Dienstag, 5. Juni 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 5. Juni 1917Der Film im Dienste der öffentlichen Gesundheitspflege. Eine Berliner Filmgesellschaft hat mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten einen größeren Film „Es werde Licht“ herausgebracht, der heute und die nächsten Tage im hiesigen Metropol-Theater vorgeführt werden wird. Der Film, der ein Familienschicksal erschütternd behandelt, soll über die Gefahren der Geschlechtskrankheiten aufklären und erfüllt diesen Zweck, nach den uns vorliegenden Pressestimmen und Gutachten hervorragender medizinischer Sachverständiger zu urteilen, in vollkommener Weise. U. a. schreibt Professor Schloßmann in Düsseldorf, der bekannte Kinderarzt: „Der Film behandelt das schwierige Thema der Syphilis und ihrer Folgen in einer durchaus dezenten, aber doch bildenden und warnenden Form. Ich kann nur empfehlen, daß durch eine öffentliche Vorführung dieses Films zahlreiche Menschen gewarnt und zugleich belehrt werden. Ich halte es für ausgeschlossen, daß jemand an der Vorführung dieses Films irgend welchen Anstoß nehmen könnte.“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 5. Juni 1917Unterstützung der Kriegerfrauen. Von den Großgrundbesitzern sind zum Reinigen der Zuckerrüben verschiedentlich einzelne Parzellen den Kriegerfrauen im Akkordlohn übergeben worden. Der Lohn ist gegen früher um ein Bedeutendes höher und dabei wird den betr. Arbeiterinnen noch das sogen. Knollengemüse überlassen. Beim Einzeln der Rüben müssen ja immer größere Mengen Rübenpflänzchen ausgestoßen werden. Diese werden ohne weiteren Zeitverlust gesammelt und bilden einen guten Nebenverdienst der Arbeiterinnen, die dies Gemüse zentnerweise zum Markte schaffen.

Die Heuernte hat vereinzelt bereits begonnen und auf den bekannten Schobern lagert schon das würzig-duftende Viehfutter zum weiteren Trocknen. Es ist nicht der russische Klee, der der Sense bereits zum Opfer gefallen ist. Das Futter, besonders der Klee, fällt in den einzelnen Gegenden verschieden aus. Hier und dort steht er etwas dünn, man erhofft aber beim zweiten Schnitt einen besseren Ertrag.

Eine Ausführungsanweisung zur Verordnung über die Beschlagnahme wiederholte Bestandserhebung und Enteignung von Destilationsapparaten aus Kupfer und Kupferlegierungen sowie die Ablieferung von anderen Brennereigeräten aus Kupfer und Kupferlegierungen (Messing, Rotguß, Bronze), ist im Anzeigenteil unserer heutigen Nummer zum Abdruck gelangt. Die Verordnung ist am 15. Mai 1917 für den Kommunalverband Bonn-Stadt in Kraft getreten.

Malzkaffee der Stadt. Aus Hausfrauenkreisen wird uns mitgeteilt, daß Abschnitt 53 und 54 den Haushaltungen vielfach versehentlich von den Geschäften irrtümlich abgeschnitten wurde. Da der fällige Malzkaffee nicht eingetroffen war, trennten viele Geschäftsleute die Malzkaffeekarten mit den anderen Lebensmittelmarken ab. Inzwischen ist der Malzkaffee der Stadt bei den Verkäufern angeliefert worden, kann den Hausfrauen aber nicht behändigt werden, weil die Marken in Verlust geraten sind. Vielleicht könnte die Behörde einen Ausweg finden, der es den Hausfrauen ermöglichte, den ihnen zustehenden Malzkaffee noch zu erlangen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 5. Juni 1917Die Milchpreise.
Anlehnend an den Artikel in der Samstagsnummer läßt sich über diese Frage noch vieles reden.
   Ist denn die Zeit noch nicht ernst genug, um zur Besinnung zu kommen? Was die Milch für unser Volk ist, wird wohl wenig bedacht. Woher denn die große Sterblichkeit bei den Säuglingen? Einesteils, weil die nährende Mutter nicht mehr so kräftig ist, zweitens, weil die durch die großen Schlachtungen hervorgerufene Knappheit der Kuhmilch eine genügende Nachhilfe nicht mehr zuläßt. Anstatt nun diese Nachteile durch günstige Höchstpreise in etwa zu beheben, sind dem Wucher durch Aufhebung der Höchstpreise Tür und Tor geöffnet.
   Rechnen wir doch einmal aus. Ein Kind bis zu zwei Jahren erfordert pro Tag mindestens ein Liter Milch. Pro Liter zu 50 Pfg. gerechnet, macht monatlich 15 M., wobei noch zu berücksichtigen ist, daß die Preise voraussichtlich höher werden. Also 15 M. allein für die Milch ohne Haferschleim und was sonst noch alles erforderlich ist. Wie will da eine Mutter bei den geringen Zuschüssen ehrlich durchkommen?
   Ich habe täglich Gelegenheit, den noch einigermaßen stattlichen Viehbestand auf den Weiden zu bewundern. Das Grünfutter ist in diesem Jahre dank der abwechselnden Witterung recht saftig und auch gewiß nicht dürftig, was natürlich eine gute Milchabgabe der Kühe zur Folge hat. Daran kann also der Grund nicht liegen.
   Die Milchkühe sind der Quell des neuaufblühenden Deutschtums. Der Staat, bezw. die Stadt muß dafür sorgen, daß der Milchpreis in bestimmten und zwar engen Grenzen gehalten wird. Jedes deutsche Kind hat Anspruch auf seine Milch, soweit sie vorhanden ist. Durch zu hohe Preise, und die jetzigen sind entschieden zu hoch, würde die Milch ein Genußmittel der Reichen, obwohl sie ein Nahrungsmittel des Volkes sein soll.
   Sind unsere Kinder Artikel, mit denen sich handeln läßt? Wir hoffen Großes für die kommenden Jahrzehnte, doch den Grundstein dazu müssen wir legen. Wollen wir den gesunden Geist im Volke erhalten, so müssen wir ihn bilden; er wird nicht geboren. Bilden kann sich aber nur etwas, was kraftvoll ist.
   Unsere Stadt Bonn hat vor allen Rheinstädten den guten Ruf der besten Lebensmittelversorgung ihrer Bürger. Hoffentlich läßt sie sich auch in der Regelung der Milchpreise die erste Stelle nicht nehmen. T. Schmidt, Kaufmann, Bonn, Wachsbleiche 12.

Höchstpreise für Milch. Kaum ist der Höchstpreis für Milch aufgehoben, so ist hier in Schwarz-Rheindorf ein Gutsbesitzer trotz des Grünfutterüberschusses als erster mit dem Milchpreis von 40 Pfg. auf 50 Pfg. aufgeschlagen. Man sagte vor einiger Zeit, der Bauer würde auch ohne Höchstpreise nicht mehr fordern. Also da haben wir das Elend schon. Ein Rheindorfer.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

Beschwerden landwirtschaftlicher Betriebe (Schmieden, Reparaturwerkstätten, Dampfpflüge usw.) über mangelhafte Belieferung mit Kohlen sind nicht beim Kriegswirtschaftsamt, sondern bei der Kriegswirtschaftsstelle, Bonn, Rathausgasse 10/12, Zimmer 19, anzubringen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)