Mittwoch, 18. Oktober 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Oktober 1916Steuerfreiheit für Krieger. Der übermorgigen Stadtverordnetenversammlung wird ein Beschluß vorgeschlagen, „den Unteroffizieren und Mannschaften, welche mit einem Einkommen von nicht mehr als 3000 M. veranlagt sind, für das Steuerjahr 1916 die Einkommenssteuer zu erlassen.

Weihnachtsliebesgaben der Stadt Bonn. Der Regierungsbezirk Köln wird in diesem Jahre wieder einen Weihnachtszug mit Liebesgaben für die rheinischen Truppen absenden. Die hiesigen Vaterländischen Vereinigungen wollen sich an dem Unternehmen mit einem Zuschuß von 30.000 M. beteiligen, wenn die Stadt Bonn den gleichen Betrag hergibt, Den Stadtverordneten wird empfohlen, 30.000 M. zu bewilligen.
  
Für Weihnachtsgaben an die rund 800 einberufenen städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter werden von der Stadtverordnetenversammlung 6400 Mark gefordert.

Eine Kriegs-Bücherausstellung, die im Borromäushause vom 17. bis 21. Oktober veranstaltet wird, bietet hauptsächlich einen Ueberblick über die bis jetzt erschienene Kriegsliteratur. Sie zeigt in gefälliger Anordnung u. a. Erzählende Kriegsliteratur, Kriegschroniken, Kriegszeitungen und eine Reihe von Originalkriegsbildern. Der Borromäusverein hat bis jetzt rund 5¼ Millionen Bücher ins Feld, in Gefangenenlager, Lazarette und dergl. gesandt und viel Dank dafür geerntet. Zahlreiche Handschriften unserer Führer und Dankschreiben von Offizieren und Mannschaften zeugen von dem an der Front herrschenden großen Bedürfnis nach Lesestoff. Die Ausstellung steht in Zusammenhang mit der Sammelstelle des Borromäusvereins für Soldatenlektüre, dessen großer Bibliothekssaal zugleich als Geschäftsraum für Mannschaftslektüre dient. Sie ist von 10 bis 12 und von 3 bis 5 bei freiem Eintritt geöffnet.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. Oktober 1916Groß-Bonn hat für die zweite Hälfte des Oktober ein vollständig neues Programm aufgestellt. Das Hauptinteresse nehmen die orientalischen Tempeltänze der Prinzeß Riedlich in Anspruch. Die Prinzessin legt sich bei dem sogenannten Schlangentanz eine lebende Schlange um den Hals und Oberkörper und vollführt so ihre teils getragenen, teils in wildem Dahinwirbeln ausgeführten Tänze aus. Durch vornehm gehaltene orientalische Dekorationen und Ausstattungen werden die Tänze wirkungsvoll unterstützt. Das übrige Programm ist fast ausschließlich auf Humor gestimmt. Den meisten Anklang findet wohl der urkomische Sprech-Clown und Jongleur Sums, der ebenso gewandt mit seinen Händen wie mit seinem Mundwerk ist. Auch der Humorist Peltini und die Humoristin Fritzi Funke sorgen aufs beste für frohgelaunte Unterhaltung. Recht Gutes bietet auch der Gymnastiker und Hundedresseur Fritz Roselli, der auch als Matrose an einem frei hängenden Seil halsbrecherische Kunstwerke ausführt.

Wachstuche und Wachstuchtaschen sind nach einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters in der heutigen Nummer unseres Blattes ohne Bezugsschein zu haben. Dagegen dürfen Wachstuchschürzen und Wachstuchgürtel nur gegen Bezugsscheine verkauft werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Volksunterhaltungsabende. Herr Landgerichtsrat Bücheler hat der Stadt seine Bereitwilligkeit zur Veranstaltung von drei städtischen Volksunterhaltungsabenden für den Fall zu erkennen gegeben, daß die Stadt die Kosten in Höhe von 1200 Mark übernimmt. Die Finanzkommission schlägt den Stadtverordneten vor, neben kostenloser Ueberlassung des Stadttheaters 600 Mark zu bewilligen.

Für türkische Schüler soll ein Stipendium in Höhe von 1000 Mark auf drei Jahre an die hiesigen höheren Knabenschulen gewährt werden. Ferner soll fünf türkischen Schülern das Schulgeld beim Besuche dieser Anstalt erlassen werden. Die Stadtverordneten werden am Freitag über einen dahingehenden Antrag der deutsch-türkischen Vereinigung in Berlin beschließen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)