Freitag, 26. Juli 1918
Die Bonner Studentenschaft gegen eine Schließung Heisterbachs. Die Bonner Studentenschaft hat in der letzten Vertreterversammlung auf Anregung der Burschenschaft Alemannia beschlossen, an den Rektor der Universität folgende Bitte zu richten: „Die Vertreterversammlung der Bonner Studentenschaft bittet, die Aufmerksamkeit Eurer Magnifizenz darauf lenken zu dürfen, daß das Gut Heisterbach in andere Hände übergegangen ist und daher die Gefahr besteht, daß dieser sagenumwobene Platz rheinischer Romantik dem rheinischen Volke und damit auch der Bonner Studentenschaft als Ausflugs- und Erholungsplatz, als Stätte rheinischer Fröhlichkeit, verloren geht. Eure Magnifizenz bitten wir daher ergebenst, Ihren ganzen Einfluß dahin geltend zu machen, daß auch unter dem neuen Besitzer die Ruine nebst der Wirtschaft in dem bisherigen Umfange dem Volke zugänglich bleibt.“
Den Wunsch der Bonner Studentenschaft, daß Heisterbach auch weiterhin der Allgemeinheit zugänglich bleiben möge, teilen weiteste Kreise der Bonner, ja der ganzen rheinischen Bevölkerung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fleisch. Am Samstag werden in den Metzgergeschäften Rind- und Kalbfleisch zu 2,50 Mk., Leberwurst zu 1,80 Mk. und Blutwurst zu 1,50 Mk. das Pfund verkauft.
Fett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in der kommenden Woche insgesamt 50 Gramm Butter ausgegeben. Der Preis für ein Pfund Butter beträgt 4,15 Mark.
Kartoffeln. Für die Woche vom 29. Juli bis 4. August werden, wie bereits mitgeteilt, auf Kartoffelkarte vier Pfund Frühkartoffeln auf dem Wochenmarkt, Stiftsplatz, Marktplatz Kirsch-Allee und Sportplatz Reuterstraße abgegeben. Als Ersatz für fehlende Kartoffeln werden Graupen und Bohnen auf Warenkarte verteilt. Voraussichtlich kommen in den nächsten Tagen aus Sachsen und Pommern Kartoffeln an, sodaß alsdann die Kartoffelknappheit beseitigt ist. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)
Zum Großfeuer im Katholischen Gesellenhaus. Die Feuerwehr mußte auch noch im Laufe des gestrigen Tages wiederholt an der Brandstelle eingreifen, da aus den Schuttmassen im Innern des ausgebrannten Saalgebäudes die Flammen immer wieder aufloderten. Das Feuer ist auf der Theaterbühne des Festsaales entstanden, die als Kleideraufbewahrungsraum für die Gefangenen eingerichtet war. Der Sachschaden ist sehr bedeutend, denn außer den 150 Betten der Kriegsgefangenen fiel noch die Einrichtung von 21 Gesellenzimmern dem Feuer zum Opfer, die sich im dritten Stockwerk des Saalgebäudes befanden. Der Gesellenverein hat außerdem die ganze Bühneneinrichtung, die Requisiten und die Theatergarderobe eingebüßt. Eine Anzahl Handwerksgesellen, die die oberen Zimmer bewohnten, haben ebenfalls ihre Kleidungsstücke durch den Brand verloren. Im ganzen sind vier Russen durch Brandwunden leicht verletzt. Bei dem Leutemangel war es für die Wehrleute ein hartes Stück Arbeit, das Feuer von den umliegenden Gebäulichkeiten fern zu halten. Einschließlich der Hilfsdienstpflichtigen verfügt nämlich heute unsere Feuerwehr nur über 27 Wehrleute, während ihre Zahl in Friedenszeiten 86 betragen hat. Die Ursache des Brandes konnte noch nicht aufgeklärt werden; es wird vielfach angenommen, daß einer der Kriegsgefangenen verbotswidrig geraucht hat und so das Feuer verursacht hat. Nach einer anderen Darstellung soll das Feuer durch Kurzschluß entstanden sein.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Gartenbesitzer müssen ihren voraussichtlichen Ernteertrag an Aepfeln, Birnen und Pflaumen bis 28. Juli dem dafür bestimmten Kommissionar des Stadtkreises Bonn schriftlich anmelden.
Diebstahlversuch. Elf Bettücher stahlen gestern vormittag zwei Soldaten aus dem Garten des städtischen Pflegehauses. Mehrere in der Anstalt untergebrachten Knaben beobachteten den Diebstahl und riefen um Hilfe, worauf die Diebe ihre Beute im Stich ließen und unerkannt entkamen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 27. Juli 1918
Die Stadtverordneten nahmen in ihrer gestrigen, von Oberbürgermeister Spiritus geleiteten Sitzung Kenntnis von verschiedenen Stiftungen: 3000 Mark von einer ungenannten Firma für die Armen, ferner für die Kriegspatenschaft der Stadt Bonn von Frau Geheimrat Schede, Frau Geheimrat v. Franqué und Frau Geheimrat Garrè je 1000 Mark, von Wessels Wandplattenfabrik 5000 Mark und von den Vaterländischen Vereinigungen aus Mitteln der Arndt-Eiche 10.000 Mark. Wie Beigeordneter v. Gartzen mitteilte, sind für die Kriegspatenschaft bisher insgesamt 72.500 M. eingegangen. Für 209 Kinder sind insgesamt 46.000 M. auf Sparkassenbücher angelegt worden. Von bisher rund 950 Kriegswaisen sind rund 700 bedürftig; es möchten daher noch recht viele Stiftungen für die Kriegswaisen gemacht werden, damit jedem bedüftigen Kinde für seine spätere Ausbildung oder für seine Aussteuer ein kleines Kapital sichergestellt werden kann. – […]
Ein Kirchenkonzert zum Besten der Ludendorff-Spende findet, zugleich als Gedächtnisfeier für die verstorbenen Krieger, morgen, Sonntag, abend in der Schloßkirche statt. Aufgeführt werden Werke von Bach, Brahms, Karg-Elert, Mendelsohn, Reger und Wolf.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kein Eingriff in die Wäsche der Privathaushaltungen. Gegenüber Gerüchten, wonach Erwägungen schweben wegen Beschlagnahme von Tischwäsche auch in Privathaushaltungen kann auf Grund von Erkundigungen an zuständiger Stelle mitgeteilt werden, daß derartige Pläne zurzeit auch nicht im geringsten gehegt werden. Man steht im Gegenteil auf dem Standpunkt, daß ein Eingriff in die Wäsche der Privathaushaltungen unter allen Umständen vermieden werden muß.
Verbot des Grünpflückens von Hülsenfrüchten. Wie der Oberbürgermeister bekannt macht, ist im Stadtkreise Bonn die Aberntung von Futtererbsen und Ackerbohnen als Frühgemüse nur mit Erlaubnis des Kommunalverbandes gestattet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein Direktor eines hiesigen Stahlwerkes (Rüstungsindustrie) war angeklagt, Geheimschlachtungen in seinem Werke begünstigt zu haben. Er gab an, sich in einer Notlage befunden zu haben. Die Lieferungen hätten erfüllt werden müssen, die Arbeiter hätten aber bei der geringen Zuteilung von Lebensmitteln ihren schweren Aufgaben nicht nachkommen können. Er habe sich in einem Widerstreit der Pflichten befunden. Das Gericht sprach den Angeklagten frei.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 28. Juli 1918
Daß die Bartflechte durch die Kriegsseife verursacht werde, ist verschiedentlich behauptet worden. Die Seifen-Herstellungs- und Vertriebs-Gesellschaft hat daraufhin eine Reihe hervorragender Dermatologen darüber befragt. Die Gutachten lauten übereinstimmend dahin, daß eine derartige schädliche Wirkung des in der Seife vorhandenen Tons vollkommen ausgeschlossen ist.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Brotausgabe. In den letzten Tagen ging hier das Gerücht, daß in der kommenden Woche hier in Bonn kein Brot ausgegeben werden könnte. Wie wir auf Grund unserer Erkundigungen an zuständiger Stelle versichern können, ist unsere Brotversorgung in ausreichender Weise gesichert.
Portohinterziehung bei Feldpostbriefen. Die vielfache mißbräuchliche Ausnutzung der Portofreiheit für Feldpostbriefe hat bekanntlich neuerdings auf diesem Gebiete zu verschärften Anordnungen durch die Feldpost geführt. Wie weitgehend nunmehr von den Strafgerichten diese Bestimmungen ausgelegt werden, beweist eine jüngste Schöffengerichtsentscheidung. Zwei Verwaltungsbeamte hatten danach dem an sich portofreien Schreiben eines befreundeten Soldaten an gemeinsame Bekannte Grüße beigefügt, weshalb gegen sie ein Strafverfahren wegen Portohinterziehung anhängig gemacht worden war. Das Gericht gelangte mit der Anklage zu der Auffassung, daß Portohinterziehung vorliege, da durch den Zusatz der Grüße die portofreie Sendung portopflichtig geworden sei. Nur weil der Gruß einen entschuldbaren Irrtum im Sinne der Bundesratsverordnung für gegeben erachte, lautete das Urteil gegen die Beschuldigten auf Freisprechung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Milderung der Wäsche- und Kleidernot hat die Hauswirtschaftliche Kriegshilfe Näh- und Flickkurse eingerichtet, wo unter Anleitung einer bewährten Lehrkraft Frauen und Mädchen ihre Kleider ändern und ihre Wäsche und Strümpfe ausbessern können. Anmeldung und nähere Auskunft in den Werkstätten Universität, Am Hof 1 (frühere Flickschusterei).
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 29. Juli 1918
Bischof Dr. Moog ordnet an, daß am 4. August des Eintritts in das 5. Kriegsjahr in den Gottesdiensten gedacht werde. In der Begründung heißt es: Die Unversöhnlichkeit und der Vernichtungswille unserer Feinde zwingt uns, in das fünfte Kriegsjahr einzutreten. Wer hätte bei Beginn des Krieges voraussagen können, daß derselbe so lange dauern und dem deutschen Volke so unermeßliche Opfer an Gut und Blut auferlegen würde! Und doch müssen wir aus innerstem Herzen Gott danken, daß er bis hierher uns die Kraft gegeben hat, aufrecht zu stehen und an dem endlichen Siege unserer gerechten Sache nicht zu zweifeln. Auch in dem zu Ende neigenden Kriegsjahre haben wir wiederum unter dem Beistande des Allmächtigen wunderbare Erfolge erleben dürfen, vor deren Größe kommende Geschlechter mit Bewunderung stehen werden. Darum wollen wir in das neue Kriegsjahr mit Dank und Flehen zu Gott hineingehen, daß er uns im Verlaufe desselben den vor ihm aufrichtig ersehnten Frieden schenken, bis dahin aber unseren herrlichen Truppen und uns selbst im deutschen Vaterlande die Kraft und Freude weiteren Ausharrens und Opfersinns verleihen möge.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur freiwilligen Abgabe entbehrlicher Männeroberkleider. Die Reichsbekleidungsstelle hat für die Altkleidersammlung, die bisher das gewünschte Ergebnis nicht gehabt hat, den Ablieferungstermin bis zum 15. August verlängert. Den Kommunalverbänden ist aufgegeben, von solchen Personen, die nicht durch die bereits erfolgte Ablieferung eines Anzugs von der Aufstellung eines Bestandsverzeichnisses befreit sind, innerhalb der festgesetzten Frist die Einreichung eines Bestandsverzeichnisses zu fordern und bei der nochmaligen Aufforderung zu bemerken: Wer trotz der Aufforderung überhaupt nicht oder nicht innerhalb der ihm gesetzten Frist ein Bestandsverzeichnis einreicht oder darin wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 10.000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. Neben dieser Strafe kann angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Täters öffentlich bekanntzumachen ist; auch kann neben Gefängnisstrafe auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.
Die Vaterländische Vereinigung deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegsteilnehmer hielt gestern im Bürgerverein eine öffentliche Versammlung ab. Der Redner, Herr Heinz Ader – Godesberg, sprach in knapper, soldatischer Art über die Bestrebungen des Vereins. Zweck der Gründung ist, die ja auch der große deutsche Reichsbund für Kriegsbeschädigte anstrebt, völlige Sicherstellung des Kriegsbeschädigten nach seiner Entlassung vom Militär. Das Kaiserwort von 1914 hat sich dieser neue Verein, der Anfechtungen gewiß nicht aus dem Wege gehen kann, zum Grundsatz gemacht: „Wir kennen keine Parteien!“ Mit Recht bemerkte der Redner im Interesse der Kriegsverletzten: „Wir wünschen nur, daß man uns hilft, daß wir uns selbst helfen können!“ Herr Redakteur Emons führte demgegenüber aus, daß selbstverständlich mit der Rückkehr der Feldzugsteilnehmer in die Heimat die verschiedenen Interessen dieser wieder zur Geltung kommen müßten. Der Bankbeamte sei nicht in erster Linie Beschädigter, sondern Arbeitnehmer, und das gleiche gelte vom Schuster und Schneider. Deshalb seien diese Vereinigungen, wie sie jetzt zu Dutzenden aus dem Boden sprießen, temporäre Erscheinungen. Der Schuster werde mit Friedensschluß nicht bloß zu seinen Leisten, sondern auch zu seiner Arbeitsorganisation zurückkehren und in dieser seine wirtschaftlichen Forderungen vertreten. Lebhafte Erörterungen schlossen sich den verschiedenen Ausführungen an.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 30. Juli 1918
Zur Abgabe von Männeranzügen. Wie schon mehrfach erwähnt, hat die Stadt Bonn für die angeordnete Kleidersammlung 3040 Anzüge aufzubringen. Diese Zahl ist bei weitem noch nicht geschafft. Es sind bisher 1850 Anzüge abgegeben. Man hört bei Gesprächen in der Bürgerschaft immer wieder die Ansicht vertreten, als ob jetzt die Bekleidungsfrage gelöst und weitere Ablieferung überflüssig sei. Es wird deshalb wiederholt bemerkt, daß diese Ansicht irrig ist. Nach wie vor wird die Sammlung in Bonn fortgesetzt, bis die aufzubringende Ziffer erreicht ist. Der Reichkommissar für bürgerliche Kleidung hat seinerzeit ausdrücklich erklärt, daß die Sammlung nicht abgebrochen werden dürfe. Mit denjenigen Gemeinden, in welchen die angeforderte Zahl von Anzügen nicht aufgebracht sei, müsse nach Ablauf einer angemessenen Frist verhandelt werden, in welcher Weise das Sammelwerk ergänzt und Maßnahmen getroffen würden, um die Säumigen an die Erfüllung ihrer Pflicht zu erinnern. Es ergeht daher die dringende Bitte, die Sammlung weiterhin zu unterstützen. Jeder, der einen Anzug entbehren kann, möge er zur Abgabe aufgefordert sein oder nicht, bringe einen Anzug zur Altkleiderstelle Martinstraße Nr. 18. Der Zweck der Sammlung, die Arbeiterschaft in der Rüstungsindustrie, Landwirtschaft und Eisenbahn zu unterstützen, erfordert gebieterisch die Mitwirkung aller, die dazu imstande sind.

Kein Papier in den Mülleimer. Der Gouverneur der Festung Köln hat eine Verordnung erlassen, nach welcher es verboten ist, Papier (auch Zeitungen, Zeitschriften, Bücher), Pappe, Abfälle oder Reste von Papier oder Pappe dem Hausmüll beizumengen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mark oder verhältnismäßiger Haft bestraft.
Die öffentliche Uhr an der Brückenstraße, der Endstation bezw. Haltestelle für die stark benutzten und pünktlich verkehrenden Bahnen, geht schon vierzehn Tage lang zehn Minuten zu spät.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
50 Gramm Butter werden in dieser Woche auf den Kopf der Bevölkerung verausgabt.
Weitere zwei Pfund Kartoffeln werden in dieser Woche auf Warenkarte Nr. 31 ausgegeben und zwar bis zum 3. August einschließlich.
Unsere Frauen sind offenbar am hellen Tage nicht mehr vor Behelligungen sicher. Wie man uns meldet, wurde gestern mittag kurz nach 12 Uhr eine junge Frau auf der Poststraße von einem Burschen belästigt. An Schaufenstern darf überhaupt eine Frau kaum noch stehen bleiben ohne Gefahr zu laufen, angesprochen zu werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ferienspiele. Die Ferien für die Bonner Volksschulen nehmen am 2. August ihren Anfang. Am Montage darauf ziehen, wie in früheren Jahren, Scharen froher Kinder hinauf zum Venusberge. Es dürfte sich wohl erübrigen, die Eltern unserer Schulkinder auf die gesundheitliche Bedeutung dieser Wanderungen und Spiele in frischer Wald- und Bergesluft näher hinzuweisen. Der Gesundheit dient es offenbar auch, wenn die Kinder den Weg barfuß zurücklegen. Bedenken hiergegen bestehen nicht. Gesundheitsfördern im wahrsten Sinne des Wortes sollen die diesjährigen Ferienspiele dadurch wirken, daß auch das Sammeln von Arzneipflanzen für den Hausbedarf und die Allgemeinheit an einigen Tagen vorgesehen ist. Nicht zu unterschätzen ist auch die erziehliche Bedeutung der Spiele. Die Kinder, sofern sie nicht den Eltern hilfreiche Hand zu leisten gezwungen sind, treiben sich vielfach auf Straßen, Plätzen und Feldern herum und bereiten durch ihr Benehmen und Handeln den Eltern Kummer und Sorge. Diese Sorgen, liebe Eltern, wollen die Ferienspiele auch hinwegnehmen. Unter Aufsicht ihrer Lehrer seht ihr eure Kinder hinausziehen und unter ihrem Schutz auch wieder zu euch zurückehren. Darum laßt sie hinauswandern und sich freuen gemäß dem Dichterwort: „Wie will ich spielen im grünen Hag, wie will ich springen durch Tal und Höh’n, wie will ich pflücken viel Blumen schön!“
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 31. Juli 1918
Arndt-Eiche in Eisen. Die Einnahmen der Arndt-Eiche in Eisen belaufen sich bis Mitte Juli auf 111.105 Mark.
Wie bekannt, ist bei der Ablieferung von Männeranzügen die Einrichtung getroffen, daß diejenigen Personen, welche den Kaufpreis nicht für sich beanspruchen, ihn der Arndt-Eiche überweisen können. Auf diese Weise sind bisher der Arndt-Eiche insgesamt rund 1200 Mark zugeführt worden. Den freundlichen Gebern sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank ausgesprochen. Im übrigen sind die Einnahmen der Arndt-Eiche in letzte Zeit geringer geworden, was insbesondere darauf zurückzuführen ist, daß größere Sammlungen, wie für die Ludendorff-Spende und jetzt für die Kolonialkriegerspende, das Interesse für die Arndt-Eiche in den Hintergrund treten ließen. Immerhin dürfte es empfehlenswert sein, auch der Ziele und Zwecke, der Fürsorge von Bonner Kriegern, weiter zu gedenken.
Die künftige Brotration. Wolffs Telegraphenbureau meldet aus Berlin: Wie wir hören, wird die Mehlration vom 19. August ab wieder auf 200 Gramm erhöht werden. Die Höhe der Brotration wird von der den zur Verfügung stehenden Streckungsmittel abhängen. Während der am 19. August beginnenden ersten fleischlosen Woche wird ebenfalls Ersatz für das ausfallende Fleisch gegeben werden, und zwar voraussichtlich durch Kartoffeln. Ein Ersatz durch Mehl wird infolge der Verzögerung der Ernte nicht möglich sein.
Ein Wohltätigkeitskonzert zum Besten der Hinterbliebenen gefallender 68er, ausgeführt von der Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 68, findet am nächsten Sonntagnachmittag auf der Casselsruhe statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Lage der Wäscherinnen und Büglerinnen. Ein jeder weiß, daß die Preise für Reinigung der Wäsche ganz gewaltig gestiegen sind und das mit Recht, denn die Preise für Seife, Seifenpulver, Stärke und dergl. habe eine Höhe erreicht, daß die Wäschereien unmöglich zu den bisherigen Preisen arbeiten können. Sehr bedauerlich ist es aber, von den in den Wäschereien beschäftigten Personen, Wäscherinnen und Büglerinnen zu vernehmen, daß diese Leute, obwohl die Wäschereibesitzer hohe Preise erzielen, noch immer mit 35 und 45 Pfg. die Stunde entlohnt werden oder in zehnstündiger anstrengender Tätigkeit 3,50-4,50 Mark verdienen. Die Familien, welche Wäsche aus dem Hause geben, sind es ihren Mitmenschen schuldig, dafür einzutreten, daß eine so anstrengende Tätigkeit wie waschen und bügeln den Zeitverhältnissen entsprechend bezahlt wird. Eine Büglerin.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
Die Zufuhr der Frühkartoffel aus den der Stadt Bonn für die Belieferung überwiesenen Provinzen Pommern, Westpreußen, Sachsen und Rheinprovinz ist besser geworden. Aus diesem Grunde können in dieser Woche noch weitere 2 Pfund auf Warenmarke ausgegeben werden, sodaß insgesamt 6 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung verteilt worden sind.
Wie es sich mit den weiteren Belieferungen verhalten dürfte, läßt sich noch nicht übersehen, da fast allerorts die Frühkartoffelernte nicht gehalten hat, was man sich von ihr versprach. [...] Es steht aber zu erwarten, daß durch die vom Lebensmittelamt getroffenen Maßnahmen die Kartoffelversorgung in den nächsten Wochen sich mindestens auf 6 Pfund halten dürfte. Dies ist um so wichtiger, als die Mehl- und Brotversorgung schwieriger geworden ist und Einschränkungen erleiden muß. Vom 15. Juni d. J. ab war die Mehlversorgung auf 160 Gramm auf den Kopf herabgesetzt. Das bedeutet eine Wochenausgabe von 2¾ Pfund Brot. Trotzdem war das Lebensmittelamt in der Lage, aus seinen Ersparnissen 3¾ Pfund, also ein volles Pfund mehr, als Wochenration an die Bevölkerung abzugeben, und auf diese Weise sind in 7 Wochen 600.000 Pfund Brot mehr der Bevölkerung zugeführt worden, wie seitens der Reichgetreidestelle überwiesen wurde.
[...]
Die Fleischversorgung stößt nach wie vor auch immer auf Schwierigkeiten. Auch in der letzten Woche konnten nur 150 Gramm Fleisch einschließlich Wurst ausgegeben werden.
Wesentlich verbessert hat sich dagegen die Gemüseversorgung. Auf den städtischen Verkaufstellen waren namentlich reichliche Bohnenzufuhren, so daß allen Begehren entsprochen werden konnte. Es steht auch zu erwarten, daß in der nächsten Zeit die Gemüsebelieferung gut sein wird. Alle Herbstgemüse und alles Obst werden durch die neuen Bestimmungen der Reichsstelle für Gemüse und Obst nunmehr in Zwangsbewirtschaftung genommen. [...]
Ebenso wird voraussichtlich noch in dieser Woche eine Eierausgabe stattfinden und zwar handelt es sich diesmal um Auslandseier, die aus der Ukraine eingeführt sind. Infolgedessen muß der Preis hierfür wesentlich erhöht werden, was noch durch die demnächstigen Bekanntmachungen ergänzt werden wird.
Verkauf von Speisefett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in dieser Woche insgesamt 50 Gramm Butter auf den Kopf der Bevölkerung verausgabt. Der Preis für Butter ist auf 4,15 Mark für das Pfund festgesetzt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf“)