Sonntag, 4. Juni 1916

    

Arndt-Eiche in Eisen. Die Gesamteinnahme ist auf 68.745 M. gestiegen. In der verflossenen Woche nagelten die Bornheimer Bruderschaft eine Adlerfeder, ein Skatkränzchen eine Eisenplatte. Am Mittwoch erschien der Vorstand und viele Mitglieder des Katholischen Frauenbundes, der zwei Adlerfedern nagelte. Diese tragen den Namen und das Abzeichen des Katholischen Frauenbundes und den Spruch: „Im Kampf mit dem eisernen Schicksal siegt die rüstige Tat“. Herr Dechant Böhmer hielt eine von patriotischem Geiste getragene Ansprache.
   Die herrlichen Erfolge unserer Wehrmacht, insbesondere der glänzende Sieg unserer Flotte über die Engländer möge auch in diesen Tagen an der Arndt-Eiche dadurch zum Ausdruck kommen, daß recht viele unserer Mitbürger ihrer Freude und vaterländischem Empfinden durch Stiftung von Nägeln oder anderen Zieraten Ausdruck verleihen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Juni 1916Die Schützengräben an der Artillerie-Kaserne, die auch am heutigen Sonntag zur Besichtigung freigegeben sind, wurden so kunstgerecht angelegt, daß sie auch nach Regenwetter trockenen Fußes begangen werden können. (...)

Mindestentlohnung Angestellter bei Heereslieferungen. In der heutigen Nummer unseres Blattes wird eine Verordnung des Stellvertretenden Generalkommandos des 8. Armeekorps abgedruckt, die diejenigen Unternehmer mit Strafe bedroht, die ihren Angestellten bei Lieferungen für die Heeresverwaltung den vereinbarten Mindestlohn nicht gewähren.

Tödlicher Unfall. In einer Sandgrube an der Kölner Chaussee, nahe beim Josefshof, verwickelte sich ein russisch-polnischer Arbeiter in das Drahtseil, das die mit Sand und Kies beladenen Wagen nach oben zieht. Das Seil legte sich um den Unterleib des Arbeiters und erdrückte ihn, ehe die Maschine abgestellt werden konnte. Der Betrieb in der Sandgrube wurde vorläufig eingestellt.

Der Wochenmarkt war am Freitag im allgemeinen gut beschickt. Der Verkauf war recht flott. An Grüngemüse war hauptsächlich Wirsing, Schneidgemüse und Rübstiel vorhanden. (...)
   Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze hatte gestern nicht so große Zufuhren als anfangs dieser Woche. (...) Die Preise waren durchweg dieselben wie am letzten Hauptmarkttage. (...)
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkte war gestern wieder recht flott. Außer Kartoffeln wurde nur Ingelheimer Spargel das Pfund zu 35 Pfg. verkauft. Um 9 Uhr war der große Vorrat an Spargel ausverkauft.

Die Feldbefestigungen an der Artilleriekaserne.
   Unsere Truppen lernen in der Ausbildung auch den Spaten zum Schutze und zur Sicherung handhaben. So entstanden auf allen Exerzierplätzen Schützengräben-Anlagen: auf dem Venusberge, am Tannenbusch, auf der Hangelarer Heide und im Kottenforste bei Godesberg wurde im vorigen Sommer sogar eine solche Anlage regelrecht im Abenddunkel erstürmt. Das Rekrutendepot des Ersatz-Bataillons Nr. 160, das in der Artilleriekaserne liegt, hat auch solch eine Feldstellung auf einem Grundstücke an der Rheindorferstraße, das demnächst für Zwecke des Artillerie-Depots bebaut wird, angelegt.
   Hier ist nun ein Werk geschaffen worden, das der Wirklichkeit sicher sehr nahe kommt. Vor allem, nicht allein von weitem, auch aus der Nähe sieht man gar nichts. Auf dem Acker liegt wohl etwas zerwühlte graue Erde, doch scheinbar ohne jeden Zweck. In liebenswürdiger Weise geleiten eine Anzahl Angehörige des Depots die Besucher zur Kasse und weiter wird man auf das Grundstück gegeben, wo ein flach beginnender Graben ganz zufällig und unscheinbar seinen Anfang nimmt. Hier bei einem Posten ist Sammlung in kleinen Trupps. Gleich erscheint ein Unteroffizier als erklärender Führer und man erfährt, daß man vor dem Annäherungsgraben einer großen Feldstellung steht. „Bitte eintreten.“ Man tritt ein, der Graben wird tiefer und tiefer, eng, und windet sich links, er wendet sich rechts, Grabenstücke kreuzen ihn. Der Führer thront hoch über einem und erklärt weshalb und wieso. Große Massen müssen sich durch den in Wirklichkeit weit hinter die Front führenden Annäherungsgraben in diese Gräbensystem einführen und hier aufstellen lassen, ohne vom Feinde bemerkt zu werden. So gelangt man in die Hauptstellung. In kurze Abteilen ist die durch mächtige Schulterwehren geteilt: die sollen Seitenschüssen und seitlichen Sprengwirkungen größere Wirkungen nehmen. Hier stehen auf „Anstand“ die Posten. Im Tage nur 1 – 2 Mann: Ihre Büchsen liegen schußbereit in Sandsack- oder Schußplattenscharten. Die Posten spähen scharf nach dem Feind: entweder in direkter Sicht, was nicht ungefährlich ist, oder indem sie, tief im Graben sitzend, einen hochgestellten Spiegel beobachten, der zeigt, was auf der Feindesseite her vorgeht. In der Nacht sind diese Abteilungen der Feldstellung dicht mit Mannschaften besetzt. Von dieser Hauptstellung führen wieder Gräben im Zickzack nach einer Vorderstellung, die in ähnlicher Weise besetzt ist. Weiter vor liegen dann die Horchposten und vor ihnen die Drahthindernisse.
   Von der vordersten Stellung zurückkehrend wandert man, immer der erklärende Führer hoch über einem, zum Offiziersunterstande, wohl mit Erde und Schanzzeug gedeckt; und dann kommt man zu den bombensicheren Unterständen, Stollen und Räumen, die bergmännisch ausgebaut und durch starke Bohlen versteift sind. Kaninchenlöcher nennt der Unteroffizier sehr bezeichnend diese Eingänge in den Bauch der Erde, und tatsächlich muß man hineinkriechen.
   In dieser Weise werden auch die Minenstollen vorgetrieben und ebenfalls mit abgepaßten und verzapften Bohlen ausgebaut. Der Stollen wird zur Sprengung bis unter die feindlichen Schützengräben vorgetrieben. Dies verraten sich dadurch, daß jeder Tritt in ihnen, ein in die Erde gestecktes Messer vibrieren läßt. Auch wenn das Messer dann in den Mund gesteckt wird, spürt man jeden Tritt der Feinde.
   Manches interessante Eigen-Erlebnis flocht der beredte Führer in seine Ausführungen und noch mußte man nicht wie, das stand man wieder am Ausgangsgraben dieser famosen Feldstellung. Diese Gräben aber haben etwas Irrgartenartiges an sich, und zu glauben ist es schon, daß selbst Kundige sich in dem Schützengräbengewirr draußen verlaufen.
   Wenn etwas einem den Begriff eines Schützengrabensystems und einer Feldstellung näher bringen und volles Verständnis für die Schwere des Kampfes und Aushaltens in ihnen aufgehen läßt, so sind es diese tiefen Gräben, finsteren Unterstände und engen Kaninchenlöcher an der Rheindorferstraße und die sachverständigen Erklärungen des Führers, der selbst Monate draußen in ihnen gelebt und gekämpft hat.
   Am heutigen Sonntag und anderen beiden Pfingsttagen finden weitere Führungen statt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Die Bestimmung über das Kuchenbacken ist dahin geändert worden, daß am morgigen verkaufsfreien Sonntag die Bäcker Obsttorten und Kuchen backen dürfen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)