Freitag, 24. August 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. August 1917Die Mißstände bei dem Pilzverkauf auf dem Wochenmarkte beschäftigen die Pilzbestimmungsstelle schon einige Zeit. Ihr Leiter hat Körbe voller durchnäßter und schimmeliger Pfifferlinge, die im zersetzten Zustande giftig wirken, beschlagnahmen lassen. Täglich werden der Pilzbestimmungsstelle von Marktbesuchern sog. Steinpilze, in Wirklichkeit geringwertige Pilze ähnlichen Aussehens, vorgezeigt, die von Maden zerfressen, kaum noch als Viehfutter Verwendung finden können. Selbsthilfe ist zunächst geboten: Der Marktbesucher kaufe nur durchschnittene, längsgeteilte Pilze, um sich von ihrem inneren Zustande zu überzeugen. Bestimmte Vorschläge für die Marktpolizei hat die Pilzbestimmung dem städtischen Lebensmittelamt unterbreitet. Der Anregung, Pilze aufzukaufen und in der Pilzbestimmungsstelle weiter zu verkaufen, wird gerne entsprochen. Wer marktgängige Pilze abzugeben hat, wende sich an die Pilzbestimmungsstelle.

Brennholz statt Kohlen. Von der Kriegsamtstelle des 8. Armeekorps wird darauf aufmerksam gemacht, daß der Bedarf an Brennstoffen in den kommenden Monaten voraussichtlich nicht im gewohnten Umfang durch Kohlen gedeckt werden kann. Es wird dies namentlich auch für den Bedarf der Privatwohnungen ins Gewicht fallen, und es dürfte sich empfehlen, daß die Gemeinden und Städte baldigst mit den Waldbesitzern in Verbindung treten, um sich einen möglichst großen Brennstoffvorrat für den Fall der Not zu sichern. Weitestes Entgegenkommen, namentlich bei staatlichen Waldungen, ist zu erwarten, auch wird bei Selbstgewinnung durch den Verbraucher auf Gestellung von Soldaten (Rekruten, Genesenenkompagnien), Arbeitskommandos und Fuhrwerk zu rechnen sein.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

       

Die Felder sind jetzt leer, die Ernte hat ihren Abschluß gefunden. Alles Getreide ist eingefahren, kein Säumiger ist zurückgeblieben. Die freigewordenen Stoppelfelder und die Frühkartoffelfelder sind bereits umgepflügt und haben zum Anbau von weißen Rüben oder auch zur Spinatkultur Verwendung gefunden. Bisher waren die Landwirte zufrieden, wenn das Getreide um Maria Geburt (8. September) unter Dach und Fach gebracht worden war. Diesmal sind die Felder volle 14 Tage früher frei, trotz der verspäteten Aussaat. Da sieht man, was beharrliche und energische Frauenhilfe vermag.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

        

Der gute Ton im Amtsverkehr. Es ist in der letzten Zeit mehrfach Beschwerde geführt worden, daß die Höflichkeit von Beamten und Angestellten zu wünschen übrig lasse, insbesondere ist weiblichem Hilfspersonal nachgesagt worden, daß es die Bevölkerung „schnippisch“ behandle. Wie jedes Ding, hat auch diese Frage zwei Seiten insofern, als manchmal auch von der Bevölkerung den Beamten und Angestellten mit einer gewissen Voreingenommenheit in unfreundlicher Weise gegenübergetreten wird. Das Außerordentliche der Verhältnisse läßt augenblicklichen Unmut gewiß manchmal begreiflich erscheinen, indes gilt das Gleiche auch für den Beamten, der oft genug unter starker Ueberlastung steht. Es ziemt sich also für die Bevölkerung wie für Beamte und Angestellte, auch im augenblicklichen Unmut immer den guten Ton zu bewahren und in gegenseitiger nterstützung zur Ueberwindung der Schwierigkeiten beizutragen.

Die Kartoffellagerung unter Kriegsverhältnissen beim Erzeuger, Verteiler und Verbraucher. Da die Kartoffel unter Kriegverhältnissen ein Hauptnahrungsmittel sowohl für das Heer als auch für die Zivilbevölkerung ist, ist die möglichst restlose Erhaltung der Kartoffelernte mit eine Hauptbedingung für die Durchführung der Versorgung. Diese Art der Kartoffelversorgung im Kriege hat es mit sich gebracht, daß sich häufig Kreise und Personen mit der Aufbewahrung von Kartoffeln befassen müssen, denen diese Tätigkeit neu und ungewohnt ist. Auch in landwirtschaftlichen Kreisen stehen vielfach die erfahrenen Leiter der Betriebe im Felde. Um allen denjenigen, welche sich irgendwie mit der Kartoffellagerung zu befassen haben, die Möglichkeit an die Hand zu geben, sich über die zweckmäßige Kartoffellagerung unter Kriegsverhältnissen zu unterrichten, ist auf Veranlassung des Kriegsernährungsamtes eine Broschüre von Geh. Reg.-Rat Dr. Appel, Berlin, „Die Kartoffellagerung unter Kriegsverhältnissen beim Erzeuger, Verteiler und Verbraucher“ erschienen. Der versand erfolgt durch die Firma Reimar Hobbing, Berlin S.W. 61, Großbeerenstraße 17. Der Preis beträgt für das Einzelexemplar 25 Pfg. Die Broschüre kann gegen Einsendung von 25 Pfg. zuzüglich 5 Pfg. Porto durch die Landwirtschaftskammer bezogen werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)