Bonn 1914-1918
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Sonntag, 21. Juli 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Juli 1918Kolonialkrieger-Spende. Zugunsten der schwergeschädigten Deutschen in unseren Kolonien werden im Laufe des Sommers Opfertage über ganz Deutschland stattfinden. Der Ertrag dieser Sammlung, der der amtlich verwalteten Kolonialkrieger-Spende zufließen soll, kommt den Kolonialkriegern, ihren Angehörigen und Hinterbliebenen, darüber hinaus aber auch allen anderen Kolonialdeutschen zugute, die in den Schutzgebieten bei Ausbruch des Krieges ihr Hab und Gut verloren haben.

Das Orchester des Heimatfronttheaters gibt morgen (Montag) nachmittag im Rheinhotel Dreesen in Rüngsdorf ein Konzert.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Kolonial-Krieger-Spende. In der Zeit vom 26. Juli bis 3. August ds. Js. finden besondere Sammeltage für die Kolonialkrieger-Spende statt. Hoffentlich wird auch unsere Stadt, wie schon so oft bei ähnlichen Gelegenheiten, ihre alte Opferfreudigkeit wieder beweisen und nicht hinter anderen deutschen Orten zurückstehen. Gilt diese Sammlung doch einer Heldenschar, welche bisher allzuwenig genannt wurde, obwohl sie nahezu Uebermenschliches geleistet hat. In unseren Kolonien haben deutsche Männer die deutsche Ehre bis zuletzt verteidigt; auf verlorenem Posten haben sie ausgeharrt, bis die gewaltige Ueberzahl der Feinde jeden weiteren Widerstand unmöglich machte. Noch aber sind von Lettow-Vorbeck und seine Truppen unbesiegt. Im fernen Afrika kämpfen sie unter Schwierigkeiten, die wir uns kaum vorstellen können. Fast ganz auf sich selbst angewiesen, haben sie ein tropisches Land von der doppelten Größe Deutschlands verteidigt: weder die Entbehrungen der Wildnis, noch die Krankheiten des Klimas haben sie mutlos gemacht. Zusammen mit ihren treuen Eingeborenen haben sie nicht nur glänzende Siege gewonnen, sondern auch im hartnäckigen Buschkrieg um jeden Zoll Boden gerungen, und heute noch kämpfen sie als Sieger auf portugiesischer Erde. Selbst die Feinde senken ihr Schwert achtungsvoll vor so viel Heldentum, und der Name des deutschen Führers gehört zu den gefeiertsten des ganzen Krieges.
  
Sollten wir solchen Männern unsere Dankbarkeit weigern, die wir den Helden im Flugzeug, im Luftschiff und im Unterseeboot so gern und reichlich gespendet haben?
   Fürwahr, es ist an der Zeit, die Fürsorge auch unseren Kämpfern in den Kolonien zuzuwenden, Armut und Not unter ihren Angehörigen oder Hinterbliebenen zu lindern und so zu einem kleinen Teil den Dank abzutragen, den wir ihnen allen schulden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Feriensonderzüge werden in diesem Jahre, wie die Eisenbahndirektion Köln bekannt macht, nicht gefahren. Es wird empfohlen, die Eisenbahn so wenig wie möglich für Ferienreisen zu benutzen.

Zur Abgabe von Männer-Anzügen. In diesen Tagen sind seitens des städt. Bekleidungsamtes Aufforderungen an Teile der Bürgerschaft ergangen, entweder einen Anzug abzugeben, oder aber ein Bestandsverzeichnis des vorhandenen Kleidervorrats einzureichen. Es ist nun vielfach auf Grund der letzten Verhandlungen im Reichstag in der Bürgerschaft die Ansicht verbreitet, daß man diesen Aufforderungen nicht mehr nachzukommen brauche, da die Bekleidungsfrage gelöst sei. Diese Ansicht ist aber unrichtig.
   
Die Stadt Bonn ist nach wie vor verpflichtet, die von ihr eingeforderten 3040 Männer-Anzüge zu beschaffen. Da dies im Wege freiwilliger Abgabe nicht möglich war, hat sich die Stadtverwaltung dazu entschlossen, nunmehr jene schriftliche Aufforderung ergehen zu lassen. Hierzu ist sie auf Grund ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmungen ermächtigt.
   Insbesondere wird darauf hingewiesen, daß mit hohen Strafen bedroht wird, wer unrichtige oder unvollständige Angaben bei der Bestandsmeldung macht. Dringend wird daher ersucht, der Aufforderung innerhalb der 8tägigen Frist nachzukommen, um Weiterungen zu vermeiden.
   Sollte inzwischen jemand einen Anzug abgegeben haben, so wird gebeten, dies unter Angabe der Nummer der Abgabeliste dem städt. Bekleidungsamte mitzuteilen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Montag, 22. Juli 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Juli 1918Die bevorstehenden vier fleischlosen Wochen, die in der Weise vorgesehen sind, daß zwischen dem 19. August und 27. Oktober je eine fleischlose mit je zwei Fleischwochen abwechselt, sind dadurch notwendig geworden, daß wir bisher mit unserem Fleischverbrauch etwas über das mit Rücksicht auf unseren Viehbestand zulässige Maß hinausgegangen sind. Wie die Verhältnisse nun einmal liegen und willig ertragen werden müssen, können wir nicht aus der Hand in den Mund leben, sondern müssen bei der Unabsehbarkeit des Kriegsendes auch an die Zukunft denken. In unserem Schweinebestand, der in Friedenszeiten den Hauptbestandteil unserer Fleischnahrung ausmacht, hat gewaltig geräumt werden müssen, weil wir nicht genug Futter für die Tiere hatten; daher sind wir zur Zeit fast ausschließlich auf Rindfleisch angewiesen. [...] Wollen wir dauernd unseren Rindviehbestand erhalten, dürfen wir nur einen bestimmten Prozentsatz zur Abschlachtung bringen. Dieser Prozentsatz ist in der letzten Zeit überschritten worden und es ist sogar [...] in das Milchvieh eingegriffen worden. Das kann natürlich nicht so weitergehen, es muß in großzügiger Weise etwas für die dauernde Erhaltung des Rindviehbestandes geschehen, weil sonst die Gefahr bestände, daß unsere Milch- und Fettversorgung gänzlich lahmgelegt würde. [...] Unser Durchhalten hängt davon ab, daß wir uns nach der Decke strecken, daß unsere Vorräte auf dauernden Verbrauch eingeteilt werden. Wir werden die wenigen fleischlosen Wochen umso leichter ertragen können, wenn wir die Gewißheit haben, darum umso besser für die Zukunft vorgesorgt zu haben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Ein Mahnwort an die Heimat. Das riesige Ringen um die Entscheidung zwischen Aisne und Marne ist bei uns in seinem vollen Ernst wohl noch nicht allseitig erkannt worden. Aus gelegentlichen Gesprächen in der Bonner Bürgerschaft mußte man erfahren, daß das Urteil über die jüngsten Vorgänge im Westen nur am Äußerlichen der Maßnahmen haftet und nicht im Gesamtrahmen der Geschehnisse bewertet wird. Andernfalls käme man einhellig zu der Erkenntnis, daß unsere Truppen und ihre Führer unvergleichliches geleistet haben, um den Riesenschlag Fochs erfolgreich abzuschlagen. Unser militärischer Mitarbeiter rückt heute das Bild dieser Leistungen in die überzeugenden Linien. Den Gebildeten unter uns, die für die Stimmung in der Heimat die moralische Verantwortung tragen, sei aber auch das hier vorgetragen, was Prof. Georg Wegener in seiner Schilderung der Tage der Entscheidung seinen Blättern einleitend sagt:
  
Hauptquartier, 20 Juli. Der Weltkrieg scheint in seine ungeheuerste, seine entscheidende Phase eingetreten. Deutschland ist seiner Gegner im Osten ledig und in seiner Heeresmacht und seiner Führung stärker als je, aber es hat noch immer an seiner Kampffront ganz allein gegen die Doppelmacht Englands und Frankreichs zu fechten, jetzt noch verstärkt durch Amerikaner und Italiener, die mindestens durch ihre Zahlen für den Gegner eine große Entlastung bedeuten. Diese gegnerische Macht ist neuerdings überdies unter dem Druck der Kriegsnot zu einer Einheitlichkeit zusammengeschmiedet worden, wie sie bisher noch nie bestand, und sie wird mit einer so rücksichtslosen, zu jedem auch dem schwersten Opfer bereiten Entschlossenheit eingesetzt, daß man darin das Bewusstsein des Gegners, vor der letzten Entscheidung zu stehen, unschwer erkennt. [...] Hier geht es ums Wesentliche, Letzte, Ganze. So, mit dem höchsten Ernst, mit einer alles andere jetzt als gleichgültig beiseite setzenden Entschlossenheit der Teilnahme, muß die Heimat jetzt diesem Ringen folgen. Die Energie des Hirns und der Muskeln darf sie ihrem wundervollen Heer und seinen Führern überlassen. In der Energie des Herzens aber muß sie eins mit ihm sein und muß die Ihrigen hier draußen fühlen lassen, daß sie es ist. Daß wir es mit einem Gegner zu tun haben, der das Höchste von uns verlangt, beweist seine jüngste Tat.

Geheimschlächterei? Bei einem Landwirt in Berzdorf, der seinen Betrieb aufgeben will, erschien ein Fremder, der sich als Metzger ausgab und eine Kuh und zwei Rinder kaufte. Auf Grund falscher Ausweispapiere sollten dieselben am Donnerstag abgeholt werden und wurden abends in einen aus Bonn stammenden Möbelwagen verladen. Die Polizei hatte jedoch Wind von der Sache bekommen, beschlagnahmte das Vieh und konnte zwei Beteiligte festnehmen. Man vermutet, daß die Tiere in eine Geheimschlächterei wandern sollten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Beschlagnahmt wurde von der hiesigen Polizei gestern vormittag auf dem Markt das Fleisch eines geschlachteten jungen Rindes, das zwei Männer durch Bonn in die Kölner Gegend fahren wollten, um es in den Schleichhandel zu bringen. Woher das Fleisch stammt, ist noch nicht geklärt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Dienstag, 23. Juli 1918

   

Die Sammlung für die Ludendorff-Spende hat in der Rheinprovinz bisher 31 Millionen Mark ergeben. Für die Verwaltung der Spende soll ein besonderer Ausschuß in der Rheinprovinz eingesetzt werden, dem außer den Behörden und den Vertretern der Berufsorganisationen auch Kriegsbeschädigte, und zwar vor allem Schwerbeschädigte, angehören sollen.

Ausstellung moderner Graphik im städtischen Museum (Villa Obernier). Der Gesellschaft für Literatur und Kunst ist es in dankenswerter Weise gelungen, eine Reihe moderner, graphischer Arbeiten im städtischen Museum zu einer kleinen Uebersicht zu vereinigen. […] – Von dem bisher üblichen Katalog hat man wohl infolge der herrschenden Papierknappheit abgesehen. […] Da alle diese jungen Künstler neben ernstem Wollen auch ein redliches Können aufweisen, ist ein Besuch der Ausstellung nur zu empfehlen. Z.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. Juli 1918Studentischer Wohnungsnachweis. Zur Erleichterung des Wohnungsnachweises für Studierende ist ein Studentischer Wohnungsnachweis für die Universität Bonn errichtet worden. (Näheres auf dem Sekretariat der Universität.)

Bonner Lichtspiele. Ein Filmroman „Beethoven und die Frauen“ von Emil Colberg, in Verbindung mit der Wiedergabe von Partien aus des Großmeisters musikalischen Schöpfungen, die die szenischen Vorgänge begleiten, wird heute zum erstenmal aufgeführt. Es handelt sich um einen sog. Harmoniefilm der zum Bioskop-Konzern gehörenden Harmoniefilm-Gesellschaft, die auch u. a. die Sage vom fliegenden Holländer durch Partien aus Richard Wagners Fliegenden Holländer zu einer szenischen und musikalischen Einheit verbinden will. […]

Zur Ueberfüllung auf dem „Overstolz“. Bekanntlich hatte der Vergnügungsdampfer „Overstolz“ der Köln-Düsseldorfer Gesellschaft am Sonntag den 14. ds. eine so große Ueberzahl von Passagieren aufgenommen, daß sich das Schiff oberhalb der Godesberger Landebrücke derart stark zur Seite legte, daß die Mitfahrenden in Angst und Schrecken versetzt wurden. Viele Frauen wurden ohnmächtig und die meisten Passagiere gingen bereits in Königswinter an Land, obwohl sie Fahrkarten für weitere Stationen gelöst hatten. Inzwischen hat sich die Polizeibehörde des Falles bemächtigt und auch das Kgl. Wasserbauamt in Köln sucht Zeugen des unliebsamen Vorfalles, die unter Angabe ihres Namens und des Wohnortes Strafanzeige beim Wasserbauamt Köln stellen können. Da durch Mangel an Stromaufsichtsbeamten eine genügende Ueberwachung des Sonntagsverkehrs kaum möglich ist, wird es vom Wasserbauamt begrüßt, wenn das Publikum Verfehlungen der Schiffsführer zur Anzeige bringt. Hoffentlich melden sich recht viele Zeugen, damit der Fall genau verfolgt werden kann.

Im Elektrostahlwerk in Dottendorf war Karbid gestohlen worden. Man fand bei der Haussuchung bei einem Arbeiter einen Zylinder mit 59 Kilo Karbid. Es wurde aber durch Zeugen festgestellt, daß es sich um verdorbenen Karbid handelte, den die Arbeiter als Dünger mit nach Hause zu nehmen pflegten. Aus diesem Grunde sprach die Strafkammer am Montag zwei wegen Diebstahls angezeigte Arbeiter frei.

Ein Husar wurde am Montag dem Gericht vorgeführt, wo sich seine Ehefrau zu verantworten hatte, weil sie ihm die Desertion erleichtert haben sollte. Die Frau war vom Kriegsgericht zu der geringsten gesetzlich zulässigen Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt worden und hatte gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Sie sagte zu ihrer Rechtfertigung, sie habe nicht anders gewußt, als daß ihr Mann, der im ersten Kriegsjahr verwundet wurde, vom Militär entlassen worden sei. Sie habe mit ihm zusammen in der Josefstraße gewohnt, sei Schaffnerin auf der elektrischen Bahn gewesen und sei später mit ihm nach Berlin gezogen. Der Mann wurde in Berlin verhaftet, es gelang ihm aber, aus dem Militärgefängnis in Berlin auszubrechen. Er wandte sich von dort zu seinen Eltern nach Düren, wo er seine Frau traf und wieder verhaftet wurde. Die Berufung wurde verworfen.

Wie es die Geheimschlächter machen. Es ist mehrfach beobachtet worden, daß mit Rindern bespannte Wagen in gewisse Gebäulichkeiten einfuhren, und daß dieselben Wagen später, mit Pferden bespannt, wieder fortfuhren. Die Rinder wurden auf diese Weise eingeschmuggelt und dann geschlachtet.

Eine hiesige Althändlerin war, weil sie von einigen Jungen zwei Pfund Kupferdraht zu 90 Pfennig das Pfund angekauft hatte, zu einer Gefängnisstrafe von einer Woche verurteilt worden. Ihre Berufung, die sie damit zu begründen versuchte, die Jungen hätten ihr gesagt, sie hätten den Kupferdraht gefunden, wurde am Montag von der Strafkammer verworfen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Wohltätigkeitssammlung. Die unter amtlicher Verwaltung stehende Kolonialkrieger-Spende hat die Genehmigung zur Abhaltung von Opfertagen erhalten. Es gilt einen längst schuldigen Dank denen abzutragen, die in der Tropensonne Afrikas, fern der Heimat, von jeder Zufuhr abgeschnitten, Deutschlands Flagge hochhielten, bis sich, von der Uebermacht der Feinde erdrückt, ihr bitteres Schicksal erfüllte. Was deutscher Fleiß in 30 Jahren rühriger Kolonialwirtschaft aufgebaut hatte, ist ein Raub der Engländer, ihrer weißen und farbigen Hilfsvölker geworden; zerstört liegen blühende Pflanzungen, reiche Farmen, der Stolz unserer Landsleute, die Früchte ihrer Arbeit. Und um das Unglückslos unserer schwer heimgesuchten Brüder in Uebersee vollzumachen, wurden sie vielfach in eine erbarmungswürdige Gefangenschaft fortgetrieben, die vielen von ihnen Leben und Gesundheit kostete. Ihnen zu helfen, die Wunden zu heilen, die der Krieg den wackeren Vorkämpfern in Neu-Deutschland geschlagen hat, ist eine Ehrenpflicht eines jeden Deutschen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Mittwoch, 24. Juli 1918

   

Flurschutzpatrouillen. Das Garnisonkommando hat sich auf Antrag der Stadtverwaltung bereit erklärt, zum Schutze der Felder auch in diesem Jahre wieder Flurschutzpatrouillen zur Verfügung zu stellen. Wie im Vorjahre, soll den Mannschaften zur Beschaffung von Erfrischungen für den Kopf und Tag ein Zuschuß von 1 M. gewährt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 24. Juli 1918Der Bonner Wochenmarkt war gestern ziemlich gut beschickt. Vorwiegend war wieder Grüngemüse, hiesiger Blumenkohl, Kopfsalat, Zwiebeln und Kleinzeug zu haben. Rot- und Weißkohl, Kohlrabien und Pilze in verschiedenen Sorten kommen seit einigen Tagen auch etwas reichlicher auf den Markt. (Die Pilzpreise sind reichlich hoch. Für Pfifferlinge verlangt man 3,50 Mk. das Pfund!) Vereinzelt waren auch wieder große Gurken, Möhrchen, Karotten und Rhabarber vorhanden. Hier und da waren auch Strauchbohnen zum Höchstpreis zu haben, ebenfalls fremde Tomaten, die trotz des sehr hohen Preises viel gekauft wurden, für das Pfund wurden zwei Mark verlangt. Für das diesjährige Frühobst im offenen Verkauf ist unser Wochenmarkt bisher leider überhaupt noch nicht in Frage gekommen. […] Im übrigen war der Verkauf recht flott. Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte wieder außer etwas Grüngemüse und Kopfsalat fast keine Zufuhren. Auch der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte gestern nicht den sonst gewohnten flotten Zuspruch, da die Auswahl an Waren auch hier zu wünschen übrig ließ. Außer etwas Rot-, Weiß-, Spitzkohl, Zwiebeln, Möhrchen und Kohlrabien waren nur noch kleinere Mengen fremde Tomaten zu zwei Mark, fremde dicke Bohnen zu 40 Pfg. das Pfund und fremde Gurken zu 80 Pfg. das Stück zu haben.

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Juli 1918Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Juli 1918Wegen Kindesmords hatten sich gestern der Friseurgehülfe Mathias Beissel aus Aachen und dessen Frau Petronella geb. Pütz, gebürtig aus Euskirchen, vor dem Außerordentlichen Kriegsgericht Köln zu verantworten. Die Angeklagten hatten in der Nacht zum 22. November ihr zwei Monate altes Kind in ihrer Wohnung hier in Bonn mit einem Kissen erstickt. Auf die Angabe der Mutter hin, daß das Kind an Herzschwäche und Krämpfen gestorben sei, stellte ein hiesiger Arzt eine diesbezügliche Bescheinigung (?) aus. Das Verbrechen wäre wohl niemals entdeckt worden, wenn nicht die Frau, von Eifersucht gegen ihren Mann getrieben, die Sache selbst der Polizei zur Anzeige gebracht hätte. Vor dem Kriegsgericht versuchte der Ehemann, die Schuld an dem Tode des Kindes seiner Frau zuzuschieben. Das Gericht verurteilte Beissel wegen Mordes zum Tode, seine Frau wegen Beihülfe zu acht Jahren Zuchthaus.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Wohltätigkeitsvorstellung. Auf die Vorstellung, die der Ausschuß des Soldatenheims am Mittwoch nachmittag 4½ Uhr im großen Saale des Bonner Bürger-Vereins veranstaltet, sei hiermit nochmals hingewiesen. Zur Aufführung kommt das große Ausstattungsmärchen: „Das Bonner Brückenmännchen“. Da der Reinertrag für das Soldatenheim bestimmt ist, darf mit einem zahlreichen Besuche gerechnet werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Donnerstag, 25. Juli 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Juli 1918Das Vorlesungsverzeichnis der Universität und der landwirtschaftlichen Akademie für das kommende Winterhalbjahr ist erschienen. An der Universität kündigen 189 Dozenten insgesamt 456 Vorlesungen und Uebungen an. Davon entfallen auf die evangelisch-theologische Fakultät 31, auf die katholisch-theologische 25, auf die juristische 45, auf die medizinische Fakultät 107 Vorlesungen und Uebungen, die übrigen verteilen sich auf die verschiedenen Gebiete der philosophischen Fakultät: […]. Die landwirtschaftliche Akademie zählt 25 Dozenten. Es werden insgesamt 71 Vorlesungen angekündigt.

Die Gartenbesitzer müssen ihren voraussichtlichen Ernteertrag an Aepfeln, Birnen und Pflaumen bis 28. Juli dem Kommissionar des Stadtkreises Bonn schriftlich anmelden. Wir verweisen auf die Bekanntmachung des Oberbürgermeisters im Anzeigenteil dieser Zeitung.

Die Brennesseln zur Fasergewinnung. Das Verbot der Verfütterung von Nesselstengeln wird nicht genügend beachtet. Es wird erneut auf die Strafbarkeit aufmerksam gemacht. Die Nesseln werden vielfach mit dem Gras abgemäht. Sofern das nicht zu umgehen ist, werden die Besitzer ersucht, entweder die Nesseln selbst auszusuchen, wo sie in Horsten gestanden haben, und die geernteten Brennesseln nach gehöriger Trocknung unter Angabe der Gewichtsmenge bei der Sammelstelle, Am Hof 1, anzumelden, die als dann wegen deren Ablieferung das weitere veranlaßt. Für den Doppelzentner werden 28 Mark vergütet. Auch ist es erwünscht, wo nicht zur Selbsternte geschritten wird, den Schulkindern, die mit dem Abernten beauftragt sind, die Gewinnung der Brennesseln zu gestatten. Auf jeden Fall müssen die Nesselstengel in mindestens 60 Zentimeter Höhe der Fasergewinnung erhalten bleiben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Großfeuer. Gestern abend kurz nach 9 Uhr entstand im Hofgebäude des Katholischen Gesellenhauses an der Kölnstraße ein Brand, durch den großer Sachschaden verursacht wurde. Das Feuer brach im Festsaal aus, in dem ein Barackenlager für etwa 100 Kriegsgefangene hergerichtet war. Die Flammen griffen mit solch großer Schnelligkeit um sich, daß die Insassen des Lagers kaum Zeit fanden, ihren geringen Habseligkeiten zu retten und ins Freie zu flüchten. Als die Feuerwehr kurz nach Ausbruch des Brandes erschien, schlugen die Flammen bereits bis zum Dach empor. Mit fünf Schlauchleitungen griffen die Wehrleute ein, konnten jedoch nicht verhindern, das das langgestreckte Saalgebäude vollständig ausbrannte. Die ganze Nacht über bis in die späten Morgenstunden waren die wackeren Wehrleute eifrig bemüht, um das verheerende Element von dem straßenwärts gelegenen Hauptgebäude und dem bewohnten Seitenflügel, der dem Saalgebäude gegenüberliegt, fern zu halten. Die himmelhoch emporschlagenden Flammen, vermischt mit undurchdringlichem Qualm hatten Tausende von Zuschauern angelockt, die bis zur späten Nachtstunde die von einem großen Militäraufgebot abgesperrten angrenzenden Straßen und Plätze besetzt hielten. Menschenleben sind bei dem Brande glücklicherweise nicht zu beklagen; nur wurde ein Russe bei dem Versuch, noch einiges von seinen Sachen zu bergen, so erheblich durch Brandwunden verletzt, daß er ins Krankenhaus verbracht werden mußte. Wodurch das Feuer entstanden ist, konnte bisher noch nicht festgestellt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 24. Juli. Die hiesige Verwaltung hat in Anbetracht der vielen Feld- und Obstdiebstähle eine größere Anzahl Ehrenfeldhüter eingestellt. Die Bewachung der Feldflur ist hierdurch Tag und Nacht gesichert.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

    

Theater. Die hiesige Verwaltung hat mit der Rhein.-Westfälischen Verbandsbühne, einem unter Protektion der Regierung stehenden und auch von der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger geförderten Unternehmen, das an anderen Plätzen, insbesondere am Niederrhein, schon seit mehreren Jahren die Probe bestanden hat, einen Vertrag abgeschlossen, das die Bühne zu 6 Vorstellungen von Oktober d. J. ab verpflichtet. Aus dem Spielplan sind folgende Stücke ausgewählt worden: „Minna von Barnheim“ von Lessing, „Des Widerspenstigen Zähmung“ von Shakespeare, „Pension Schöller“ von Lauffs, „Gebildete Menschen“ von Leon, „Das Stiftungsfest“ von Kneisel, „Gyges und sein Ring“ von Hebbel. Die Preise der Plätze sollen 3, 2 und 1 Mk. betragen. Für den 1. Platz wird ein Abonnement mit ermäßigten Preisen ausgegeben. Hierfür wird die Kurverwaltung alsbald eine Zeichnungsliste in Umlauf setzen. Mit dieser Einrichtung ist sicherlich einem von der Bürgerschaft schon oft empfundenen Wunsche Rechnung getragen worden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Godesberg“)

Freitag, 26. Juli 1918

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 26. Juli 1918Die Bonner Studentenschaft gegen eine Schließung Heisterbachs. Die Bonner Studentenschaft hat in der letzten Vertreterversammlung auf Anregung der Burschenschaft Alemannia beschlossen, an den Rektor der Universität folgende Bitte zu richten: „Die Vertreterversammlung der Bonner Studentenschaft bittet, die Aufmerksamkeit Eurer Magnifizenz darauf lenken zu dürfen, daß das Gut Heisterbach in andere Hände übergegangen ist und daher die Gefahr besteht, daß dieser sagenumwobene Platz rheinischer Romantik dem rheinischen Volke und damit auch der Bonner Studentenschaft als Ausflugs- und Erholungsplatz, als Stätte rheinischer Fröhlichkeit, verloren geht. Eure Magnifizenz bitten wir daher ergebenst, Ihren ganzen Einfluß dahin geltend zu machen, daß auch unter dem neuen Besitzer die Ruine nebst der Wirtschaft in dem bisherigen Umfange dem Volke zugänglich bleibt.“
   Den Wunsch der Bonner Studentenschaft, daß Heisterbach auch weiterhin der Allgemeinheit zugänglich bleiben möge, teilen weiteste Kreise der Bonner, ja der ganzen rheinischen Bevölkerung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Fleisch. Am Samstag werden in den Metzgergeschäften Rind- und Kalbfleisch zu 2,50 Mk., Leberwurst zu 1,80 Mk. und Blutwurst zu 1,50 Mk. das Pfund verkauft.
   Fett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in der kommenden Woche insgesamt 50 Gramm Butter ausgegeben. Der Preis für ein Pfund Butter beträgt 4,15 Mark.
   Kartoffeln. Für die Woche vom 29. Juli bis 4. August werden, wie bereits mitgeteilt, auf Kartoffelkarte vier Pfund Frühkartoffeln auf dem Wochenmarkt, Stiftsplatz, Marktplatz Kirsch-Allee und Sportplatz Reuterstraße abgegeben. Als Ersatz für fehlende Kartoffeln werden Graupen und Bohnen auf Warenkarte verteilt. Voraussichtlich kommen in den nächsten Tagen aus Sachsen und Pommern Kartoffeln an, sodaß alsdann die Kartoffelknappheit beseitigt ist. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)

Zum Großfeuer im Katholischen Gesellenhaus. Die Feuerwehr mußte auch noch im Laufe des gestrigen Tages wiederholt an der Brandstelle eingreifen, da aus den Schuttmassen im Innern des ausgebrannten Saalgebäudes die Flammen immer wieder aufloderten. Das Feuer ist auf der Theaterbühne des Festsaales entstanden, die als Kleideraufbewahrungsraum für die Gefangenen eingerichtet war. Der Sachschaden ist sehr bedeutend, denn außer den 150 Betten der Kriegsgefangenen fiel noch die Einrichtung von 21 Gesellenzimmern dem Feuer zum Opfer, die sich im dritten Stockwerk des Saalgebäudes befanden. Der Gesellenverein hat außerdem die ganze Bühneneinrichtung, die Requisiten und die Theatergarderobe eingebüßt. Eine Anzahl Handwerksgesellen, die die oberen Zimmer bewohnten, haben ebenfalls ihre Kleidungsstücke durch den Brand verloren. Im ganzen sind vier Russen durch Brandwunden leicht verletzt. Bei dem Leutemangel war es für die Wehrleute ein hartes Stück Arbeit, das Feuer von den umliegenden Gebäulichkeiten fern zu halten. Einschließlich der Hilfsdienstpflichtigen verfügt nämlich heute unsere Feuerwehr nur über 27 Wehrleute, während ihre Zahl in Friedenszeiten 86 betragen hat. Die Ursache des Brandes konnte noch nicht aufgeklärt werden; es wird vielfach angenommen, daß einer der Kriegsgefangenen verbotswidrig geraucht hat und so das Feuer verursacht hat. Nach einer anderen Darstellung soll das Feuer durch Kurzschluß entstanden sein.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Die Gartenbesitzer müssen ihren voraussichtlichen Ernteertrag an Aepfeln, Birnen und Pflaumen bis 28. Juli dem dafür bestimmten Kommissionar des Stadtkreises Bonn schriftlich anmelden.

Diebstahlversuch. Elf Bettücher stahlen gestern vormittag zwei Soldaten aus dem Garten des städtischen Pflegehauses. Mehrere in der Anstalt untergebrachten Knaben beobachteten den Diebstahl und riefen um Hilfe, worauf die Diebe ihre Beute im Stich ließen und unerkannt entkamen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Samstag, 27. Juli 1918

   

Die Stadtverordneten nahmen in ihrer gestrigen, von Oberbürgermeister Spiritus geleiteten Sitzung Kenntnis von verschiedenen Stiftungen: 3000 Mark von einer ungenannten Firma für die Armen, ferner für die Kriegspatenschaft der Stadt Bonn von Frau Geheimrat Schede, Frau Geheimrat v. Franqué und Frau Geheimrat Garrè je 1000 Mark, von Wessels Wandplattenfabrik 5000 Mark und von den Vaterländischen Vereinigungen aus Mitteln der Arndt-Eiche 10.000 Mark. Wie Beigeordneter v. Gartzen mitteilte, sind für die Kriegspatenschaft bisher insgesamt 72.500 M. eingegangen. Für 209 Kinder sind insgesamt 46.000 M. auf Sparkassenbücher angelegt worden. Von bisher rund 950 Kriegswaisen sind rund 700 bedürftig; es möchten daher noch recht viele Stiftungen für die Kriegswaisen gemacht werden, damit jedem bedüftigen Kinde für seine spätere Ausbildung oder für seine Aussteuer ein kleines Kapital sichergestellt werden kann. – […]

Ein Kirchenkonzert zum Besten der Ludendorff-Spende findet, zugleich als Gedächtnisfeier für die verstorbenen Krieger, morgen, Sonntag, abend in der Schloßkirche statt. Aufgeführt werden Werke von Bach, Brahms, Karg-Elert, Mendelsohn, Reger und Wolf.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Kein Eingriff in die Wäsche der Privathaushaltungen. Gegenüber Gerüchten, wonach Erwägungen schweben wegen Beschlagnahme von Tischwäsche auch in Privathaushaltungen kann auf Grund von Erkundigungen an zuständiger Stelle mitgeteilt werden, daß derartige Pläne zurzeit auch nicht im geringsten gehegt werden. Man steht im Gegenteil auf dem Standpunkt, daß ein Eingriff in die Wäsche der Privathaushaltungen unter allen Umständen vermieden werden muß.

Verbot des Grünpflückens von Hülsenfrüchten. Wie der Oberbürgermeister bekannt macht, ist im Stadtkreise Bonn die Aberntung von Futtererbsen und Ackerbohnen als Frühgemüse nur mit Erlaubnis des Kommunalverbandes gestattet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Ein Direktor eines hiesigen Stahlwerkes (Rüstungsindustrie) war angeklagt, Geheimschlachtungen in seinem Werke begünstigt zu haben. Er gab an, sich in einer Notlage befunden zu haben. Die Lieferungen hätten erfüllt werden müssen, die Arbeiter hätten aber bei der geringen Zuteilung von Lebensmitteln ihren schweren Aufgaben nicht nachkommen können. Er habe sich in einem Widerstreit der Pflichten befunden. Das Gericht sprach den Angeklagten frei.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Sonntag, 28. Juli 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. Juli 1918Daß die Bartflechte durch die Kriegsseife verursacht werde, ist verschiedentlich behauptet worden. Die Seifen-Herstellungs- und Vertriebs-Gesellschaft hat daraufhin eine Reihe hervorragender Dermatologen darüber befragt. Die Gutachten lauten übereinstimmend dahin, daß eine derartige schädliche Wirkung des in der Seife vorhandenen Tons vollkommen ausgeschlossen ist.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Zur Brotausgabe. In den letzten Tagen ging hier das Gerücht, daß in der kommenden Woche hier in Bonn kein Brot ausgegeben werden könnte. Wie wir auf Grund unserer Erkundigungen an zuständiger Stelle versichern können, ist unsere Brotversorgung in ausreichender Weise gesichert.

Portohinterziehung bei Feldpostbriefen. Die vielfache mißbräuchliche Ausnutzung der Portofreiheit für Feldpostbriefe hat bekanntlich neuerdings auf diesem Gebiete zu verschärften Anordnungen durch die Feldpost geführt. Wie weitgehend nunmehr von den Strafgerichten diese Bestimmungen ausgelegt werden, beweist eine jüngste Schöffengerichtsentscheidung. Zwei Verwaltungsbeamte hatten danach dem an sich portofreien Schreiben eines befreundeten Soldaten an gemeinsame Bekannte Grüße beigefügt, weshalb gegen sie ein Strafverfahren wegen Portohinterziehung anhängig gemacht worden war. Das Gericht gelangte mit der Anklage zu der Auffassung, daß Portohinterziehung vorliege, da durch den Zusatz der Grüße die portofreie Sendung portopflichtig geworden sei. Nur weil der Gruß einen entschuldbaren Irrtum im Sinne der Bundesratsverordnung für gegeben erachte, lautete das Urteil gegen die Beschuldigten auf Freisprechung.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Zur Milderung der Wäsche- und Kleidernot hat die Hauswirtschaftliche Kriegshilfe Näh- und Flickkurse eingerichtet, wo unter Anleitung einer bewährten Lehrkraft Frauen und Mädchen ihre Kleider ändern und ihre Wäsche und Strümpfe ausbessern können. Anmeldung und nähere Auskunft in den Werkstätten Universität, Am Hof 1 (frühere Flickschusterei).

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Montag, 29. Juli 1918

  

Bischof Dr. Moog ordnet an, daß am 4. August des Eintritts in das 5. Kriegsjahr in den Gottesdiensten gedacht werde. In der Begründung heißt es: Die Unversöhnlichkeit und der Vernichtungswille unserer Feinde zwingt uns, in das fünfte Kriegsjahr einzutreten. Wer hätte bei Beginn des Krieges voraussagen können, daß derselbe so lange dauern und dem deutschen Volke so unermeßliche Opfer an Gut und Blut auferlegen würde! Und doch müssen wir aus innerstem Herzen Gott danken, daß er bis hierher uns die Kraft gegeben hat, aufrecht zu stehen und an dem endlichen Siege unserer gerechten Sache nicht zu zweifeln. Auch in dem zu Ende neigenden Kriegsjahre haben wir wiederum unter dem Beistande des Allmächtigen wunderbare Erfolge erleben dürfen, vor deren Größe kommende Geschlechter mit Bewunderung stehen werden. Darum wollen wir in das neue Kriegsjahr mit Dank und Flehen zu Gott hineingehen, daß er uns im Verlaufe desselben den vor ihm aufrichtig ersehnten Frieden schenken, bis dahin aber unseren herrlichen Truppen und uns selbst im deutschen Vaterlande die Kraft und Freude weiteren Ausharrens und Opfersinns verleihen möge.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Zur freiwilligen Abgabe entbehrlicher Männeroberkleider. Die Reichsbekleidungsstelle hat für die Altkleidersammlung, die bisher das gewünschte Ergebnis nicht gehabt hat, den Ablieferungstermin bis zum 15. August verlängert. Den Kommunalverbänden ist aufgegeben, von solchen Personen, die nicht durch die bereits erfolgte Ablieferung eines Anzugs von der Aufstellung eines Bestandsverzeichnisses befreit sind, innerhalb der festgesetzten Frist die Einreichung eines Bestandsverzeichnisses zu fordern und bei der nochmaligen Aufforderung zu bemerken: Wer trotz der Aufforderung überhaupt nicht oder nicht innerhalb der ihm gesetzten Frist ein Bestandsverzeichnis einreicht oder darin wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 10.000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. Neben dieser Strafe kann angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Täters öffentlich bekanntzumachen ist; auch kann neben Gefängnisstrafe auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.

Die Vaterländische Vereinigung deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegsteilnehmer hielt gestern im Bürgerverein eine öffentliche Versammlung ab. Der Redner, Herr Heinz Ader – Godesberg, sprach in knapper, soldatischer Art über die Bestrebungen des Vereins. Zweck der Gründung ist, die ja auch der große deutsche Reichsbund für Kriegsbeschädigte anstrebt, völlige Sicherstellung des Kriegsbeschädigten nach seiner Entlassung vom Militär. Das Kaiserwort von 1914 hat sich dieser neue Verein, der Anfechtungen gewiß nicht aus dem Wege gehen kann, zum Grundsatz gemacht: „Wir kennen keine Parteien!“ Mit Recht bemerkte der Redner im Interesse der Kriegsverletzten: „Wir wünschen nur, daß man uns hilft, daß wir uns selbst helfen können!“ Herr Redakteur Emons führte demgegenüber aus, daß selbstverständlich mit der Rückkehr der Feldzugsteilnehmer in die Heimat die verschiedenen Interessen dieser wieder zur Geltung kommen müßten. Der Bankbeamte sei nicht in erster Linie Beschädigter, sondern Arbeitnehmer, und das gleiche gelte vom Schuster und Schneider. Deshalb seien diese Vereinigungen, wie sie jetzt zu Dutzenden aus dem Boden sprießen, temporäre Erscheinungen. Der Schuster werde mit Friedensschluß nicht bloß zu seinen Leisten, sondern auch zu seiner Arbeitsorganisation zurückkehren und in dieser seine wirtschaftlichen Forderungen vertreten. Lebhafte Erörterungen schlossen sich den verschiedenen Ausführungen an.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Dienstag, 30. Juli 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. Juli 1918Zur Abgabe von Männeranzügen. Wie schon mehrfach erwähnt, hat die Stadt Bonn für die angeordnete Kleidersammlung 3040 Anzüge aufzubringen. Diese Zahl ist bei weitem noch nicht geschafft. Es sind bisher 1850 Anzüge abgegeben. Man hört bei Gesprächen in der Bürgerschaft immer wieder die Ansicht vertreten, als ob jetzt die Bekleidungsfrage gelöst und weitere Ablieferung überflüssig sei. Es wird deshalb wiederholt bemerkt, daß diese Ansicht irrig ist. Nach wie vor wird die Sammlung in Bonn fortgesetzt, bis die aufzubringende Ziffer erreicht ist. Der Reichkommissar für bürgerliche Kleidung hat seinerzeit ausdrücklich erklärt, daß die Sammlung nicht abgebrochen werden dürfe. Mit denjenigen Gemeinden, in welchen die angeforderte Zahl von Anzügen nicht aufgebracht sei, müsse nach Ablauf einer angemessenen Frist verhandelt werden, in welcher Weise das Sammelwerk ergänzt und Maßnahmen getroffen würden, um die Säumigen an die Erfüllung ihrer Pflicht zu erinnern. Es ergeht daher die dringende Bitte, die Sammlung weiterhin zu unterstützen. Jeder, der einen Anzug entbehren kann, möge er zur Abgabe aufgefordert sein oder nicht, bringe einen Anzug zur Altkleiderstelle Martinstraße Nr. 18. Der Zweck der Sammlung, die Arbeiterschaft in der Rüstungsindustrie, Landwirtschaft und Eisenbahn zu unterstützen, erfordert gebieterisch die Mitwirkung aller, die dazu imstande sind.

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. Juli 1918Anzeige im General-Anzeiger vom 30. Juli 1918Kein Papier in den Mülleimer. Der Gouverneur der Festung Köln hat eine Verordnung erlassen, nach welcher es verboten ist, Papier (auch Zeitungen, Zeitschriften, Bücher), Pappe, Abfälle oder Reste von Papier oder Pappe dem Hausmüll beizumengen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mark oder verhältnismäßiger Haft bestraft.

Die öffentliche Uhr an der Brückenstraße, der Endstation bezw. Haltestelle für die stark benutzten und pünktlich verkehrenden Bahnen, geht schon vierzehn Tage lang zehn Minuten zu spät.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. Juli 191850 Gramm Butter werden in dieser Woche auf den Kopf der Bevölkerung verausgabt.

Weitere zwei Pfund Kartoffeln werden in dieser Woche auf Warenkarte Nr. 31 ausgegeben und zwar bis zum 3. August einschließlich.

Unsere Frauen sind offenbar am hellen Tage nicht mehr vor Behelligungen sicher. Wie man uns meldet, wurde gestern mittag kurz nach 12 Uhr eine junge Frau auf der Poststraße von einem Burschen belästigt. An Schaufenstern darf überhaupt eine Frau kaum noch stehen bleiben ohne Gefahr zu laufen, angesprochen zu werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. Juli 1918Ferienspiele. Die Ferien für die Bonner Volksschulen nehmen am 2. August ihren Anfang. Am Montage darauf ziehen, wie in früheren Jahren, Scharen froher Kinder hinauf zum Venusberge. Es dürfte sich wohl erübrigen, die Eltern unserer Schulkinder auf die gesundheitliche Bedeutung dieser Wanderungen und Spiele in frischer Wald- und Bergesluft näher hinzuweisen. Der Gesundheit dient es offenbar auch, wenn die Kinder den Weg barfuß zurücklegen. Bedenken hiergegen bestehen nicht. Gesundheitsfördern im wahrsten Sinne des Wortes sollen die diesjährigen Ferienspiele dadurch wirken, daß auch das Sammeln von Arzneipflanzen für den Hausbedarf und die Allgemeinheit an einigen Tagen vorgesehen ist. Nicht zu unterschätzen ist auch die erziehliche Bedeutung der Spiele. Die Kinder, sofern sie nicht den Eltern hilfreiche Hand zu leisten gezwungen sind, treiben sich vielfach auf Straßen, Plätzen und Feldern herum und bereiten durch ihr Benehmen und Handeln den Eltern Kummer und Sorge. Diese Sorgen, liebe Eltern, wollen die Ferienspiele auch hinwegnehmen. Unter Aufsicht ihrer Lehrer seht ihr eure Kinder hinausziehen und unter ihrem Schutz auch wieder zu euch zurückehren. Darum laßt sie hinauswandern und sich freuen gemäß dem Dichterwort: „Wie will ich spielen im grünen Hag, wie will ich springen durch Tal und Höh’n, wie will ich pflücken viel Blumen schön!“

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

Mittwoch, 31. Juli 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Juli 1918Arndt-Eiche in Eisen. Die Einnahmen der Arndt-Eiche in Eisen belaufen sich bis Mitte Juli auf 111.105 Mark.
    
Wie bekannt, ist bei der Ablieferung von Männeranzügen die Einrichtung getroffen, daß diejenigen Personen, welche den Kaufpreis nicht für sich beanspruchen, ihn der Arndt-Eiche überweisen können. Auf diese Weise sind bisher der Arndt-Eiche insgesamt rund 1200 Mark zugeführt worden. Den freundlichen Gebern sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank ausgesprochen. Im übrigen sind die Einnahmen der Arndt-Eiche in letzte Zeit geringer geworden, was insbesondere darauf zurückzuführen ist, daß größere Sammlungen, wie für die Ludendorff-Spende und jetzt für die Kolonialkriegerspende, das Interesse für die Arndt-Eiche in den Hintergrund treten ließen. Immerhin dürfte es empfehlenswert sein, auch der Ziele und Zwecke, der Fürsorge von Bonner Kriegern, weiter zu gedenken.

Die künftige Brotration. Wolffs Telegraphenbureau meldet aus Berlin: Wie wir hören, wird die Mehlration vom 19. August ab wieder auf 200 Gramm erhöht werden. Die Höhe der Brotration wird von der den zur Verfügung stehenden Streckungsmittel abhängen. Während der am 19. August beginnenden ersten fleischlosen Woche wird ebenfalls Ersatz für das ausfallende Fleisch gegeben werden, und zwar voraussichtlich durch Kartoffeln. Ein Ersatz durch Mehl wird infolge der Verzögerung der Ernte nicht möglich sein.

Ein Wohltätigkeitskonzert zum Besten der Hinterbliebenen gefallender 68er, ausgeführt von der Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 68, findet am nächsten Sonntagnachmittag auf der Casselsruhe statt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Die Lage der Wäscherinnen und Büglerinnen. Ein jeder weiß, daß die Preise für Reinigung der Wäsche ganz gewaltig gestiegen sind und das mit Recht, denn die Preise für Seife, Seifenpulver, Stärke und dergl. habe eine Höhe erreicht, daß die Wäschereien unmöglich zu den bisherigen Preisen arbeiten können. Sehr bedauerlich ist es aber, von den in den Wäschereien beschäftigten Personen, Wäscherinnen und Büglerinnen zu vernehmen, daß diese Leute, obwohl die Wäschereibesitzer hohe Preise erzielen, noch immer mit 35 und 45 Pfg. die Stunde entlohnt werden oder in zehnstündiger anstrengender Tätigkeit 3,50-4,50 Mark verdienen. Die Familien, welche Wäsche aus dem Hause geben, sind es ihren Mitmenschen schuldig, dafür einzutreten, daß eine so anstrengende Tätigkeit wie waschen und bügeln den Zeitverhältnissen entsprechend bezahlt wird. Eine Büglerin.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 31. Juli 1918Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
Die Zufuhr der Frühkartoffel
aus den der Stadt Bonn für die Belieferung überwiesenen Provinzen Pommern, Westpreußen, Sachsen und Rheinprovinz ist besser geworden. Aus diesem Grunde können in dieser Woche noch weitere 2 Pfund auf Warenmarke ausgegeben werden, sodaß insgesamt 6 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung verteilt worden sind.
     Wie es sich mit den weiteren Belieferungen verhalten dürfte, läßt sich noch nicht übersehen, da fast allerorts die Frühkartoffelernte nicht gehalten hat, was man sich von ihr versprach. [...] Es steht aber zu erwarten, daß durch die vom Lebensmittelamt getroffenen Maßnahmen die Kartoffelversorgung in den nächsten Wochen sich mindestens auf 6 Pfund halten dürfte. Dies ist um so wichtiger, als die
Mehl- und Brotversorgung schwieriger geworden ist und Einschränkungen erleiden muß. Vom 15. Juni d. J. ab war die Mehlversorgung auf 160 Gramm auf den Kopf herabgesetzt. Das bedeutet eine Wochenausgabe von 2¾ Pfund Brot. Trotzdem war das Lebensmittelamt in der Lage, aus seinen Ersparnissen 3¾ Pfund, also ein volles Pfund mehr, als Wochenration an die Bevölkerung abzugeben, und auf diese Weise sind in 7 Wochen 600.000 Pfund Brot mehr der Bevölkerung zugeführt worden, wie seitens der Reichgetreidestelle überwiesen wurde.
[...]

Die Fleischversorgung stößt nach wie vor auch immer auf Schwierigkeiten. Auch in der letzten Woche konnten nur 150 Gramm Fleisch einschließlich Wurst ausgegeben werden.
  
Wesentlich verbessert hat sich dagegen die Gemüseversorgung. Auf den städtischen Verkaufstellen waren namentlich reichliche Bohnenzufuhren, so daß allen Begehren entsprochen werden konnte. Es steht auch zu erwarten, daß in der nächsten Zeit die Gemüsebelieferung gut sein wird. Alle Herbstgemüse und alles Obst werden durch die neuen Bestimmungen der Reichsstelle für Gemüse und Obst nunmehr in Zwangsbewirtschaftung genommen. [...]

     Ebenso wird voraussichtlich noch in dieser Woche eine Eierausgabe stattfinden und zwar handelt es sich diesmal um Auslandseier, die aus der Ukraine eingeführt sind. Infolgedessen muß der Preis hierfür wesentlich erhöht werden, was noch durch die demnächstigen Bekanntmachungen ergänzt werden wird.
   
Verkauf von Speisefett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in dieser Woche insgesamt 50 Gramm Butter auf den Kopf der Bevölkerung verausgabt. Der Preis für Butter ist auf 4,15 Mark für das Pfund festgesetzt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf“)

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