Donnerstag, 10. Februar 1916

    

Die Butterkarte in Bonn. Um die Butterfrage zu regeln, wird mit Ende dieses Monats für die Stadt Bonn ein Ausweis zum Bezuge von Butter und Margarine eingeführt werden. Die zur Verfügung stehenden Vorräte von Butter und Margarine werden dann von der Stadt beschlagnahmt und durch die hiesigen Lebensmittelgeschäfte in den auf die Ausweise zu beziehenden Mengen an die Verbraucher abgegeben werden. Eine Bekanntmachung des Oberbürgermeisters, die in den nächsten Tagen erscheint, wird die Einzelheiten über diese Regelung des Butter- und Margarineverbrauchs anordnen.

Die Blumengärtnereien und die Frühgemüsezucht. Man schreibt uns: Die zahlreichen in Deutschland vorhandenen Blumengärtnereien, die zumeist und in großem Umfange über Einrichtungen verfügen, um trotz des Einflusses der klimatischen Verhältnisse erfolgreiche Frühzuchten durchzuführen, müssen sich in diesem Frühjahr der Aufgabe unterziehen, den Anbau von Frühgemüse anstatt von Blumen zu pflegen. Blumenzucht ist Luxus. Deutschlands Bevölkerung muß aber jeden Luxus meiden. Wir stehen alle in dem Dienst der großen Sache, den Krieg für unser Vaterland siegreich beenden zu wollen. Unsere Gegner glauben immer noch daran, daß sie uns aushungern können. Daher muß ihnen die Ueberzeugung beigebracht werden, daß wir nicht auszuhungern sind. Das kann nur auf dem Wege einer stark gesteigerten Erzeugung von Nahrungsmitteln liegen. Diese wird ihre politische Wirkung nicht verfehlen. Fehlt es uns nicht mehr an notwendigen Nahrungsmitteln, so wird auch die letzte Hoffnung der Feinde schwinden. Hierzu beizutragen, ist vaterländische und volkswirtschaftliche Pflicht, deren Erfolg den Krieg abkürzen wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Das erste frische Grünfutter konnte in dieser Woche bereits in der Grau-Rheindorfer Gemarkung geschnitten werden. Futtergerste steht am Oberberge über einen Fuß hoch und wird für den Anfang nur in kleinen Mengen gereicht. Bei der vorherrschenden Futterknappheit bildet sie, untermischt mit Heu, Stroh und Häcksel für Rindvieh, Ziegen und Kaninchen eine angenehme Abwechslung und – Grünfutter ist Mischfutter.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Das Jubiläum der Brotkarte wird in diesen Tagen gefeiert werden. Ein Jahr besteht sie nun und was damals als ungemein kühne Neuordnung, als ein tiefer Eingriff in altgewohnte privatwirtschaftliche Verhältnisse galt, hat sich überraschen schnell eingelebt und erscheint uns jetzt fast als eine Selbstverständlichkeit. Dieses Stück Kriegssozialismus ist zweifellos eine der besten und bewährtesten Errungenschaften auf dem Gebiet des Kriegswirtschaftslebens überhaupt geworden. Die Brotkarte ist uns zum Wahrzeichen des Willens zum wirtschaftlichen Durchhalten und damit zum endgültigen Sieg geworden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)