Montag, 17. Juni 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juni 1918Arndt-Eiche in Eisen. Eine schlichte, aber eindrucksvolle Feier fand gestern, Sonntag, an der Arndt-Eiche statt: die Nagelung einer Adlerfeder für Frl. Mathilde Wirth, die unermüdliche Sammlerin für das Rote Kreuz. Ende Mai war die Summe des von ihr gesammelten Geldes auf 25.000 Mark gestiegen. Zu Ehren und zur Erinnerung an diese hervorragende Tätigkeit des Frl. Wirth widmeten ihr die Vaterländischen Vereinigungen der Stadt Bonn eine Adlerfeder. Bei der Nagelungsfeier, zu der u. a. der Vorsitzende des Zweigvereins vom Roten Kreuz für den Stadt- und Landkreis Bonn, Oberbürgermeister Spiritus, und die Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins, Frau Berghauptmann Krümmer, erschienen waren, widmete der Vorsitzende des Hilfsausschusses für die Truppen, Dr. Krantz, Frl. Wirth herzliche Worte ehrender Anerkennung und wies besonders auf die unermüdliche Tätigkeit der allzeit liebenswürdigen Sammlerin hin, die bei Sonnenbrand und Kälte, in Wind und Wetter nunmehr fast vier Jahre dem Roten Kreuz so große Dienste geleistet habe; die Adlerfeder sei nur ein kleines äußeres Zeichen der Dankbarkeit für diese vaterländische und opferwillige Tätigkeit, die hierdurch an dem Bonner Kriegswahrzeichen für spätere Geschlechter verewigt werde. Alsdann fand die Nagelung der Adlerfeder statt. Die Feder trägt das Wappen der Stadt Bonn, das Rote Kreuz und die Widmung: „Frl. Mathilde Wirth in Bonn in Anerkennung ihrer verdienstvollen Sammeltätigkeit für das Rote Kreuz gewidmet von den Vaterländischen Vereinigungen in Bonn.“

Die Provinzialstelle der Reichsbank zur Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ist in Köln gegründet worden. Ihr Wirkungskreis umfaßt das Gebiet der Reichsbankhauptstellen Köln, Aachen, Barmen, Kreifeld, Elberfeld, Remscheid, Siegen wie auch das der hierzu gehörigen Reichsbanknebenstellen. In dem Ausschuß der Provinzialstelle sind außer den Behörden alle Berufsklassen vertreten, so daß zu hoffen ist, daß durch entsprechende Propaganda die Verbreitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in alle Kreise getragen wird. Der Vorsitz wurde dem Präsidenten der Handelskammer Köln, Geheimrat Dr. Louis Hagen, übertragen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juni 1918Ludendorff-Spende. Vom frühen Morgen bis in den Abendstunden wanderten am Samstag und Sonntag unsere begeisterungsfreudigen Bonner Jungen und Mädchen mit den Sammelbüchsen durch die Stadt, um für unsere Kriegsbeschädigten Spenden zu erbitten. Nicht nur auf Straßen und Plätzen, auch in den Straßenbahnen und in den Gastwirtschaften walteten sie ihres Amtes mit freudigem Eifer. In den Nachmittagsstunden sah man kaum noch Jemand, der nicht irgend ein Abzeichen trug. Namentlich bei den Promenaden-Konzerten am Samstag abend und Sonntag mittag in der Poppelsdorfer Allee flossen die Gaben reichlich; dort konnte keiner dem Trommelfeuer der Sammelbüchsen entgehen. Vornehm und Gering gab gern und freudig, gilt es doch, durch diese Volkssammlung unsern kriegsbeschädigten tapfern Brüdern den Dank der Heimat zu beweisen.
   Folgendes kleine Stimmungsbildchen vom gestrigen Sammeltag wird uns aus unserm Leserkreis übermittelt: Auf der Terrasse eines bekannten hiesigen Bierlokals sitzt ein älterer Herr, der jedesmal, wenn ihm die Sammelbüchse hingehalten wurde, sein Scherflein gab. Ein Tischnachbar meinte schließlich, er solle sich ein Abzeichen kaufen, dann hätte er doch Ruhe. „Ach was,“ meinte der Herr lachend und holte aus der Tasche fünf Ludendorff-Abzeichen hervor, „wenn ich so ein Ding anstecke, kommt Niemand mehr zu mir, das will ich nicht. Wissen Sie, ich habe so meine feste Taxe: Die Jungens bekommen 10 Pfg., die Mädels 15 Pfg. und den ganz netten Mädchen kaufe ich so’n Anhänger ab.“
   Die Kinos wiesen einen guten Besuch auf. Der Film „U-Boote heraus!“, der die neuen U-Bootkreuzer in Tätigkeit zeigte, gefiel ungemein. Auch die „Tolle Komteß“ im Operettentheater trug viel zur Mehrung der Spende bei. Adalbert Steffter sprach den Prolog Herbert Eulenbergs, den wir am Samstag als herzliche Mahnung zum Abdruck brachten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Zu Gunsten der Ludendorff-Spende finden diese Woche im hiesigen Kino Vorstellungen statt. Es wird sich lohnen, die hochinteressanten Ludendorff-Filme zu sehen.

Metallsammlung. Zur Empfangnahme von Einrichtungsgegenständen ist die Metallsammelstelle Nicolaus-Beckerstraße 1, jeden Vormittag von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Godesberg“)