Dienstag, 7. Dezember 1915

   

Das Viktoria-Theater bringt in diesen Tagen einen Kriegsfilm über die Kämpfe in Rußland, ein längeres Lustspiel „Die Dame von Maxim“, ein Sport-Drama „Veronika 860:10“ und verschiedene kleinere Filme zur Aufführung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. Dezember 1915Unsere Inserenten weisen wir darauf hin, daß hinsichtlich der Veröffentlichung von Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften durch Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln vom 2. Dezember 1915, für den Bereich der letzteren, also auch für Bonn, nähere Bestimmungen bezüglich der Anzeigen unter Chiffre und Deckadressen erlassen worden sind. (...)

Aus Jägerkreisen schreibt man uns: Im Dezember beginnt in Busch und Feld die Zeit der Treibjagden, und von da ab kommt das Wild nirgendwo mehr zur völligen Ruhe. (...) Bis jetzt haben die abgehaltenen Jagden gezeigt, daß das erlegte Wild vielfach nur mangelhaft genährt ist; gut gemästete Tiere gehören in diesem Jahre zu den Seltenheiten. Das mag zum Teil daher kommen, daß in den Wäldern Eicheln, Bucheckern, Sämereien und andere Waldfrüchte von der ärmeren Bevölkerung als Viehfutter massenhaft eingesammelt wurden.

Eine Käuferin wegen Ueberschreitung der Höchstpreise vor Gericht. Ein Fräulein kaufte in Köln drei Pfund Zuckermöhrchen mit Laub zu 18 Pfg. Sie wurde von einem Polizeibeamten angehalten. Man entfernte das Laub und das Gewicht der Möhrchen stellte sich nur mehr auf ein Pfund. Die Käuferin erhielt die geringst zulässige Strafe von 3 Mark.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Schutz den Ziehhunden. Es wäre zu wünschen, daß die Polizei-Verordnung, nach der Ziehhunde bei nassem und kalten Wetter Decken haben müssen und ein Brett als Unterlage, mehr beachtet würde. Die armen Tiere stehen oft lange auf der Straße naß und zitternd vor Kälte. Dem Uebelstand wäre bald abgeholfen, wenn die Polizeibehörde ein wachsames Auge auf die vielen Hundefuhrwerke richten würde.

Fortbildungsschule. Jetzt in der Kriegszeit, wo ein großer Mangel an Arbeitern herrscht, wäre uns Meistern ein großer Gefallen getan, wenn man diejenigen Schüler der städtischen Fortbildungsschule, welche im letzten Jahre sind, ein Jahr früher entlassen würde. Man hat dies in der Volksschule schon angeordnet, jedoch die Fortbildungsschule vergessen. Um die Erfüllung dieses Wunsches bitten viele Meister, denen es an Arbeitskräften mangelt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 7. Dezember 1915Der Rhein ist am Steigen. Es ist dieses nicht nur die Folge des anhaltenden Regenwetters, sondern noch mehr der durch die warme Witterung eingetretenen Schneeschmelze. Auf den Rheinhöhen findet der Schnee dadurch raschen Abgang, ebenso in den Schweizerbergen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Elektr. Straßenbahn, Linie 4. Warum werden in den verkehrreichen Stunden, etwa mittags von 12 – 1 und abends von 6 – 8 bei der Elektrischen Bahn, Strecke Poppelsdorf – Kessenich – Dottendorf, keine Anhängewagen in Benutzung genommen? So fragt sich mancher kopfschüttelnd, der zu dieser Zeit am Kaiserplatz sich ein bescheidenes Plätzchen zur Mitfahrt erkämpfen muß. Der innere Wagen sowie die vordere und hintere Plattform sind dann gewöhnlich polizeiwidrig überfüllt, wodurch die Mitfahrenden manche Belästigung und Unbequemlichkeit, namentlich bei weiterem Aus- und Einsteigen, ertragen müssen. Mitunter kommt es sogar vor, daß man überhaupt nicht mitfahren kann und dann – wenn man es nicht vorzieht, lieber zu Fuß zu gehen – in Wind und Wetter abwarten muß, ob man vielleicht bei dem nächsten Wagen mehr Glück hat. Daß es den Schaffnerinnen in solch überfüllten Wagen sehr schwer wird, alle Fahrgäste rechtzeitig zu bedienen, sei nur nebenbei bemerkt. Läßt sich da keine Abhilfe schaffen? Man sollte dieses um so eher glauben, wenn man beobachtet, daß mitunter in ganz verkehrlosen Stunden Doppelwagen auf der oben genannten Strecke benutzt werden. P.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)