Donnerstag, 8. Oktober 1914

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Oktober 1914Kriegsballaden aus dem jetzigen Weltkriege von Hans Eschelbach las der Dichter am Dienstag den Verwundeten im Lazarett in der Beethovenhalle vor. Auch humoristische Kriegsgedichte trug er zur Erheiterung der Verwundeten Krieger vor. Die Zuhörer zollten ihm lauten Beifall. Der Dichter hat allen Lazaretten in Bonn und Köln seine Werke geschenkt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten")

 

Stricken zum Zahnschmerzleiden. In Halle, so schreibt man in der Frankf. Ztg. – hat ein Zahnarzt ein gutes Mittel gefunden, die Interessen seiner Praxis mit den Zwecken der Kriegsfürsorge zu verbinden: Er hat in seinem Wartezimmer statt der bisher zur Unterhaltung der Patienten dienenden Zeitungen Strickzeuge ausgelegt, an denen die wartenden Frauen denn auch fleißig stricken, bis sie „drankommen“. Nach der Versicherung einer auf dem Gebiete der Zahnschmerzen viel erfahrenen Kundin, soll das Stricken von Soldatenstrümpfen auf die Schmerzen eine geradezu betäubende Wirkung ausüben, so daß die schreckliche Zeit des Wartens jetzt viel besser überstanden wird, als früher.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Vermischtes")

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Oktober 1914Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe besuchte vorgestern das Lazarett des Mutterhauses vom Roten Kreuz in der Koblenzer Straße, sprach in huldvoller Weise mit allen Verwundeten und verteilte die stets so willkommenen Liebesgaben in Gestalt von Zigarren und Zigaretten. Unter Führung des Vorstandes, dessen Ehrenmitglied sie ist, und der vertreten war durch die Vorsitzende Frau Landrat von Nell, Frau von Joest und Frau Oberin von Stramberg sowie des leitenden Arztes Dr. Heinrich Cramer besichtigte die Frau Prinzessin das Lazarett und äußerte sich sehr befriedigt über das schöne Haus, das die Bavaren dem Mutterhaus zur Einrichtung eines Lazaretts freundlichst zur Verfügung gestellt haben.

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Oktober 1914Verwundete Kriegsteilnehmer auf der Straßenbahn. Verwundete Kriegsteilnehmer, die aus dem Felde oder einem auswärtigen Lazarett in Bonn eintreffen und sich nach ihrer Angabe auf dem Weg zur Aufnahme in ein hiesiges Lazarett oder Privatpflege befinden, werden auf den städtischen Straßenbahnen frei befördert. Für die übrigen Verwundeten hat die Straßenbahn kürzlich eine größere Anzahl Freikarten dem Direktor der Reservelazarette für die einzelnen Lazarette übersandt.

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Oktober 1914Fünfzehn schwerbepackte Automobile sind gestern für unsere Krieger an die Westgrenze abgegangen. Dank der eifrigen Arbeit des hiesigen freiwilligen Hilfsausschusses sind große Mengen von warmen Unterzeugen, nützlichen Gebrauchsgegenständen, Nahrungsmitteln, eine erhebliche Zahl Zigarren, Zigaretten und Tabak zusammengekommen, die unsern Soldaten in Frankreich gute Dienste leisten werden. An dem Unterstützungswerk haben sich verschiedene Gemeinden aus der Umgebung bestens beteiligt. Das Sammelwerk wird mit Eifer fortgesetzt, da demnächst wiederum ein größerer Transport an die Truppen abgehen soll. Der freiwillige Hilfsausschuß nimmt nach wie vor mit herzlichem Dank weitere Spenden entgegen.

Das Elektrizitätswerk Berggeist macht darauf aufmerksam, daß die Anlage von elektrischen Stromleitungen sich augenblicklich sehr empfehle. Das elektrische Licht sei jetzt schon billiger als Petroleumlicht und der Preis des Petroleums werde wahrscheinlich im Winter noch steigen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 


Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Oktober 1914Kissenspende.
Womit wir unseren verwundeten Soldaten in den Eisenbahnwagen zur Zeit eine große Erleichterung verschaffen könnten, sind Kissen! Kissen jeglicher Art! Vielleicht ist doch in jedem Haushalt irgendein Rückenkissen oder dergl. entbehrlich, das zur Zeit große Schmerzen lindern könnte. Auch Kissen, mit Seegras gefüllt, sind hochwillkommen. Alle müssen den Vermerk „Bonn“ tragen. Annahme: Hauptbahnhof, „Handgepäck“. E.



Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Oktober 1914Stricken.
Stricken ist ein Wort, daß seit Jahren verpönt, von unsern jungen Mädchen gern als veraltet ins Lächerliche gezogen wurde. Einige Wochen genügten, darin eine große Aenderung hervorzubringen. Heute strickt die Mutter, stricken die Töchter. Aber ob auch Millionen Hände stricken, es reicht immer noch nicht. Ich
meine, es könnte einen Menge Geld und Arbeitskraft, die ja jetzt überall so nötig, dadurch gespart werden, daß die Autos, die mit Liebesgaben zur Front fahren, alles mitbrächten, was an schmutziger Wäsche aufzutreiben wäre. Wir Frauen und Mütter würden sie gern waschen und ausbessern und wieder abliefern, damit sie mit der nächsten Fahrt wieder zu unseren Truppen gebracht würde. Außerdem könnten aber auch arbeitslose Frauen mit dieser Wäsche beschäftigt werden. Vor allem müßte darauf geachtet werden, daß die Strümpfe mit größter Sorgfalt gestopft würden, damit unsere Krieger nicht fußkrank werden.

Ich bitte, diesen Vorschlag an zuständiger Stelle zu prüfen und das Erforderliche zu veranlassen. Frau H.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 8. Oktober 1914Stadttheater. So kann der Besuch unseres Theaters nicht weiter gehen. Vor leeren Bänken zu spielen, kann den Schauspielern auch keine Freude machen und dem Unternehmen ist wenig gedient. Besserung hoffen wir nur davon, daß wie in Köln jetzt zu Kriegszeiten, wenn denn schon Theater gespielt werden soll, die Preise auf die Hälfte ermäßigt werden, damit es jedem Stande möglich ist, sich an der Stätte der ernsten Kunst auch in ernsten Zeiten zu erbauen. Wir hören, daß zu dem Donnerstag abend alle Plätze ausverkauft sind (Volksvorstellung). Wir sehen auch hierin einen Beweis für das eben Gesagte; im übrigen sind die Stücke so gewählt, daß jeder, der von deutschen patriotischem Geiste beseelt ist, nicht unzufrieden das Theater verlassen wird und darum möchten wir wünschen und hoffen, daß der Besuch sich steigern möge, um nicht von einem Schließen des Theaters sprechen zu müssen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)