Samstag, 27. April 1918

   

Soldatenheim. Im großen Saale des Vereinshauses konnte am verflossenen Sonntag der Vorsitzende, Herr H. Berief, trotz des schönen Frühlingswetters, wieder eine große Anzahl Feldgrauer begrüßen, jedoch vermißte man in letzter Zeit dort sehr unsere gehfähigen Verwundeten, denen das Soldatenheim ein so lieber Aufenthalt geworden war, wie die vielen Zuschriften derselben an den Ausschuß beweisen. Wir möchten daher an dieser Stelle nicht verfehlen, die betr. Lazarett-Verwaltungen zu bitten, die Verwundeten doch auf diese schönen Veranstaltungen immer wieder aufmerksam zu machen und unseren Verwundeten den Besuch derselben zu ermöglichen. – Den Besuchern des Soldatenheims wurde alsdann in bunter Abwechslung eine Fülle guter musikalischer und gesanglicher Unterhaltung geboten, zum Schluß mit einem vorzüglich aufgeführten Singspiel „Der Taucher“.

Bonner Wehrbund. Die Jugendkompagnie tritt am Sonntag um 2½ Uhr in der Doetschstraße zu einer Geländeübung an.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

Die Fleischversorgung Bonns.
Vom städtischen Lebensmittelamt wird uns geschrieben:
   „Die Fleischversorgung in der Stadt Bonn ist in den letzten Wochen leider nicht gut gewesen. In der Woche vom 7.-13. April konnten einschließlich Wurst nur 140 Gramm und in der Woche vom 14.-20. April einschließlich Wurst sogar nur 100 Gramm ausgegeben werden.
   Diese geringe Fleischzuteilung hat naturgemäß und mit Recht, eine gewisse Erregung in der Bürgerschaft hervorgerufen, da mit ihr im Haushalt kaum etwas anzufangen ist.
   Das Lebensmittelamt hat es jedoch an keiner Mühe fehlen lassen, um gegen diese Verhältnisse, die durch die Provinzialfleischstelle geschaffen sind, anzugehen. Es hat auch entsprechende Beschwerden an das Landesfleischamt gerichtet, aber leider bislang vergeblich. Zunächst sei einmal Klarheit darüber gegeben, in welcher Weise die Stadt eigentlich versorgt werden müßte. Die Annahme, daß wir die gleiche Fleischmenge erhalten, wie die Stadt Köln, ist unzutreffend. Nur die Städte über 100.000 Einwohner und die vorwiegend industriellen Orte erhalten eine Wochenkopfmenge von 250 Gramm Fleisch einschließlich Wurst. Die Städte von 50-100.000 Einwohner, zu denen auch Bonn gehört, erhalten nur eine Wochenkopfmenge von 200 Gramm einschließlich Wurst.
   Mit Rücksicht auf die eigenartigen Verhältnisse der Stadt Bonn, ihre hohe Krankenziffer und die nahe Grenze der Einwohner an 100.000 hat das Lebensmittelamt begründete Anträge an die maßgeblichen Stellen gerichtet, der Stadt Bonn, auch vornehmlich von dem Gesichtspunkte aus, daß hier zurzeit eine große Anzahl industrielle Schwerarbeiter, nämlich mehr als 20.000 sich befinden, die erhöhte Fleischration von 250 Gramm wöchentlich zuzuteilen. Dies wurde auch vom Herrn Regierungs-Präsidenten anerkannt und so konnte es geschehen, daß in der Zeit vom 4. bis 17. März ds. Js. das Lebensmittelamt tatsächlich in der Lage war, 250 Gramm in der Woche auszugeben.
   Diese Anordnung ist durch die Provinzialfleischstelle wiederum aufgehoben worden und nun soll die Stadt Bonn nur mit 200 Gramm Fleisch einschließlich Wurst beliefert werden.
[...]
    Bonn steht mit der schlechten Fleischversorgung aber nicht alleine da. Die Nachbarstädte haben ebenfalls durchweg weniger, wie ihr Belieferungssoll ist, ausgegeben. Das ist auch darauf zurückzuführen, daß wir zur Zeit im Rheinlande eine außerordentlich hohe Belegziffer von Heeresangehörigen haben. Es steht aber zu hoffen, daß viele Schwierigkeiten nur noch kurze Zeit dauern. In dieser Woche werden wieder 160 Gramm Fleisch einschließlich Wurst ausgegeben.
    An sich ist die Provinzialfleischstelle natürlich verpflichtet, für die Versorgung der Bevölkerung mit 200 Gramm unbedingt Sorge zu tragen. Aber in all diesen Versorgungsproblemen sind die Widerstände mitunter stärker als der Wille. So ist es auch hier der Fall. Immerhin müßte gerade für eine Stadt wie Bonn mit ihrer hohen Krankenziffer und der derzeitigen großen Zahl seiner industriellen Bevölkerung doch besser gesorgt werden wie für die Rentnerstädte.“
     Die Bürgerschaft Bonns wird dankbar dafür sein, daß uns in der kommenden Woche eine erhöhte Fleischmenge von insgesamt 160 Gramm auf den Kopf der Bevölkerung zuteil wird. Wir begrüßen das auch um deswillen, weil die Erhöhung sicher nur nach harten Bemühungen des Beigeordneten Piehl für Bonn erkämpft werden konnte. [...]
    Immerhin sind wir in Bonn, gemäß den Ausführungen des Herrn Beigeordneten Piehl, bisher tatsächlich benachteiligt worden. Wir hatten Anspruch auf 200-250 Gramm, hatten aber durchweg eine weit geringere Menge zugewiesen erhalten, - auch in der Zeit, in der die Berliner Zentralstellen die Fleischversorgung als sehr rosig gekennzeichnet hatten.
[...]
    Herr Beigeordneter Piehl macht zugunsten einer höheren Fleischmenge für unsere Stadt geltend, daß wir Krankenstadt sind und 20.000 Schwerarbeiter und Militär beherbergen. Wir möchten noch etwas anderes zu unseren Gunsten ins Treffen führen. Bonn ist als Universitätsstadt auch Stadt der geistigen Arbeit. Und wenn wir es als selbstverständlich betrachten, daß unsere Schwerarbeiter ausreichend mit Fleisch versorgt werden, so wollen wir doch nicht vergessen, daß auch unsere geistigen Arbeiter der Fleischnahrung nicht gut entraten können. Wer dies bezweifelt, der möge sich einmal bei unseren künftigen Physiologen erkundigen. Sie werden bekunden, daß nicht nur schwere körperliche Arbeit, sondern auch für die aufreibende geistige Tätigkeit Kraftersatz in ausreichender Fleischnahrung gefunden werden muß.
[...]
   Wir möchten deshalb an unser Lebensmittelamt erneut die Bitte richten, bei den Fleischzuweisungsstellen mit aller Hartnäckigkeit dafür einzutreten, daß wir die uns vom Herrn Regierungspräsidenten zugebilligte Fleischmenge von 250 Gramm auch tatsächlich erhalten, und daß beim Wiedereintritt besserer Fleischversorgungsverhältnisse die Frage erneut geprüft wird, ob nicht – selbstverständlich stets unter besonderer Berücksichtigung unserer Industriearbeiterschaft – eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Fleischmengen in allen Städten vorgenommen werden kann.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Vermächtnis. Ein Freund und Wohltäter der Armen, der vor einiger Zeit in Bonn verstorbene Rentner Wilhelm von Monschaw hat u. a. dem Bonner Zigarren-Abschnitt-Sammel-Verein, der alljährlich an Weihnachten viele arme Kinder einkleidet, 500 Mark zu diesem Zweck testamentarisch vermacht.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)