Samstag, 1. Juni 1918

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 1. Juni 1918Die Ludendorff-Spende. Die Vorbereitung der Sammlung für die Ludendorff-Spende liegt in Bonn in den Händen eines Arbeitsausschusses, der von dem Gesamt-Ausschuß für die Spende gewählt wurde und an dessen Spitze Oberbürgermeister Spiritus steht. Dieser Arbeitsausschuß ist zurzeit damit beschäftigt, die Werbung für das große Wohltätigkeitswerk in Bonn zu organisieren.
   Wegen der Kürze der Zeit und weil auch bei der Sammeltätigkeit die Schulen sich beschäftigen sollen, die bis zum 31. Mai noch Ferien hatten, ist die Ludendorff-Opferwoche für Bonn in die Zeit vom 15. bis 23. Juni und sind die Tage der Sammlung auf Straßen, Plätzen und in Gastwirtschaften usw. auf den 15. und 16. Juni verlegt.
   Für die Verwendung der Sammelerträgnisse gilt der Grundsatz: „Die Gben kommen regelmäßig dem Gebiete zugute, aus dem sie stammen.“ Ein Ausnahme bilden einzelne große wirtschaftliche Unternehmungen, deren Spenden allgmeinen deutschen Zwecken dienen und daneben einen Ausgleich für die wirtschaftlich schwächeren Gebiete Deutschlands, die trotz besten Willens nur geringere Sammelerträgnisse erzielen können, schaffen sollen. Diese Verteilung sucht den Erfahrungen und Schwierigkeiten Rechnung zu tragen, die sich bei früheren großen Sammlungen ergeben haben. Die Ludendorff-Spende soll in dauernder Fühlung mit den Spender- und Beteiligtenkreisen den Geberwillen, die berechtigten Sonderwünsche der einzelnen Länder und Landesteile mit den allgemeinen deutschen Interessen und der gebotenen Rücksicht auf die leistungsschwächeren Gebiete vereinen. Möge ihr dies gelingen zum Wohle unseres schwerbedrängten Vaterlandes und seiner getreuen Söhne, die ihm ihre Glieder, ihre Gesundheit geopfert.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 1. Juni 1918Der Theatervertrag mit der Stadt Köln wurde entsprechend den schon mitgeteilten Bedingungen von den Stadtverordneten gestern in geheimer Sitzung einstimmig genehmigt. Das Angebot eines Operettendirektors wurde in nichtöffentlicher Sitzung zur Erledigung gebracht.

Auf dem Bonner Wochenmarkt waren gestern – so schreibt uns eine Hausfrau – die ersten unreifen Stachelbeeren zu Kompott- und anderen Zwecken zu haben, oder besser gesagt, sie waren da, aber im öffentlichen Verkauf absolut nicht zu haben. Wie das in früheren Jahren leider so üblich war, wurden sie auch gestern gut zugedeckt und versteckt gehalten und (genau wie die Spargeln!) nur an gute Bekannte, an sogenannte Ueberpreiszahler im Vertrauen abgegeben. Durch diese unerlaubten Machenschaften wird es der minderbemittelten Bevölkerung fast unmöglich gemacht, derartige Waren zu kaufen. Wenn diese verwerflichen Zustände schon jetzt wieder einreißen sollen, wo die Beerenobsternte doch erst kaum begonnen hat, was soll das denn erst später werden. Es wäre doch nun dringend wünschenswert, wenn unsere Marktpolizei von vornherein ein scharfes Augenmerk auf solche Verkäufer und Käufer richten wollte und jeden Fall unnachsichtig zur Anzeige zu bringen, damit diese mißlichen Zustände auf unserem Bonner Wochenmarkt nicht weiter um sich greifen und sofort im Keime erstickt werden. – Auch dies trägt wesentlich zum allgemeinen Durchhalten in dieser schweren Zeit bei.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
   Fleisch.
Am Samstag werden in den Metzgergeschäften Rind- und Kalbsfleisch zu 2,40 Mk., Leberwurst zu 1,80 Mk. und Blutwurst zu 1,50 Mk. das Pfund verkauft. Ausgegeben werden 140 Gramm Fleisch und 30 Gramm Wurst.
   Fett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in der kommenden Woche insgesamt 60 Gramm Margarine ausgegeben. Der Preis für 1 Pfund Margarine beträgt 2,- Mk.
   Eier. In der kommenden Woche wird an jeden Einwohner ein Ei zum Preise von 40 Pfennig auf Abschnitt Nr. 13 der Eierkarte abgegeben. Die Ausgabe der Eier für Kranke geschieht in der städtischen Verkaufsstelle Franziskanerstraße. […]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf. Bonn“)

Plauts heiterer Vortragsabend. Heute 8 Uhr findet der von unserm kunstliebenden Publikum mit großem Interesse erwartete heitere Vortragsabend von Joseph Plaut im Bonner Bürgerverein statt. Wer einmal herzlich lachen will, versäume diesen Vortragsabend nicht. Wir können den Besuch nur bestens empfehlen. […]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)

   

Unsere Stadtverordneten nahmen in ihrer gestrigen Sitzung zunächst den Dank des Rektors der Universität für die Bewilligung von 150.000 Mark zur Errichtung einer Studentenbücherei entgegen. […] Weniger erfreulich war der Bericht des Beigeordneten Bottler über den Stand der Kriegsausgaben und Darlehen der Stadt. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen um 15 Millionen. Davon werden voraussichtlich 10 Millionen durch Reich und Staat ersetzt; es verbleiben dann noch immer 5 Millionen ungedeckte Ausgaben, zu denen noch 1,5 Millionen Teuerungszulagen für Beamte usw. kommen. Es verbleiben mithin noch insgesamt über 6,5 Millionen ungedeckte Ausgaben, für die die Stadt aufzukommen hat. […]

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)