Mittwoch, 7. Februar 1917

       

Eine neue Verordnung für den Bezirk des 8. Armeekorps? Wie verlautet, steht eine neue Verfügung des stellv. kommandierenden Generals des 8. Armeekorps in Aussicht, wonach infolge Kohlenmangels von morgen (Donnerstag) ab alle Theater, Kinos, Schulen, Hochschulen und Museen geschlossen bleiben sollen. Nach dieser Verordnung sind die Wirtschaften um 10 Uhr abends zu schließen. An hiesiger amtlicher Stelle liegt die Verfügung allerdings noch nicht vor, auch ist sie dem Wolff’schen Telegraphenbureau bis heute nachmittag noch nicht zur Weiterverbreitung übergeben worden. Wir geben deshalb die Meldung zunächst unter Vorbehalt.

Heraus mit dem Gold! Bei der Goldankaufstelle Bonn-Stadt sind bisher 2844 Einlieferungen im Gesamtwerte von 94.800 Mark erfolgt. Dank allen Abliefern. Die Zahlen beweisen aber, daß nur ein geringer Teil der vorhandenen Goldsachen abgeliefert sein kann.
   Jede goldene Kette, jeder Edelstein kann dem Vaterlande von großem Nutzen sein, darum bringt Euer Gold und Eure Juwelen. Ihr erhaltet den vollen Goldwert für Eure Goldsachen; die Juwelen werden zu hohem Preise ans Ausland verkauft.
   Es gilt, den wirtschaftlichen Sieg für Deutschland zu erkämpfen. Da muß jeder nach Kräften mithelfen, sich nicht kleinlich an Schmuck hängen, der einzeln genommen in dieser schweren Zeit nur eitler Tand, in seiner Gesamtheit für das Reich von großem Nutzen wird.   Was ist der Goldschmuck angesichts der Größe dessen, was für das Vaterland auf dem Spiele steht. In anderen Städten strömt die Bevölkerung scharenweise zur Goldankaufstelle und opfert freudig Uhren, Ketten, Broschen und Ringe. Die ausgezahlten Summen sind in kleineren Plätzen wie Bonn erheblich höher, deshalb ergeht nochmals die Aufforderung, alles Gold dem Vaterlande zur Verfügung zu stellen, das es notwendig braucht.
Bonn muß mit in vorderster Reihe marschieren.
Also nochmals dringend
heraus mit dem Gold.

Auf dem Bonner Wochenmarkt hatten sich auch gestern wieder nur etwa fünf bis sieben Verkäuferinnen eingefunden. Außer Zwiebeln und Sellerieknollen waren auch einige Körbe mit Rosenkohl, Sprutengemüse, Krauskohl und Kohlrabien vorhanden. Die Waren fanden selbstverständlich flotten Absatz. Die Preise, die gegenwärtig für Gemüse gezahlt werden, sind sehr hoch.
   Au dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren gestern die Zufuhren etwas besser als Ende der vorigen Woche, aber immer noch verhältnismäßig sehr klein. Im ganzen waren etwa 20 Verkäuferinnen erschienen, die ihre Waren in kurzer Zeit an die zahlreich anwesenden meistens auswärtigen Händler verkaufen konnten. Auch hier waren unter anderem verschiedene Körbe mit Krauskohl, Rosenkohl und Sprutengemüse zum Verkauf ausgestellt.
   Der städtische Gemüseverkauf nachmittags auf Marktplatze erfreut sich immer noch eines recht regen Zuspruchs. Die Auswahl in Gemüse wird auch hier leider von Tag zu Tag kleiner. Beim städtischen Fischverkauf im Gebäude Franziskanerstraße Nr. 8 waren gestern außer Hamburger und anderem Rauchfisch zu je zwei Mark das Pfund noch gesalzene Schollen zu 60 Pfg. und gewässerter Stockfisch zu 1.20 Mark das Pfund zu haben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Hohe Gemüsepreise. Augenblicklich sind die Gemüsepreise auf dem Wochenmarkt derart hoch, daß es einer Bürgersfrau nicht möglich ist, die geforderten Preise zu bezahlen. Gestern morgen bezahlten auswärtige Händler für Rosenkohl 80 Pfg. und 1 Mark, für Sprutengemüse 40 und 50 Pfg., für ein Stück Breitlauch 20 Pfg., und auch die übrigen Sachen waren alle schrecklich teuer. Zu was haben wir denn Höchstpreise, wenn Jeder machen kann was er will. Wenn der Händler schon 1 Mark für das Pfund Rosenkohl bezahlt, was muß dann erst derjenige dafür bezahlen, der dieses Gemüse später von dem Händler kauft? Es wäre wirklich an der Zeit, daß die Behörde einmal nach dem Rechten sieht, denn derartige Phantasiepreise kann doch Niemand bezahlen. Eine alte Gastwirtsfrau aus Bonn.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Der Vorstand des Rheinisch-Westfälischen Sparkassen-Verbandes, der am 3. cr. in Köln getagt hat, faßte den einstimmigen Beschluß, den Verbandkassen dringend davon abzuraten, während der Kriegsdauer eine Zinsfuß Erhöhung für Spareinlagen vorzunehmen.

Die Nachmusterung der nicht gedienten im wehrpflichtigen Alter stehenden Kriegsunbrauchbaren findet für den Landkreis Bonn am 16., 17., 19., 20., 21. und 22. Februar im Drei-Kaiser-Saal zu Bonn statt. Die Gestellungspflichtigen werden durch besonderen Befehl zum Erscheinen aufgefordert.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)