Samstag, 23. Februar 1918

    

Der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens feiert in diesem Monat sein 25jähriges Bestehen. Aus kleinen Anfängen hat sich der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, der sich seit Jahren für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der deutschen Juden einsetzt, zu solcher Blüte entwickelt, daß er mit den korporativ zu ihm gehörenden Gemeinschaften heute etwa 200.000 deutsche Juden vertritt. Wie in allen anderen Ortsgruppen, veranstaltet auch die hiesige am 25. Februar, abends 8¼ Uhr, im großen Saale des Bürgervereins eine Festversammlung, in welcher der Syndicus des Vereins, Rechtsanwalt Erich Böhm aus Berlin, über „Aufgaben des Zentralvereins nach dem Kriege“ sprechen wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Der Bonner Wochenmarkt war gestern schlecht beschickt. An Gemüse war nur etwas Krauskohl, Sprutengemüse, Rosenkohl, Weißkohl, Wirsing und Spinat vorhanden. Aepfel und Zwiebeln überhaupt nicht. […]
   Auch der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte in fast allen Marktprodukten nur geringe Zufuhren. […] Der Verkauf war auch hier durchweg sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte wieder recht regen Zuspruch, besonders in Gemüse und Aepfeln, worin verhältnismäßig große Mengen vorhanden waren. Auch in den übrigen Sachen waren gestern die Zufuhren wieder befriedigend. Fische waren dagegen nicht zu haben. Trotz der in letzter Zeit herrschenden Gemüseknappheit usw. hat der städtische Verkauf bisher den Wünschen der Bevölkerung in dieser Beziehung im allgemeinen noch entsprechen können. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Theaterbauverein. Morgen abend 6 Uhr findet im kleinen Gesellschaftszimmer der Lese (Herrenhaus) die diesjährige Mitglieder-Versammlung des Bonner Theaterbauvereins statt. Wenn die Tagesordnung auch nur die üblichen Förmlichkeiten enthält, so ist doch eine zahlreiche Teilnahme der Mitglieder erwünscht, um das Interesse am Theaterbau-Projekt rege zu erhalten. Das angesammelte Vermögen, welches in Kriegsanleihe angelegt und durch Zinsenzuwachs erheblich gestiegen ist, bietet im Verein mit den Stiftungen die Gewähr dafür, daß der Plan, ein unserer Stadt würdiges Theatergebäude zu errichten, nach dem Kriege wieder gefördert werden wird.

Fische sind heute ein sehr begehrenswertes Nahrungsmittel. Das schlimmste dabei ist leider, daß es nur beim dem Begehren bleibt und das Verzehren ausbleibt. Das Lebensmittelamt darf des heißen Dankes weitester Kreise der Einwohnerschaft versichert sein, wenn es ihm gelingt, wieder einmal soviel Fische nach Bonn zu schaffen, daß ab und zu auch jeder Haushalt einmal einen Fisch erhält, und nicht nur diejenigen begüterten Einwohner, die sich einen Gasthausbesuch leisten können, um bei dieser Gelegenheit die Erinnerung daran, wie Fische schmecken, aufzufrischen. Von einer großen Anzahl Bürger sind wir gebeten worden, den ausdrücklichen Wunsch nach Fischen kund zu tun, damit die Stellen, welche dem Bonner Lebensmittelamt die Fische überweisen, uns nicht ganz vernachlässigen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)