Samstag, 9. Oktober 1915

    

Der Bonner Wehrbund unternahm vergangenen Sonntag in Stärke von 110 Mann eine Geländeübung, wiederum wie vor zwei Wochen in Gemeinschaft mit auswärtigen Kameraden, diesmal mit den Jugendwehren von Siegburg-Mülldorf und Niederpleis; die von Menden, die ebenfalls ihre Teilnahme zugesagt hatte, wurde leider in letzter Stunde verhindert. Während diese Abteilungen aus der Richtung von Hennef gegen den Rhein vordringen sollten, hatte die Bonner Mannschaft die Aufgabe, ihnen entgegenzutreten. Durch zahlreiche Patrouillen zu Fuß und Rad, die eine unermüdliche Tätigkeit entfalteten, wurde der Anmarsch des Gegners rasch erkundet und seine Bewegungen beständig beobachtet. Beim Gute Heiderhof östlich von Holtorf kam es schließlich zum „Gefecht“, in dem die Bonner mit großer Gewandtheit und in vortrefflicher Ordnung vorgehenden Angreifern in günstiger Position und mit überlegener Zahl die Spitze bieten konnten. Nach herzlicher Begrüßung und gemeinsamen Hurra auf Kaiser und Reich trennte man sich mit dem Versprechen, den friedlichen Kampf bald zu wiederholen. Ein strammer Parademarsch auf der Brückenstraße beendete die Uebung, die den Teilnehmern reiche Gelegenheit geboten hatte, Körper und Geist zu üben für die Zukunft des Vaterlandes.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Oktober 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Oktober 1915

 Im Metropol-Theater gelangt von heute ab der Detektiv-Film-Roman Fantomas?! Zur Vorführung. Das Riesenwerk umfaßt 32 Akte und wird im Laufe der Wintermonate in sechs Abteilungen vorgeführt.

Herabsetzung der Häutepreise. Die Deutsche Rohhaut-Aktiengesellschaft hat beschlossen, die Preise für Häute von Jungvieh demnächst erheblich herabzusetzen, um dadurch auf die Verminderung der Abschlachtung von jungen Rindern hinzuwirken.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Oktober 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Oktober 1915Warnung. Unglücks- oder gar Todesfälle, hervorgerufen durch Flaschenmissbrauch und Flaschenverwechselung häufen sich von Tag zu Tag. Die Ursache ist wohl darin zu suchen, daß Flaschen, die nur zur Aufnahme von Wein, Bier, Spirituosen, Selterswasser und Limonade dienen sollen, mit Salmiakgeist, Benzin, Säuren, Laugen, Petroleum und allerlei giftigen und ekelerregenden gesundheitsschädlichen Flüssigkeiten gefüllt werden. Zur Verhütung solcher Unglücksfälle wird daher das Publikum dringend davor gewarnt, Flaschen, die nur zur Aufbewahrung von flüssigen Nahrungsmitteln und Genussmitteln bestimmt sind, mit anderen Flüssigkeiten zu füllen.

Brandstiftung. Der 32jährige holländische Viehwärter Sitsma wurde am 22.7. auf dem Gute Buschdorf-Bonndorf bei Bonn aus der Arbeit entlassen und verübte aus Rache in seiner Kammer Brandstiftung. Auch im Orte Ziskoven, wohin er sich auf der Flucht gewandt hatte, brach Feuer aus. Das Kölner Kriegsgericht sprach ihn der versuchten Brandstiftung schuldig und betonte, es sei zweifellos, daß er beabsichtigt habe, das ganze Gut, das große landwirtschaftliche Vorräte barg, in Asche zu legen, weshalb das Gericht auf die exemplarische Strafe von 7 Jahren Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht erkannte.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)