Samstag, 10. Juni 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Juni 1916Die Eierversorgung wird durch eine Bekanntmachung des Oberbürgermeisters in dieser Zeitung geregelt. Danach dürfen für jede Person wöchentlich nur drei Eier abgegeben werden. Die Verbraucher haben sich in die Kundenlisten der Geschäfte eintragen zu lassen, sie müssen das Geschäft, in dem sie eingetragen sind, bis zum 1. August beibehalten.

Gegen den Gemüsewucher. In der Kölner Stadtverordneten-Sitzung am Donnerstag teilte Beigeordneter Adenauer mit, daß die Landräte von Köln-Land und von Bonn-Land, sowie die Oberbürgermeister von Bonn und Köln sich über bestimmte Richtpreise für den Großhandel in bestimmten Gemüsen geeinigt haben und gegen Verkäufer und Käufer, die diese Richtlinien im Großhandel überschreiten, auf Grund der Bundesratsverordnung vorgehen werden. [...]

Briefschmuggelverbot. Der Gouverneur der Festung Köln hat eine Verordnung über „Briefschmuggelverbot“ und eine Bekanntmachung über Prüfung der über die Reichsgrenze mitzunehmenden Schriften und Drucksachen erlassen, deren vollständiger Inhalt an den öffentlichen Anschlagstellen einzusehen ist.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Juni 1916Operettengastspiel im Palasttheater. Gestern kam die „Polnische Wirtschaft“ von Jean Gilbert erstmalig zur Wiedergabe. Die Schlager des Werkes liegen uns längst im Ohr. Am volkstümlichsten davon ist wohl „Du hast ja keine Ahnung, wie schön du bist, Berlin“ geworden. Das Orchester spielte alle die bekannten Melodien frisch und mit Wärme. Die Bühnenkräfte wußten in Gesang und Tanz die ganze heitere Ausgelassenheit, die die „polnische Wirtschaft“ erfüllt, wirkungsvoll zum Ausdruck zu bringen. Im Zwiegespräch kam es manchmal zu einer allzu großen Vertraulichkeit mit dem Mann im „Unterstand“ (früher Souffleurkasten genannt), was sich bei der Wiederholung der Aufführung wohl vermeiden läßt. Die Zuhörerschaft erwies sich als ungemein dankbar.

Der Salondampfer Rex Rheni macht an beiden Feiertagen Sonderfahrten mit Musik nach Koblenz. Der Dampfer hält in Bonn, Königswinter und Remagen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Wie oft hatten die Schulen „siegfrei“? Anläßlich des Seesieges wird eine Zusammenstellung der Tage interessieren, an denen der Unterricht während des Krieges nach Siegesfeiern ausfiel. Es waren dies 1914: 22. August (Schlacht bei Longwy), 29. August (Lothringer Schlacht), 2. September (St. Quentin, Montmedy), 9. September (Maubeuge), 10. Oktober (Antwerpen), 17. November (Wroclawec), 13. Dezember (Russenniederlage bei Mlawa),. 1915: 13. und 17. Februar (Masurensiege), 4. Mai (Sieg in den Karpathen), 4. Juni (Wiedereinnahme von Przemysl), 23. Juni (Lemberg), 19. August (Kownos Fall), 27. August (Einnahme von Brest-Litowsk), 8. November (Eroberung von Nisch). 1916: 19. Januar (Kapitulation Montenegros), 1. Mai (Kut-el-Amara). Dazu kamen ebenfalls als Siegestage des Erfolges der Anleihen wegen der 25. September 1915 und der 25. März 1916. – Es sind also bisher während des Krieges insgesamt 19 Schultage „wegen Sieges“ ausgefallen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)