Montag, 6. Dezember 1915

    

Die Bonner Lazarett-Zeitung, die unter der Schriftleitung des Herrn Fortbildungsschuldirektors Bins vom Ausschuß für Kriegsbeschädigten-Fürsorge herausgegeben wird, bringt in ihrer jüngsten, soeben herausgegebenen Nummer u. a. eine Zusammenstellung der wichtigsten Bestimmungen der Kriegsbeschädigtenfürsorge von Oberstabsarzt Dr. Blanc, dem Direktor der Bonner Reservelazarette, und einen längeren von Rechtsanwalt Henry verfaßten und mit Abbildungen ausgestatteten Aufsatz über das Bonner Rote Kreuz in Lille. Von den Abbildungen erregt besondere Aufmerksamkeit eine Gruppenaufnahme vor der Verband- und Erfrischungsstelle Bonn „Prinzessin Viktoria“, bei der sich der Fürst zu Schaumburg-Lippe sowie Oberbürgermeister Spiritus und andere Bonner Herren mit den Schwestern und dem Sanitätspersonal vereinen, andere Bilder geben Ansichten des Erfrischungsraums, der Verbandhalle, der Küche und „fremder Gäste“, nämlich nordafrikanischer Gefangener, wieder. Den tadellosen Satz der Zeitung hat wieder die Buchdrucker-Fachklasse der gewerblichen Fortbildungsschule geliefert.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Dezember 1915Kupferner Sonntag. Der gestrige erste geschäftsfreie Sonntag vor Weihnachten hatte eine große Zahl Bewohner aus der Umgegend in die Stadt gelockt, um ihre Einkäufe zu Nikolaus und teilweise auch schon für das Weihnachtsfest zu machen. In den Hauptgeschäftsstraßen war nach Eintritt der Dunkelheit stellenweise ein solch großer Andrang, daß man sich nur schrittweise weiterbewegen konnte. Namentlich vor den Spielwarengeschäften standen die Leute Kopf an Kopf. Die prächtigen Auslagen der Schaufenster hatten es Groß und Klein angetan, zumal die fast sommerliche Witterung den Aufenthalt im Freien recht angenehm gestaltete. Nach den vielen Paketen und Paketchen zu schließen, denen man allenthalben begegnete, sind unsere Geschäftsleute gestern schon auf ihre Rechnung gekommen.

Palast-Theater. Zwerge nehmen in der Fantasie unsrer Kinderwelt eine bevorzugte Stellung ein. Es ist daher verständlich, daß der Zwergzirkus Münstett im Palast-Theater alle Kinderherzen bezaubert. Die Zwerge in diesem Liliputzirkus sind aber unsern Kindern nicht nur deshalb so lieb, weil diese kleinen Herren und Dämchen wirklich riesige Knirpse sind, sie staunen sie mehr noch an, weil sie als Turner, Drahtseilkünstler und Reiter ebenso viel können, wie ganz ausgewachsene große Zirkusleute. Und weil dieses muntere Völklein der Zwerge auch viel Humor hat und aus seinen Reihen sehr witzige Klowns in die Liliputmanege sendet, die das Herz der Kinder lachen machen, so kennt die Dankbarkeit unserer Kinderwelt keine Grenzen. In der Schule wie im Elternhaus, bei Freunden und Bekannten, überall plaudern unsere Kleinen von ihren Erlebnissen im Zirkus Liliput. Daher strömt es nur so von wißbegierigen Kindern zu den Zirkusvorstellungen, die dort wirklich lebendige Menschen und geschickte Künstler kennen und bestaunen lernen. Den Zirkusvorstellungen gehen Kinobilder voraus, die Lehrreiches aus der Tier- und Pflanzenwelt bieten, aber auch allerlei Drolliges und Humorvolles, das helles Kinderlachen im Theaterraume auslöst.

Städtischer Eierverkauf. Von morgen Dienstag ab werden auf dem Wochenmarkt frische Eier zum Preise von 18 Pfg. für das Stück verkauft. Das Brotbuch dient als Ausweis.

Anzeige im General-Anzeiger vom 6. Dezember 1915Fußball-Meisterschaftsspiel. Am gestrigen Sonntag fand das fällige Meisterschaftsspiel zwischen Bonner Fußballverein und Bonner Turnverein statt. Das Resultat endete 4:1 zugunsten des Fußballvereins. Im großen ganzen ist aber dem Turnverein mit Rücksicht auf seine junge Kriegsmannschaft, die in Friedenszeiten in der C-Klasse spielen würde, die Anerkennung nicht zu versagen. Die jungen Leute zeigen von Spiel zu Spiel eine ungeahnte Formverbesserung. Der Spielverlauf war folgender: Gleich in der ersten Minute erzielte der Fußballverein nach schönem Durchbruch ein Tor. Des Turnvereins linker Läufer hatte bald darauf das Unglück, Hand zu machen, und der Elfmeterball wurde verwandelt. Bald darauf kam auch des Turnvereins Linksinnenspieler durch und konnte für seine Farben ein Tor erzielen. Halbzeit 2:1. Nach Halbzeit hatte Fußballverein das Spiel durchweg in der Hand, konnte aber nur noch zwei Tore buchen. Das Spiel wurde fein gehalten und war durchweg offen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 4. Dez. Ein patriotisch-literarischer Volksabend mit musikalischen Einlagen zum Besten des Eisernen Kreuzes von Godesberg fand heute in der Aula des Pädagogiums vor zahlreichen und dankbaren Zuhörern statt. Herr Oberlehrer Endemann, leitete das soldatisch und streng dienstgradlich uniformierte Anstaltsorchester temperamentvoll. Er drückte mit seinem einleitenden schneidigen Preußenmarsch von Golde dem Ganzen das Gepräge auf, das noch verstärkt wurde mit dem darauffolgenden Vortrage des von Herrn Oberlehrer Theodor Cunz verfaßten Epos „500 Jahre Hohenzollernherrschaft“ in dem der unverkennbar dichterisch veranlagte Vortragende in gedrängter Darstellung Preußens Entwicklung mit dem Lebenswerke aller seiner Herrscher vom Burggrafen Friedrich von Nürnberg bis in die Neuzeit markant wiedergibt. Frau Oberlehrer Mendelsohn Bartholdy legte als Rezitatorin mehrerer Gedichte von Lienhardt, Schulz und Th. Cunz, Proben ihres deklamatorischen Könnens ab und der mitwirkende Männergesangverein Cäcilia zeigte, daß er auch noch in seiner „Kriegsstärke“ gut und schön singen kann. Große Freude bereitete gegen Feierschluß die Mitteilung des Herrn Bürgermeisters Zander, daß aus Anlaß der heutigen Veranstaltung von Ihrer Königlichen Hoheit Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe für sich und Ihren Herrn Gemahl goldene Nägel für das Eiserne Kreuz zu Godesberg gestiftet worden seien. Des Redners Dank hierfür und überhaupt an alle, die sich in der Kriegszeit in den Dienst der edlen Menschenpflicht gestellt haben, gipfelte in einem begeistert aufgenommenen Hoch auf unseren Kaiser und klang aus im Gesang der Nationalhymne.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

   

Der Flottbund deutscher Frauen, Ortsgruppe Bonn, hatte auf Samstagnachmittag in den großen Saal des Bonner Bürgervereins zu einer recht gemütlichen Nikolausfeier eingeladen, an der als Gäste 300 Verwundete teilnahmen, und bei der der Saal auch anderweitig bis auf den letzten Platz besetzt war. (...) Den Zweck der Veranstaltung erreichte man, als St. Nikolaus erschien, schwer bepackt mit Gaben, und nach einer Ansprache seine Schätze unter die Verwundeten austeilte. Handarbeiten, von Verwundeten hergestellt, kamen zur Versteigerung und fanden fleißig Absatz. Recht befriedigt werden alle Teilnehmer besonders die Verwundeten die Veranstaltung in Erinnerung halten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)