Dienstag, 6. Juni 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Juni 1916Der Literarische Verein am Städtischen Gymnasium, der von seiner letzten Aufführung im Stadttheater her noch in guter Erinnerung ist, veranstaltet am Donnerstag, 8. Juni, abends 7 Uhr, einen Unterhaltungsabend, bei dem neben Vorträgen von Gedichten und Chorliedern Hofmannthals dramatisches Gedicht „Der Tor und der Tod“ gespielt wird. Morgen findet die Generalprobe vor den Verwundeten der Bonner Lazarette statt. Neben der Abendkasse haben die Mitglieder des Vereins und die Firma Sulzbach den Kartenverkauf übernommen.

Das Soldatenheim im Gesellenhause bot seinen Gästen am Himmelfahrtstage eine Reihe guter Musikstücke das, um deren Aufführung sich die Musikschule Anna Koch große Verdienste erwarb. Herr Jos. Helle hielt einen Vortrag: Rußland, was es wollte und was es erreicht hat. Ferner gab es Gedichtvorträge und ein Theaterstück. Eine Spende des Herrn Peter Linden ermöglichte es, die Besucher mit Bier und Zigarren zu erfreuen. – Am gestrigen Sonntag bestritt die Bonner Liedertafel den Hauptteil der Darbietungen. Die Sänger und ihr Leiter, Musikdirektor Werth, ernteten großen Beifall. Auch die hiesige Landsturmkapelle sorgte für gute Unterhaltung. Zur Abwechslung gab es wieder Gedichtvorträge und ein Theaterstück.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Juni 1916Sendungen ins Feld. Seit dem Einsetzen der wärmeren Jahreszeit mehren sich wieder die Klagen der Truppenteile, daß Päckchen mit leicht schmelzbaren Stoffen, wie Butter, Fetten und Honig usw. infolge mangelnder Verpackung beschädigt eingehen. Solche Sendungen sind für den Empfänger nicht nur meist wertlos, sondern sie beschmutzen auch viele andere Päckchen, Briefe und Zeitungen sowie die zur Versendung von Feldpostsendungen dienenden Beutel. Es wird daher erneut darauf hingewiesen, daß Lebensmittel aus leicht schmelzbaren Stoffen während der warmen Jahreszeit nur in Blechbehältern mit fest verschließbaren Deckeln verschickt werden dürfen, und daß Sendungen solchen Inhalts, wenn sie in Pappkästen oder dergleichen verpackt sind, von den Postbehörden zurückgewiesen werden müssen. Vor der Versendung von Butter und Fett ins Feld während der Sommermonate kann, wegen der leichten Verderblichkeit dieser Stoffe selbst bei ausreichender Verpackung, nicht irgendwie genug abgeraten werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Der Verkehr in den Läden, die Käse und Eier verkaufen, hat in der jüngsten Zeit wieder Formen angenommen, die dringend der Abhilfe bedürfen. Vor einem Käse- und Eiergeschäft in der Meckeheimerstraße herrschte gestern nachmittag das furchtbarste Gedränge. Der dort die Aufsicht führende Polizeibeamte war trotz redlichen Bemühens nicht imstande, einzelne Frauen und Kinder vor Schlägen und Püffen zu bewahren. Man macht die Beobachtung, daß immer ein gewisser Schlag von Frauen ein Vergnügen daran findet, die Ordnung zu stören. Vielleicht entschließt sich die Polizeiverwaltung dazu, die Personalien dieser bestimmten Frauen festzustellen und sie bei ungebührlichem Verhalten vom Verweilen vor den betreffenden Geschäften abzuhalten. Der Verkauf würde sich dann zweifellos in Ruhe und Ordnung abwickeln und widerliche Szenen und rohe Redensarten vermieden bleiben. Mehrere Hausfrauen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

      

Vom Lande. Eine ganz besonders für die Jetztzeit traurige Wahrnehmung müssen die Landleute mit manchen recht unvernünftigen Spaziergängern aus der Stadt machen. Diese sammeln die Blumen von den Getreidefeldern, ohne Rücksicht darauf, daß sie durch das Zertreten der Frucht dem Staate im allgemeinen und dem Landmanne im besonderen einen empfindlichen Schaden zufügen. Man sollte glauben, ein jeder habe doch zu dieser Zeit, wo man das deutsche Volk auszuhungern versucht, so viele Einsicht, daß ein solches Treiben nicht allein sehr verwerflich, sondern direkt strafbar sei.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)