Donnerstag, 16. September 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. September 1915Der Wehrbund veranstaltete am vergangenen Sonntag, vom herrlichsten Sonnenschein begünstigt, eine recht fesselnde Geländeübung auf dem Venusberge im dichten Niederwalde zwischen Gut Waldau und der Godesberger Fahrstraße. Eine Abteilung, die von den Angehörigen des kgl. Gymnasiums und der Realschule gebildet wurde, hatte durch eine Postenkette das etwa 1000 Meter lange Waldstück Rheinhöhenweg – Waldau längs der Dottendorfer Allee zu sperren, um drei im Walde versteckt aufgestellte markierte Batterien gegen den Feind zu decken. Einer anderen Abteilung, die sich aus den übrigen Gruppen des Wehrbundes zusammensetzte, fiel die Aufgabe zu, diese Postenkette Mann für Mann zu durchschleichen, um sich der feindlichen Batterien zu bemächtigen. Zwar wurden an den meisten Stellen die schwierigen Durchbruchsversuche abgewiesen; immerhin aber gelang es einigen besonders gewandten Leuten, hindurchzukommen und eine der feindlichen Batterien zu erobern, während die beiden anderen Batterien unerreicht und unversehrt blieben. An diese Uebung, die manchem Teilnehmer willkommene Gelegenheit bot, seine Gewandtheit zu beweisen, schloß sich ein bei dem prächtigen Wetter doppelt schöner Rückmarsch über das Annaberger Feld nach Friesdorf, Dottendorf, Kessenich bis zur Elisabethkirche.
   Der kommende Sonntag bringt eine Uebung mit der Odenkirchener Jugendwehr. In der Stärke von 870 Mann fährt diese Jugendwehr am Samstag nach Rheinbach und marschiert über den Tomberg nach Meckenheim, woselbst das Nachtlager bezogen wird. Am Sonntag findet nun das Zusammentreffen der Bonner mit der Odenkirchener Jugendwehr statt. Von Meckenheim abmarschierend, besetzen die Odenkirchener das Forsthaus Schönwaldhaus und Aufgabe der Bonner ist es, zu versuchen, ob sie das Forsthaus erobern können. Leider ist die Bonner Jugendwehr nicht in der Lage, dem Gegner in der gleichen Stärke entgegenzutreten, so daß der Ausgang der Uebung nicht zweifelhaft ist. Etwas mehr Anteilnahme an der vaterländischen Sache der militärischen Vorbereitung dürfte die Bonner Jugend schon zeigen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Die Metallsammlung. Der Andrang an der Metallsammelstelle im Schlachthof ist jetzt so außerordentlich groß geworden, daß es dringend geboten ist, eine zweite Abfertigungsstelle einzurichten. Diese läßt sich in demselben Abfertigungsraum durch die Verlängerung des Annahmetisches und durch die Aufstellung einer zweiten Wage ohne Mühe erreichen. Wenn dann ein zweiter Sachverständiger und Rechungsbeamter eingestellt wird, die ebenfalls sehr leicht für diese Tätigkeit genommen werden könnten, so würde dadurch eine schnellere Abfertigung gewährleistet sein.
   Die Stadtverwaltung sollte endlich den langen Geduldsproben, denen das Publikum ausgesetzt ist, ein Ende bereiten. Sp.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Teuerungszulagen. Der Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse hat in seiner Sitzung vom 14. September beschlossen, den Angestellten und Beamten, soweit dieselben nicht zum Militär einberufen sind, vom 1. Juli d. J. an eine widerrufliche Teuerungszulage zu gewähren, und zwar vom Anfangsgehalt für ledige und verheiratete ohne Kinder 5 Prozent, für verheiratete mit zwei Kindern bis zum 18. Lebensjahr 10 Prozent und für Familien mit mehr Kindern 15 Prozent.

Für das Rote Kreuz. Im Gasthaus Hombach, Argelanderstraße – Roonstraße wird am Samstag mit der Nagelung eines „Eisernen Kreuzes“ im runden Stammtisch der Herren Offiziere begonnen. Der Ertrag ist für die Zwecke des Roten Kreuzes bestimmt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)