Freitag, 1. Oktober 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 1. Oktober 1915Der Deutsch-Evangelische Frauenbund, Ortsgruppe Bonn, bittet freundliche Geber, zum Schmuck der Kirche am Erntedankfest (nächsten Sonntag) beitragen zu wollen. In der Kirche am Kaiserplatz werden Blumen, Früchte und Ranken entgegengenommen.

Seminaristinnen der Oberlyzeen als Volksschullehrerinnen. Um dem Lehrermangel abzuhelfen, hat das Kultusministerium beschlossen, die Schülerinnen der Seminarklassen an den Oberlyzeen mit Osteranfang als Lehrerinnen für Volksschulen heranzuziehen, indem man ihnen die Prüfung als ordentliche Lehrerinnen ganz erläßt und sofortige Anstellung gewährt. Schülerinnen der Seminarklassen an den Oberlyzeen, die sich bereits eine ausreichende Fertigkeit im Unterrichten angeeignet haben und die Verpflichtung übernehmen, kann schon von jetzt ab das Lehramtszeugnis ausgestellt werden. Eine Klassenkonferenz soll darüber entscheiden, ob die Schülerin als geprüft bezeichnet werden kann, wobei in dem auszustellenden Zeugnis mehr als genügende Leistungen als „gut befähigt“ oder „sehr gut befähigt“ anerkannt werden sollen. Die Entlassung dieser Seminaristinnen erfolgt nach Bedarf. Das Zeugnis gibt seiner Inhaberin die Lehrbefähigung für Lyzeen, höhere Mädchenschulen und Mittelschulen einschließlich derjenigen für Volksschulen, jedoch mit der Bestimmung, daß die Inhaberin sich bis nach Beendigung des Krieges der Volksschule zur Verfügung stellen muß und dann erst an Lyzeen und höheren Mädchenschulen zugelassen werden kann.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 1. Oktober 1915Obsternte und Volkswohlfahrtsbestrebungen in Bonn. Wir haben im verflossenen Sommer und Herbst die Beobachtung gemacht, daß der Arndtbund und die Männer, die sich um das Volksheim an der Thomastraße bemühen, außerordentliche Anstrengungen gemacht haben, um die Ernteergebnisse der ärmeren Bevölkerung nutzbar zu machen. In diesem Herbst scheint der Eifer dieser Leute in auffälliger Weise nachzulassen. Wenn man in dem Laden des Volksheims an der Meckenheimerstraße als minderbemittelte Frau Obst einkaufen will, bekommt man Tafelobst das Pfund zu 25 Pfg. angeboten, was natürlich ein in der Kriegszeit gar nicht erschwinglicher Preis ist und mit den Bestrebungen des Volksheims auch wohl nicht in Einklang gebracht werden kann. Draußen auf dem flachen Lande weiß man mit dem Obst nichts anzufangen. Es fällt von den Bäumen und liegt auf den Aeckern herum und verfault. Am Rhein, an der Ahr, an der Sieg, an der Agger, überall war reicher Obstsegen und das Spätobst hängt noch an den Bäumen und wird nicht und kann nicht geerntet werden, weil es, wie die Bauern sagen, an Hülfskräften zur Aberntung fehlt. Andererseits sind wir wohl von einer Butter- und Fettnot nicht mehr allzuweit entfernt und da wäre es für die volkswirtschaftlich geschulten Kräfte des Volksheims, die in ihren Vorträgen einen weiten Blick und ein warmes Herz für das Volk entwickeln, doch am Platze, die reiche Obsternte mit allen Kräften zu benutzen, um den armen Leuten einen Ersatz für die teure Butter zu bieten, es überhaupt der ärmeren Bevölkerung zu ermöglichen, das Obst in der Küche nach Möglichkeit auszunutzen. Mit schönen blitzenden Tafeläpfeln ist aber selbst der mittleren Bürgerschaft in der jetzigen Zeit nicht gedient. Es ist höchste Zeit, daß, wenn nicht das Volksheim, so andere Kräfte, denen die Volkswohlfahrt tief am Herzen liegt, mit organisatorischen Geschick tatkräftig eingreifen, um das, was uns ein gütiges Geschick durch eine reiche Obsternte gespendet hat, für die ärmere Bevölkerung in der Stadt hereinzuholen und zu mäßigen Preisen zum Verkauf zu bringen. Die Landleute verkaufen das Obst, da sie es selbst nicht fortschaffen können, erfahrungsgemäß zu einem Spottgeld. Eine Bonner Bürgersfrau.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 1. Oktober 1915Beuel 30. Sept. Kinderkrippe Beuel. Am 1. Oktober wird die hiesige Kinderkrippe des Vaterländischen Frauenvereins Landkreis Bonn nach Fabrikstraße 15a verlegt, jedoch mit der Aenderung, daß hier nur Tageskinder von 7 Uhr vormittags an bis 7 Uhr nachmittags verpflegt werden zum bisherigen Satze von 20 Pfg. täglich pro Kind, während die Kinder für volle Tag- und Nachtpflege vom Säuglingsheim in Bonn, Krausfeld (Magdalenenstift) übernommen werden (wie seither für 60 Pfg. täglich). Ueberweisungsscheine erhalten die betreffenden Mütter bei Vorlegung ihres Arbeitsnachweises durch die Vorstandsdame Frau Bürgermeister Breuer, oder in der Mutterberatungsstunde Beuel, Rathausstraße 5, Mittwochs und Samstags vormittags 8½ – 9½ Uhr.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)