Montag, 16. Oktober 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. Oktober 1916Das Bonner Pfadfinderkorps hielt gestern nachmittag auf dem Poppelsdorfer Friedhofe am Grabe des vor zwei Jahren seiner Verwundung erlegenen Leutnants v. Gottberg, seines Hauptfeldmeisters, eine Gedächtnisfeier. Pfarrer Kremers als stellvertretender Vorsitzender des Pfadfindervereins erinnerte in einer Ansprache an die Verdienste, die Leutnant v. Gottberg sich um die Pfadfindersache in Bonn erworben hat. Es wurde dann ein Kranz am Grabe niedergelegt.

Prangs lustige Kölner Bühne im Dreikaisersaal führt seit gestern abend den dreiaktigen Gesangsschwank „Wenn Männer schwindeln“ auf. Das Stück enthält sehr viel Unmöglichkeiten, so daß von einer eigentlichen Handlung bei ihm nicht die Rede sein kann. Darauf kommt es aber auch nicht an, die Besucher von Prangs Bühne wollen vor allem lustig unterhalten sein. Und das geschieht; die Darsteller lassen es an nichts fehlen, um alle die lustigen Auftritte voll zur Geltung zu bringen. Der Hauptdarsteller, Herr Th. Prang, der diesmal als Kommerzienrat Antonius Posemann auftritt, vermag schon allein mit seinem Erscheinen anhaltende Lachstürme zu entfesseln. Neben ihm ist es diesmal vor allem Herr Ormans in der Rolle des unfähigen Bewerbers um den Posten eines Fabrikdirektors, der auch die Lachlust immer von neuem anregt. Das Stück enthält zahlreiche Gesangseinlagen, die auch vielfach sehr erheiternd wirken und die einzelnen Auftritte gut abschließen. Die ganze Aufführung findet natürlich sehr viel Beifall.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Godesberg, 16. Okt. Gestern nachmittag fand im Kurparksaale die feierliche Einweihung der von Herrn Dr. Rud. Schorlemer (Sanatoriumsbesitzer in der Rheinallee) gestifteten neuen Fahne für die Jugendwehrkompagnie Godesberg statt. Den Weiheakt vollzog Bürgermeister Zander mit einer herzlichen Ansprache an die Jugendwehr, ihren bewährten Führer, Oberlehrer Endemann, und einem Dankeswort an den Spender der Fahne. Der Redner schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Weitere Reden hielten Oberlehrer Endemann und Schulrat Dr. Ignaz Küppers. Passende Gesänge durchflochten die schöne Feier. Den Schluß bildete ein Parademarsch vor dem Kurpark.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)

    

Im Hofgarten wurden in der Nacht zum Samstag vier jugendliche Personen, zwei männliche und zwei weibliche schlafend auf den Bänken gefunden. Bei ihrer Vernehmung auf der Polizeiwache benahmen sie sich so frech und widersetzlich, daß zwei von ihnen in die Arrestzelle gebracht werden mußten. Sie werden sich vor dem Kriegsgericht zu verantworten haben.

Bonner Kriegsküchen. Es wird uns geschrieben: Nach wie vor erfreuen sich unsere Kriegsküchen eines lebhaften Zuspruchs. Wenn auch die Beteiligung eine bedeutend stärkere war, so hatte dies einmal seinen Grund in der Kartoffel- und Gemüseknappheit, weshalb die Kriegsküchen sich als Helfer in der Not erwiesen, und zweitens in dem Reiz der Neuheit, der viele veranlaßte, auch einmal eine Woche Kriegsküche zu probieren. Da diese beiden Faktoren gegenwärtig nicht mehr in Betracht kommen, ist nunmehr eine feste Stammkundschaft den Kriegsküchen übrig geblieben. Mit den Eintopfgerichten konnte sich jedermann anfangs nicht recht befreunden; da wurde das Essen mal eine Woche genommen, dann wieder ausgesetzt, man versuchte es von neuem eine Woche lang und setzte auch wieder einmal aus, bis man schließlich doch gefunden hatte, daß die Eintopfgerichte recht schmackhaft und sättigend waren, und man sich wirtschaftlich gut dabei stand. Da war die Stammkundschaft besiegelt. Der Küchenbetrieb selbst funktioniert unter umsichtiger Leitung so tadellos, als bestände er schon seit Jahren und nicht erst seit einigen Monaten als eine durch den Krieg notwendig gewordene Einrichtung. Es ist zu erwarten, daß manche, die noch aus diesem oder jenem Grunde der Kriegsküche fernstehen, in nächster Zeit ebenfalls dauernde Abnehmer werden. An dieser Stelle sei gleichzeitig nochmals an die wohlhabenden Mitbürger die Bitte gerichtet, dem Beispiel einzelner hochherziger Spender zu folgen und die Kriegsküchen ebenfalls finanziell zu unterstützen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)