Dienstag, 18. Dezember 1917

    

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 18. Dezember 1917Die Universität Bonn im dritten Kriegsjahre.
In der soeben erschienenen Chronik der Universität Bonn für das am 31. März 1917 beendete Rechnungsjahr 1916 berichten die beiden Rektoren des Jahres, Geheimrat Anschütz und Geheimrat Ribbert, über „Die Universität Bonn im dritten Kriegsjahre“. Sie erwähnen die glänzenden Erfolge unseres Heeres und unserer Uboote und stellen fest, daß am Betrieb der Universität die Kriegsereignisse nichts zu ändern vermochten. Wenn auch die große Mehrzahl der Studierenden im Kriegsdienste weilte und im Wintersemester die jungen, teils schon mit Ehrenzeichen geschmückte Kommilitonen nicht einmal mehr zur Immatrikulation zu kommen brauchten, wenn ferner auch das Hilfsdienstgesetz der Universität eine größere Zahl Studierender entzog, so konnte doch der Unterricht in Hörsälen, Seminaren und Instituten fast im Friedensumfange aufrecht erhalten werden; denn vor allem galt es, die nicht mehr kriegsverwendungsfähigen und die beurlaubten Studenten in ihren Studien mit allen Kräften zu fördern. [...] Bis zum Schluß des Berichtsjahres waren 385 Studenten gefallen [...]. Auf Anregung des Rektors Anschütz wurden die Bilder der Gefallenen gesammelt und unter Glas und Rahmen in der Wandelhalle des Universitätsgebäudes angebracht. Der Vereinslazarettzug K 1 hat im Berichtsjahr mit 34 Fahrten 251 Offizieren und 8222 Unteroffiziere und Mannschaften nach Deutschland befördert; die Spenden für den Zug betrugen außer zahlreichen Liebesgaben129.296 M., ausgegeben wurden 121.122 M. [...] Endlich wurde den im Felde stehenden Kommilitonen, soweit ihre Anschriften bekannt waren, der von Rektor Anschütz herausgegebene „Ostergruß“ gesandt. [...]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Der Gouverneur der Festung Cöln hat eine Verordnung erlassen, durch die den politischen, insbesondere Wahl-Vereinen auf Grund des § 9 b des Gesetzes über den Belagerungszustand verboten wird, eine auf Werbung von Angehörigen des Heeres und der Marine hinzielende Tätigkeit zu entfalten.

Wieder ein Handtäschchendiebstahl. Ein junger Bursche entriß am Sonntag abend in der Wilhelmstraße einer Dame das Handtäschchen mit etwa 200 Mark Inhalt. Es gelang dem Spitzbuben in der Dunkelheit zu entkommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 18. Dezember 1917Eine Wohltäterin. Man schreibt uns: Am 15. Dezember 1917 verschied nach kurzem Leiden, infolge Altersschwäche, im 87. Lebensjahre, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, Fräulein Elisabeth Burgwinkel. [...] Besonderes Verdienst erwarb sich die Verstorbene um die Gründung und den Fortbestand des St Agnes-Stifts, das den Zweck hat, sittlich gefährdeten und der Fürsorge bedürftigen weiblichen Personen Erziehung, Schutz und Hilfe zu gewähren. Dieser Anstalt brachte sie bis zum letzten Tage ihres Lebens warmes Interesse entgegen, ihr opferte sie freudig ihre Zeit und ihre Kräfte. Am Mittwoch, den 19. Dezember, findet in der Kapelle des St. Agnes-Stifts, Rheindorferstraße 151, für die Seelenruhe der verstorbenen Wohltäterin genannter Anstalt um 8 Uhr ein Requiem statt, wozu die Mitglieder des St. Agnes-Vereins, wie auch Freunde und Bekannte der Verstorbenen und Gönner der Anstalt eingeladen werden.

Sauerkraut mit Schweinefleisch und Kartoffeln gab es gestern in den Bonner Kriegsküchen. Das Essen scheint es einer Reihe von regelmäßigen Besuchern angetan zu haben. In mehreren Zuschriften an uns kommt die höchste Befriedigung über diese Mittagskost zum Ausdruck und die dringende Bitte, die Kriegsküchen möchten jede Woche einmal den Speisezettel mit diesem Gerichte versehen. – Weshalb mundet nun dieses Sauerkraut so vorzüglich? Es ist eben „Bonner Sauerkraut“, vom Bonner Lebensmittelamt unter sachkundiger Leitung peinlichst und sorgfältigst hergestellt nach rheinischer Art. Die Zuschriften in ihrer Einfachheit besagen mehr als lange Artikel in allen möglichen Blättern, wie sie z. B. über die Kölner Sauerkraut-Fabrikation zu lesen waren. Ob das so im voraus gerühmte Sauerkraut auch in den Kriegsküchen solche Verehrer findet, muß abgewartet werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)