Montag, 7. Februar 1916

    

Anzeige in der Bonner Zeitung vom 7. Februar 1916Die Allgemeine Sterbekasse zu Bonn hat gestern vormittag unter dem Vorsitz des Herrn Lehrers Wolbert ihre Hauptversammlung abgehalten. Nach dem Jahresbericht des Geschäftsführers, Herrn Eickhoff, ist das Ergebnis des abgelaufenen 19. Geschäftsjahres für die Kasse zufriedenstellend. Trotz des Krieges konnten noch erhebliche Ueberschüsse gemacht werden, so daß sich das Vermögen der Kasse um 10.570 M. auf 177.005 M. erhöhte. Unter den 34 im verflossenen Jahre verstorbenen Mitgliedern sind sechs auf dem Felde der Ehre gefallen. Die Kasse hat auch für diese im Kriege gefallenen Mitglieder das vereinbarte Sterbegeld ausgezahlt, sie erhält aber, da sie alle Kriegsteilnehmer (die außerdem auch von den Beiträgen befreit sind) mit je einem Anteilschein zu 10 Mark bei der Kriegsversicherung der Rheinprovinz versichert hat, voraussichtlich für jedes gefallene Mitglied 250 M. von dieser Versicherung zurück. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)     

    

Fleisch- und Wurstpreise. Nach der Bekanntmachung der Stadt vom 2. Februar wird der Höchstpreis für Schweinefleisch pp. Vom 4.2. ab an den Verbraucher wie folgt festgesetzt: Frisches rohes Schweinefleisch mit Beilage bis zu 20 Prozent des Gesamtgewichts per Pfund 1,47 Mark, gewöhnliche Leberwurst per Pfund 60 Pfg., Hausmacher-Leberwurst per Pfund 1,20 Mark. Ich kaufte gestern in einem Delikatessengeschäft ¼ Pfund feine Leberwurst, wofür ich 90 Pfg. zahlen mußte, also kostet hiervon das Pfund 3,60 Mark, während in einem anderen Delikatessengeschäft der Preis für 1 Pfund feine Leberwurst mit 1,80 Mark angegeben ist, womit der Wurstlieferant sowohl als auch der Delikatessenhändler zufrieden sein kann. M.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Die katholischen Jünglingsvereine der Stadt Bonn vereinigten sich am Sonntag, den 30. Januar, zu einer stimmungsvollen Kaisergeburtstagsfeier und zur Nagelung eines Eichenblattes an derArndt-Eiche. Die wehrpflichtigen Mitglieder stehen zum größten Teil unter den Waffen, die jüngeren Mitglieder wollten in ihrer Liebe zu Kaiser und Reich nicht zurückstehen. Mehrere hundert Jungen zogen um 12 Uhr mit ihren Bannern zum Münsterplatz. Herr Kaplan Schippmann als Vorsitzender des Unterbezirkes der Jugendvereine der Stadt Bonn, wies in beredten Worten auf den Ernst der Zeit hin, auf die gewaltigen Opfer an Gut und Blut, die der Krieg gefordert. Für die Jugend sei es heilige Dankespflicht, mitzuwirken in opferwilliger Vaterlandsliebe an den Werken der Kriegsfürsorge für die Angehörigen unsrer gefallenen Bonner Helden, dem die Arndt-Eiche diene. Opfergeist, Opfergesinnung und Opfermut müsse unsere Jugend lernen und betätigen. Gleichen müsse die Jugend dem von Vaterlandsliebe glühenden deutschen Dichter und Sänger Arndt, gleichen der Eiche unerschütterlich fest und stark, eisern im Kampf gegen alles, was niedrig und schlecht, eisern im Streben nach allem Guten und Schönen. Begeistert erklang das Kaiserhoch als Gelöbnis der Bonner Jungen: Wir alle wollen Hüter sein. Lieb’ Vaterland magst ruhig sein. Die kurze eindrucksvolle Feier schloß nach der Nagelung des Eichenblattes mit dem Liede: O Deutschland hoch in Ehren.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Jugendbewegung“)