Donnerstag, 19. Oktober 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Oktober 1916Die Gesellschaft für Literatur und Kunst versendet mit ihrem Jahresbericht den Plan ihrer nächsten Veranstaltungen dieses Winters. In der Vortragsreihe „Aus dem Nahen Osten“ wird am 28. Oktober Professor Georg Jakob aus Kiel aus der türkischen Literatur vortragen, am 11. November Professor Dr. Otto Hoetzsch aus Berlin die kulturelle Stellung des Bulgarenvolkes und an einem noch nicht bestimmten Tage im Dezember der Bonner Kunsthistoriker Geheimrat Clemen von polnischen Bauten sprechen. Der erste und dritte Vortag werden durch Lichtbilder ergänzt werden. Am 25. November wird Frl. Annie Rosar aus München Franz Werfels „Die Troerinnen des Euripides“ vorlesen. Ferner sind noch für Dezember ein Märchen- und Legendenabend von Tilla Durieux vom Kgl. Schauspielhaus in Berlin und für den Januar ein Liederabend von Frau Hedwig Schmitz-Schweicker in Aussicht genommen. Der Vorstand hat bisher zwei Ausstellungen im Obernier-Museum vorbereitet, die 66. der Gesellschaft soll als Isselmann-Gedächtnisausstellung im Oktober-November, die 67, mit Originalzeichnungen von Adolf v. Menzel im November-Dezember stattfinden.

Zur Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wird den Stadtverordneten vom städtischen Finanzausschuß vorgeschlagen, bei Einzahlungen auf die Postscheckkonten der Stadthauptkasse, des Einziehungsamtes und der Steuerzahlstelle auf Zahlkarte die bisherige Gebühr von 15 Pfg. nicht mehr zu erheben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

An den Bahnhöfen der Rheinuferbahn entwickelt sich gegenwärtig ein recht lebhafter Güterverkehr. Zahlreiche Waggons kommen täglich an, die mit Zuckerrüben und Kartoffeln beladen werden. Landwirte, die mit Dampfmaschinen gedroschen haben, bringen ihren Körnervorrat jetzt zur Verladung und große Mengen Stroh gehen an die Proviantämter und Magazine ab. Gleichzeitig sorgen Landleute und Bauernvereine für den gemeinsamen Bezug von Steinkohlen, Briketts, Kalk und Kunstdünger.

Neue Schnellzuglokomotiven. Auf den wichtigen Strecken werden demnächst Schwermaschinen eines ganz neuen Typs im Betrieb erscheinen. Diese von der deutschen Ingenieurkunst während des Krieges erdachten und aus deutschem Material für die Preußisch-Hessische Eisenbahn erbauten Lokomotiven, die zurzeit ihre Probefahrten ablegen, zeigen als Neuerung das Dreizylindersystem. Auf achtzehn Rädern laufen diese kolossalen Maschinen mit Tender, der außer 7000 Kilogramm Kohlen 31.000 Liter Kesselwasser mitführt. Sie sind imstande, schwere D-Züge mit einer Geschwindigkeit von 110 Kilometern in der Stunde = 1885 Metern in der Minute zu befördern, könnten daher ohne Zwischenstationen in zwei Stunden von Köln nach Frankfurt fahren. Mit der neuen Lokomotive feiert daher auch unsere Maschinenindustrie mitten im Weltkrieg wieder einen glänzenden Sieg.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Heimbeförderung gefallener Krieger. Mit der Heimbeförderung gefallener oder im Felde gestorbener Kriegsteilnehmer sind sowohl für die militärischen Dienststellen wie auch für die Eisenbahnen –namentlich in den besetzten feindlichen Gebieten – erhebliche Schwierigkeiten verbunden. Diese würden eingeschränkt werden, wenn die Leichenüberführungen nach Möglichkeit bis nach Beendigung des Krieges zurückgestellt würden. Die Bundesregierungen mit Staatsbahnbesitz haben auf militärische Anregung beschlossen, auf diejenigen Leichensendungen, die erst nach dem Kriege zur Aufnahme und Beförderung gelangen, während eines angemessenen, später festzusetzenden Zeitraums eine Frachtermäßigung von fünfzig Prozent zu gewähren.

Die Kriegsgesellschaft für Sauerkraut erinnert daran, daß die von ihr festgesetzten Höchstpreise für den Verkauf von Sauerkraut am 1. Oktober in Kraft getreten sind. Hiernach darf Sauerkraut in Ladengeschäften nur noch zu einem Preise von höchstens 16 Pfennig das Pfund verkauft werden. Ueberschreitungen dieses Preises werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit 10.000 Mark Geldstrafe oder einer dieser beiden Strafen geahndet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)