Montag, 25. Juni 1917

       

Im hiesigen Unabhängigen Ausschuß für einen deutschen Frieden sprach Samstag abend Geheimrat Busch aus Marburg über „Kriegs- und Friedensfragen in Geschichte und Gegenwart“. Er gedachte zu Beginn mit herzlichen Worten der ungeheuren Leistungen unserer Feldgrauen und ihrer Führer sowie der großen Hingabe, mit der unsere Blauen den Ubootkrieg führen. Wir wünschen den Frieden, sind aber, da unsere Feinde unser Friedensangebot abgelehnt haben, gezwungen, weiter den Kampf um unser Dasein zu führen. Wir stellen nicht, wie unsere Feinde, Kriegsziele auf, die nur mit weiteren ungeheuren Blutopfern verwirklicht werden können, verlangen aber, daß der Friede den gebrachten Opfern entspricht und uns für die Zukunft sichert. […]
    Es denkt niemand daran, in unsern Nationalstaat größere nationalfremde Bestandteile aufzunehmen, aber wie jetzt die modernen Festungen im Vorgelände verteidigt werden, so könnte in einem künftigen Kriege auch für die Verteidigung unseres Reiches ein Vorgelände vorhanden sein. Für Belgien muß das gelten, was Bismarck 1864 für Schleswig-Holstein bestimmte: es darf in Zukunft keine deutschfeindliche Politik treiben, seine günstige maritime Lage darf dem Deutschen Reiche nicht schädlich werden. Im Nordosten gilt es die Befreiung und Sicherung alter deutscher Kultur, die Gewinnung von Siedlungsland. Auf Kriegsentschädigung dürfen wir nicht verzichten; sie kann ja zum Teil in Rohstoffen und in wirtschaftlicher Arbeit gezahlt werden. […]
    Der Vortrag wurde von der zahlreich besuchten Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Zu Beginn begrüßte Geheimrat Dyroff die Erschienenen und legte kurz die Ziele des Unabhängigen Ausschusses dar: keine Annektionen, aber starke, gesicherte Grenzen, würdevolles Auftreten gegenüber den neutralen und feindlichen Nationen, kein Nachlaufen. Die Entwicklung der Friedensvorbereitungen habe gezeigt, daß der Unabhängige Ausschuß auf dem richtigen Wege sei.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Das Kriegsgericht Bonn hielt am Donnerstag […] eine Sitzung ab. […] Die 27jährige Dienstmagd Katharina Schw. aus Altendorf im Kreise Ahrweiler, die mit einem kriegsgefangenen Russen in einem unerlaubten und gegen die guten Sitten verstoßenden Verkehr gestanden hatte, wurde mit zwei Wochen Gefängnis bestraft. – Gegen eine Ehefrau R., deren Mann im Felde ist und gegen die eine ähnliche Anklage vorlag, mußte wegen Mangel an Beweis Freisprechung erfolgen. - […]
   Einer schweren deutschfeindlichen Aeußerung in zwei Fällen war der Ingenieur Wie. aus Godesberg angeklagt, die er in einer dortigen Wirtschaft im Februar und April dieses Jahres begangen haben soll. Nach der eidlichen Vernehmung von drei Zeugen, von deren Aussagen ihn zwei schwer belasteten, wurde das Verfahren gegen ihn bis zum 13. Juli ausgesetzt, um noch einen weiteren Zeugen hinzuzuziehen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Der Zirkus P. Althoff hatte zu seiner gestrigen Eröffnungsveranstaltung einen derartig gewaltigen Zuschauerstrom, daß es einfach unmöglich war, alle Schaulustigen einzulassen. Auch die Abendvorstellung fand bei ausverkauften Plätzen statt. Die Leistungen rechtfertigten vollauf den Ruf, der dem Unternehmen voraufging. Dies gilt in weit höherem Maße, wenn man bedenkt, welche Einschränkungen die Kriegszeit auch diesen Unternehmungen auferlegt hat. […] Wer sich in den heutigen Tagen einige Stunden froher Unterhaltung verschaffen will, und hierfür eine angemessene Form sucht, dürfte dies in einem Besuch bei Althoff finden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)