Freitag, 31. Mai 1918

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Mai 1918Zur Theaterfrage! Am Freitag sollen die Stadtverordneten wieder ihre Zusage zu dem Theatervertrag mit Köln geben. Wir hoffen bestimmt, daß die Herren vor der Entschließung das Für und Wider genau prüfen. Weshalb spielt in Bonn jetzt nur ein Operettentheater? Gerade in dieser Kriegszeit, in der das Theater als Bildungsstätte auf das Volk wirken sollte und müßte. Alle andern Stadttheater spielen mit künstlerischem und finanziellem Erfolg. Und daß das Stadttheater in Bonn ein Bedürfnis ist, beweist der Sturm auf die Kasse; es war immer bald ausverkauft, zumal fast alle guten Plätze gepachtet waren – nur die letzte Reihe vom ersten Sperrsitz blieb frei. Es sollte aber allen Gelegenheit gegeben werden, gute Unterhaltung und Erbauung im Theater zu finden; denn ein Stadttheater muß Gemeingut sein, was es aber unter den Köln-Bonner Verhältnissen nicht ist und nicht sein kann. Die wenigen Vorstellungen für Rüstungsarbeiter usw. genügen nicht. Darum sollte bei den Entschließungen auch Rücksicht auf die Arbeiter genommen werden, die doch als Steuerzahler auch Teil haben an der Finanzierung des Theaters. Der Arbeiter kann unter den gegebenen Umständen die Vorstellungen, die schon um 6½ Uhr oder spätestens 7 Uhr beginnen, gar nicht besuchen, die lange Arbeitszeit hindert ihn daran. Warum kann nun Bonn, da doch die Stadt – wie aus den Ausführungen des Theaterausschusses hervorgeht, - das Theater finanziell sicher stellt, kein eigenes Theater haben? Wäre es nicht gut, wenn der Theaterkulturverband sich einmal mit der Bonner Theaterfrage beschäftigte? Ein an der Theaterfrage interessierter Arbeiter im Auftrage vieler.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 31. Mai 1918Das Fronleichnamsfest ist in Bonn still verlaufen. Die Fliegergefahr ließ es rätlich erscheinen, auch hier den Umzug zu unterlassen. Die Gottesdienste waren stark besucht. Ueber die Feier in Köln berichtet die Kölner Volksztg. aus Köln, 30. Mai: Das Fronleichnamsfest wurde gestern abend und in der Frühe des heutigen Vormittags durch feierliches Glockengeläute eingeleitet; allerdings war das Feiergeläute nicht mehr von der Wucht und Kraft der vergangenen Jahre, da manche Kirchen infolge des Krieges ihre Glocken und dazu die schönsten und volltönendsten hergeben mußten. Auch die Fronleichnamsprozession, die sonst zu Ehren des eucharistischen Heilandes durch die Städte und Dörfer, durch Feld und Flur zieht, mußte in unserer Stadt und den Vororten unterbleiben. Statt dessen fand in den Kirchen feierlicher Gottesdienst statt, und in der hohen Domkirche hielt um 9.30 Uhr Kardinal und Erzbischoff von Hartmann ein feierliches Pontifikalamt unter Assistenz der Domkapitulare Blank, Düsterwald und Steffens. Im Chor wohnten demselben die Weihbischöfe Müller und Lausberg, die Domkapitulare und der Domklerus, sowie die Professoren und Alumnen des Priesterseminars bei, während Chorumgang, Mittelschiff usw. Tausende von Andächtigen sah. Unter des Domkapellmeisters Prof. Joh. Schultes Leitung sang der Domchor die Messe Panis angeliens von dem verstorbenen Domkapellmeister Koenen und die Hymne Vincenti Berbo von Prof. Schulte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Die Schulspeisung durch Gewährung von ½ Liter guter kräftiger Morgensuppe an jedes Kind soll nach den Herbstferien eingeführt werden. Der Preis beträgt wöchentlich 39 Pfg., die für Unbemittelte durch die Armenverwaltung bezahlt werden. Die erstmaligen Kosten betragen 20.000 Mk., die monatlichen Kosten 10.000 Mk.

Der Theatervertrag zwischen Bonn und Cöln soll auch für die Spielzeit 1918/19 erneuert werden. Die Vereinigten Cölner Stadt-Theater geben wöchentlich zwei Schauspielvorstellungen und nach Wahl der Stadt Bonn eine Anzahl Opernvorstellungen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)