Dienstag, 19. März 1918

  

Bezugsscheine auf Schuhwaren. Die Reichsbekleidungsstelle hat die Bezugsscheinausfertigungsstellen angewiesen, von jetzt ab Bezugsscheine auf Schuhwaren nur in dringendsten Notfällen (z. B. bei vollständigem Verlust des sämtlichen Schuhwerks, nicht aber bei Konfirmation, Todesfall u. dergl.) auszufertigen, da vom 1. April 1918 ab durch die dann zuständige Reichsstelle für Schuhversorgung eine Neuregelung des Bezugsverfahrens für Schuhwaren erfolgt, wodurch Schuhwaren in weitem Umfange, insbesondere sog. Ersatz- und Kriegsschuhwerk, bezugsscheinfrei werden wollen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Die Rheinuferbahn hat vom 15. ds. Mts. ab ihre Fahrpreise erhöht. Jetzt kostet eine Fahrt dritter Klasse von Bonn nach Köln 1,10 Mark, bisher 0,90 Mark. […] Für einzelne Stationen und Haltestellen sind die Fahrpreise beibehalten worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Zur Wohnungsnot. Im Anschluß an den Sprechsaal-Artikel […] zur Wohnungsnot erlaube ich mir auch etwas Kritik zu üben. Ich bin eine alte Frau und auf der Suche nach einer Wohnung von 2 bis 3 Zimmern. Als ich mich auf ein Angebot von 2 Zimmern an Herr oder Dame bemühte, mußte ich die Erfahrung machen, daß ich, wie so oft, vergebens gegangen war. Denn den Preis konnte ich natürlich nicht bezahlen, welcher mir da gefordert wurde. Die 2 Zimmer sollten 60 Mark kosten, was doch etwas viel ist nach meiner Meinung. Was muß da eine deutsche Frau für ein Einkommen haben, wenn sie bei 60 Mark Miete aus essen gehen muß, denn Kochen war natürlich nicht gestattet. Ich bin eine Frau, welche zwei Söhne für das Vaterland hergegeben hat. Könnte man da nicht etwas mehr Engegenkommen finden? Frau Wwe. V.

Kinder- und Wohnungsnot. Weil ich Hausbesitzer bin, der 13 Kinder im Haus wohnen hat, darf ich bei der Wohnungsfrage ein Wort mitsprechen. Stellt man die Frage, warum viele Hausbesitzer sich weigern, Kinder ins Haus zu nehmen, so ist zu antworten, daß Kinder – namentlich wenn sie ohne Aufsicht sind – sehr viel im Haus verderben. Und wer kommt für die Schäden auf? Vielfach kommt auch die Miete schlecht ein, wogegen der Vermieter pünktlich seine Zinsen zu zahlen hat und die gesteigerten Lasten tragen muß. Es empfähle sich, daß die Stadt Bonn Häuser mietete oder kaufte, um der ärgsten Wohnungsnot zu steuern. Man würde dann die Hausbewohner etwas mehr mit der unberechtigten oder einseitigen Beurteilung ihres Verhaltens verschonen. Ein Hausbesitzer im Sinne vieler.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Katholischer Meisterverein. Am Mittwoch den 20. März, abends 8.30 Uhr, findet im Gesellenhause, Cölnstraße 17/19, die monatliche Mitglieder-Versammlung statt. In derselben spricht Herr Parteisekretär P. Hensen über „Zukunftsaufgaben“. Das nicht parteipolitisch gehaltene Thema wird zugleich Anlaß geben zur Annahme der vom Verband kath. Meistervereine der Regierung übersandten Resolution, in der der Einführung des gleichen Wahlrechts zugestimmt, aber zugleich die nötigen Sicherungen für die dem katholischen Volksteil besonders teuren Güter, Kirche und Schule, gefordert werden. Aus diesem Grunde ist eine besonders starke Beteiligung der Mitglieder erwünscht. Zudem wird sich bei dieser Gelegenheit der Präses von den Mitgliedern verabschieden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)