor allem die Ideale in der Seele des Sohnes zu pflegen. Die Betätigung der Mutter zur Verwirklichung ihrer Ideen umfaßt im täglichen Leben: Beherrschung ihres Arbeitsfeldes im Hause, Zusammenleben mit ihren Kindern, Pflege der Kunst, Empfänglichkeit für das Schöne, Arbeit in der Oeffentlichkeit. Sie muß ihrer höchsten Bestimmung un damit sich selbst treu bleiben bis zuletzt; das gibt ihr die Kraft zur Anteilnahme an der religiös-sittlichen Erneuerung unseres Volkes. In atemloser Stelle folgte die Versammlung den beredten, warmherzigen Ausführungen der hochgeschätzten Rednerin.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 21. Februar 1916
Die landwirtschaftliche Beratungsstelle für Kriegsbeschädigte in Bonn, die auch diejenigen Fälle bearbeitet, in denen eine Ansiedlung Kriegsbeschädigter in Frage kommt, hat bis zum 1. Februar 1916 263 Kriegsbeschädigte mündlich und 65 schriftlich beraten. Von den 263 waren 28 selbständige Landwirte, 123 Söhne selbständiger Landwirte, 53 landwirtschaftliche Arbeiter, 59 Angehörige sonstiger Berufe, die zur Landwirtschaft übergehen wollten. Von den 204 Angehörigen landwirtschaftlicher Berufe beabsichtigen, wie die „Kriegsbeschädigtenfürsorge“ mitteilt, vor der Beratung 96, nach der Beratung aber 186 in der Landwirtschaft zu bleiben. Von den letzteren sind nur 7 ihrem Entschlusse untreu geworden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der sonnig-kalte Sonntag, der den Sturm und Regen der letzten Tage in angenehmer Weise ablöste, wurde reichlich zu Ausflügen benutzt. Im Siebengebirge begegnete man ganzen Scharen von Wanderern. Das sichtige Wetter bot vom Siebengebirge aus einen herrlichen Weitblick stromauf und stromab. Nur nach der Eifel zu war der Blick gehemmt durch dunstige Wolken. Der Westerwaldklub vereinigte an dem Tage eine große Zahl seiner Mitglieder zu einer Wanderfahrt durch Pleistal zum Oelberg. Die an Eindrücken reiche Wanderung, geführt von Herrn Landschaftsphotograph Groß, endete mit einem gemütlichen Beisammensein in Oberdollendorf.
Hochwasser. Der Rhein ist seit Samstag noch weiter gestiegen, und zwar bis heute früh 6 Uhr noch 50 Zentimeter. Der hiesige Pegel zeigte um diese Zeit 6,20 Meter Wasser. Die schmutziggelben Fluten führen vielfach Strauchwerk mit sich, und auch größere Baumstämme sind keine Seltenheit. Gestern früh kamen vom Oberrhein etwa 20 abgesägte Baumstämme von 4 bis 5 Meter Länge sowie Floßholz hier durch. Glücklicherweise trieben die Stämme inmitten des reißenden Stromes hier vorbei, ohne Schaden an den Landebrücken zu verursachen.
Die Rheinschiffahrt wird durch die starke Strömung der Hochflut sehr behindert. Schleppzüge, die vom Niederrhein bergauf fahren, haben vielfach zwei Schleppschiffe als Vorspann.
Während die gestern ausgegebenen Hochwasserstandsberichte vom Oberrhein, von der Lahn und vom Neckar noch Steigen des Wassers melden, fällt die Mosel langsam.
Es ist zu hoffen, daß das Wasser jetzt seinen Höchststand erreicht hat und, sofern das seit gestern eingetretene trockene Wetter anhält, langsam zurückgeht.
In unserer Rheinpromenade ist das Wasser an verschiedenen Stellen über das Ufer getreten und seit Samstag nacht ist auch der obere Leinpfad vom Schänzchen abwärts teilweise überschwemmt und nicht mehr gangbar.
Das außerordentliche Kriegsgericht (...) Ein jugendlicher Fabrikarbeiter aus Merzbach im Kreise Rheinbach war eines Abends in Rheinbach im Besitz eines Revolvers gefunden worden, ohne daß er einen Waffenschein besaß. Es stellte sich heraus, daß der junge Mensch das Schießeisen gekauft hatte, weil seine Arbeitsgenossen auch ein solches Instrument besaßen. Er hatte sein Taschengeld von wöchentlich einer Mark solange zusammengespart, bis er den Revolver für 6,50 Mark kaufen konnte. Das Kriegsgericht verurteilte den Angeklagten zu 14 Tagen Gefängnis. Jedoch soll er zur bedingten Begnadigung vorgeschlagen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 20. Febr. Der „Kriegshilfe“ unserer Gemeinde, zu deren Besten im Lyzeum St. Antonius kürzlich eine dreimalige Aufführung des deutschen Mysterienspiels von Eckert stattgefunden hat, konnten als Reinertrag aus diesen Aufführungen tausend Mark überwiesen werden. Zu gleichem Zwecke beabsichtigt der evangelische Kirchenchor in Verbindung mit dem Oratorienchor demnächst das Oratorium „Schöpfung“ von Haydn aufzuführen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Ein Schauwaschen wird am 22., 23., 24. und 25. Februar, jeweils nachmittags 4 Uhr und abends 8 Uhr im Germania-Saal (im unteren Saale) stattfinden. Wie aus der Anzeige in heutiger Nummer hervorgeht, will eine Mannheimer Firma einen Apparat vorführen, der in fünf Minuten eine Bütte schmutziger Wäsche ohne Reiben und Bürsten , tadellos sauber wäscht. Eine derartige Verringerung einer der mühsamsten häuslichen Arbeiten ist der Beachtung aller Hausfrauen wert, umsomehr, als dieser einfache und leicht zu handhabende Apparat große Ersparnisse mit sich bringen soll.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Geschäftliches“)
Dienstag, 22. Februar 1916
Vaterländischer Frauenverein. Ein deutscher Bauer im Staate Nebraska (Vereinigte Staaten von Nordamerika) schickte dem Vaterländischen Frauen-Verein Stadtkreis Bonn 10 Dollar als Ausdruck seiner vaterländischen Gesinnung.
Sammelt altes Papier! In der Papier-Zeitung, dem Fachblatt für Papierherstellung und –verarbeitung lesen wir folgende Anregung: Wenn seit Kriegsausbruch in den Großstädten die verwendbaren Küchenabfälle gesammelt werden, so ist das als wichtiger Fortschritt in der Volkswirtschaft zu bezeichnen. Wenn man jedoch den Inhalt der Mülleimer ansieht, so muß man sagen, daß immer noch verschwenderisch gewirtschaftet wird. Es ist dem Publikum nicht bekannt, welcher ungeheure Wert in den Papierabfällen steckt und wie viele tausend und abertausend Mark auf den Kehrichtplätzen verloren gehen. Das sogenannte Altpapier wird von großen Anstalten sortiert, und das gewöhnliche Zeug ist immer noch gut zur Fabrikation von Schrenz. Heute wissen die Packpapierfabriken, die Altpapier verarbeiten, überhaupt kein Rohmaterial zu bekommen, und die Preise sind fast um das Doppelte gestiegen. Man tut dem kleinen Kaufmann sehr oft Unrecht, wenn man stets von Wucherpreisen redet, ohne zu berücksichtigen, daß er für Tüten, Kordel und andere Unkosten das Vielfache wie früher bezahlt! Wenn in jedem Haushalt die Papierabfälle ohne Unrat gesammelt würden, so würde das Werte ergeben, über die der Laie erstaunt sein würde.
Vielleicht könnte in Bonn einer der vaterländischen Vereinigungen, die sich ja schon auf so manchen Gebieten große Verdienste erworben haben, sich auch dieser Sache annehmen und eine planmäßige Sammlung von altem Papier in die Wege leiten.
Palasttheater. Im Kino-Varieté Palast-Theater wird diese Woche das fünfaktige Filmschauspiel „Satan Opium“ aufgeführt. Der Varietéteil des Unternehmens enthält u. a. den Schwank „Der Kanonenmax mit seinen musikalischen Gefangenen“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Deutsche Kolonial-Gesellschaft und der Frauenbund der Deutschen Kolonial-Gesellschaft veranstalten am 27. d. M. nachmittags im großen Saale der Lese- und Erholungsgesellschaft einen Vortag mit Lichtbildern, der das größte Interesse auf sich lenken muß. Einer der genausten Kenner des für die Jetztzeit und vielleicht noch mehr für die nahe Zukunft so wichtigen Baltenlandes, Herr Silvio Broedrich-Kurmahlen, der nicht zu Unrecht schon der deutscheste Balte genannt worden ist, wird in Wort und Bild über das Thema „Die Deutschen in den baltischen Provinzen und im übrigen Rußland“ sprechen.
Was lehrt die Stoffbeschlagnahme? Spart mit Baumwolle und Wolle jeder Art und schont sie im Gebrauch so viel wie möglich Unsere Vorräte sind beschränkt und man weiß nicht, wie lange sie noch reichen müssen.
Kauft nicht mehr als nötig und stapelt vor allen Dingen nicht aus Angst vor späterem Mangel Waren auf, die Ihr nicht braucht. Ihr schädigt dadurch die Gesamtheit.
Macht Eure alten Bestände nutzbar; was für Euren eigenen Gebrauch nicht mehr in Betracht kommen kann, hebt sorgfältig auf. Es ist gut, wenn für wirkliche Notzeiten Rücklagen vorhanden sind, mit denen man andern aushelfen kann.
Laßt alte Sachen, wo nötig, ausbessern oder umarbeiten. Ihr schafft dadurch Arbeit für die, die durch Beschränkung der Produktion arbeitslos geworden sind und macht manches unbrauchbar erscheinende Stück wieder verwertbar.
Werft selbst das Schlechteste nicht fort, sondern verwahrt es bis zur nächsten Woll- und Baumwollsammlung. Durch neue Verarbeitung können auch solche Sachen noch nutzbar gemacht werden.
Haltet Euch nicht sklavisch an die Mode und vergeudet zu Euren Kleidern nicht mehr Stoff als nötig. Wenn jeder etwas spart, ist für alle genug da.
Treibt keinen Luxus mit weißer Wäsche, Unterröcken, Kragen, Blusen und Spitzen. Es wird damit Baumwolle, Seife und Stärke verschwendet.
Sorgt für Schonung der Wäsche beim Waschen. Bei den teuren Seifenpreisen wird vielfach Chlor verwendet, wodurch die Wäsche bedeutend schneller verschleißt. Wer sich nicht auf seine Wäscherei verlassen kann, wasche möglichst zu Hause.
Mit Bedacht und Voraussicht, aber ohne Aengstlichkeit nicht nur im eigenen, sondern auch im Gesamtinteresse handeln, das ist hier die Losung. Möge ein jeder sie befolgen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Auszeichnung. Den Schwestern des Bonner Mutterhauses vom Roten Kreuz, S. Käte Schützler und S. Margarete Schmidt, welche im Mai vorigen Jahres in die Etappe gingen, sowie der Hilfsschwester Frau von Tiedemann-Brandis wurde die Rote-Kreuz-Medaille 3. Kl. verliehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 23. Februar 1916
Das Soldatenheim im Gesellenhause wurde am letzten Sonntag von vielen Soldaten besucht. Leiter der Veranstaltung war Herr Klutmann. Herr Volksschullehrer a. D. Rech hielt einen Vortrag über den Dichter der Befreiungszeit Ernst Moritz Arndt und führte die Zuhörer durch die Gedichtvorträge der Herren Trümper und Rings in den Geist der Arndtschen Muse ein: glühende Abwehr und brennender Zorn über die Vergewaltigung des Vaterlandes. Meisterlich erfaßt waren die vier herrlichen Liederspenden der Bonner Liedertafel unter Leitung ihres so begabten Dirigenten, Herrn Musikdirektor Jos. Werth. Auch die Soli der Herren Chormitglieder Borgmeyer, Knebel und Ohlenhardt boten gar Treffliches. Allgemein war daher der Wunsch unserer Feldgrauen: Auf baldiges Wiedersehen! Im weiteren Verlauf der Abendstunden fand die Lappenmalerkunst des Herrn Däntler verdiente Anerkennung. Die beiden von Soldaten flott gespielten Einakter „Fritz sein hart“ und „In Zivil“ beschlossen den Reigen der Darbietungen. Der Soldatenheim-Nachmittag läßt die braven Verteidiger der vaterländischen Scholle in abwechselungsreicher Folge gute Erholung finden u. verdient als grundsätzlich interkonfessionelle Veranstaltung allseitige Förderung u. regsten Besuch. Der Arbeitsausschuß des Soldatenheimes wird jeden Freitag das nächste Tagesprogramm in den Bonner Zeitungen bekannt geben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Arndt-Eiche in Eisen. Die Feier der Nagelung des von der Universität für die Arndt-Eiche gestifteten Schildes durch Lehrkörper und Studentenschaft findet am kommenden Montag nachmittag 5 Uhr statt. Die Auffahrt der Chargierten erfolgt um ½5 am Haupteingang zur Universität. In einem Anschlag am Schwarzen Brett wird die gesamte Studentenschaft eingeladen, an der Feier teilzunehmen.
Der Winter in Wald und Flur. Man schreibt uns: Der diesjährige Winter, der so milde war, wie selten einer, und schon im Januar blühende Aprikosen und Kirschen, Veilchen und Primeln brachte, hat draußen in der Flur weniger vorgetrieben, als anzunehmen war. Abgesehen von schweren harten Wintern, die den Weizen zum Erfrieren brachten, abgesehen von langen Schneelagen, unter denen die Frucht gelb und grau wurde, hat dieser Winter vor den anderen nicht allzu viel voraus. Weizen und Roggen stehen im allgemeinen dicht. Die einzelnen Pflanzen sind besser bestockt als sonst um diese Zeit. Die Felder sind sämtlich dunkelgrün und die junge Saat strotzt vor Kraft und Gesundheit. Das hat die Frucht im diesjährigen Winter gewonnen.
Ihr weniger genützt, stellenweise bei undurchlässigem Untergrund ihr viel geschadet, hat die ungewöhnliche Nässe, der viele Regen. Viele Felder bilden jetzt weite Wasserflächen und unter dem Luftabschluß leidet die Saat stark. Da ist es an der Zeit, daß trockene Märzwinde eintreten und den Ueberschuß an Wasser und Feuchtigkeit aufsaugen. Der viele Regen hat auch die Vorbereitungen für die Frühjahrsbestellung stark zurückgehalten. Sehr viele und weite Ackerflächen sind noch ungepflügt, oft noch, wie die vorjährige Ernte sie verlassen hat, in der Flur. Es ist ja noch sehr früh im Jahre, erst Februar, und wenn der Vorfrühling nur ein einigermaßen besseres Gesicht zeigt, wird noch alles in Ordnung kommen. Auch der Wald ist in Anbetracht des milden Wetters nichts voraus. Das macht wohl auch die stehende Nässe, die vom Boden festgehalten, mehr Kälte festhält, als die umgebende Natur vermuten läßt. Frühlingsmäßig ist die Natur nur an geschützten Stellen, in den wärmeren Ortschaften und Städten, in windgeschützten Tälern, an sonnigen Hängen. Draußen war auch diesmal Winter, wenn auch gelinde.
Der plötzliche Wetterumschwung kam den Landleuten sehr erwünscht. Sie sind zufrieden, daß sie die dringlichsten Arbeiten in Garten und Feld, welche durch das langanhaltende Regenwetter zum Stillstand kamen, nun zum Abschluß bringen können. Der eingetretene Frost ermöglicht es, mit schwerem Fuhrwerk Dünger auf den Acker zu bringen, behindert aber das Pflügen nicht. Der Nachtfrost hat bisher weder den weit vorgeschrittenen und vielversprechenden Obstblüten noch den jungen Saaten geschadet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Installationskurse für Kriegsbeschädigte. Auf Veranlassung des stellvertretenden Generalkommandos des 8. Armeekorps werden in Köln im Anschluß an die den Königlichen Maschinenbauschulen angegliederten Fachschulen für Installations- und Betriebstechnik Installationskurse für Kriegsbeschädigte eingerichtet. Die Kurse sollen dem jetzt bestehenden Mangel an genügend vorgebildeten Installateuren abhelfen und so daran mitwirken, Deutschland in der Lichtversorgung vom Auslande unabhängig zu machen. Aufgenommen werden kriegsbeschädigte gelernte und angelernte Gas- und Wasser-Installateure bzw. Elektroinstallateure, die durch ihre Beschädigung an der praktischen Ausführung ihres Gewerbes nicht gehindert sind, ferner nicht felddienstfähige Installateure, wenn erforderlich auch andere gelernte und angelernte Metallarbeiter der gleichen Art. Die Kurse dauern für gelernte und angelernte Installateure vier, für andere Metallarbeiter sechs bis acht Wochen. Die Anmeldung zur Teilnahme hat seitens der örtlichen und militärischen Beratungsstellen, sowie der Ersatzbataillone bei der Provinzial-Beratungsstelle für kriegsbeschädigte Handwerker zu Köln, Maternusstrasse 9, zu erfolgen, die nach endgültiger Feststellung der körperlichen und fachlichen Geeignetheit durch die Fachlehrer der Kurse die Betreffenden zur gegebenen Zeit einberuft und in die Kurse einweist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe weist, wie im Inseratenteil auch an dieser Stelle noch einmal auf seine Verkaufsstelle am Hof hin.
Alle Marmeladen, Eiwürfel, Malbaka u. s. w. sind auf ihren Nährwert untersucht und von den Damen der Kriegshilfe ausprobiert und gut befunden worden.
Ganz besonders eindringlich werden die Bonner Frauen gebeten, die neben dem Verkaufslokal eingerichtete hauswirtschaftliche Beratungsstelle aufzusuchen.
Jede Hausfrau kann sicher sein, dort in allen wirtschaftlichen Fragen und Nöten, die die gegenwärtige schwere Zeit für alle mit sich bringt, bereitwilligen und eingehenden Rat zu erhalten. Ebenso werden Ratschläge erfahrener Hausfrauen zum Nutzen der Allgemeinheit dankbar angenommen.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 24. Februar 1916
Marcell Salzer-Abend. Am Sonntag, d. 27. Febr., abends 8 Uhr, wird Prof. Marcell Salzer im Bonner Bürgerverein einen Abend mit „zeitgenössischem Ernst und Humor“ veranstalten und ein ganz neues besonders schönes Programm zum Vortrag bringen. Ueber den Erfolg urteilt die Presse: ... „man möchte sehnlichst wünschen, daß sich der Mann verhundertfachen könnte, um in jedem deutschen Orte seine Mission zu erfüllen: die Herzen zu erheben und zu stählen und die Gemüter voll zu erfüllen von der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.“ Eintrittskarten sind schon von jetzt ab in der Musikalienhandlung Sulzbach zu haben.
Ueber die Dankespflicht der deutschen Frau unseren Helden gegenüber wird die Schriftstellerin Frl. K. Papke aus Bad Sachsa einen öffentlichen Vortrag halten. Was unsere braven Soldaten draußen geleistet, geopfert und gelitten haben, ist allen bekannt. Daß es aber ein Vorrecht gerade der deutschen Frau ist, ihnen in gewisser Beziehung eine Dankesschuld abzutragen, ist bisher nur wenigen klar. Einen Anstoß dazu möchte die Vortragende geben. Der Eintritt ist frei.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Generalprobe zum Elias hatte gestern einen so würdigen Verlauf, daß an dem Erfolg des heutigen Konzertes nicht zu zweifeln ist. Die zahlreich erschiene Zuhörerschaft folgte der Wiedergabe des Oratoriums mit ungeschwächter Teilnahme. Alle Mitwirkenden taten in vollem Umfange ihre Schuldigkeit. Man konnte im Wortlaut der Mendelssohnschen Muse nach Herzenslust schwelgen. Die Höhepunkte des Werkes kamen sämtlich zu ihrem Recht. Der Chor leistete verzügliches. Dasselbe kann von den Solisten gesagt werden, von denen sich der Träger der Titelpartie – Herr Thomas Denys – und die Vertreterin der Sopransoli – Frau Anna Kaempfert – besonders auszeichneten.
Hochwasser. Das Wasser des Rheines ist auch im Laufe des gestrigen Tages und in der vergangenen Nacht noch weiter langsam zurückgegangen. Von gestern mittag bis heute früh fiel das Wasser hier um 30 Zentimeter. Am hiesigen Pegel wurden heute morgen 6 Uhr noch 5,60 Meter gemessen. Da auch vom Oberrhein und den Nebenflüssen anhaltendes Fallen gemeldet wird, dürfte die Hochwassergefahr für diesmal endgültig beseitigt sein.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Bonner Lazarettzug hält gegenwärtig am Bahnhof Bonn-Trajekt. Bei dieser Gelegenheit ist der Bonner Bürgerschaft dieses echt vaterländische Unternehmen nochmals recht dringend ans Herz gelegt.
Warnung. Es liegt im Interesse aller Betriebe und Gewerbetreibenden, welche Kriegsgefangene beschäftigen, daß sie sich genau an die ihnen gestellten Bedingungen halten. Vor allem sei darauf hingewiesen, daß es streng untersagt ist, Kriegsgefangenen Alkohol zu geben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 25. Februar 1916
Bonn im Schnee. Nach dem frühlingsmäßig warmen Wetter, das schon mehrere Wochen geherrscht und in den Obstgärten manchen Baum zur Blüte gebracht hat, ist nun der Winter noch einmal eingekehrt. Ein Schneetreiben, das in der Nacht begann und bis gestern mittag andauerte, zauberte das heuer so seltene Bild einer richtigen Winterlandschaft hervor. Die Jugend machte sich die ungewohnte Erscheinung schnell zunutze, sie veranstaltete nicht nur lustige Schneeballgefechte, sondern holte auch die Schlitten noch einmal hervor. Die Freude dauerte freilich nicht lange; denn am Abend war schon der größte Teil des Schnees und damit auch das Vergnügen wieder zu Wasser geworden.
Ein Gemeindeabend für verwundete Soldaten findet am Sonntag, d. 5. März, im evangelischen Gemeindehause statt. Herr Pfarrer Kremers hat den Vortag über ein vaterländisches Thema übernommen. Außer den Kriegern aus den Bonner Lazaretten sind die Gemeindemitglieder, soweit der Raum reicht, herzlich willkommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zu den Kämpfen im Westen. Von der Mosel, aus der Eifel und von der Ahr gehen uns Nachrichten zu, daß seit vorigen Samstag Tag und Nacht andauernder Kanonendonner aus dem Westen mit ungeheurer Heftigkeit zu hören ist. Von der Eifel wird gemeldet, daß am Mittwoch früh ein Trommelfeuer einsetzte, das selbst bei verschlossenen Fenstern hörbar war. Deutlich vernahm man die Schläge der großen Geschütze und das anhaltende Rollen der kleinen Kanonen. Auch im Ahrtal, von Neuenahr an bis an die Oberahr, auf der Landstraße und an ruhigen Stellen ist der Donner der Geschütze genau zu vernehmen. Von der Landskrone, dem Neuenahrer Berg, dem Steintalskopf und auch in den hochgelegenen Ortschaften ist das unaufhörliche Trommelfeuer zu hören. Ueberall an geeigneten Stellen sieht man die Menschen lauschend stehen. Am Dienstag wurden an der Ahr Schulkinder von den Lehrern auf die Höhen geführt, um dem Donnern unserer siegreichen Geschütze zu lauschen.
Schülerherbergen des Eifelvereins. Der Oberpräsident der Rheinprovinz hat wie in früheren Jahren auch für das Jahr 1916 zum Besten der Schülerherbergen der Eifel einen Beitrag von 150 Mark bewilligt. Die meisten Herbergen der Eifel und am Rhein werden in den Pfingst- und Sommerferien geöffnet sein, die Eifelherbergen auch in den Osterferien.
Kriegsgemüsezucht der Stadtgärtnerei. Die Aufforderung an die Blumengärtnereien, den Anbau von Frühgemüse statt von Blumen zu pflegen, hat bekanntlich zu einer Entgegnung der Handelsgärtner-Vereinigung in unserem Blatte geführt. Dies gab dem städtischen Gartendirektor Günther Veranlassung, in der gestrigen Monatsversammlung der Gartenbau-Vereine auf die Frage zurückzukommen und auf die erfolgreiche Kriegsgemüsezucht der Bonner Stadtgärtnerei zu verweisen. Schon gleich zu Beginn des Krieges sei auch die Bonner Stadtgärtnerei zum Vorteil der Volksernährung mobil gemacht worden. Man habe alle überflüssigen Züchtungen fortgeworfen und dafür Gemüse angebaut. Alle Besitzer von Brachländereien im Weichbilde der Stadt seien aufgefordert worden, ihr Land entweder selbst zu bebauen oder es der Gärtnerei zur Verfügung zu stellen. Es seien daraufhin rund 13 Hektar der Stadtgärtnerei zur Bebauung überwiesen worden. Die Stadtgärtnerei habe davon fünf Hektar an Bewerber abgegeben. 5 ½ Hektar selbst mit Kartoffeln und den Rest mit Gemüse bebaut. Mit 230 Zentnern Saatkartoffeln habe die Stadtgärtnerei 2219 Zentner Speisekartoffeln im Werte von 8300 Mark geerntet, sie habe mit dem von ihr selbst gezogenen Gemüse bisher durchschnittlich 100 Familien mit Gemüse versorgen können. Das Gemüse habe einen Gesamtwert von 6500 Mk. Dieses Ergebnis sei umso mehr anzuerkennen, als das bebaute Land ganz ungepflegtes Oedland war. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Stadttheater. Sudermanns vieraktige Komödie „Die Schmetterlingsschlacht“ wurde uns Dienstag abend von den Kölnern in abgerundeter Darstellung geboten. Die vermögenslose Beamtenwitwe, die ihre 3 Töchter unter allen möglichen Entbehrungen unter die Haube zu bringen sucht, wurde von Marie Wolff mit gewinnender Wahrheit wiedergegeben. Ihre Töchter, „Die Schmetterlinge“, fanden in Lotte Klinder, Else Bischoff und Charlotte Landen ausgezeichnete Vertreterinnen. Den welterfahrenen routinierten Reisenden Keßler stellte Richard Alzmann mit viel Raffinement auf die Bühne. Mit ausgezeichneter Charakteristik gab Gustav Turrian die alte Krämerseele Winkelmann. Seinen Sohn Max traf Paul Würthenberger in bescheidener Zurückhaltung, sehr im Gegensatz zu dem Windhund Kessler, ausgezeichnet. Georg Kiesan fand sich in der Rolle des Apothekerlehrlings Vogel hervorragend zurecht. Die Szenen waren unter der Spielleitung von Gustav Turrian gut gestellt, sodaß sich der Abend zu einem, wie schon Eingangs gesagt, vortrefflichen gestaltete.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 26. Februar 1916
Bonner Wehrbund. Von einem Ersatz-Bataillon ist nachstehendes Schreiben eingegangen: „Bei den vom dortigen Bezirkskommando überwiesenen Rekruten, die bisher einer Jugendwehr angehört haben, erwies sich die Ausbildung wesentlich leichter, als bei den übrigen Rekruten. Sie haben im ganzen genommen den Vorsprung, den sie der vorbereitenden Tätigkeit der Jugendwehren in körperlicher und geistiger Beziehung verdanken, so daß sie zugleich als Gruppen- und selbständige Patrouillenführer Verwendung finden. Im Turnen, Fechten und Exerzieren zeichneten sie sich als besonders gewandt aus. Im Schießen erzielten sie gute Erfolge, was wohl auf die vorbereitenden Freiübungen bei der Jugendwehr zurückzuführen ist. Insbesondere ist noch hervorzuheben, daß sie durch ihr reges Interesse für militärische Dinge, bescheidenes und strammes Benehmen und durch die Gesinnung, die sie in und außer dem Dienste bestätigen, einen fördernden Einfluß auf ihre Kameraden ausgeübt haben.“
Dieses Zeugnis gereicht nicht nur den wackeren Rekruten zu besonderen Ehre, sondern auch den Abteilungsführern, die diese Rekruten vorbereitet haben für den Waffendienst. Den gegenwärtigen Mitgliedern des Wehrbundes wird die Anerkennung, die ihre einstigen Kameraden durch ihre Tüchtigkeit und ihr Verhalten erhielten, aber Anlaß geben zu erfolgreichen Weiterstreben im vaterländischen Sinne. Möchte das Zeugnis auch den jungen Leuten, die sich von der für unsere Zeit so bedeutsamen und wichtigen Vorbereitung auf den Heeresdienst noch fern halten, einen Anstoß geben, sich den Abteilungen des Wehrbundes anzuschließen.
Kanonendonner vom westlichen Kriegschauplatz ist, wie die Köln. Vztg. berichtet, Mittwoch vormittag auf der Höhe des Gutes Annaberg bei Godesberg gehört worden. Der Einsender vermutet, daß der Kanonendonner von den Oberkasseler Steinbrüchen auf der rechten Rheinseite aufgefangen und nach der gegenüberliegenden linken Rheinseite zurückgeworfen worden sei.
Auch aus Honnef wird berichtet, daß man dort den Kanonendonner vom westlichen Kriegschauplatze gehört habe.
Auch die Tinte wird teurer. Die Vereinigung deutscher Tintenfabrikanten beschloß eine weitere Erhöhung des bestehenden Teuerungszuschlages auf Tinte und zugleich die Festlegung neuer Ladenpreise.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zu den Kämpfen im Westen. Im Anschluß an unsere gestrige Notiz über die Hörbarkeit des Kanonendonners in der Eifel, an der Mosel und an der Ahr, macht uns ein Leser darauf aufmerksam, daß man den Donner der Geschütze auch in der Nähe von Bonn, nämlich im Kottenforst deutlich wahrnehmen könne. Zwischen Waldau und Schönwaldhaus habe man am letzten Sonntag um die Mittagszeit bei gänzlicher Windstille in ziemlich regelmäßigen Abständen einzelne dumpfe Schläge vernehmen können.
Auf der Bröhltalbahn hatten in Siegburg eine Anzahl junger Burschen eine Bude erbrochen und daraus verschiedene Gegenstände gestohlen, wofür sie zu je sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden waren. Einer von ihnen hatte außerdem eine Weiche umgelegt. Infolgedessen entgleiste am anderen Morgen ein Zug der Bahn, wodurch ein großer Sachschaden entstand. Zwei Begleiter des Täters hatten ihn zwar vor der Tat gewarnt, aber nicht, wie vorgeschrieben ist, rechtzeitig Anzeige erstattet, um ein Unglück zu verhindern. Die Strafkammer verurteilte jeden der beiden Angeklagten gestern zu je einem Monat Gefängnis.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vorsicht. In der letzten Zeit wird von Straßenhändlern in Glasröhrchen eine weißliche Masse in Stangenform, bestehend aus metallischem Natrium, verkauft, die bei geringer Befeuchtung mit Wasser lebhaft brennt. Da das Zündmittel als Ersatz für Streichhölzer angepriesen wird, besteht die Gefahr, daß es in Feldpostpäckchen an Heeresangehörige versandt wird. Die Zündmasse übertrifft aber an Feuergefährlichkeit noch die Zündhölzer und es ist als sicher anzunehmen, daß sie bei der Versendung mit der Post Brände hervorrufen wird, sobald das dünne Glas zerbricht und die Feuchtigkeit hinzutritt. Dadurch können aber, wie die Erfahrung lehrt, große Mengen von Feldpostsendungen vernichtet werden, und sowohl den Absendern als auch unseren Soldaten im Felde große Verluste erwachsen. Die Versendung leicht entzündlicher Sachen mit der Post ist verboten und wird vorkommendenfalls gemäß § 367, 5a, des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich gerichtlich bestraft. Es wird deshalb vor Versendung des erwähnten Zündmittels mit der Post dringend gewarnt. Zur Versendung im Feld ist es auch deshalb höchst ungeeignet, weil metallisches Natrium, mit Wasser zusammengebracht, eine ätzende Flüssigkeit gibt, die, wenn sie mit Lebensmitteln in Berührung kommt, gesundheitsschädlich wirkt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 27. Februar 1916
Wegen des großen Erfolges vor Verdun fiel in den Schulen gestern der Unterricht aus. Die städtischen Gebäude und viele Privathäuser hatten schon vorgestern bei dem Bekanntwerden des Berichts der Obersten Heeresleitung die Fahnen aufgezogen. Die Zahl der Fahnen in den Straßen vermehrte sich noch ganz bedeutend gestern vormittag, als die Erstürmung der Panzerfeste Douaumont durch Sonderblätter bekannt wurde und dieses wichtigen Erfolges wegen auch die Glocken aller Kirchen läuteten.
Arndt-Eiche in Eisen.
Man schreibt uns: In der verflossenen Woche stieg die Gesamteinnahme der Arndt-Eiche auf rund 43 000 Mark. Wenn diese Summe zweifellos einen sehr schönen Erfolg darstellt, so muß doch betont werden, daß noch manche Kreise abseits stehen, und zwar solche, den die Stiftung höherer Beträge wenig ausmacht. Möge man doch immer wieder sich bewußt werden, daß die Heldentaten unserer tapferen Krieger zu Wasser und zu Lande, in der Luft und unter See eine immerwährende Dankespflicht erzeugen, der sich niemand entziehen kann und darf.
In der verflossenen Woche sind u.a. zur Nagelung erschienen die Unterrichtsanstalt St. Joseph an der Höhe und das Unteroffizierskorps der Ersatz-Eskadron des Husaren-Regiments Nr. 7. Gleichfalls beteiligten sich an der Kriegsnagelung ein Skatklub aus der Lese, während die Gesellschaft „Postwagen“ aus der Wirtschaft Hombach ihren Namen durch silberne Buchstabennägel verewigte.
Am heutigen Sonntag wird der Bonner Turnverein mit dem Bonner Wehrbund in feierlicher Weise die Kriegsnagelung vornehmen. Die Vereine versammeln sich mit den Fahnen auf dem Arndtplatz und ziehen von dort um 4½ Uhr zur Arndt-Eiche, wo Prof. Dr. F. A. Schmidt eine Ansprache halten wird; nach dem Absingen des Arndtschen Liedes: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“, erfolgt die Nagelung.
Am morgigen Montag, nachmittags 5 Uhr, findet die Kriegsnagelung durch den Lehrkörper und die Studentenschaft unserer Universität statt. Unter Begleitung der Militärkapelle begeben sich Rektor und Senat mit den Chargierten der studentischen Korporationen von der Universität zur Arndt-Eiche, wo der Arbeitsausschuß mit seinem Vorsitzenden, Herrn Oberbürgermeister Spiritus, versammelt ist. Im Namen der Studentenschaft wird ein Angehöriger der Vereinigung katholischer Theologen das Hoch auf den Kaiser ausbringen. Alsdann werden der Rektor, Herr Geheimrat Anschütz, und Herr Oberbürgermeister Spiritus Ansprachen halten. Die Nagelung erfolgt durch Anbringung eines in Eisen getriebenen künstlerischen Schildes, auf dem das Siegel der Universität angebracht ist. Das Schild wird mit einzelnen Nägeln befestigt; den ersten Nagel schlägt der Rektor ein, den zweiten der Vorsitzende der Vertreterversammlung; alsdann folgen die Chargierten, welche Nägel mit dem Zirkel ihrer Korporation einschlagen. Während der Nagelung spielt die Musikkapelle.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Frühlingsblumen für den Tisch. Kalte Schneeluft hat der Knospenentwicklung des Frühobstes im Hausgarten Halt geboten. Schaden haben nur die Aprikosen gelitten, deren zum Teil geöffnete Blüten ihren frischen Glanz verloren. Unschuldig bestraft, lassen sie mutlos die gelb gewordenen Blätter hängen. Manches kleine Reis jedes Jahr stark blühender Aprikosen-, Pfirsich- und Frühbirnenbäume, die durch die warme Witterung des Februar nahe vor der Blütenöffnung standen, kann ohne Schaden noch vom Baum entfernt werden. In Wasser im warmen Zimmer ans sonnige Fenster gestellt, öffnet der Blütenzweig seine Blumen in einigen Tagen in der schönsten Entfaltung. Wir können uns so jetzt durch die Gunst der frühwarmen Witterung einen kleinen Vorfrühling in der warmen Stube verschaffen, an dem das Auge in den trüben Kriegstagen seine besondere Freude hat.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Festliches Glockengeläute in allen Kirchen der Stadt gab der Einwohnerschaft Kunde von der hervorragenden Waffentat unserer Truppen auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Das Vordringen unserer Streitkräfte hatte vor Verdun erst vor drei Tagen eingesetzt und nun liegt schon die Kunde von der erstaunlichen Tat vor. Der Eckpfeiler im Nordosten von Verdun, die Panzerfeste Douaumont ist erstürmt und fest in unserer Hand. Mit der Freude über diesen hervorragenden Erfolg verbindet sich heißer Dank für unsere wackeren Streiter und die zuversichtliche Hoffnung auf den weiteren Sieg bis zu einem ehrenvollen Frieden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 28. Februar 1916
Marcell Salzer-Abend. (Zeitgemäßer Ernst und Humor.) Man kann über Marcell Salzer nicht gut etwas Neues sagen. Er bleibt der Alte, wenn er auch stets etwas Neues bringt. Er bleibt der Alte, das heißt der ewig Jugendliche. Jung in seinem sprudelnden Temperament, jung in seinem schlagfertigen Witz, in seiner unfehlbaren sicheren Charakterisierungskunst, jung in seiner ganzen Art, die sich einen Vortragsstil ganz für sich geschaffen hat und etwas schlechthin unnachahmliches bedeutet. Gestern brachte Salzer „zeitgemäßen Ernst und Humor“. Feuerte zunächst ein paar „Schrapnellchen“ auf unsere „lieben Gegner“, ab, von denen das famose Drehorgellied des John Bull und die d’Annunziospr.-Rübchen-Arie auf die ewige Isonzoschlacht in einem immerhin deutlichen Italienisch besonders wirksam einschlugen. Und dann folgten Ernst und Humor. B. von Münchhausens „Landsknechte“ und F. Müllers „Die Oberprima“, Vaterländische Gedichte, ein paar sehr lustige österreichische Kriegsschnurren und zum Schlusse des ersten Teils die kurze, begeisterte Schilderung von Salzers Besuch im Hauptquartier von Hindenburg mit einem Hindenburgwort, das in seiner prachtvollen Knappheit und Schlagkraft etwas vom Wesen dieses ganzen Mannes zu geben scheint. Der Humor kam in Peter Schers famoser Skizze vom majestätischen Nikita, dem Bankenfreund, in Schlichts „Foulardkleid“ und in einer von Thomas Lausbubengeschichten zu seinem Recht. Man weiß, was Salzer alles aus diesen Geschichten herausholt! Und man hat immer den Eindruck, die Verfasser müßten selbst darüber erstaunt sein, was sie da witziges geschrieben haben, wenn diese Geschichten von Salzer vorgetragen, nein, ausgemalt, dargestellt werden. Der Beifall war so groß und herzlich, wie das bei den Salzer-Abenden immer zu sein pflegt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Vorschriften für die Fastnachtszeit. Koblenz, 27. Febr. Der stellvertretende kommandierende General des 8. Armeekorps hat für den Korpsbezirk während der Zeit vom 2. bis 8. März verboten: den gewerbsmäßigen Ausschank von Branntwein aller Art in sämtlichen Wirtschaftsbetrieben, die Veranstaltungen von Versammlungen und Sitzungen auch von Vereinen jeder Art, soweit es sich nicht um wissenschaftliche, religiöse oder geschäftliche Angelegenheiten handelt. Das Tragen von Verkleidungen oder karnevalistischen Abzeichen in der Oeffentlichkeit und in Vereinsräumen. Die Veranstaltung karnevalistischer Aufführungen u. Vorträge, das Singen u. Spielen karnevalistischer Lieder in öffentlichen Lokalen oder Vereinsräumen, sowie auf Straßen u. öffentlichen Plätzen, den Verkauf von Konfetti, Luftschlangen und anderen Karnevalsgegenständen. Die Polizeistunde wird für die angegebene Zeit auch für geschlossene Gesellschaften ausgedehnt, sie wird auf 12 Uhr festgesetzt, soweit nicht durch örtliche Maßnahmen eine frühere Stunde bestimmt ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtischer Kartoffelverkauf. Die Stadtverwaltung hat eine weitere Kartoffel-Kleinverkaufsstelle in Kessenich, Pützstraße 34, eingerichtet. Die Zahl der Verkaufsstellen, in denen 10 Pfund Kartoffeln für 43 Pfg. verkauft werden, beträgt nunmehr fünf.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 29. Februar 1916
Arndt-Eiche in Eisen.
Gestern nachmittag hatte sich der Lehrkörper und die Studentenschaft unserer Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität an der Arndt-eiche zur Kriegsnagelung eingefunden. Die Chargierten der studentischen Korporationen nahmen mit ihren Bannern vor dem Wahrzeichen Aufstellung, während Rektor und Senat sowie der Arbeits-Ausschuß mit seinem Vorsitzenden, Herrn Oberbürgermeister Spiritus, unter der Kuppel versammelt waren. Stud. theol. Mathias Schiffer von der Vereinigung Katholischer Theologen brachte das Hoch auf unsern Kaiser aus. In schwungvollen Worten feierte er die heilige Vaterlandsliebe, die Begeisterung und Entschlossenheit, für Kaiser und Reich, für Volk und Heimat das Leben einzusetzen, wobei die Studentenschaft nicht in letzter Reihe stehe. Redner gedachte der ruhmreichen Taten unseres Landheeres, die fast noch von unserer Marine übertroffen würden. Solche Beweise ernster Pflichterfüllung, solche eiserne Disziplin seien nur dort möglich, wo jeden dieselbe Liebe zum gleichen Vaterlande beseele, für das er freudig kämpfe und, wenn es sein müsse, willig sterbe. Der jugendliche Redner schloß mit dem Wunsche, daß unserm Kaiser auf seinen kriegerischen Taten neue edle Werke des Friedens erblühen möchten. In das mit Begeisterung aufgenommene Hoch auf unseren Kaiser stimmte die Versammlung freudig ein.
Nachdem die letzten Klänge des „Heil Dir im Siegerkranz“ verhallt, richtete Se. Magnifizenz Herr Rektor Geheimrat Dr. Anschütz folgende Worte an Herrn Oberbürgermeister Spiritus:
Hochgeehrter Herr Oberbürgermeister! Lehrkörper und Studentenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität haben einen der vier Ehrenschilde am Stamme der Arndteiche gestiftet. (...) Wir alle nehmen den innigsten Anteil an Freud und Leid der Stadt Bonn, wenn auch die wenigsten von uns geborene Bonner sind. (...) Die hier stehenden Dozenten und die jedes Semester die Universität aufsuchenden Scharen von Studierenden fühlen sich hier bald heimisch, wozu der heitere Sinn und die lebensfreudige Tüchtigkeit der Bonner nicht wenig beiträgt.
(...) Uns allen, die wir uns heute hier zusammen gefunden haben, ist unser liebes Bonn ans Herz gewachsen. Unseren Gefühlen der Zuneigung und Anhänglichkeit an die Stadt Bonn, die allzeit blühen, wachsen und gedeihen möge, geben wir lebendigen Ausdruck mit dem Ruf, in den ich Sie alle einzustimmen bitte: Die Stadt Bonn lebe hoch! hoch! hoch!
Her Oberbürgermeister Spiritus nahm die Spende der Universität, eine Brieftasche mit 2000 Mark Inhalt, mit Worten herzlichen Dankes in Empfang und hielt hierauf etwa folgende Ansprache:
Hochverehrte Versammlung! Eurer Magnifizienz danke ich namens der Stadt Bonn aufrichtig für die gütigen Worte, die Sie soeben an mich gerichtet haben. Nicht minder danke ich für die große Spende, die die Universität Bonn durch ihre Lehrer und Schüler heute durch Nagelung an der Arndteiche der Bonner Kriegshilfe, vor allem den Witwen und Waisen gefallener Bonner zu Teil werden läßt. Die Universität bekundet dadurch ihr warmes Interesse für die Bürgerschaft der Stadt Bonn (...).Wenn ich mich dieses aufrichtigen Dankes entledige, benutze ich zugleich gern die Gelegenheit, um der Universität Bonn weiter zu danken für das große Entgegenkommen, das die Stadt in dieser Kriegszeit seitens der Universität gefunden hat. Ich verweise insbesondere darauf, daß die Universität ihre großen, leider ja jetzt leer stehenden Säle zur Verfügung stellte, wodurch es ermöglicht oder doch jedenfalls sehr erleichtert wurde, die Lebensmittelversorgung unserer Bevölkerung zu einem ersprießlichen Ergebnis zu führen. Alles dies, meine verehrten Herren ist ein Beweis dafür, wie eng und befreundet Universität und Stadt Bonn zusammenstehen. (...)
Aber, meine verehrten Anwesenden, jetzt ist nicht die Zeit zum Feiern von Jubiläen. Noch steht unser Vaterland in schwerem Kampfe mit einer Welt von Feinden, noch heißts andere Ausschau zu halten, als wie in eine Zukunft zum Feiern und zur Freude. (...) Aber, meine verehrten Herren, auch dieser Weltkrieg wird ein Ende haben, und es wird eine Zeit kommen, wo unsere mit dem Lorbeer des Sieges gekrönten Truppen heimziehen in die alte Vaterstadt. Dann kommt für unser deutsches Vaterland, für jeden Stand und Beruf in ihm eine neue Zeit. Dann wird es sich darum handeln, das, was das deutsche Schwert uns erfochten und errungen, umzusetzen in neue Werte von wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Bedeutung. Daran und dabei werden die deutschen Hochschulen als Träger der Bildung und Kultur vor allem zur Mitarbeit berufen sein, und auch der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität wird sich dann ein schönes weites Feld der Arbeit eröffnen, auf dem sie säen und Früchte hervorbringen kann, zu ihrem Ruhm und zum Wohl unseres geliebten deutschen Vaterlandes. So möge aus schwerer Zeit der Universität Bonn eine gesegnete und glückliche Zukunft erwachsen. Das ist der Wunsch, den ich heute aufrichtig namens der Stadt Bonn der Universität entgegenbringe und zu dessen Bekräftigung ich Sie alle bitte, mit mir einzustimmen in den Ruf:
Die Universität Bonn, ihre Lehrer und Schüler, an ihrer Spitze der Rektor Magnificus, sie leben hoch!
Nunmehr wurde die Nagelung durch Anbringen eines in Eisen getriebenen künstlerisch ausgeführten Schildes vorgenommen, das das Siegel der Universität trug. Den ersten Nagel schlug Rektor Geheimrat Anschütz ein, den zweiten der Vorsitzende der Vertreterversammlung und sodann folgten die einzelnen Chargierten, die Nägel mit dem Zirkel ihrer Korporation einschlugen.
Der von der Witterung begünstigte Nachmittag hatte die Bonner zu Tausenden nach dem Münsterplatz gelockt, um das vertraute farbenprächtige Bild, das die Studenten in großem Wichs mit ihren farbenprächtigen Fahnen boten, nach langer Zeit wieder einmal sehen zu können. Es erinnerte an friedliche Zeiten! Eine Militär-Musikkapelle, die während der Nagelung lustige Weisen erklingen ließ, erhöhte die Stimmung der durch die Siegesnachrichten erfreuten Zuhörerschaft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein Elternabend zur Beratung der Berufswahl war am Sonntag vom Innungs-Ausschuß im Vortragssaal der Fortbildungsschule veranstaltet. Direktor Bins hielt einen Vortrag über die Bedeutung der richtigen Wahl des Berufes für das Leben uns stellte an die Spitze seiner Ausführungen den Satz: Der Beruf soll vor allem dem Menschen innere Befriedigung bringen. Dazu ist bei der Wahl zu beachten, daß er den Neigungen des Wählenden, den geistigen und körperlichen Anlagen entspricht. Lediglich den Neigungen des jungen Mannes ohne Berücksichtigung seiner Anlagen und Fähigkeiten zu folgen, wäre falsch. Deshalb bewährt sich die sogenannte freie Berufswahl seitens der Schulentlassenen allein nicht. Es müssen Ratgeber hinzukommen und diese sind Eltern, Lehrer, Arzt und Männer der Praxis. In ausführlichen Darlegungen wies der Vorsitzende auf die erziehliche[n] und wirtschaftliche[n] Vorteile einer geordneten Lehre gegenüber dem ungelernten Berufe hin und ermahnte die anwesenden Eltern, Beschwerden nicht zu fürchten und auf scheinbaren anfänglichen Verdienst zu verzichten, um die Söhne und Töchter zu selbständigen, zufriedenen und glücklichen Menschen in einen gelernten Beruf zu führen. Recht praktische und deshalb überzeugende Erläuterungen gaben hierauf erfahrene Handwerksmeister über Betrieb, Anforderungen und Aussichten ihres Gewerbes. Es sprachen die Herren Maler- und Anstreichermeister Hartmann, Schneidermeister Dalschow, Metzgermeister Brandstätter, Schmiedemeister Lux, Friseur Senff, Schlossermeister Kofferath und zusammenfassend über die gebotenen Ausführungen Herr Maler- und Anstreichermeister Wallenfang. Eine zweite gleiche Versammlung soll am Sonntag, den 12. März 1916, abends, wieder im Vortragssaale der Fortbildungsschule abgehalten werden. Von nun ab werden jeden Sonntag Morgen von 11-12 Uhr Vertreter des Innungs-Ausschusses in der Fortbildungsschule, Zimmer 10, anwesend sein, um den Eltern und Söhnen bei der Berufswahl mit Rat zur Seite zu stehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)