Montag, 20. September 1915

   

Zum heutigen Geburtsfeste der Kronprinzessin haben die öffentlichen Gebäude Fahnenschmuck angelegt.

Der Westerwaldklub, Ortsgruppe Bonn, unternahm am gestrigen Sonntag eine Tageswanderung von Honnef über die Zickelburg und weiter auf verschwiegenen Waldwegen zum Himmerich, Augusthöhe nach Rhöndorf. Diesmal war eine Dame, Frl. Mürdel, Führerin; sie entledigte sich ihrer Aufgabe in umsichtigster Weise. Die Wanderung war von herrlichstem Herbstwetter begünstigt, auch verstand es die Führerin meisterhaft, die aussichtsreichsten Punkte zu berühren und der Gesellschaft ungeahnte Genüsse zu verschaffen. Weit durch die Wälder schlängelte sich der Weg, verschönert durch die herbstliche Färbung des Laubes und besonders des im reichsten Maße auftretenden Adlerfarrens [Adlerfarn]. Die Aussicht von der Kuppe des Himmerich war entzückend, und fast unbegrenzt lag das prächtige Panorama zu Füßen der bewundernden Wanderer. 29 Personen erfreuten sich dort der schönen rheinischen Heimat. Die Wanderung weiter nach Rhöndorf war ebenfalls sehr schön und wird allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben. Daß auch wieder – besonders bei Damen beliebte – photographische Aufnahmen gemacht wurden, sei nur nebenbei erwähnt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. September 1915Die Köln-Bonner Kreisbahnen hielten am Samstag nachmittag unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Spiritus – Bonn im Senatssaal des Kölner Rathauses ihre ordentliche General-Versammlung ab. [...] In seinem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr bemerkte Direktor Rohlfs, daß das Unternehmen in den bisherigen fünf Monaten des Kriegsjahres die gleichen Einnahmen wie in dem Jahre vor dem Kriege hatte. Der Krieg hat auf die Einnahmen nur den Einfluß gehabt, daß das Unternehmen nicht fortschreitet, aber auch keinen besonderen Verlust bringt. Oberbürgermeister Spiritus brachte im Anschluß an diese Mitteilung im Namen des Aufsichtsrates dessen Freude und Befriedigung darüber zum Ausdruck, daß es trotz der schweren Zeit möglich gewesen sei, den Abschluß der Bahnen in der erfreulichen Weise zu vollziehen.[...] Auf eine Anfrage des Stadtverordneten Rings gab der Vorstand Aufklärung über die Maßnahmen, die angesichts der Teuerung zugunsten der Angestellten und Arbeiter der Bahnen getroffen worden sind. Bereits zu Anfang des Krieges hat man von den Angehörigen der am Kriege teilnehmenden Beamten den Frauen 60 Prozent des Gehalts und für jedes Kind 10 Prozent gewährt, für die Angehörigem der einberufenen Arbeiter, die nur lose mit dem Unternehmen zusammenhängen, 25 Prozent den Frauen und 5 Prozent den Kindern. Die geringer besoldeten Beamten blieben zunächst ohne Unterstützung, da man die lange Dauer des Krieges nicht voraussehen konnte; es wurden dann aber aus einem vorgesehenen Fonds, der für Notfälle geschaffen worden ist, Unterstützungen gegeben. Dann wurde es nötig, den Arbeitern eine 10prozentige Lohnerhöhung zuzubilligen, sowie den Beamten mit einem Einkommen unter 2100 Mark eine laufenden Unterstützung, und zwar, den Familien der verheirateten Beamten monatlich 8 Mark, für jedes Kind außerdem 2 Mark. Für die nächsthöchstbesoldeten ist entsprechend jener Aufbesserung ein Ausgleich herbeigeführt worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Die Weiterhaltung der Viehbestände. Um eine ausreichende Fleischversorgung auch für die Zukunft zu sichern, ist die Erhaltung der Zuchtviehbestände und eine sachgemäße Verwertung des vorhandenen Schlachtviehes ein dringendes Bedürfnis. Nachdem durch die feuchte Witterung die Futterverhältnisse auf den Weiden eine wesentliche Besserung erfahren haben, kann eine Abstoßung von unreifem Weidevieh unterbleiben. Durch das reichliche Futter wird bei längerer Haltung noch eine wesentliche Zunahme an Lebendgewicht erzielt, zudem sind die Aussichten für eine gute Preisgestaltung günstig. Bei dieser Sachlache muß besonders auch vermieden werden, daß männliches und weibliches Jungvieh, sogenannte Fresser mit einem Lebendgewicht von 300 bis 400 Pfd. in großen Mengen zur Abschlachtung kommen. Der Erhaltung der Zuchtviehbestände und deren Ergänzung durch eine umfangreiche Aufzucht muß eine ganz besondere Fürsorge zugewendet werden. Bei dem bestehenden Mangel an Kraftfutter und bei den hohen Preisen für diese Futtermittel wird man für die Durchwinterung hauptsächlich auf die in der Wirtschaft selbst erzeugten Futtermittel angewiesen sein. Die Aussichten für eine ergiebige Ernte an Herbstfutter sind sehr günstig; die Gewinnung bedeutender Futtermengen für die Durchhaltung wird sich daher ermöglichen lassen. Darum wird es auch nicht notwendig werden, große Mengen von Zuchtvieh für Schlachtzwecke zu verkaufen. Vor allem sollen tragende Tiere, von denen vollwertige Nachkommen zu erwarten sind, ebenso vollwertige Zuchtkälber nicht zum Schlachten verkauft werden, weil dadurch eine sehr empfindliche Schädigung der Viehzucht verursacht wird. Es kann den Landwirten nur dringend empfohlen werden, die Viehhaltung nach den vorstehenden Grundsätzen weiterzuführen, weil dadurch die Fleischversorgung auch für die Folge gesichert wird und dann lästige Schlachtverbote vermieden werden können.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)