Samstag, 29. Januar 1916

   

Arndt-Eiche in Eisen. Die Tageseinnahme an Kaisers Geburtstag betrugen 1450 M. U. a. besuchte auch das Rekrutendepot I des Infanterie-Regiments Nr. 160 das Wahrzeichen, die Benagelung durch das Depot brachte 289,50 M. Die Gesamteinnahme ist inzwischen auf annähernd 26.000 M. gestiegen.
  
Für den nächsten Sonntag sind wieder verschiedene Vereine angemeldet. Vormittags 11 Uhr wird der Männer-Gesangverein Grau-Rheindorf zur Nagelung erscheinen. Mittags 12 Uhr hält der Verband der katholischen Jugendvereine eine Kaisergeburtstagsfeier und feierliche Nagelung an der Arndt-Eiche ab. Nachmittags 4 ¾ Uhr wird der Bonner Männer-Gesangverein in feierlicher Weise die Nagelung seines Schildes vornehmen. Nachmittags 6 Uhr erscheint der Vorstand der Schützengesellschaft St. Sebastian in Bonn-Endenich zur Nagelung.
   Da die Nachfrage nach Eichenblättern eine sehr rege ist, ist nun auch mit dem Verkauf der Federn der Adlerflügel begonnen worden. Diese sind zu verschiedenen Preisen, nämlich zu 100, 150 und 200 M. zu haben. Nähere Auskunft wird an der Arndt-Eiche selbst erteilt.

Eine Sammlung für das bulgarische Rote Kreuz durch die Handelskammer zu Bonn bei den in ihrem Bezirk ansässigen Firmen hat die Summe von 5666 Mark ergeben. Diese Summe ist an den Deutschen Hilfsausschuß für das bulgarische Rote Kreuz mit den Zeichnungslisten abgesandt worden. Es ist darauf ein Dankschreiben mit dem Ausdruck der besonderen Freude über das reiche Ergebnis der Sammlung, die neben anderen Sammlungen zu demselben Zweck in dem Regierungsbezirk Köln einherging, eingegangen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. Januar 1916Frühlingszeichen im Januar. Hartmonat heißt der Januar wegen der grimmigen Kälte und der harten Frostnächte, die er in der Regel sonst zu bringen pflegt.
  
So wie der diesjährige Januar sich bislang gezeigt hat, verdient er diesen Namen diesmal nicht. Nicht, daß in den Vorgärten der Fremdling „Genista Japonika“ der rankende Strauch, und im Durchstich der Bahn vor dem Kottenforste der russische Ginster, der stachelige, daß beide prächtig hellgelb blühen, auch nicht, daß die Hasel ihre Kätzchen lang und gelb auszieht und daß Rosen und Brombeeren ihr Laub nicht abwerfen. Die ersten blühen unentwegt im härtesten Winter bei schärfstem Frost; die letzteren haben sich im milden Rheintale schon längst abgewöhnt, die Blätter abzuwerfen. Auch Schneeglöckchen zeigen sich oft sehr fürwitzig, wenn ihre Zeit noch gar nicht da ist. Aber zu den seltsamen Dingen gehört, daß Schneeglöckchen jetzt schon in voller Entfaltung blühen, daß Veilchen, die Ende März und Anfang April in volle Blüte stehen und duften, und daß Aprikosen blühen. Es blühen voll und prall in den Vorgärten die verschiedenen Arten von Schlüsselblumen; mit ihnen blühen die gefüllten Maßliebchen und ganz besonders freudig und farbenbunt die Stiefmütterchen. Und aus ihrem dunklen winterharten Laub leuchten hier und da die hellblauen Blüten-Sterne des Immergrün.
   So blüht es; zum weiteren Blühen aber drängen sich schon mit mächtigen Knospen die Rhododendronbüsche, und zum Platzen, zum Aufbrechen dick und saftig stehen nicht wenige Birnbäume. In die Knospen treiben Apfel- und Kirschbäume in Garten und am Hang. Syringen, Maiblumen auch genannt, schlage aus, als wenn bereits das Mailüfterl wehte.
   Sieht es so in den immerhin wärmeren Gärten im Stadtgebiete mit dem vorzeitigen Erwachen aus dem Winterschlafe aus, so bleibt auch der an sich kühlere Wald nicht zurück. Die Birken haben ihre Kätzchen wie der Haselstrauch vorgetrieben; Weiden aller Art sind im Begriff zu folgen. Die Ulmen am Berghang and am Wiesenrand sind mit einem blassroten Schimmer überzogen und die Rüstern in den Rheinanlagen machen es trotz der Schattenlage nach: die Knospen schwellen.
   Im Walde, am Waldrande stehen im frischen Laub das kletternde Geisblatt und der Holunder. Als dritter im Bunde schickt sich der Schlehdorn an, seine Blüten zu öffnen. Und was der sonnige Waldrand kann, können auch die städtischen Anlagen. Ganze Gebüschgruppen, ganze Randstreifen leuchten hier schon in roten und gelben Blütenknospen und im frischen Frühlingsgrün. So am Rosenweiher im Hofgarten, im Baumschulwäldchen, an der Gronau.
   Und tiefer im Boden regt sich’s auch; Lilien, Krokus, Skyla, Narzissen haben die schützende Erddecke durchstoßen und treiben zum Licht. Die Rasenflächen in den städtischen Anlagen und Gärten, die Wiesen werden grün. Vielfach waren die Gräser überhaupt nicht dürr geworden.
   Alles treibt dem Frühling entgegen und – der ist doch noch so fern. Wohl liegen die Temperaturmittel weit über dem Durchschnitt, der dem Januar zukommt, aber wo ist das Licht? Das Licht, das zum Leben, zum Grünen und Blühen so notwendig! Regen und Nebel beherrschen die Erde und gar selten macht sich die Sonne.
   Es ist noch allzu früh in der Zeit und unangebracht ist dieses Treiben, dieses Blühen im Januar, wie überlaute Fröhlichkeit in dieser Kriegszeit es wäre, da wird leider manche Hoffnung und manch junges Leben zerstört werden.
   Da ist doch die Tierwelt, da sind doch die Vögel klüger. Noch schmettert kein Fink sein Lied und keine Amsel singt vor Tag und Tau. Bescheiden wohl zirpt ein hoffnungsfrohes Meischen sein: „De Zitt de kütt; de Zitt de kütt“ bei der Raupenschau und auch die Krähen setzen wohl gar einmal an einem besonders schönen Tage zu einem Hochzeitsfluge hoch in den Lüften an, aber es sind nur Ansätze. Noch ist es nicht die Zeit zum Freien und Blühen.[...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Sammlung von Wollsachen und von geeignetem Lesestoff für die Truppen. Unsere Vaterländischen Vereinigungen treten an die Bürgerschaft erneut mit der Bitte heran, Wollsachen zur Versorgung unserer braven Truppen mit wärmender Unterkleidung abzuliefern. Dringend nötig sind: Aermelwesten, Brustschützer, Rückenschützer, Kniewärmer, Strümpfe, Leibbinden, Pulswärmer, Unterhosen, Unterjacken, Wollhemden, Kopfschützer. Vor allen Dingen werden aber zur Verarbeitung gern alte Westen, Mäntel und Decken angenommen. Gerade die letzten Gegenstände werden in den Frauen-Arbeitsstätten hergerichtet und bringen so armen Kriegerwitwen wieder einen angemessenen Verdienst. Wenn die Heeresverwaltung auch wärmende Unterkleidung in ausreichendem Maße zur Verfügung stellt, so ist es doch an vielen Plätzen nötig, über dieses Maß hinaus nachzuhelfen. Auch ist nach wie vor an der Front ein großer Mangel an geeignetem Lesestoff und die Vaterländischen Vereine bitten, auch hier helfend einzugreifen. In vielen Haushaltungen wird so manches überflüssige Buch stehen, was unsere tapferen Krieger an der Front über so manche schwere Stunde hinwegtrösten kann. Wollsachen und Lesestoff sind an der Sammelstelle der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft, Münsterplatz 1-3, abzuliefern. Es genügt jedoch auch eine Mitteilung durch Fernsprecher Nr. 175 oder durch eine Karte, dann werden die zur Verfügung stehenden Sachen gerne abgeholt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)