Donnerstag, 27. Dezember 1917
Die Weihnachtsfeiertage haben durch den Schneefall, der am heiligen Abend den Nebel und Rauhreif ablöste, die rechte winterliche Stimmung erhalten. Beide Tage brachten prächtiges Winterwetter, zur Freude der Jugend, die schnell alle abschüssigen Straßen in Rodelbahnen verwandelte. In den Familien wurde das Fest zumeist noch einfacher und mit weniger Lichterglanz am Christbaum, darum aber nicht weniger herzlich als in den drei ersten Kriegsjahren gefeiert. In den Lazaretten und Krankenhäusern fanden am heiligen Abend oder schon am Tage vorher Feiern für die Verwundeten und Kranken, in den Kirchen an den Nachmittagen des ersten und zweiten Feiertages Weihnachtsfeiern für die Kinder statt. Auch eine Anzahl Vereine versammelten ihre Mitglieder und deren Familien wieder zu gemeinsamen Weihnachtsfeiern mit Verlosungen oder Bescherungen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Feier im Reservelazarett III (Beethovenhalle) am letzten Samstag ging in besonders sinnvoller Weise vor sich. Schon vor langen Wochen hatte sich die Schwesternschaft mit ihrer unermüdlichen Oberschwester an der Spitze an die nötigen Vorarbeiten herangemacht, um dem Fest, das doch sicherlich als das letzte im Kriege gedacht ist, einen möglichst vollen Erfolg zu sichern. Der zweite Saal war mit Tannengrün und künstlichen Rosen hübsch ausgestattet. Der riesige Weihnachtsbaum fand in der Mitte des Saales seinen Platz. Oben auf der Galerie prangte ein zweiter Christbaum. Zur Feier selbst war eine ausgewählte Schar Gäste erschienen, u. a. bemerkte man Exzellenz v. Bötticher, den hiesigen Stadtkommandanten. […] Es wurden dann 106 Verwundete beschert, deren Gaben die lange Festtafel im Saale füllten.
Ein besonderer Kunstgenuß wurde den Soldaten in der Nervenklinik geboten. Die Konzertsängerin Frl. Meisterfeld, Herr Opernsänger Burgwinkel und Herr Pianist Schwan, alle aus Köln, erfreuten mit ihren herrlichen Darbietungen die andächtige Zuhörerschaft. […] Herzlicher Dank gebührt und wurde auch reichlich dargebracht den Künstlern, die in so selbstloser Weise ihre Meisterschaft in den Dienst einer einfachen Soldaten-Weihnachtsfeier stellten.
Die Hansa-Handelsschule veranstaltete wie alljährlich so auch in diesem Jahre eine Weihnachtsfeier für Arme und Verwundete. In Anbetracht der großen Beteiligung genügten indessen die Schulräume nicht mehr, weshalb sie diesmal im Kronprinzen-Hof stattfand. […]
Einbruchdiebstähle. Während der Feiertage wurden nachts wieder mehrere Einbruchdiebstähle verübt. Aus einem Hutgeschäft an der Breitestraße wurden für mehrere tausend Mark Pelze gestohlen. In derselben Nacht drangen Diebe in ein Schneidergeschäft an der Breitestraße ein und stahlen einen größeren Posten Herrentuche. Auch an mehreren anderen Stellen der Stadt wurden Einbruchdiebstähle verübt, wobei den Dieben Lebensmittel in die Hände fielen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Bonner „Verein zur Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit“ verhandelte in dem Arbeitsausschusse am 19. Dez. über einen sehr wichtigen Punkt: Durch schriftliche und mündliche Mitteilungen glaubwürdiger Personen war dem Ausschusse nahe gelegt, gegen das in letzter Zeit zunehmende, unsittliche Leben und Treiben gewisser weiblicher Personen Maßregeln herbeizuführen und besonders die Vermieter davor zu warnen, derartiges Treiben der Mieterinnen in den Mietsräumen zu dulden, da sie sonst der Bestrafung wegen Unterstützung der Unzucht sich aussetzen würden. Der Ausschuß kommt diesen Anregungen nach und wendet sich an das Ehrgefühl der gesamten Bonner Bürgerschaft mit der Bitte, ihn bei der Bekämpfung dieses Krebsschadens in jeder Weise zu unterstützen.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)