Sonntag, 6. Februar 1916

    

Ertränkt hat sich gestern nachmittag beim Schänzchen ein anscheinend geisteskrankes, 26 Jahre altes Kindermädchen. Die Leiche ist noch nicht gefunden worden.

Arndt-Eiche in Eisen. Herr Rentner Arthur Küllenberg, Kronprinzenstraße 45, hat zu seinem silbernen Ehejubiläum einen Betrag von 150 M. zur Verfügung gestellt, um 500 unbemittelten Volksschulkindern die Teilnahme an der Nagelung zu ermöglichen Diese edle vaterländische und vaterstädtische Tat verdient Nachahmung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Verdorbene Jugend. Am Donnerstag nachmittag schickte eine Frau ihr Söhnchen von 5 Jahren in ein der Wohnung fast gegenüberliegendes Kolonialwarengeschäft der Rheindorferstraße, um etwas einzukaufen. Zwei anscheinend noch schulpflichtige Mädchen, welche die Absicht des Kleinen durch sein Spankörbchen in der einen und das in Papier eingewickelte Geld in der anderen Hand erraten hatten, näherten sich ihm und entrissen ihm das Papier, welches 2 Mark enthielt. Da der Kleine sich zur Wehr setzte, beruhigten die Mädchen ihn und versprachen ihm, indem sie ihn noch ein weites Stück über das Geschäft hinaus begleiteten, ein schönes Automobil mit Soldaten darin, gaben ihm sein Papier zurück und ließen den Jungen stehen. Im Geschäft entnahm die Ladeninhaberin dem Papier anstatt der von der Mutter eingewickelten 2 Mark einen flachen Stein, der noch naß von der Straße aufgehoben war und erkannte aus den Darlegungen des ahnungslosen Kindes die Niederträchtigkeit dieser jugendlichen Straßenräuber. Auch in der Rathausgasse wurde einem Knaben in ähnlicher Weise Geld abgenommen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)