Montag, 28. Januar 1918

   

Kaisergeburtstag. Kaisergeburtstag, der vierte im Weltkriege, wurde gestern schlicht und würdig, ohne prunkhafte Festveranstaltungen gefeiert. Die ganze Stadt trug reichen Fahnenschmuck. Die Garnison und die Bürgerschaft nahmen zahlreich an den Festgottesdiensten in den Kirchen aller Bekenntnisse teil, zu denen auch der Kreis-Kriegerverband Abordnungen mit Fahnen entsandt hatten. Die Offiziere der Garnison versammelten sich dann auf der Hofgartenwiese zur Paroleausgabe, wobei die Musikkapellen der beiden Bonner Ersatzbataillone spielten. Um 12 Uhr mittags ertönte von den Kirchtürmen feierliches Glockengeläut. Von 12 bis 1 Uhr konzertierte in der Poppelsdorfer Allee eine Militärkapelle.
   Die Universität versammelte um 11½ Uhr ihre Mitglieder, eine größere Anzahl Ehrengäste, Abordnungen der Studentenschaft und viele Gäste zu einer akademischen Feier in der festlich geschmückten Aula. Der Rektor, Geheimrat Marx, trug bei dieser Gelegenheit zum erstenmal das aus Eisen gefertigte Bildnis Friedrich Wilhelms III, an der Ehrenkette, das das Goldbildnis des Stifters der Universität an die Goldsammlung der Reichsbank verpfändet worden ist. […] Zum Schluß bemerkte er: Auch in diesem Kriegsjahre habe die Universität an der alten akademischen Form der Kaisergeburtstagsfeier festgehalten. Sie fühle sich sicherer denn je im Schutze des deutschen Heeres und seiner Führer und blicke fest und zuversichtlich der Zukunft entgegen, und von froher Zuversicht seien die Wünsche getragen, mit denen sie den Kaiser in sein neues Lebensjahr begleite. – Als das Kaiserhoch und die erste Strophe der Nationalhymne verklungen waren, verließen die Professoren wieder im feierlichen Zuge unter den Klängen des Preußenmarsches die Aula.
   Im Anschluß an die Kaisergeburtstagsfeier in der Aula besuchten der Rektor und eine Anzahl anderer Professoren den studentischen Speisesaal. Geheimrat Marx erwähnte in seiner Ansprache, wenn es nach dem Willen unserer Feinde gegangen wäre, dann wehe jetzt die Trikolore über dem Universitätsgebäude, und der Rektor empfange seine Weisungen von einem französischen Unterpräfekten. Daß diese Gefahr glücklich abgewehrt sei, dazu hätten auch zahlreiche Studenten der Universität Bonn mitgeholfen, und darüber freue er sich besonders. Der Rektor leitete dann zu einem Kaiserhoch über, in das alle Anwesenden begeistert einstimmten. […]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Starker Straßenbahnverkehr war gestern auf den Kreisbahnen zu beobachten. Namentlich wurde die Bonn-Königswinterer Bahn in außerordentlichem Maße von Ausflüglern in Anspruch genommen, die den hellsonnigen Tag im Gebirge auskosten wollten. Das Fahrpersonal war infolgedessen besonders angestrengt, denn die Wagen vermochten die Fülle der Fahrlustigen, die sich an den Stationen herandrängten, kaum zu fassen. Auf den Plattformen und in den Abteilen herrschte in den ersten Nachmittagsstunden wie gegen Abend bei den Rückfahrten trotz eingelegter Sonderzüge ein ungemütliches Gedränge, das gar manchem Fahrgast die Freuden seiner Wanderung unlieb beeinträchtigte. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Mehlem, 26. Jan. Auf dem hiesigen Bahnhof geriet gestern nachmittag eine Schaffnerin beim Rangieren unter die Räder eines Eisenbahnwagens wobei ihr beide Beine und eine Hand abgefahren wurden. Die Aermste wurde sofort in das Markusstift nach Godesberg verbracht, wo sie schon nach wenigen Stunden ihren schweren Verletzungen erlegen ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

   

Städtische Fortbildungsschulen. Am 31. März werden aus den Fortbildungsschulen alle Schüler und Schülerinnen entlassen: 1. die bis zum 31. März 1918 das 17. Lebensjahr vollendet haben, 2. die bis zum 31. März 1918 die Fortbildungsschule drei volle Jahre regelmäßig und mit Erfolg besucht haben. Durch Beschluß des Schulvorstandes der Fortbildungsschulen können auf Antrag Schüler und Schülerinnen, bei denen diese Voraussetzungen fast gegeben sind, vorzeitig entlassen werden. Anträge auf vorzeitige Entlassung sind im Büro der Fortbildungsschulen, Bornheimerstraße 9, Zimmer 8, 1. Obergeschoß bis zum 9. Februar 1918 mündlich von den Eltern oder dem Vormund der betreffenden Schüler oder Schülerinnen vormittags zwischen 7 – 12 Uhr und nachmittags zwischen 3 – 6 Uhr zu stellen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)