Mittwoch, 6. Februar 1918

   

Universität. Nach einem Ministererlaß vom 29. Januar wird auch in diesen Osterferien wieder ein Ferienkursus für Medizin studierende Kriegsteilnehmer der Universität Bonn abgehalten werden. Berechtigt zur Teilnahme sind solche Kriegsteilnehmer, die bisher ordnungsmäßig drei Semester Medizin studiert, ihr Studium nicht später als am 1. Januar 1915 begonnen und Anspruch auf Anrechnung eines Kriegssemesters auf das Medizinstudium haben. Diesen studierenden Kriegsteilnehmern kann der vom 11. Februar bis 27. April stattfindende Ferienkurs als fünftes Studiensemester angerechnet und die Zulassung zur ärztlichen Vorprüfung bereits Mitte April gewährt werden. Die Meldungen zur Teilnahme werden vom Vorsitzenden der Kommission für die ärztliche Vorprüfung, Herrn Professor Max Berworn, Bonn, Nußallee 11, entgegengenommen, der die Berechtigung zur Teilnahme prüfen wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Der Bonner Wochenmarkt war gestern nicht so gut beschickt als Ende der vorigen Woche. An Gemüse war vorwiegend Krauskohl und Rosenkohl vorhanden, Sprutengemüse, Wirsing und Weißkohl dagegen nur ganz wenig. Schwarzwurzeln, Sellerie, weiße Rüben, weiße Rettiche, Karotten und Knoblauch waren ziemlich reichlich zu haben, ferner noch Feldsalat, Breitlauch, Petersilie, Meerrettich, Kohlrabien, Chicoree usw. Spinat war nicht vorhanden, ebenfalls, außer beim städtischen Verkauf, auch keine Aepfel und Zwiebeln. Der Verkauf war im allgemeinen recht flott, besonders in Gemüse.
   Auch der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern bei weitem nicht so große Zufuhren wie am letzten Hauptmarkttage. […] Der Verkaurf war durchweg sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
   Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte gestern wieder recht regen Zuspruch, besonders in Fischen, Aepfeln und Gemüse. Die Zufuhren waren im allgemeinen befriedigend, besonders in Gemüse, Aepfeldn und Zwiebeln. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
   Der Geschäftsumfang des Lebensmittelamtes hat auch im letzten halben Jahre wiederum eine ganz erhebliche Steigerung erfahren, wie sich aus der Januar-Bilanz ergiebt. Danach sind insgesamt für Lebensmitteleinkäufe seit Kriegsbeginn rund 102 Millionen Mark verausgabt worden und davon allein rund 45 Mill. Mark im letzten halben Jahre. Der Umsatz des Lebensmittelamtes betrug im Monat Dezember 1917 rund 8 Millionen Mark, das bedeutet auf den Wochentag umgesetzt einen täglichen Geldverkehr von über 300.000 Mark. An dieser Ziffer ist am besten zu ermessen, wie ungeheuer die Ausgaben der Stadt gewachsen sind; denn ein Lebensmittelgeschäft, das zu Friedenszeiten täglich 300.000 M. umsetzte wird es im Deutschen Reiche wohl kaum gegeben haben.
   In der Kartoffelversorgung ist insofern ein für die Stadt etwas günstigeres Bild aufgetreten, als die noch zu liefernden rund 60.000 Zentner Kartoffeln im wesentlichen aus den Kreisen Mayen und Coblenz-Land zugeteilt sind. Die Bevölkerung bevorzugt nun einmal die rheinische Kartoffel und dürfte mit dieser Änderung zufrieden sein. Auch haben sich die Kartoffeln bis jetzt in den Mieten gut gehalten, so daß die Versorgung bis Mitte Mai durchaus gesichert ist. Dennoch sei den Hausfrauen erneut größte Sparsamkeit im Verbrauch empfohlen und vor allen Dingen wiederholt das Strecken der Kartoffeln mit Steckrüben anheimgegeben. […]
   Die Gemüselieferung ist in letzter Zeit nicht gerade reichlich, immerhin hebt sie sich doch angenehm gegen die gleiche Zeit des Vorjahres ab. Vielfach werden Klagen darüber laut, daß die Stadt die Äpfel zu teuer verkaufe. […] Demgegenüber sei festgestellt, daß die Stadt bei dem Äpfelverkauf ganz ungeheure Beträge zusetzt, die sich noch nicht ganz übersehen lassen, aber mehrere 100.000 Mark betragen. Wenn der Lebensmittelausschuß sich trotzdem zu dem großen Apfeleinkaufe entschlossen hat, so wollte er eben der Bevölkerung über die gemüsearme Zeit des Winters hinweg helfen, und daß diese Maßnahme großen Anklang gefunden, beweist am besten die rege Inanspruchnahme des Verkaufs. […]
   Der Lebensmittel-Ausschuß beschäftigt sich zurzeit auch mit der Herstellung eines Einheitskuchens in den Konditoreien und dessen Abgabe gegen Brotmarken. Endgültige Beschlüsse darüber sind noch nicht gefaßt, da der Mehlausschuß zu der Angelegenheit noch gehört werden muß.
   In die Bewirtschaftung des Herbstgemüses wird in diesem Jahre ein ganz schwerwiegender Eingriff gemacht werden. Alles Gemüse, was nicht durch Lieferungsverträge erfaßt ist, kommt in Zwangsbewirtschaftung. Sein Absatz darf nur durch Vermittlung der Kreisstellen erfolgen. Auf diese Weise hofft man endlich das wucherische Treiben der Gemüsebauern und den Schleichhandel auszuschalten.
   Noch immer unterstützen die Hausfrauen den Schleichhandel in unerhörter Weise, trotzdem die Behörden jetzt mit aller Schärfe dagegen vorgehen. Aber was nützt alles, wenn die Hausfrauen in diesem Kampf die Behörden nicht unterstützen. Jede Hausfrau besinne sich doch endlich auf ihre vaterländische Pflicht und überlege, daß sie durch die Unterstützung des Schleichhandels alle behördlich geplanten Rationierungen zuschanden macht.
   Vom 1. Februar ab sind auch Durchlaßkarten für hoffende Frauen ausgegeben worden. Sie bezwecken, daß allen hoffenden Frauen in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten und allen stillenden Frauen bis zu zwei Monaten nach der Niederkunft das Warten in den Verkaufsstellen erleichtert, nach Möglichkeit sogar abgenommen wird. Die Geschäftsleute werden daher dringend ersucht, dieses Streben des Lebensmittelamtes zu unterstützen. Vor allen Dingen wird aber von den Einkäufern in den Geschäften erwartet, daß sie den mit Durchlaßkarten versehenen Frauen in jeder Weise entgegenkommen und die Beschleunigung ihrer Einkäufe herbeizuführen suchen.
   Die Zahl der Kriegsküchenteilnehmer ist wiederum um 300 gestiegen, aber noch nicht so gewachsen, daß sich der Lebensmittel-Ausschuß entschließen konnte, die Kriegsküche an der Reuterstraße zu eröffnen. Die Einwohner des dortigen Stadtteiles müssen daher noch einige Zeit mit der Kriegsküche in Poppelsdorf vorlieb nehmen und auf die Bequemlichkeit des näheren Abholens der Speisen verzichten. […]

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)