Sonntag, 26. Mai 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Mai 1918Die bürgerliche Kriegsbeschädigten-Fürsorge
soll in der Ludendorff-Spende ihre Verwirklichung finden. Ihr gilt ein Aufruf in der heutigen Nummer unserer Zeitung, der von einem Ausschuß aus Damen und Herren aller Kreise unserer Bevölkerung an alle Bürger und Bürgerinnen Bonns ergeht.
   Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist jetzt und später die Fürsorge für diejenigen Kriegsteilnehmer, die im Kampfe für das Vaterland und durch Verwundung oder Erkrankung Einbußen in ihrer Erwerbsfähigkeit erlitten haben. Aus ihren Berufsleben herausgerissen und durch Leiden und Verstümmelung gehemmt, finden sie aus eigener Kraft häufig nicht den Weg in das Erwerbsleben zurück. Nach bestem menschlichen Können wird die Heeresverwaltung den Verwundeten und Kranken, die fürs Vaterland gestritten und gelitten haben, eine Rente gewähren. Aber diese wird für sich allein selten dem Kriegsbeschädigten und seiner Familie ein sorgenfreies Leben ermöglichen.
   Die Kriegsbeschädigten wieder tunlichst in ihre frühere Berufsarbeit oder in eine neue passende Betätigung einzugliedern, wird die große Aufgabe der Kriegsbeschädigten-Fürsorge noch lange bleiben. [...]
   Bonn müßte nicht Bonn sein, wenn es nicht opferfreudig seinen blutenden Söhnen gäbe, was ihre Wunden von uns fordern. Es mag oft an unsere Tür in diesen schweren Jahren der Sammler angeklopft haben, niemals sind wir zu einer edleren Sache, niemals zur Erfüllung einer heiligeren Pflicht aufgerufen worden, als jetzt, da es gilt, Dank zu zollen unseren Blinden und Krüppeln, unseren Kranken und Siechen, die hinausgezogen jung und frisch und froh und tapfer, uns zu schützen vor Elend und Not, Obdachlosigkeit und Armut. Die Ludendorff-Spende soll ihnen sagen, wie tief wir ihnen danken, wie groß unsere Liebe zur heimatlichen Scholle ist, die wir ihnen zum glücklichen Hafen bereiten wollen.
   Dieser Dank ist Ehrensache eines jeden Deutschen, und Bonn wird sich auch hier würdig allen anderen Städten an die Seite zu stellen wissen!

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Mai 1918Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 26. Mai 1918In den Rhein fiel gestern nachmittag beim Schänzchen ein siebenjähriger Jungen, der sich, wie es doch jetzt viele Kinder tun, mit entblößten Beinen im Wasser vergnügt hatte. Ein in der Nähe wohnender Herr sprang in den Fluß und holte schwimmend das schon bewusstlose Kind heraus. Mit einiger Mühe konnte der Junge dem Leben wiedergegeben werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Mai 1918Abgabe von Männer-Anzügen. Die steigenden Anforderungen für den Bedarf der Arbeiter in der Landwirtschaft und Rüstungsindustrie sowie in sonstigen kriegswichtigen Betrieben an Arbeitskleidung haben die Reichsbekleidungsstelle vor die Aufgabe gestellt, in kurzer Zeit drei Millionen Männer-Anzüge zu beschaffen. Ein Teil dieses Bedarfs ist beschafft.
  
Es fehlt indes noch rund eine Million Anzüge, die nur in der Weise aufgebracht werden können, daß sie aus den Beständen an Altkleidern der Bevölkerung entnommen würden.
   Dementsprechend ergeht nun auch seitens der Stadt Bonn in besondere Bekanntmachung die Aufforderung an die Bürgerschaft zur Abgabe von Oberbekleidung. Von dem vaterländischen Sinn der Bonner Bürgerschaft darf erwartet werden, daß die von dem Kommunalverband der Stadt Bonn aufzubringende Zahl der Kleidungsstücke durch die eingeleitete Sammlung freiwillig aufgebracht und so eine spätere zwangsweise Einforderung vermieden wird.

Ein Vogelnest im Schulzimmer. Ein Mitarbeiter berichtet uns: Ein Paar Rotschwänzchen hatte in den Schulsaal eines kleinen Ortes im Landkreise sein Nest gebaut auf dem Kranze, mit welchem die Kinder das Kaiserbild geschmückt hatten. An der Lücke einer zerbrochenen Fensterscheibe flogen die zutraulichen Vögel emsig ein und aus und ließen sich beim Nestbau und beim Ausbrüten der Eier durch die Anwesenheit der Kinder nicht stören. Jetzt sind fünf junge Vögelchen in dem Neste, denen die Alten rastlos Futter zutragen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz – Bonn veranstaltet an der Halle an der Quantiusstraße einen Lehrgang zur Ausbildung von Erster Hülfeleistung und als Krankenträger. Er beginnt Dienstag den 28. d. M., abends 8 Uhr, und wird während vier Wochen jeden Dienstag und Freitag Abend in praktischer Ausbildung von 8 – 9 Uhr und in theoretischer Ausbildung durch den Kolonnenarzt von 9 – 10 Uhr bestehen. Aktive Mitglieder sind zur Teilnahme verpflichtet. Nichtmitglieder zahlen im Voraus Mk. 3.-. Anmeldungen von Herren schriftlich an den Vorsitzenden Rechtsanwalt Felix Joseph Klein (Mühlheimer Straße 3) oder mündlich am Eröffnungsabend.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)