Bonn 1914-1918
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    • Dezember 1918
  • Literatur
    • Sachbücher
    • Belletristik
  • Textbeiträge
    • Das erste Kriegsjahr
    • Liebesgabenfahrten 1914
      • -- Bilder
      • -- Dokumente
    • Der Kriegswinter 1916/17
    • Die letzten Monate
  • Exkursionen
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Dienstag, 21. September 1915

   

Eine graphische Wanderausstellung der Vereinigung nordwestdeutscher Künstler hat die Museumsleitung des Obernier-Museums vom 15. September bis 15. Oktober in ihrem neuen Ausstellungsraum untergebracht. Es handelt sich hauptsächlich um Radierungen, daneben Lithographien, Holzschnitte und einige Linoleumschnitte. Um es vorwegzunehmen, die Fülle des Gebotenen ist so reich, daß zu einer auch nur annähernden Charakterisierung aller 44 Aussteller einfach der Raum mangelt. Es sind wohl meist ältere Arbeiten, die den Käufern vor allem, die nicht allein für die Kriegsanleihe ihr Gehöriges zeichnen, sondern daneben unseren Künstlern gedenken können, in jeder Weise entgegenkommen. Der Krieg selbst wird insoweit auf seine Rechnung gestellt, als man sichtlich bestrebt war, einer möglichen Gediegenheit und – Einfachheit den Platz zu räumen. Launen und Moden, selbst dem so beliebten Impressionismus, ist man nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen. Und wie nahe einem die schlichte deutsche Innigkeit wieder gekommen ist, merkt man recht eigentlich an dem duftfeinen Frauenlober Heinrich Vogler (Worpswede). Ich greife allein seine „Lärche“ heraus, diese rein seelische Belebung einer Lenauschen Stimmung. Darin kommt ihm überraschend nahe Else Raydt (Stuttgart) mit ihren fein kolorierten (Schwindt’schen) Anzeige im General-Anzeiger vom 21. September 1915Märchenbildern. Überhaupt ist das Träumerische, das der Märchenstimmung nah verwandte stille, heimelnde Interieur oftmals liebevoll behandelt, so in den Lübecker Bildern des Behrens-Ramberg (vergleiche sein „Heinehaus“). Oder in dem kleinen Meisterwerk eines „leise verklingenden“ Sonnenstrahls der Anna Feldhusen (Bremen) in „Letzter Sonnenstrahl“. Auch Greve-Lindau (Berlin-Steglitz) findet diese Stimmung im „Garten im Herbst“. Seine wundersam zarten Birkenstämmchen wiegen sich wie verwunschene Märchenprinzeßchen. Cläre Neuhaus (München) in „Alte Gasse“ und Else Ruest (Hannover) in dem gelungenen „Johanneshof“ vor allen verfolgen dieselbe Linie. Ordentlich zurechtsuchen muß man sich dagegen bei den Szenen aus dem „Russischen Ballett“ oder dem übertrieben äußerlich wirkenden „Schwanenbildern“ der Anna Pawlowa des Ernst Oppler (Berlin). „Kenner“ von Friedrich Mißfeldt fällt etwas aus der Linie als zum „Simplizissimus“ gehörend, aber vor dem Kriege. Felix Weckeiser (Hamburg) ist dagegen in seinen „Stromer- und Speckjäger“-Bildern höchst originell und plastisch. So weiß er seinen ganzen Humor gleichsam in einen drollig heruntergelassenen, schmierigen Rockzipfel zu legen. [...] Mit Kopfschütteln geht man dagegen an Prof. Franz Heins (Leipzig) „Höllenzwang“ vorbei, das (man verzeihe!) wie der Titeldruck zu dem „Tagebuch einer Verlorenen“ oder so etwas anmutet. [... Ueberhaupt sind die „Bildnisse“ diesmal recht gut und - - natürlich geraten. Hans Volkert (München) im allerliebsten „Tochter Gertraud“, oder in den reif-herben Porträts vom „Lehrer“, dem „Bildhauer“, der „Großmutter“. Man denkt unwillkürlich an Illustrationen zu Gottfried Keller. Modern und sicher aufgefasst sind das „Frauenbildnis“ von Friedrich Schaper (Hamburg), vor allem sein „Bildnis (J.P.Kaysch)“ – Illustrationen zum Leben. In die gleiche Reihe setze ich Hugo Friedrich Hartmanns „Sklavinnen“. Ein Buch aufgeschlagener Seelenstimmung ist dieser Bildausschnitt. Stumme Resignation neben zerknirschter Lust, dumpfes Hinbrüten neben lachendem „Komme was will!“ Höchst charakteristisch und nicht zuletzt urgemütlich ist die „Bauernvisite“ des Prof. Alex. Eckener (Stuttgart). Sein „Ochsengespann“, ein kleines „Segantini“-Meisterwerk, ist wohl neben Hans am Endes (Worpswede) „Torfkanal“ die rein künstlerische Ausbeutung der Ausstellung. – Die Säle waren bei unserem Rundgang viel besucht von Feldgrauen. Wir bemerkten einen schmucken bayrischen Schifahrer neben einem eifrig in seinem Katalog kritzelnden Infanteristen. Sechs Tage Dienst, und am Sonntag erholt man sich eben auf diese Art. Er mag auch gerade aus dem Schützengraben kommen auf Erholungsurlaub. Ja, ja, wir sind halt „Barbaren“. H.Z.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. September 1915Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe stattete gestern den Verwundeten des Reserve-Lazaretts im Leoninum einen längeren Besuch ab. Am kommenden Sonntag wird Prinzessin Viktoria am Kölschen Boor zur Nagelung erwartet.

Abfertigung in der Metallsammlung. Man schreibt uns: Es wird vielfach darüber geklagt, daß man oft stundenlang an der Sammelstelle warten muß, ehe man in der Lage ist, die für die Metallsammlung bestimmten Gegenstände abzuliefern. Nicht selten kommt es vor, daß einem nach längerer Wartezeit erklärt wird, die Annahme werde jetzt geschlossen und man solle am nächsten Tag wiederkommen. Diesen weiten Weg bis zum Städtischen Schlachthaus zweimal machen zu müssen, gehört wirklich nicht zu den Annehmlichkeiten, namentlich, wenn man mit einer Karre kommt, die bezahlt werden muß. Es wäre im Interesse der nationalen Sache wirklich dringend zu empfehlen, daß die Stadtverwaltung an mehreren Stellen in der Altstadt Kartenausgaben einrichtete und dann durch die Zeitung diejenigen Nummern veröffentlichte, die am folgenden Tage abgefertigt werden. Durch eine derartige Einrichtung würde das mehrmalige Hin- und Herlaufen, dazu noch oft mit schweren Lasten, vermieden werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Der Städtische Schlachthof hat gegenwärtig durch die in der alten Kühlhalle untergebrachten Metallsammlung großen Zulauf von Erwachsenen sowohl als auch von Kindern. Wiederholt habe ich festgestellt, daß Kinder im schulpflichtigen Alter zur Schlachthalle gingen und durch die geöffneten Türen zusahen, wie Vieh geschlachtet wurde. Dies müßte doch verhütet werden, denn ein solcher Anblick ist nichts für ein Kindergemüt. Es wäre rätlich, wenn irgendein Aufsichtsbeamter die Kinder von den Schlachthallen fortwiese. B.

Im Sinne des Deutschtums wäre es sehr zu begrüßen, wenn die vielen noch hängenden Plakate, wie z.B. Grand Marnier, Cusenier, Cinzano Vermouth Torino beseitigt würden. Man kämpft gegenwärtig gegen Fremdwörter wie Adieu, Saison usw., und man sollte sich daher auch gegen die Reklame für ausländische Erzeugnisse wenden. Also herunter mit solchen Plakaten. Das ist auch ein Sieg des Deutschtums. H.L.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

Warnung. Trotz wiederholter Warnungen werden immer noch feuergefährliche Gegenstände, wie Streichhölzer, Benzin, Aether usw. mit der Feldpost verschickt. Als beklagenswerte Folge dieser verbotswidrigen Versendung ist wieder ein Brandunfall anzusehen, der in der Nacht vom 5. auf 6. September auf der Strecke Berlin-Thorn einen Eisenbahngüterwagen mit Feldpost für das Ostheer betroffen hat, wobei ungefähr 22.000 Päckchen verbrannt sind. Die Ursache des Brandes ist wahrscheinlich auf Entzündung von Streichhölzern zurückzuführen. Der Vorfall bildet eine neue ernste Mahnung, die Versendung von Streichhölzern oder andere leichtentzündlicher Gegenstände mit der Feldpost unbedingt zu unerlassen. Die Postverwaltung wird künftig jeden zu ihrer Kenntnis gelangenden Fall der verbotswidrigen Verschickung von Streichhölzern usw. in Feldpostsendungen den Gerichten zur Verfolgung auf Grund des § 367 5a des Strafgesetzbuches übergeben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Mittwoch, 22. September 1915

   

Städtischer Vorschuß für Marmelade. Der verstärkte städtische Unterstützungsausschuß und die Finanzkommission empfehlen, dem Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe einen Vorschuß von 2000 Mark zur Beschaffung größerer Mengen von Obstmarmelade für die unbemittelte Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.

Abschießen von Schwarzamseln. Eine Polizeiverordnung des Kölner Regierungspräsidenten ermächtigt die Landräte, in Stadtkreisen die Polizeibehörden, das Abschießen gewisser durch das Vogelschutzgesetz geschützten Vogelarten in Weinbergen, Gärten, bestellten Feldern, Baumpflanzungen zu erlauben, soweit es zum Abwenden des durch die Vögel drohenden Schadens notwendig erscheint. Der Oberbürgermeister macht im Anschluß an diese Verordnung darauf aufmerksam, daß Anträge auf Erlaubnis zum Abschießen der Schwarzamseln zur Bekämpfung ihres schädlichen Ueberhandnehmens von den Grundstückbesitzern bei ihm schriftlich unter näherer Bezeichnung der Grundstücke, auf welchen der Abschuß erfolgen soll, zu stellen sind.

Schlachthauszwang in den Vororten. Mehrere Stadtverordneten haben den folgenden Antrag zur übermorgigen Stadtverordnetenversammlung gestellt: „Wir beantrag, den Schlachthauszwang für die Vororte, soweit nicht gewerbliche Schlachtungen in Betracht kommen, für die Dauer des Krieges aufzuheben.“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Viehzwischenzählung. Wie der Oberbürgermeister in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt macht, findet am 1. Oktober d. J. im ganzen Deutschen Reich eine Viehzwischenzählung statt, die sich auf Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen und Federvieh erstreckt.

Der Verkehr mit Stroh soll dem Vernehmen nach gesetzlich geregelt werden. Das Stroh ist in erster Linie berufen, die Lücken auszufüllen, die durch die fehlende Einfuhr von Kraftfutter aus dem Auslande entstanden sind. In jedem landwirtschaftlichen Betrieb muß das Stroh mehr als sonst zu Fütterungszwecken herangezogen werden. Für das in den Verkehr kommende Stroh sind Preise in Aussicht genommen, bei denen der Erzeuger seine Rechnung findet.

Sofortige Ablieferung von Kupfer, Nickel und Messing. Man schreibt uns: Vielfach wird die Ansicht vertreten, daß die Enteignung der beschlagnahmten und gemeldeten Gegenstände vorläufig nicht in Frage käme. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß diese Ansicht durchaus irrig ist; mit dem Enteignen ist bestimmt für die nächste Zeit zu rechnen. Am Samstag, 25. September, läuft die Frist zur freiwilligen Ablieferung der Gegenstände ab. Bei dieser freiwilligen Ablieferung wird der mehrfache Preis gezahlt, wie bei der späteren Anmeldung und Enteignung, und werden außerdem die vielen Umständlichkeiten erspart. Die sofortige Ablieferung der Gegenstände in Kupfer, Nickel und Messing wird daher dringend angeraten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Kriegsbriefe. Der Bezirksverein des Verbandes mittlerer Reichs-Post- und Telegraphen-Beamten hat soeben an seine Mitglieder im Felde den sechsten Kriegsbrief versandt. Der Kriegsbrief berichtet über den guten Verlauf und das günstige geldliche Ergebnis der unlängst stattgefundenen Nagelungsfeier des Verbandes, der Kölsche Boor wird im Bilde vorgeführt. Die Ehrentafel und Adressenberichtigungen werden fortgesetzt. Als Neuerung wird mit der Wiedergabe der Bilder der gefallenen Kollegen begonnen, die Kriegsbriefe werden durch diese Abbildungen zu wertvollen Andenken. Die Kriegsgeschichte „Köln zur Kriegszeit“ wird von P. Becker, Köln-Klettenberg, fortgesetzt, sie erzählt den Draußenstehenden von den mancherlei Wandlungen der heimatlichen Verhältnisse infolge der Kriegslage. Zum Schluß spricht der Bezirksvorsitzende zu den Mitgliedern von den im Gange befindlichen Einigungsbestrebungen der gesamten mittleren Postbeamtenschaft.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Donnerstag, 23. September 1915

   

 Das Ergebnis der Kriegsanleihe-Zeichnungen in Bonn. Die Zeichnungen auf die dritte Kriegsanleihe sind gestern mittag beendet worden. Nach den vorläufigen Feststellungen sind, wie wir hören, in Bonn bei den Sparkassen und Banken rund 26½ Millionen Mark gezeichnet worden, das sind etwa vier Millionen Mark mehr als bei der zweiten Kriegsanleihe. Zu dieser Summe von 26½ Millionen Mark kommen noch die Beträge, die die Städtische und die Kreis-Sparkasse für eigene Rechnung gezeichnet haben, und zwar die Städtische Sparkasse 1½ Millionen Mark, die Kreis-Sparkasse 1.300.000 Mark, außerdem die Zeichnungen der hiesigen Genossenschaftsbank für Rheinpreußen für sich und ihre Mitglieder mit 7¾ Millionen Mark. Das Gesamtergebnis der Zeichnungen dürfte somit in Bonn 36½ bis 37 Millionen Mark betragen. [...]

Die Musterung der bisher dauernd Untauglichen aus dem Stadtkreise Bonn findet vom 28. September bis zum 7. Oktober im Dreikaisersaal des Kölner Hofes statt. Wir verweisen auf die Bekanntmachung des Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission in dieser Zeitung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. September 1915Der Bonner Wehrbund zog am vergangenen Sonntag gegen die Odenkirchener Jugendwehr zu Felde, die in der Stärke von 870 Mann, von Meckenheim kommend, bei Schönwaldhaus ein Lager bezogen hatte. Gegen 9½ Uhr rückten vier Bonner Abteilungen, etwa 40 Mann stark, von Kessenich mit dem Auftrag ab, ein Lager in der Nähe von Schönwaldhaus zu beziehen, Fühlung mit dem Gegner zu nehmen und das Eintreffen der fünften Abteilung abzuwarten. Als diese, ebenfalls etwa 40 Mann stark, in dem Lager eintraf, konnte ihr gemeldet werden, daß Fühlung mit dem Feinde genommen sei und dieser sämtliche Straßen, die zu seinem Lager führten, besetzt habe. Bei der Schwäche der Bonner Abteilungen hätte jedes Vorgehen auf einer dieser Straßen zum sicheren Untergang geführt. Helfen konnte nur die Strategie und Phantasie. Mit Hülfe der Phantasie wurde ein Bataillon geschaffen, daß 400 Mann stark von Godesberg heranziehend, den Feind angreifen und zurückwerfen sollte. Die in Wirklichkeit vorhandene schwache Kompagnie beschloß einen Umgehungsmarsch, der in den Rücken des Feindes führen sollte mit der Absicht, seine rückwärtigen Verbindungen zu zerstören. Der Plan gelangte zur Ausführung. Mit der nötigen Sicherung wurde auf Waldespfaden marschiert, über Lichtungen gekrochen und als die Vorhut verschiedentlich feindliche Patrouillen meldete, beschlossen, auf die Benutzung von Wegen überhaupt zu verzichten, im Waldesdunkel zu verschwinden, um ungesehen vom Feinde den Umgehungsmarsch zu vollenden. Eine freudige Abwechselung in die Ueberwindung der Geländeschwierigkeiten brachte die Gefangennahmer zweier gegnerischer Unteroffizierposten in der Stärke von 8 Mann. Um 1¾ Uhr war der Umgehungsmarsch vollendet und erfolgte der Sturm auf Schöndwaldhaus. Es gab erstaunte Gesichter, denn der Feind war abgezogen. Er hatte als der klügere Teil nachgegeben, und da er die Bonner trotz der Meldungen seiner Patrouillen nicht auffinden konnte, auf das Zusammentreffen mit ihnen verzichtet und war nach Kessenich gezogen, wo im Gasthaus Schumacher ein Kriegsmahl für ihn vorbereitet war. Gegen 6 Uhr rückten die Odenkirchener auf den Alten Zoll, wo Herr Geheimrat Brinkmann sie mit einer herzlichen, von vaterländischem Geiste durchwehten Ansprache im Namen der Bonner Kameraden begrüßte. In gleicher Weise erwiderte Herr Realschuldirektor Ahrens von Odenkirchen mit einem hoch auf unseren Kaiser, in das alle Anwesenden aus vollem Herzen begeistert einstimmten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Nahrungsmittel-Geschäfte und Konsumenten. Wie aus Berlin gemeldet wird, wird der Bundesrat heute eine Vorlage verabschieden, in der den Aufsichtsbehörden das Recht   gegeben werden soll, die Geschäfte wegen Uebertretung der Vorschriften über die Höchstpreise entweder für einige Zeit oder für die ganze Dauer des Krieges zu schließen.

Vollstrecktes Todesurteil. Gestern morgen ½10 Uhr wurde auf dem Hof des Frauengefängnisses an der Viktoriastraße das Urteil an der Witwe Höfer aus Lengsdorf, die vom Kriegsgericht wegen Ermordung und Beraubung der Frau Schönefeld zum Tode verurteilt worden war, durch Erschießen vollstreckt.

Umtausch der Brotbücher. Nach der im Anzeigenteil veröffentlichten Bekanntmachung des Oberbürgermeisters erfolgt die Neuausgabe der Brotbücher am Sonntag den 26. dieses Monats, vormittags von 8 – 12 und nachmittags von 2 – 6 gegen Eintausch des bisherigen Brotbuches in verschiedenen Ausgabestellen der Stadt nach den Brotbuchbezirken. Für die Bezirke A, B und E findet der Brotbücher-Umtausch bereits am Samstag den 25. ds Mts. statt.
  
Das alte Brotbuch ist zurückzugeben. Jedoch können diejenigen, welche das Brotbuch als Kriegsandenken aufbewahren wollen, dieses nach dem 1. Dezember im städtischen Mehlamt wieder abholen.
   Wenn Familienangehörige oder sonstige Personen mit der Abholung des Brotbuches beauftragt werden, müssen diese über die zum Haushalt gehörenden Personen genaue Angaben machen können. Es empfiehlt sich daher nicht, Kinder zu schicken. Der Haushaltungsvorstand hat das Brotbuch zu unterschreiben und übernimmt damit die Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben über die Personenzahl. Brotbücher ohne Unterschrift sind ungültig.[...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Dankschreiben. Von dem Oberbefehlshaber der Kaiserl. Deutschen Südarmee, Graf v. Bothmer, ist folgendes Dankschreiben eingegangen: “A. H. Qu., den 27. August 1915. Für die in so reichem Maße übersandten Liebesgaben spreche ich im Namen der mir unterstellten Truppen meinen herzlichen Dank aus. Mit dem Ausdrucke vorzüglichster Hochachtung gez. Graf v. Bothmer, General der Infanterie, Oberbefehlshaber der Kaiserl. Deutschen Südarmee.“ Es handelt sich um die seiner Zeit erfolgte Sendung von Liebensgaben nach der Karpathen-Armee.

Zulassung eiserner Gewichte. Durch die Beschlagnahmung von Messing, Kupfer und Nickel ist ein empfindlicher Mangel an Präzisionsgewichten und kleinen Gewichten, die bislang nur aus diesen Metallen hergestellt werden durften, im Handel hervorgerufen worden. Dem Mangel ist jetzt, wie die Kaiserliche Normal-Eichungskommission mitteilt, durch Zulassung von eisernen Gewichten abgeholfen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Freitag, 24. September 1915

  

Die zum Tode verurteilte Witwe Höfer sei Mittwoch im Hofe des Frauengefängnisses erschossen worden, meldete gestern ein hiesiges Blatt. Die Nachricht ist falsch. Das vom außerordentlichen Kriegsgericht gefällte Todesurteil ist, wie wir nach unseren Erkundigungen feststellen können, noch nicht zur Vollstreckung reif. Witwe Höfer hat bekanntlich ein Gnadengesuch einreichen lassen, dieses Gesuch ist noch nicht entschieden.

Die Ausfuhr von Fässern, neuen und gebrauchten, die zum Abfüllen von Wein benutzt werden können, aus dem Befehlsbereich des 8. Armeekorps in das Ausland ist vom kommandierenden General des 8. Armeekorps und vom Gouverneur der Festung Köln verboten worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. September 1915Praktische Liebestätigkeit. Was es heißt, praktische Liebestätigkeit auszuüben, zeigten am Mittwoch sechs Waldorfer Schüler, die unter Führung ihres Lehrers dem Lazarett der Barmherzigen Brüder einen Besuch abstatteten und die Verwundeten durch reichliche Obstspenden erfreuten, während der Lehrer Tabak und Zigaretten verteilte. Die ganze Schulklasse hatte das Obst bei den Bürgern der Gemeinde Waldorf in so großer Menge eingesammelt, daß außer dem Tafelobst für die Verwundeten auch die Lazarettküche der Brüder mit mehreren Zentnern Kochobst und frischem Gemüse bedacht wurde. Eigenhändig durften die munteren Jungen ihre Liebesgaben von Bett zu Bett austeilen und die Dankesworte der durch den unerwarteten Besuch hoch erfreuten Soldaten in Empfang nehmen.

Der Verein Bonner Buchdruckereibesitzer schreibt uns: Ueber das Buchdruckgewerbe in der Kriegszeit hat der Vorstand des Deutschen Buchdruckervereins ein Merkblatt her-ausgegeben, dem wir folgendes entnehmen: Das Buchdruckgewerbe ist vom Kriege ganz besonders hart betroffen worden. Es wurden mit Kriegsbeginn fast alle Aufträge aus den Druckereien zurückgezogen, die Ausgabe von Katalogen und anderen Werbemitteln des Handels und der Industrie unterblieb. Für geschäftliche und private Drucksachen war kaum noch Bedarf, und der Verlagshandel stellte seine Tätigkeit so gut wie ganz ein. Das Erscheinen der meisten Fachzeitschriften wurde eingestellt oder unterbrochen, mindestens stark eingeschränkt. Diese mit Kriegsbeginn sich einstellende Geschäftslage besserte sich etwas, als vor Weihnachten eine gewisse Neubelebung des Geschäftsganges eintrat. Es setzten aber fast gleichzeitig auch neue Schwierigkeiten ein dadurch, daß mehr und mehr Personal eingezogen wurde und vor allen Dingen durch die Verteuerung und den manchmal gänzlichen Mangel an wichtigen Materialien. Farben, Maschinenöle, Waschmittel usw. stiegen zu bisher unbekannten Preisen an, Papiere waren schwierig und nur unter bedeutender Mehrzahlung zu beschaffen, und alle im Betriebe benötigten Metalle wurden beschlagnahmt und waren zeitweise selbst zu den höchsten Preisen nicht käuflich. Auch die Löhne sind gestiegen, denn obgleich der von der Tarifgemeinschaft der Deutschen Buchdrucker zuletzt für die Jahre 1912 bis 1916 vereinbarte Lohntarif von beiden vertragschließenden Parteien, den Arbeitgebern und Arbeitnehmern, auch unter den so schwierigen gegenwärtigen Verhältnissen gewissenhaft durchgehalten worden ist, so hat doch einesteils die Lebensmittelverteuerung und andernteils der Mangel an Personal eine sehr empfindliche Steigerung auch der Lohnauslagen mit sich gebracht. Es leuchtet wohl ohne weiteres ein, daß ein solcher Zustand nicht auf die Dauer ertragen werden kann. Alle Gewerbe haben schon längst Preiserhöhungen eintreten lassen. Da kann dem Buchdruckgewerbe ein wenigstens teilweiser Ausgleich nicht verweigert werden. Alle Auftraggeber des Buchdruckgewerbes werden somit gebeten, dem Ersuchen der Buchdruckereien um eine Aufbesserung der Preise zu entsprechen, die je nach den Umständen verschieden zu bemessen ist, mindestens aber 10 Prozent betragen wird. Eine große Anzahl staatlicher und städtischer Behörden, an ihrer Spitze die Kgl. Preußischen Ministerien der Finanzen und des Innern, haben nach Prüfung der einschlägigen Verhältnisse dem Verlagen um Erhöhung der bisherigen Preise bereits Folge gegeben und entsprechende Zuschläge bewilligt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. September 1915Etwas mehr Geduld! In allen Berufen häufen sich die Klagen, daß die Leute so ungeduldig sind, wenn sie einen Auftrag erteilen. Das Publikum kann sich scheinbar nicht daran gewöhnen, daß in Kriegszeiten andere Verhältnisse herrschen, als in Friedenszeiten. Die Mehrzahl der Männer steht im Felde. Manchen Betrieben, die sonst mit 20 Leuten arbeiten, stehen jetzt 2 bis 3 Mann zur Verfügung. Die natürliche Folge davon ist, daß die Arbeiten nicht so schnell erledigt werden können, wie früher. Das sollte sich jeder sagen und infolgedessen etwas geduldiger sein. In Wirklichkeit ist das Publikum aber ungeduldiger, wie selbst in Friedenszeiten. Möglich, daß man innerlich unruhiger ist, wehriger! um nicht das beliebte Wort nervös zu gebrauchen. Alle Berufe leiden darunter. Dabei ist es in der Tat gar nicht so schlimm. Noch können alle Arbeiten erledigt werden.

Seid verschwiegen! Die Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie übergibt ihren Mitgliedern nachfolgenden Mahnruf zur Bekanntgabe in den Fabrikbetrieben: „ An die deutschen Arbeiter! Seid verschwiegen! Keine deutsche Erfindung, kein deutscher Fortschritt darf unseren Feinden zugute kommen. Das Wohl des Vaterlandes gebietet strengste Geheimhaltung! Ihr seid die Hüter dieser Geheimnisse! Wer über das, was er in seiner Arbeitsstätte hört und sieht, nicht zu schweigen weiß, begeht Landesverrat, der mit schweren, entehrenden Strafen gesühnt wird. Er leistet dem Feinde Vorschub, und seine Brüder im Feld müssen sein Verbrechen mit ihrem Blute büßen. Feindliche Spione sind bestrebt, Euch unter der Maske des Vaterlandsfreundes auszuforschen. Jede unbedachte Aeußerung kann unermeßlichen Schaden für Euch und Euer Vaterland zur Folge haben. Laßt Euch nicht ausfragen!“

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Samstag, 25. September 1915

   

Kochlehrgang des Roten Kreuzes. Der diätetische Kochlehrgang, den das Rote Kreuz im Juli auf Anregung des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe einrichtete, hat so großen Anklang gefunden, daß am Dienstag, d. 28. September, ein neuer Lehrgang beginnt, zu dem sich noch einige Damen melden können. Nähere Auskunft erteilt die Beratungsstelle, Franziskanerstraße 9, Zimmer 23.

Sammlung von Stoffresten. Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe und der interkonfessionelle Frauenbund veranstalten Anfang Oktober eine von der Regierung genehmigte Sammlung von Stoffresten, wie Wolle, Baumwolle-, Leinen-, Garn- und Seidenresten. Wir möchten schon heute die Bonner Hausfrauen auf diese Sammlung hinweisen und ihnen aufs angelegenlichste empfehlen, sich nach Möglichkeit daran zu beteiligen. Sie erfüllen eine vaterländische Pflicht, wenn sie dazu beitragen, den Mangel an notwendigen Rohstoffen etwas herabzumindern.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. September 1915Die Stadtverordnetenversammlung stellte gestern verschiedene Sonderrechnungen für 1913 fest und wählte die Beisitzer sowie ihre Stellvertreter zum Wahlvorstande für die diesjährigen Stadtverordnetenwahlen. Ferner setzte sie die Wahltage endgültig fest. Für städtische Beamte und Angestellte werden Teuerungszulagen gewährt, ebenso ein Vorschuß für die Beschaffung von Obstmarmeladen für den Ausschuß der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe. Der Antrag, den Schlachthauszwang für nicht gewerbliche Schlachtungen aufzuheben, wurde vertagt.

Eine Modeschau in Köln. Wir machen darauf aufmerksam, daß am kommenden Montag und Dienstag in Köln eine für unsere Frauen bemerkenswerte Modeschau der Wiener Werkstätten veranstaltet wird. Die Absicht dieser Modeschau ist es, den Weg zu zeigen, wie es möglich ist, die deutsche und Wiener Mode unter künstlerischer Leitung von der französischen Fremdherrschaft zu erlösen. Es ist erfreulich, daß reichs-deutsche Mode-Firmen jetzt ernstlich bemüht sind, eine unabhängige deutsche Mode zu schaffen. Im „Konfektionär“ wird gelegentlich der Ausstellung der Wiener Werkstätten in Berlin u. a. gesagt, daß aus der Zusammenstellung der vorgeführten Modelle in Farbe und Form die Hand des Künstlers spricht und wirkliche Modeschöpfungen in dieser Ausstellung zu sehen sind, bei welchen eigene Ideen zur Ausführung kommen, die sich an keine andere Geschmacksrichtung anlehnen. Angeführt sei, daß die Modeschau der Wiener Werkstätten in Köln zum Besten der Kölner Volksspende stattfinden wird.

Festgenommen wurden eine Frau von auswärts, die in Bonn und auswärts verschiedene Schwindeleien verübt hatte, sowie ein Ackerer aus der Umgegend wegen Erregung öffentlichen Aergernisses.

Die Firma Ludwig Wessel, Porzellan- und Steingutfabrik, hat ihren Arbeitern die Zeichnung auf die dritte Kriegsanleihe möglich gemacht, indem sie auf Wunsch die Zeichnung vornimmt und den Arbeitern die Zahlung in wöchentlichen geringen Raten erleichtert. Sobald der Betrag voll bezahlt ist, werden die Stücke ausgehändigt. Auf diese Art könne sich auch die Arbeiter an dem nationalen Werk beteiligen, und was nicht unwichtiger ist, sie kommen dabei zu einer der vorteilhaftesten Sparanlage. Nach den Erklärungen der Firma scheidet jede Befürchtung aus, als ob dadurch die Arbeiter in ein Abhängigkeitsverhältnis zu der Firma geraten würden. Im Falle einer eventuellen vorzeitigen Lösung des Arbeitsverhältnisse wird der auf die Kriegsanleihe eingezahlte Betrag zurückvergütet. Unmittelbar vorher hat sich die Firma mit der Beschaffung von Briketts für ihre Arbeiter befaßt; ein Großeinkauf von Kartoffeln ist ebenfalls geplant.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 Anzeige im General-Anzeiger vom 25. September 1915

Uebt Sparsamkeit. Um den Eltern während der Kriegszeit unnötige Ausgaben zu ersparen, hat der Kultusminister angeordnet, daß neue Schulbücher und Lehrmittel, deren Gebrauch nicht unbedingt notwendig ist, nicht angeschafft werden sollen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

   

Für Raucher. Es gibt Raucher, welche peinlichst darauf sehen, daß sie immer ihre gleiche Zigarrensorte in entsprechendster Farbe erhalten. Diese Raucher sollten sich, so schreiben Fachleute des Zigarrengeschäfts, vergegenwärtigen, daß infolge des Kriegszustandes die Zufuhr an Tabaken ganz ungeheuer erschwert ist. Es herrscht derzeit eine große Knappheit darin. Auch sonst sind naturgemäß gewaltige Schwierigkeiten in der Tabakfabrikation eingetreten, die bedingen, daß einige Fabrikate gar nicht mehr hergestellt werden, auch fallen die Farben nicht mehr so aus, wie es mancher gern wünscht. Auch darauf sei hingewiesen, daß die Preise für die Tabake infolge des Krieges bedeutend gestiegen sind, ohne daß die Zigarrenhändler in der Lage waren, eine Preiserhöhung eintreten zu lassen.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)

Sonntag, 26. September 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. September 1915Wegen des glänzenden Erfolges der dritten Kriegsanleihe ist gestern der Unterricht in den Schulen ausgefallen.

Die Benagelung des „Eisernen Kreuzes“ in der Wirtschaft Hombach, Ecke Roonstraße und Argelanderstraße hat in den ersten fünf Tagen 70,75 Mark eingebracht. Der Ertrag der Benagelung ist, wie schon mitgeteilt, für das Bonner Rote Kreuz bestimmt.

Landtagsabgeordneter D. Traub wird Montag, d. 4. Oktober, in der hiesigen Germaniahalle einen Vortrag halten und darin die Frage behandeln: „Was lernen wir aus dem Kriege?“

Die Kehrfrauen der Bonner Trottoir- und Straßen-Reinigungs-Anstalt, deren Ehemänner zum Heeresdienst einberufen sind, haben von Ende August 1914 bis 1. September d. J. insgesamt 366 Mark freiwillige Kriegsbeihilfe erhalten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. September 1915Zur Metallsammlung. Auf Seite 8 unserer heutigen Nummer befindet sich die Verordnung bezüglich der Beschlagnahme, Meldepflicht und Ablieferung von Gegenständen aus Kupfer, Messing und Reinnickel. Sie enthält verschiedene Zusätze über Gegenstände aus obigen Metallen, die freiwillig abgeliefert werden können und außerdem eine Erweiterung über anmeldepflichtige Gegenstände.

Wald, Feld und Weinberge im Herbst. Der Wald beginnt sein Festkleid zu färben. Des Sommers Pracht und Herrlichkeit sind nun dahin. Verblaßt ist der Heide Glanz, verklungen der Vogelchor. Schon rauscht das Laub am Boden. Eicheln und Buchen krachen unter den Füßen. Ueberall Totenstille. Kein Vogelton stört die sich zur Ruhe begebende Waldnatur. Kalte Nächte gaben dem Wiesengrunde der Höhen den ersten Silberstreif. Stolz hebt die Herbstzeitlose das Haupt auf kahler Wiese, als letztes Blütenzeichen. Die Felder werden öde und leer. Kartoffelfeuer rauchen zum Himmel. Fahrende Dreschmaschinen füllen mit ohrenbetäubenden Gebrumme die Getreidesäcke. Neues Brot, neues Stroh. Ueberall, wo wir in die Obsthaine schauen, haben die Sommertage an schwer behangenen Bäumen Aepfeln und Birnen herrliche Farben gegeben. Scharenweise ziehen die fleißigen Obstzüchter beim Morgengrauen zum Markt. Im rheinischen Weinland begrüßt der Winzer in froher Hoffnung den einziehenden Herbst. – Reichlich hat uns die Natur mit ihren kostbaren Gaben bedacht, den Fleiß der Frauen und Kinder im Kriegsjahr anerkannt. Zufrieden und dankbar schauen wir auf des Schöpfers Segen. Neues Vertrauen, neue Hoffnung in ernster Zeit!

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 26. September 1915Die Gemeinnützige Schreibstube für stellenlose Kaufleute wurde durch den Krieg gleichfalls in Mitleidenschaft gezogen. Während sie in Friedenszeiten täglich durchschnittlich 18 Stellenlose mit der Anfertigung von Reklamearbeiten (Adressenschreiben und Vervielfältigungen von Briefen für Fabriken und kaufmännische Betriebe) beschäftigte, ließen solche Arbeiten mit Kriegsbeginn fast sämtlich nach. Indessen konnte die Schreibstube als Ersatz für diesen Ausfall eine Anzahl Stellenlose außerhalb ihrer Geschäftsräume bei kaufmännischen Firmen vorübergehen beschäftigen. Wenn auch hierdurch für einen Teil Stellenloser so lange gesorgt ist, bis sie in längere oder dauernde Tätigkeit kommen, so bleibt der Schreibstube doch immer noch ein wesentlicher Teil bedürftiger Leute übrig, die selbst in Aushilfsposten schwer unterzubringen sind und für die sie in anderer Weise besorgt bleiben muß. Es sind hauptsächlich die über 55 Jahre alten stellungslosen Kaufleute und Schreiber, sowie bedürftige und schwächliche Kriegerfrauen, die sich durch einfache schriftliche Arbeiten noch einen kleinen Nebenverdienst sichern wollen. Die Schreibstube kann aber all diesen Personen nur dann etwas Beschäftigung geben, wenn sie – wie in Friedenszeit – seitens der kaufmännischen Firmen durch Ueberweisung schriftlicher Arbeiten unterstützt wird. Darum sei auch an dieser Stelle auf die gemeinnützige Einrichtung erneut hingewiesen. Die Schreibstube befindet sich in Bonn, Münsterstraße 28.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Montag, 27. September 1915

  

Feldpostpäckchen nach der Ostfront im Gewichte von mehr als 50 Gramm werden vor dem 1. Oktober von den Postanstalten nicht mehr angenommen. Etwa aufgegebene Päckchen werden den Absendern zurückgegeben.

Die Bonner Lazarett-Zeitung bringt in ihrer Nr. 3 Ausführungen des Oberpfarrers und Dechanten Böhmer über den Fahneneid, Richard Dehmels Deutsches Fahnenlied, einen Aufsatz von Professor Dr. C. Bachem, Stationsarzt im Reservelazarett Beethovenhalle: „Der schädigende Einfluß des Alkohols, insbesondere auf die Wundheilung“, und unter der Ueberschrift „Ein schöner Traum, der Wahrheit werden soll“ besprechen Sergeant Schmidt und Oekonomierat Dr. Reinhard den Plan des Hauptausschusses für Kriegsheimstätten, jedem Feldzugsteilnehmer ein Eigenheim zu schaffen. Das Nachmittagsheim für Verwundete, Koblenzer Straße 90, wird in der Lazarett-Zeitung in Wort und Bild empfohlen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Der Umtausch der Brotbücher, der in der Hauptsache auf den gestrigen Sonntag festgesetzt war, ging glatt von statten. In den ersten Morgenstunden war der Andrang zu den Ausgabestellen groß und zwar aus dem Grunde, weil sich noch viele Haushaltungen für den Sonntag verproviantieren mußten. Dies konnte nur nach dem neuen Brotbuch geschehen. Da sämtliche Brotbücher schon fertig ausgeschrieben waren und nur noch die Zahl der Personen eingetragen werden mußte, war der Umtausch bald geschehen, zumal die Bücher – über 20.000 Stück – an fünf verschiedenen Stellen in der Altstadt und ferner noch in Poppelsdorf, Endenich, Kessenich, Dottendorf, Grau-Rheindorf und Dransdorf umgetauscht werden konnten. Vielfach war übersehen worden, daß die Brotbücher mit der Bezeichnung Bezirk A, B oder E, die für Gastwirtschaften und ähnliche Betriebe galten, bereits am Samstag umgetauscht werden mußten, und so kam es, daß gestern eine Anzahl Gastwirte zum Umtausch erschienen und dafür eine Gebühr von 50 Pfg. entrichten mußten. Auch diejenigen, die gestern ihr Brotbuch nicht abgeholt haben, müssen von heute ab diese Gebühr bezahlen. Das neue Brotbuch reicht für 54 Wochen, also bis zum 7. Oktober 1916. Natürlich will die Behörde damit nicht ausdrücken, daß wir bis zum Oktober nächsten Jahres „Kriegsbrot“ essen müssen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 25. Sept. Nach dem Jahresbericht des hiesigen Pädagogiums hatte die Anstalt am Anfang des vergangenen Sommerhalbjahres 383 Schüler, während sie am 1. Februar 1915 infolge der Kriegseinwirkungen auf 328 herabgesunken war. (...) Mit Beginn der Mobilmachung wurden 26 Lehrer zum Heeresdienst eingezogen. Der Lehrer der französischen Unterhaltungssprache wurde in Holzminden interniert. Es gelang, für den Ausfall der Anstaltskräfte genügenden Ersatz an Lehrkräften zu schaffen. Mit Beginn des Herbstes wurde eine Jugendwehr gebildet, der 155 Schüler angehören. Den Heldentod starben im verflossenen Schuljahre 21 Lehrer und 58 Schüler. Mit dem Eisernen Kreuz wurden 10 Lehrer und 81 ehemalige Schüler ausgezeichnet. Vier frühere Schüler erhielten das Eiserne Kreuz 1. Klasse.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Dienstag, 28. September 1915

   

Anzeigepflicht der Hülsenfrüchte. Zu der Bundesratsverordnung über den Verkehr mit Hülsenfrüchten vom 26. August bestimmt der Oberbürgermeister: Wer Erbsen, Bohnen oder Linsen gedroschen oder ungedroschen mit Beginn des 1. Oktober 1915 in Gewahrsam hat, ist verpflichtet, die vorhandenen Mengen getrennt nach Arten und Eigentümer unter Nennung der Eigentümer spätestens bis zum 5. Oktober 1915 dem Geschäftszimmer für Handel und Gewerbe, Rathausgasse 10/12, Zimmer Nr. 19, in den Geschäftsstunden von 9 bis 12 Uhr vormittags unter Verwendung des vorgeschriebenen Anmeldebogens anzuzeigen. Die Anmeldebogen werden in dem Geschäftszimmer während der Dienststunden unentgeltlich verabfolgt. Nicht meldepflichtig sind u. a. Mengen unter einem Doppelzentner. Die Einzelheiten der Verordnung sind gleichfalls im städtischen Gewerbebüro zu erfahren.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. September 1915In den Klostermannschen Anstalten wurden von den Schülerinnen 12.000 Mk. für die Kriegsanleihe gezeichnet und als gemeinsame Schulkriegsanleihe in der Sparkasse eingezahlt.

Die Singknaben des St. Remigius-Kirchenchors folgten vergangenen Samstag nachmittag einer Einladung ins Soldatenheim Koblenzerstraße 90. In großer Anzahl hatten sich die verwundeten Krieger eingefunden, sodaß die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten bis auf den letzten Platz besetzt waren. Ein reiches Programm brachte eine Auslese der schönsten ein- und mehrstimmigen Kunst- und Volkslieder, die in herzerfrischender Weise von dem wohlgeschulten Knabenchor, teils à capella, teils mit Instrumentalbegleitung, vorgetragen wurden. Der verehrte Dirigent, Herr Lehrer Habbig, hatte auf die Lieblingslieder der Soldaten in unserer großen Zeit Rücksicht genommen, und die Stimmen der Verwundeten vereinigten sich wiederholt mit den frischen Knabenstimmen zu einem imposanten, mächtigen Chor. Mehrere stimmungsvolle, dem Soldaten- und Weltkriegleben angepaßte Gedichte der Knaben fanden viele Anerkennung. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit gegenüber unseren verdienten Kriegern überreichten die Knaben eine Zigarrenspende. Nachdem die Leitung des Soldatenheims wiederholt ihre Freude und Anerkennung gegenüber dem Chor und dessen Dirigenten ausgesprochen brachte der letztere die Gefühle und Wünsche seiner Singknaben zum Ausdruck. Zum Schluß stattete ein schwer verwundeter, mit dem Eisernen Kreuz geschmückter Krieger, in schlichten herzlichen Worten seinen und seiner Kameraden Dank ab. Die von den Soldaten an die Knaben gerichteten markigen Worte werden diesen unvergeßlich sein.

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. September 1915Die großen Regenmengen, die am Samstag, Sonntag und gestern niedergingen, waren für Feld und Garten Goldes wert. Ueberall waren die landwirtschaftlichen Arbeiten wegen der großen Bodentrockenheit ins Stocken geraten, und die allenthalben beginnende Rüben- und Kartoffelernte konnte nur mit Mühe ausgeführt werden. Von der Aussaat des Wintergetreides mußte man vorläufig Abstand nehmen, da die Körner ohne Feuchtigkeit nicht aufgehen konnten. Der Boden war derart tief ausgedörrt, daß die Gemüse- und Futterpflanzen in trockenen und sandigen Lagen unten gelb wurden und in ihrem Wachstum ein Stillstand eingetreten war. An dem starken Abfallen des Obstes war zum Teil auch die übermäßige Bodentrockenheit schuld. Der niedergegangene fruchtbare Regen hat allen diesen Uebelständen vorläufig ein Ende gemacht, und wenn sich der Regen in wenigen Tagen nochmals wiederholt, kann sowohl die Saat bestellt als auch die Rüben und Kartoffelernte ohne Schwierigkeit ausgeführt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 27. Sept. Das „Eiserne Kreuz von Godesberg“ erfuhr zur Benagelung in der verflossenen Woche folgenden korporativen Besuch: Die Fortbildungsschule, das Rektorat und die Jungfrauenkongregation an Herz-Jesu, die katholische Kinderbewahrschule, die Volksschulen von Plittersdorf, die Beamten und Arbeiter der Bahnmeisterei 3, das Evangelische Lyzeum, die Schwestern und Verwundeten des Lazaretts von der Heydt, die Schwestern vom Markusstift mit einer Anzahl Kindern, eine Stammtischgesellschaft, die Häuser Waldburg, Unverzagt, Mendelsohn-Bartholdy, Malepartus, Arndt und Philadelphia vom Pädagogium, die Volksschulen von Muffendorf, der Postbeamtenverein, die Jungfrauenkongregation von Plittersdorf, der katholische Jünglingsverein von Godesberg I und der katholische Gesellenverein. Auch goldene und silberne Anstecknägel wurden gekauft. Der letzte Wochenertrag betrug 2013 Mark gegen 2527 Mark in der voraufgegangenen Woche, sodaß mit Einschluß der am Einweihungstag erlösten 4703 Mark innerhalb der erst vierzehntägigen Ausstellungszeit schon der stattliche Gesamtbetrag von 9243 Mark bisher erzielt worden ist.

Godesberg, 27. Sept. Am kommenden Sonntag wird unserer Bürgerschaft ein vaterländischer Abend mit eigenartigem Gepräge geboten werden. Abweichend von der bisherigen Gepflogenheit, werden diesmal unsere Feldgrauen selbst die Veranstalter sein. Etwa 76 Verwundete des hiesigen Reserve-Lazaretts II (Markusstift) haben zusammen mit dem Pflegepersonal einen Musik- und Gesangverein, sowie einen Theaterverein gebildet und werden am kommenden Sonntag zum ersten Mal öffentlich auftreten.

Godesberg-Rüngsdorf, 27. Sept. Von Schülern der hiesigen Volksschule sind mit Einwilligung ihrer Eltern aus ihren Spargroschen insgesamt 1100 Mark auf die dritte Kriegsanleihe gezeichnet worden.

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. September 1915Muffendorf, 27. Sept. Unter Führung des Gemeindeverordneten Jülich hat eine Kommission, bestehend aus dem Bürgermeister Zander, den Beigeordneten Prof. Dr. Wendelstadt und Fritzen, sowie des früheren Gemeindevorstehers Liemersdorf, sich durch eingehende Ortsbesichtigung davon überzeugt, welches Unrecht den hiesigen Bürgern geschehen ist, die seit den Godesberger Eingemeindungsbestrebungen mit teilweise meterhoch stehendem Kellerwasser zu kämpfen haben. Die Kommission erkannte an, daß die durch Zwangsmaßregeln der früheren Gemeindeverwaltung von der Wasserkalamität heimgesuchten Hausbesitzer gesundheitlich in hohem Maße geschädigt sind und alsbald Abhülfe notwendig sei. Die früher den Eingemeindungsgegnern zwangsweise entfernten Röhrchen zur Entwässerung der Keller können nun wieder gelegt werden, bis die Kanalisation des ganzen Ortes zur Durchführung gelangt. Dank der wohlwollenden Einsicht unserer neuen Gemeindeverwaltung wäre damit die Geschichte des Muffendorfer Röhrchens, die eine große Anzahl von Strafmandaten und einige Prozesse zu verzeichnen hat, endlich in friedliche Bahnen gelenkt. Die Muffendorfer werden ihrem neuen Bürgermeister diese gerechte Tat nicht vergessen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

  

Herbstanfang. Vorgestern hatten wir Herbstanfang, und programmmäßig, wie es ihnen die Natur vorschreibt, haben uns mit gestrigem Tage die Schwalben verlassen. Ein altes Volkswort sagt: Maria Geburt – Jagt alle Schwalben furt! Am 24. hatten wir Maria Geburt. Die Folge des Wegzugs der Schwalben wird sich bald, sofern die warme Witterung anhält, in einer lästigen Zunahme der Fliegen und Mücken bemerkbar machen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Mittwoch, 29. September 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. September 1915Einen Freifahrschein von Bonn nach Trier hatte sich ein Kellner ausstellen lassen, um sich dort freiwillig zum Militär zu melden, obwohl er im Oktober v. Js. als dienstuntauglich entlassen worden war. Er war mit dem Schein von Bonn nach Köln und wieder zurück gefahren. Als er den Bahnhof verlassen wollte, hielt die Bahnhofswache ihn an. Er behauptete, man habe ihm in Köln verweigert, über Euskirchen nach Trier zu fahren, er müsse über Koblenz fahren. Bei seiner ersten Vernehmung sagte er, der Verkehr sei gesperrt gewesen. Er habe in Bonn seinen vergessenen Regenmantel noch holen wollen. Das Schöffengericht verurteilte ihn gestern wegen Betrugs zum Nachteil des Eisenbahnfiskus zu einer Woche Gefängnis. (...)

Ein Lehrer a. D. aus Beuel hatte der Bonifatius-Druckerei zum Abdruck in dem Leoblatt eine angeblich von ihm selbst verfaßte Erzählung eingesandt. Die Täuschung wurde in der Druckerei erkannt. Ferner hatte der pensionierte Lehrer an zwei weitere Druckereien in Frankfurt Erzählungen eingesandt und unter der Behauptung, sie seien von ihm verfaßt, sich dafür Beträge von 20 bis 40 Mark bezahlen lassen. Das Schöffengericht verurteilte ihn gestern wegen Betrugsversuchs in einem Falle und vollendeten Betrugs in zwei Fällen zu insgesamt 100 Mark Geldstrafe.

Der gestrige Wochenmarkt war gut besucht und die in großen Mengen angebotenen Waren fanden flotten Absatz. Obst war wieder in besonders großer Auswahl vorhanden, aber hoch im Preise. (...)
   Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz war gut beschickt und der Verkauf flott. Die Preise waren hier im Verhältnis dieselben wie auf dem Wochenmarkt. (...)
   Der städtische Gemüse-, Kartoffel- und Obst-Verkauf war gestern nicht besonders flott. Verkauft wurden: Kartoffeln 10 Pfund zu 45 Pfg., Aepfel drei Pfund zu 25 Pfg., Birnen drei Pfund zu 20 Pfg., Rotkohl das Pfund zu 6 Pfg.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. September 1915Godesberg, 28. Sept. Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Zander tagte heute im Rathause eine Bürgerversammlung, um darüber zu beraten, wie der Zentrale für das Rote Kreuz in Zukunft die Mittel zu beschaffen seien, in der bisherigen Weise die Suppenküchen weiter zu führen, Liebesgaben an die Front zu senden, für Frauenbeschäftigung zu sorgen usw. Der Vorsitzende wies mit warmherzigen Worten auf den Beginn der schlechten Jahreszeit hin. Der Soldat sei gezwungen, im Felde jeder Witterung Trotz zu bieten und deshalb müsse die Liebestätigkeit jetzt in erhöhtem Maße einsetzen. Die vornehme Pflicht, nach Kräften die Kriegsfreudigkeit unserer Truppen durch Liebesgaben zu erhalten, sporne alle Bürgerkreise zu gesteigertem Opfermut und Sammelfleiß an. Angesichts der übermenschlichen Leistungen unserer braven Truppen, die uns mit Bewunderung und Stolz erfüllen, dürften wir vor keinem Opfer zurückschrecken. Aus gutem Herzen kommend, wird auch die kleinste Gabe bei der Sammlung von Haus zu Haus willkommen sein. Alle anwesenden Herren erklärten sich bereit, mit frischem Mut an einer Listensammlung teilzunehmen, die nächste Woche beginnen soll. In der Gemeinde werden monatlich rund 4000 Mark für Milch-Suppenverteilung u. dergl. aufgewendet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

  

Für Schwerhörige und Ertaubte. Es ist im allgemeinen noch zu wenig bekannt, daß es auch für die Schwerhörigen die Möglichkeit gibt, sich eine große Erleichterung zu verschaffen, die sie befähigt, sich wieder gut mit ihren Mitmenschen zu verständigen. Es ist dies die Kunst, das Gesprochene vom Munde abzulesen. In dieser Woche eröffnet Frau R. Grosse in Bonn, Gasthof zum goldenen Stern, einen Lehrgang zum Erlernen des Ablesens vom Munde nach einer bewährten, ohrenärztlich empfohlenen Art. Dieser Unterricht ist geeignet, das fehlende Gehör zu ersetzen, indem er befähigt, der Unterhaltung in der gewöhnlichen Umgangssprache zu folgen. Aus den Bewegungen des Mundes und des Kinns wird das Gesprochene abgelesen und verstanden. Der Unterricht ist durchaus dem Leben angepaßt, er wird einzeln erteilt und es wird planmäßig vom Leichten zum Schweren übergegangen. Schon nach einigen Stunden fängt der Schüler an, von anderen Personen das Gesprochene abzulesen. Allerdings erfordert der Unterricht Aufmerksamkeit und festen Willen von den Lernenden, dafür pflegt er aber auch durch überraschend schöne Erfolge gekrönt zu werden. Diese Rückkehr zur leichteren Verständigung wirkt auf die Gemütsverfassung und die Lebenslust des bisher als unheilbar geltenden Schwerhörigen belebend und beglückend. Um sich selbst von dem Nutzen des Absehens zu überzeugen, teilt Frau Grosse jedem Bewerber kostenlos Auskunft und drei Probestunden. (...)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Donnerstag, 30. September 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. September 1915Das Bonner Stadttheater eröffnet seine Spielzeit 1915/16 nächsten Mittwoch mit Hebbels Schauspiel Herodes und Mariamne.

Die Kartoffelversorgung im Westen. In Düsseldorf hat Montag auf Veranlassung des Reichskanzlers eine Versammlung stattgefunden, die sich mit der Frage der Kartoffel- und Milchversorgung der westlichen Großstädte und Industriebezirke zu befassen hatte, und an der u. a. das Ministerium des Innern und der Landwirtschaft, ferner der Staatssekretär des Innern, die Oberpräsidenten der beiden Provinzen, zahlreiche Oberbürgermeister und Landräte teilnahmen. Es wurde darauf hingewiesen, daß sehr reichliche Kartoffelvorräte vorhanden sind, und daß alle Befürchtungen über zu geringe Vorräte vollständig unbegründet wären. Das Jahr 1915 habe in den letzten zehn Jahren die reichste Kartoffelernte gebracht. Man rechne mit einer Ernte von mindestens 52 Millionen Tonnen, es können aber auch 60 Millionen werden. Es sei daher dringend vor sogenannten Angstvorkäufen zu warnen. Jeder könne darüber beruhigt sein, daß Kartoffeln in genügender Menge und zu angemessenen Preisen auf den Markt kommen würden. Die Reichsregierung hat in Aussicht genommen, eine Gemeinnütziger Gesellschaft m. b. H. zu bilden, an der die Kommunalverbände, insbesondere die Städte, ferner die Landgenossenschaften und die Händler beteiligt werden sollen und welche dafür sorgen soll, daß den Städten und sonstigen Verbänden auf ihr besonderes Verlangen Kartoffelvorräte als Reserven für die Kälteperiode und für eine gewisse Uebergangszeit im Frühjahr zu angemessenen Preisen verabfolgt werden. Die Beschaffung dieser Reserven soll durch Vermittlung des Handels erfolgen, dessen freie Betätigung im übrigen in keiner Weise gehemmt wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Ohne Lehrerinnenprüfung. Das Kultusministerium hat verschiedenen Blättern zufolge beschlossen, die Schülerinnen der Seminarklassen an den oberen Lyzeen mit Osteranfang als Lehrerinnen für Volksschulen heranzuziehen, indem man ihnen die Prüfung als ordentliche Lehrerinnen ganz erläßt und sofort Anstellung gewährt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Sonntagsvorstellungen im Stadttheater erbeten. Der Herr Oberbürgermeister hat bekanntgemacht, daß Schauspielvorstellungen Mittwochs und Freitags stattfinden werden. Von Sonntagsvorstellungen ist keine Rede. Viele aber haben nur Sonntags die Gelegenheit, das Theater zu besuchen. Kann man sich nicht mit der Leitung der Kölner Stadttheater in Verbindung setzen, wenigstens monatlich zweimal auch an Sonntagen hier in Bonn zu spielen? Ein Kunstfreund.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

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