Mittwoch, 14. Juni 1916

   

Reichs-Familien-Unterstützung. Die Auszahlung der Reichs-Familien-Unterstützung an die Angehörigen der einberufenen Mannschaften, welche bisher an die Inhaber der Ausweiskarten Nr. 1 bis 4000 im Universitäts-Gebäude, Am Hof, geschah, erfolgt vom 16. Juni ab an diese Karteninhaber in dem Hause Am Hof 14, Ecke Römerplatz. Auf die im Anzeigenteile enthaltene Bekanntmachung wird besonders hingewiesen.

Im Hofgarten ist gestern mit der Heuernte begonnen worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Juni 1916Der Rhein ist durch die anhaltenden Regengüsse in den letzten Tagen stark gestiegen. Heute früh wurden am hiesigen Pegel 3,50 Meter Wasser gemessen. Für die Schiffahrt ist der gegenwärtige Wasserstand recht günstig, da auch die größten Schleppkähne ihre Fahrten rheinaufwärts bis Straßburg ausdehnen können.

Verfüttern von Kartoffeln. Nach einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer unseres Blattes dürfen Kartoffeln vom 10. Juni ab nicht mehr verfüttert werden. Ausnahmen werden nur für Kartoffeln gestattet, die sich nachweislich zur menschlichen Ernährung nicht mehr eignen. Bis 15. August dürfen Viehbesitzer an ihr Vieh insgesamt nicht mehr Erzeugnisse der Kartoffeltrocknerei verfüttern, als auf ihren Viehbestand entfällt, und zwar an Pferde höchstens 2½ Pfund, an Zugkühe 1¼ Pfund, an Zugochsen 1¼ Pfund und an Schweine ½ Pfund täglich. Kartoffelstärke und Kartoffelstärkemehl dürfen nicht verfüttert werden. Zuwiderhandlungen werden schwer bestraft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Preistreiberei auf dem Wochenmarkt. Trotz aller Verordnungen nimmt die Preistreiberei auf dem hiesigen Wochenmarkt immer mehr zu. Am Samstag beobachtete ich, wie eine Verkäuferin den Spargel für 70 Pf. das Pfund anbot; als aber ihre Nachbarin 80 Pf. verlangte, forderte sie auch 80 Pf. Eine andere Verkäuferin verlangte sogar 1.10 M. für das Pfund Spargel. Das Gemüse ist auch nicht mehr zu bezahlen. Am Samstag kaufte ich für eine Mark Gemüse; als es gekocht war, hatte ich so wenig, daß meine aus 4 Personen bestehende Familie nicht einmal halbwegs genug hatte. Weshalb werden eigentlich derartige Preise für Gemüse gefordert, das doch in diesem Jahre so gut geraten ist. Im vorigen Jahr war das Gemüse doch nicht halb so teuer. Wie ich höre, sind in Köln sogen. Nichtpreise für Gemüse eingeführt worden, die nicht überschritten werden dürfen. Das könnte doch in Bonn auch gemacht werden, damit man sich bei dem Mangel an Fleisch und Eiern wenigstens an Gemüse satt essen kann. Eine Kriegerfrau.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Butter- (Margarine-)Verkauf. Die Butter- (Margarine-)Karte berechtigt den Inhaber in dieser Woche zum Bezuge von ein Fünftel Pfund Butter oder Margarine für jede Person seines Hausstandes. Nach dem auf der 1. Innenseite der Brotbücher aufgedruckten Nummerstempel darf Butter oder Margarine nur abgegeben werden: am Mittwoch an Nummer 4, am Donnerstag an Nummer 1, am Freitag an Nummer 2, am Sonnabend an Nummer 3 und soweit noch Vorrat vorhanden ist, an alle Brotbuchinhaber. Der Preis der Auslandsbutter ist festgesetzt worden auf 2,95 Mark für das Pfund. Im übrigen sind die festgesetzten Höchstpreise für Butter und Margarine maßgebend.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

   

Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe bringt, wie man uns schreibt, jetzt in seiner Verkaufsstelle im Universitätsgebäude am Hof ein Kindermilchmehl zum Verkauf, das ganz vorzüglich ist. Einige Damen haben es ausprobiert und sich sehr befriedigt darüber ausgesprochen.
   Wir möchten die Bonner Hausfrauen ganz besonders darauf hinweisen und sie bei dieser Gelegenheit dringend bitten doch für erwachsene Mitglieder ihres Haushaltes Milchersatzmittel zu verbrauchen und nur den Kindern frische Milch zu geben. Sie schränken auf diese Weise ihren Milchverbrauch ein und die Milch kann in größeren Mengen an kinderreiche Familien, an Schulen und Kinderhorte abgegeben werden. Denn daß Kinder zu ihrem Gedeihen Milch besonders nötig haben, das weiß wohl jede Hausfrau, während Erwachsene sich sehr gut mit Ersatzmitteln behelfen können. Wir denken natürlich nur an gesunde Erwachsene, die Kranken und besonders die Wöchnerinnen brauchen Milch ebenso nötig, wenn nicht noch nötiger als die Kinder. Auch sie würden von dem einsichtsvollen Verfahren der Frauen einen Gewinn haben, der ihnen sicherlich zukommt.
   Zugleich möchten wir an dieser Stelle wiederholt auf die hauswirtschaftliche Beratungsstelle hinweisen, die neben den Räumen des allseits bestens bekannten Marmeladenverkaufs gelegen, täglich geöffnet ist und wo wohlunterrichtete Damen bereitwillig Auskunft geben über alle Fragen der jetzt so schwierigen Haushaltsführung. Vor allem aber sind in der Beratungsstelle sämtliche Flugblätter der Zentral-Einkaufs-Genossenschaft zu haben, wie z. B. über Obsteinkochen ohne Zucker, Kleintierzucht, die neue Kriegsküche, die Kartoffelküche, Ernten, Aufbewahren und Konservieren von Früchten, Wildpflanzen in der Küche und a. m. Wir empfehlen den Bonner Hausfrauen dringend sich gegebenen Falles um Rat an diese Auskunftsstelle zu wenden.
   In der Bekleidungsfrage wende man sich um Rat und Hilfe an die Beratungsstelle Martinsstraße 6, die jeden Mittwoch und Samstag vormittag von 9-12 Uhr geöffnet ist und wo eine erfahrene Schneiderin unentgeltlich praktischen Rat erteilt, über zeitgemäße und sparsame Art der Bekleidung und vor allem über vorzunehmende Aenderungen der vorhandenen Sachen.
   Im Hinblick auf Zuckerknappheit und die daher gebotene Sparsamkeit in der Verwendung von Zucker wird der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe in wenigen Tagen einen Vortrag halten lassen über das Einkochen ohne Zucker. Wir machen schon jetzt auf diesen wertvollen Vortrag aufmerksam und hoffen, daß er eine sehr zahlreiche Zuhörerschaft finden wird.
   Zum Schluß sei noch erwähnt, daß wir in der Beratungsstelle am Hof eine Sammlung von gutgereinigten und getrockneten Obstkernen, von Korken und kleinen Tintenflaschen eingerichtet haben. Die letzteren sollen deshalb gesammelt werden, weil es den Fabriken sehr schwer wird, jetzt genügend Fläschchen zu bekommen. Wir bitten herzlich uns recht viele zu geben.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)