Donnerstag, 28. Februar 1918
Deutsche Vaterlandspartei. In fliegenden Kolonnen dringen unsere siegreichen Fahnen vorwärts im Ostland. Auf den Fluren, auf denen seit Jahrhunderten deutsche Tatkraft, deutscher Fleiß und deutsche Wissenschaft Unvergängliches geleistet haben, ziehen jetzt unsere Heere nicht als feindliche Eroberer, sondern als Befreier. So stehen diese Kriegsereignisse im Osten im Brennpunkte der vaterländischen Interessen. Es kann daher nur dankbar und freudig begrüßt werden, daß unser hochgeschätzter Mitbürger, Herr Dr. Rosenmund am kommenden Sonntag, vormittags 11 ½ Uhr im Saale des Bürgervereins einen Vortrag halten wird über „Deutschland und das Baltenland“. Die Mitglieder und Freunde der Deutschen Vaterlandspartei seien auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht.
Warnung an Gemüsewucherer. Die amtlichen Richtpreise für Gemüsesamen werden häufig derart überschritten, daß sich die Reichsstelle für Gemüse und Obst genötigt sieht, dagegen auf das schärfste einzuschreiten. Die Schuldigen werden unnachsichtig den Strafgerichten ausgeliefert (Höchststrafe: 1 Jahr Gefängnis nebst 1000 Mark Geldstrafe und entschädigungsloser Einziehung der Samenvorräte), die Handelsbetriebe polizeilich geschlossen sowie die Vorräte beschlagnahmt und einer amtlichen Stelle zur Veräußerung zu den Richtpreisen unmittelbar an die Verbraucher überwiesen. Diese Maßregeln sind schon mehrfach durchgeführt worden. Auf irgendwelche Nachsicht darf nicht mehr gerechnet werden. Es wird dringend vor Ueberschreitungen gewarnt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Verkaufszeit an Sonntagen. Die meisten hiesigen Geschäfte haben sich dahin geeinigt, ihre Verkaufslokale an Sonntagen von 11½ bis 2 Uhr offen zu halten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Papiergeld. Die von der Handelskammer in Bonn ausgegebenen Papiergeldscheine zu 50 Pfg., welche im Laufe der Zeit so verbraucht sind, daß sie nicht mehr als umlauffähig gelten können, werden in den Geschäften nur ungern und von der Post überhaupt nicht in Zahlung genommen. Da für die Bewohner außerhalb Bonns keine Möglichkeit besteht, die Scheine gegen neue einzutauschen, so würde es sich empfehlen, daß in den im Kreise Sieg liegenden Orten entweder die Sparkassen oder Bankgeschäfte mit dem Umtausch oben genannter Scheine betraut würden, die sie sammeln und an die Handelkammer in Bonn abliefern. Einer für viele.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Bettelnde Kinder treiben jetzt vielfach ihr Unwesen in den Straßen der Stadt. Mit Vorliebe wenden sie sich dabei bei oder nach Eintritt der Dunkelheit an bessere Leute und bitten um Fahrgeld nach einem der Vororte. Da die Kinder das Geld zu allem anderen eher verwenden als zu dem, wofür sie es vielleicht gut gebrauchen, tut man gut, ihre Bettelei nicht zu unterstützen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)