Samstag, 1. Januar 1916
„Arndt-Eiche in Eisen“. Gestern nachmittag 4 ½ Uhr erschienen Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe und Seine Durchlaucht Fürst Adolf zu Schaumburg-Lippe an der Arndt-Eiche, um durch das Einschlagen je eines goldenen Ehrennagels aufs neue wiederum das hohe Interesse zu bekunden, das insbesondere die Frau Prinzessin dauernd der Bonner Wohlfahrtspflege entgegenbringt. Die hohen Herrschaften besichtigten eingehend das Bonner Kriegsmal, nagelten auf der für sie freigelassenen Stelle des Brustschildes des vordersten Adlers und schrieben ihre Namen in das aufliegende „eiserne Buch“ ein. Sie unterhielten sich dann noch längere Zeit mit den anwesenden Herren des Ausschusses.
Die Bonner Kriegsnagelung erfreut sich des lebhaften Zuspruchs der Bonner Bürgerschaft. Es sind bereits über 9000 M. durch die Nagelung für die Bonner Kriegswohlfahrtspflege, insbesondere für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern eingegangen, und eine große Zahl von Vormeldungen, die auch noch mehrere tausend Mark umfassen, liegt bereits vor. So haben der Bonner Männer-Gesangsverein und der Vaterländische Frauenverein je ein Schild von 500 M. erworben, der Bonner Frauenverein ein solches von 300 M., und die vereinigten Bonner Innungen haben für diesen Zweck 2000 M. zur Verfügung gestellt. Zahlreiche andere Vereine haben sich ebenfalls grundsätzlich für eine Benagelung ausgesprochen, doch steht ihr Entschluß über die Art der Nagelung noch nicht fest. Großer Beliebtheit erfreut sich die Nagelung der Eichenblätter, auf denen sich zahlreiche Bonner Familien durch Inschriften ein Erinnerungsmal setzen. Gestern nachmittag waren der Oberbürgermeister, die Beigeordneten und die Stadtverordneten geschlossen erschienen, um das von ihnen und der Stadt Bonn gestiftete Schild zu nageln.
Am 27. Dezember nagelte Herr Rechtsanwalt Dr. Schumacher II zwei silberne Nägel von je 5 Mark. Die zehn Mark stammten aus einem Privat-Sühnetermin.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin sowie Seine Durchlaucht Fürst Adolf zu Schaumburg-Lippe werden heute nach Oberbayern fahren. Sie waren Dienstag abend aus Bückeburg in Bonn angekommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Schießen in der Neujahrsnacht ist verboten und strafbar, ebenso ist das Tragen von Waffen ohne polizeiliche Erlaubnis verboten. Die Polizeibeamten sind nach einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters angewiesen gegen das Verüben groben Unfugs nachdrücklich einzuschreiten.
Bonner Wochenmarkt. Der gestrige Markt, der letzte im alten Jahre, war ziemlich gut besucht und der Verkauf befriedigend. Da für den gestrigen Freitag die Verordnung über die fleischlosen Tage aufgehoben war, hatten die Geflügelhändler und Metzger auch ihre Verkaufsbuden aufgeschlagen; aber auf dem ganzen Markt war kein Schweinefleisch zu haben. Frische Eier waren nur an zwei Stellen zu haben, und zwar das Stück zu 34 Pfg. Butter war überhaupt nicht zu erlangen, ebenfalls keine Kartoffeln (außer dem städtischen Verkauf). (...) Im allgemeinen waren die Preise dieselben wie am letzten Hauptmarkttage.
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze war gestern im allgemeinen schlecht beschickt. Auch an Händlern und Vorkäufern fehlte es, was zur Folge hatte, daß die Gemüsebauern, um ihre Waren aus dem alten nicht mit ins neue Jahr zu nehmen, zu verhältnismäßig billigen Preisen verkauften. (...) Der Markt war verhältnismäßig früh geräumt.
Der städtische Gemüse-, Kartoffel- und Obst-Verkauf war gestern wieder ziemlich lebhaft. Besonders große Nachfrage war in Kartoffeln. Seit einigen Tagen kommen auch Apfelsinen zum Verkauf. (...)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Marianische Junggesellen-Sodalität veranstaltet am Neujahrstag, abends 8 Uhr, im großen Saal des Kath. Vereinshauses (Josefstraße) eine Weihnachtsfeier. Hierbei wird der Gesangchor u. a. die so beliebten Krippenlieder vortragen. Rezitationen usw. sowie eine Verlosung versprechen einen schönen Verlauf der Feier. Die Ehrenmitglieder, Mitglieder und Freunde der Sodalität nebst deren Angehörigen sind hierzu freundlichst eingeladen; besonders auch die Angehörigen derjenigen Mitglieder, die zur Fahne einberufen sind. Schulpflichtige Kinder haben keinen Zutritt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)