Mittwoch, 19. Juli 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Juli 1916Zum silbernen Amtsjubiläum des Oberbürgermeisters Spiritus hatten gestern das Rathaus und alle städtischen Gebäude geflaggt. Das Oelbildnis des Oberbürgermeisters, ein Werk des Düsseldorfer Malers Reusing, wird voraussichtlich am Freitag in dem für Ausschußsitzungen benutzten Zimmer neben dem Sitzungssaale des Rathauses aufgehängt werden.
  
Der Oberbürgermeister hat zu seinem Jubiläum eine große Anzahl von Glückwunschtelegrammen erhalten. Vom Kaiser ist folgendes Telegramm eingetroffen:
   „In dankbarer Erinnerung an die glücklichen Jugendjahre, die ich einst als akademischer Bürger der schönen rheinischen Musenstadt verleben durfte, sende ich dem hochverdienten Oberhaupte Bonns zum 25jährigen Bürgermeisterjubiläum herzlichen Glückwunsch. Wilhelm“
   Ferner sind Glückwunschtelegramme eingetroffen vom Fürsten Adolf zu Schaumburg-Lippe [Neffe des Verstorbenen], von dem Präsidenten der Rheinprovinz, dem Regierungspräsidenten von Köln und Düsseldorf, dem Provinzialausschuß und der Provinzialverwaltung, dem kommandierenden und vielen anderen.

Das Metropol-Theater kündigt für diese Woche die vieraktige romantische Tragödie „Die Wunderlampe des Hradschin“, das vieraktige Drama „Ein Opfer der Nacht“ und außer kleineren Filmen das Lustspiel in drei Aufzügen „Der Hahn im Korbe“ an.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

       

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Juli 1916Die Gemeinnützige Flickschusterei, die von der Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe im Universitätsgebäude Am Hof eingerichtet wurde, hatte bereits am gestrigen Eröffnungstage großen Zuspruch. Gegen 10 Uhr vormittags waren schon 32 Paar flickbedürftige Schuhe eingeliefert worden und immer neue Kunden fanden sich dort ein. Drei Räume stehen dem Unternehmen zur Verfügung, und zwar ein gleich rechts am Haupteingang gelegenes Aufnahmezimmer, ein größeres Zimmer als Werkstelle und ein Raum, in dem Arbeitsmaterialien aufgestapelt liegen. Außer neuem Abfall-Kernleder und Sattlerleder, das für Sohlen Verwendung findet, liegen dort noch lederne Koffer, Taschen, Linoleumstücke, Filz- und sogar Strohhüte, die als Einlegesohlen Verwendung finden können. Der volle Betrieb kann erst in einigen Tagen aufgenommen werden, da noch einige Schuhmacher eingestellt werden müssen. Nach Anschaffung einer Stanzmaschine sollen auch Filzschuhe zu billigen Preisen angefertigt werden, die voraussichtlich in den kommenden Wintermonaten flotten Absatz finden. Der weniger bemittelten Bevölkerung wird die gemeinnützige Flickschusterei hoffentlich gute Dienste leisten, da sich die Reparaturkosten auf ungefähr die Hälfte des sonst üblichen Preises stellen. Entspricht die Qualität des verwandten Materials ebenfalls „billigen“ Anforderungen, dann kann man dieser Flickschusterei im Universitätsgebäude nur ein „Blühen, Wachsen und Gedeihen“ wünschen.

Ein Geschenk von 1000 Mark hat Herr Dr. med. P. Simrock der Stadt Bonn mit der Bestimmung überwiesen, daß der Betrag vorwiegend zur Unterstützung von Armen der Stadt Bonn verwendet werden solle, die infolge der Lebensmittel-Teuerung in Not geraten sind. Der Unterstützungs-Ausschuß empfiehlt die Annahme der Zuwendung, worüber die Stadtverordnetenversammlung am Freitag beschließen wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Universität. Die Ehrentafel der im Dienst des Vaterlandes gefallenen Universitätsangehörigen ist neu gedruckt und im würdigen Rahmen eines einfachen, nur mit schwarz-rot-goldenen Schleifen geschmückten Eichenkranzes wieder in der Eingangshalle des Universitätsgebäudes Am Hof ausgehängt worden. Der Rektor bringt darauf, „von Stolz und Trauer zugleich bewegt“, den Kommilitonen die bisher bekannt gewordenen Namen der Dozenten, Assistenten und Studenten, die im gegenwärtigen Kampfe für das Vaterland den Heldentod erlitten, zur Kenntnis. Die neue Ehrentafel, die auch in der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf ausgehängt ist, enthält die Namen von drei Dozenten, sieben Assistenten, 278 Studenten und einem Angestellten.

An den Obstbäumen fällt auf, daß die Belaubung trotz der außerordentlichen reichlichen Niederschläge und sonstige günstige Umstände nicht das gesunde Aussehen zeigt, wie es die Jahreszeit erwarten lassen sollte. Die Blätter aller Steinobstsorten sind vielfach gekräuselt und bei näherem Zusehen entdeckt man, daß die Unterseite von Blattläusen bedeckt ist. Die winzigen Insekten, die sich vom Saft der Bäume ernähren, schaden dem Baume sehr. Im Garten vertilgt man die Insekten durch die Bespritzung mit Quassia-Brühe. Im Felde verschwindet der Schädling rasch, wenn die Witterung ihm ungünstige Lebensbedingungen schafft. Vielfach zeigen sich an Stein- und Kernobstbäumen auch die Räupchen der Gespinstmotten. In früheren Jahren brannte man die Nester mit der Raupennadel aus. Da Spiritus zur Fackel fehlt, so empfiehlt es sich, die Zweige mit den Raupennestern abzuschneiden und die Raupen zu zertreten. An den Apfelbäumen tritt der bekannte Schädling, die Blutlaus, auf, auf deren Vertilgung wir schon hingewiesen haben. Hier sind die befallenen Triebe abzuschneiden und zu verbrennen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)