Dienstag, 8. Juni 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Juni 1915Der Bonner Männer-Gesangverein fuhr am vergangenen Sonntag mit seinen Angehörigen nach Honnef, um getreu seinem Wahlspruch: „In Freud und Leid zum Lied bereit“, den in der Heilanstalt Hohenhonnef verweilenden verwundeten Soldaten ein allerliebst zusammengesetztes Konzert zu bieten. Die Zahl der aktiven Sänger hatte, wie der zweite Vorsitzende, Herr Rechtsanwalt Mand, in einer kurzen Ansprache bemerkte, nicht unerheblich abgenommen, weil viele der jüngeren Herren zu den Fahnen einberufen waren. Gleichwohl mußte man die von den sechzig älteren, geschulten Mitgliedern vorgetragenen vaterländischen Chöre einfach mustergültig nennen, wozu die umsichtige Leitung des Dirigenten, des Herrn Kapellmeisters Sauer, nicht wenig beigetragen haben mag. Wie die Gesamtleistungen des Vereins, so ernteten auch die Einzelvorträge den reichsten Beifall der verwundeten Krieger, so daß hier wie dort Zugaben nicht ausblieben. Frl. Magda Deus trug eine Reihe entzückender Lieder vor. Ihre klangvolle Altstimme verriet eine gute Schulung des Organs. Als ebenbürtige Partnerin erwies sich Frl. Hertha Notzke. Ihre Violinenvorträge zeigten sichere Technik und reife Schulung. Herr M. Wienand (Vereinsmitglied) lieferte durch seine wuchtigen Vaterlandslieder den Beweis, daß seine Stimme trotz seines Amtes als Kompagniefeldwebels nichts von ihrer alten Frische verloren hatte. Daß die gesamten Vorträge den Zuhörern einen lang entbehrten, herzerhebenden Genuß bereitet hatten, bewies das markige Hurra, das die verwundeten Krieger nach einer Ansprache des Leiters der Heilanstalt Hohenhonnef allen Mitwirkenden entgegenbrachten. Eine photographische Aufnahmen aller Anwesenden soll die Erinnerung an diese schönen Stunden dauern festhalten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

 

Anzeigen im General-Anzeiger vom 8. Juni 1915Varieté „Sonne“. Sehr interessant sind auch diesmal wieder die akrobatischen und equilibristischen Darbietungen. Graciosa nennt sich eine Künstlerin und ihre Nummer nennt sich Lawinenstürze: kopfüber stürzt sie nämlich aus immer höheren Höhen hinab. Franz Dousek malträtiert eine unzerbrechliche Puppe, die sich später als ein lebendiges Menschenkind erweist und Else Dousek heißt. Beide enden auch den Abend, und zwar mit einem Stelzenakt von Grazie. Einen schwierigen und vielseitigen equilibristischen Akt vollführen die drei Halkes, wobei die Möglichkeiten, was der menschliche Körper nicht alles vermag, zu bewundern sind. Mit Anmut trägt Lisette Norbert ein paar Sachen vor und Georg Busse entladet seinen Humor in zeitgemäßen Vorträgen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Beschäftigt Kriegsgefangene! Die Kgl. Eisenbahndirektion hat Antagstellern geantwortet, für Ausführung der Bauarbeiten auf der Strecke Liblar – Romerskirchen könnten den Braunkohlegruben keine Arbeiter entzogen werden. Die Unternehmen werden angehalten, Arbeiter aus anderen Gegenden und Krieggefangene zu beschäftigen.

Verkehr mit Kriegsgefangenen. Es ist durchaus ungehörig, mit Kriegsgefangenen in Verbindung zu treten und ihnen Sachen, wie z. B. Zigaretten, zuzustecken. Der Geber macht sich dadurch auch strafbar. Der Herr Kommandierende General in Koblenz hat eine Verordnung erlassen, nach welcher es verboten ist, mit Kriegsgefangenen in Verbindung zu treten, von ihnen Geld oder andere Gegenstände anzunehmen, für sie Besorgungen irgendwelcher Art zu machen oder ihnen irgendwelche Gegenstände auszuhändigen. Wer dieses Verbot übertritt oder zu solcher Uebertretung auffordert oder anreizt, wird, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)