Sonntag, 1. April 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 1. April 1917Den Geburtstag Bismarcks kündigte am gestrigen Vorabend ein hell loderndes Feuer auf der Bismarcksäule an.

Militärreklamationen. Das Oberbürgermeisteramt teilt folgendes mit: Es ist beim Bezirkskommando und auch hier aufgefallen, daß Leute, deren Zurückstellungsfrist längst abgelaufen war, insbesondere gv. und av. Leute, erst nach Erhalt des Gestellungsbefehls wieder weitere Zurückstellung beantragen. Infolgedessen kann vielfach einerseits am Gestellungstermin die befohlene Anzahl von Leuten nicht gestellt werden, andererseits setzen sich auch diejenigen Gesuchsteller, deren Reklamation an sich begründet ist, der Gefahr aus, daß ihre Reklamation als verspätet abgewiesen wird. Anträge auf erneute Zurückstellung, die im Stadtbezirk Bonn durch Vermittelung des Revier-Polizei-Kommissars einzureichen sind, gleichviel ob für kv., gv. oder av. Leute, sofern sie überhaupt begründet sind, sind mindestens 14 Tage vor Ablauf der Zurückstellung einzureichen. Andernfalls kann auf Berücksichtigung nicht gerechnet werden. Es werden überhaupt nur solche Anträge berücksichtigt, bei denen nachgewiesen wird, daß ein dringender Notstand vorliegt, der auf andere Weise, als wie durch die Zurückstellung, nicht behoben werden kann.

Der Bonner Uhrmacherverein besprach in seiner letzten Versammlung eingehend die durch den Krieg geschaffene Lage des Uhrmacherberufs. Insbesondere hat sich die Ausführung von Ausbesserungsarbeiten an den Uhren insofern als besonders schwierig gestaltet, als die Uhrmachergehilfen, die schon vor dem Kriege nicht den gesuchten Bedarf an Arbeitskräften decken konnten, nun fast gänzlich fehlen. Von den Meistern sind sehr viele zum Heeresdienst einberufen, wodurch auf die noch anwesenden Uhrmacher eine bedeutende Mehrarbeit entfällt. Trotz größter Anstrengung ist doch die Befriedigung aller Kunden unmöglich, zumal die Uhren der Feldgrauen bei dem rauhen Kriegsdienst viele und große Schäden ausweisen. Die Versammlung beauftragte deshalb den Vorstand, nach Möglichkeit aufklärend zu wirken in dem Sinne, daß die Besitzer von ausbesserungsbedürftigen Uhren doch mit der Wiederherstellung etwas Geduld haben möchten. Jeder Uhrmacher müsse bei Fertigstellung von Ausbesserungen als Grundsatz im Auge behalten: Zunächst die Uhren der Feldgrauen, welche für uns Gut und Leben wagen und stets eines Zeitmessers bedürfen, dann die öffentlichen Uhren und die Bedarfsuhren für das gesamte Verkehrs- und Berufsleben. Luxus-, Schüler- und so manche Damenuhren müßten nach Möglichkeit bis nach dem Kriege zurückgelegt werden. Wenn in einer Wohnung noch eine Uhr geht, müssen sich die Kunden mit dieser begnügen. Nur so wird es möglich sein, den öffentlichen und privaten Zeitdienst in dieser ernsten Zeit mit den noch vorhandenen Kräften befriedigend in Ordnung zu halten. Es wird ein verständnisvolles, allseitiges Eingehen in diese Forderungen erwartet, damit geschäftliche Auseinandersetzungen tunlichst vermieden werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Der Bonner Wochenmarkt war gestern wieder auffallend schlecht beschickt. Im ganzen waren etwa 10 Verkäuferinnen erschienen, darunter aber nur eine oder zwei vom Lande. Außer einigen Zentnern Spinat war Gemüse überhaupt nicht zu haben. An den Stellen, wo der Spinat verkauft wurde, sammelten sich im Augenblick lange Reihen von Käuferinnen an, von denen zum Schluß der größte Teil noch leer ausging. Die Preise für die Waren, für die keine Höchstpreise festgesetzt sind, waren im allgemeinen dieselben wie anfangs der Woche. Der Verkauf war durchweg flott.
  
Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren die Zufuhren verschwindend klein. Im ganzen waren etwa acht Gemüsebauern erschienen. Außer einigen Körben mit Spinat und Feldsalat war an Gemüse und anderen Waren fast gar nichts vorhanden. Der Verkauf in Spinat war flott, in Feldsalat schleppend. Das vorhandene Gemüse wurde wieder teils von der Stadtverwaltung und teils von den hiesigen Händlern zum Wiederverkauf im Kleinen aufgekauft. Um 8 Uhr früh war der Markt wieder fast vollständig geräumt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Die Kriminalpolizei verhaftete einen 22jährigen Mann von hier, der sich vor einigen Tagen unerlaubter Weise aus seiner Garnison entfernt hatte. Inzwischen hatte er sich vier Frachtbriefe zu verschaffen gewußt und die darauf angegebenen Waren, wie Wäsche, Zigarren usw. von der Güterabfertigung abgeholt und für 2000 Mark an hiesige Geschäftsleute verkauft.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)