Montag, 26. Februar 1917

      

Gartenbau-Verein Bonn. Wegen des Verbotes, Versammlungslokale zu heizen, fällt die Monatsversammlung am 28. Februar aus.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

       

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Februar 1917Zur Kohlenversorgung in Bonn. Am Mittwoch sollen die Stadtverordneten noch einmal über die Einführung oder Ablehnung des sog. Gasersparnispreises in öffentlicher Sitzung beraten. Es ist anzunehmen, daß der Haus- und Grundbesitzerverein, der Handels- und Gewerbeverein wie auch unsere Bonner Handelskammer in dieser die breite Masse der Bürgerschaft im allgemeinen wie zahlreiche Gewerbetreibende im besonderen hart treffende Maßnahme um ihre Meinung befragt worden sind, bezw. daß diese daß diese Stellen angesichts der Wichtigkeit der Frage nicht in einem Dornröschenschlaf verharren. In Berlin hat sich der Haus- und Grundbesitzerverein beispielsweise in der Kohlenfrage ganz energisch seiner Haut gewehrt und hat mit dem Gouverneur der Marken persönlich hierüber verhandelt. Warum sollte es nicht auch in Bonn möglich sein, daß die zunächst interessierten Kreise sich der Angelegenheit annehmen. Unser Herr Oberbürgermeister Spiritus mußte am Freitag in der Stadtratssitzung darüber Klage führen, daß er in der Frage der Kohlenbeschaffung lediglich von Herrn Prof. Landsberg unterstützt worden sei. Haben wir in Bonn denn keine in Verkehrsfragen und in der Kohlenbranche erfahrene Männer, die zur Montanindustrie Fühlung unterhalten? Wir glauben diese Frage bejahen zu dürfen. Es ist uns nicht bekannt, was in der Angelegenheit in geheimer Sitzung am Freitag zur Kenntnis gebracht worden ist. Wohl aber steht es fest, daß die Kohlenfrage für uns wesentlich eine Transportfrage ist. Die Frage, ob wir eine Strangulierung des Gasverbrauchs vornehmen müssen, also genötigt sind, unsere beste kommunale Einnahmequelle zu verengen, ist doch wohl davon abhängig, in wie weit wir in der Lage sind, das Gaswerk mit Kohlen zu versorgen. Es wäre also festzustellen, ob diese Versorgungsmöglichkeit uns benommen ist. Diese Frage ist am Freitag öffentlich nicht beantwortet worden. Führt man den Gasersparnispreis ein, dann muß man doch wohl der Bürgerschaft den Nachweis führen, daß alle Schritte, eine ausreichende Kohlenversorgung für das Gaswerk zu bewirken, erfolglos geblieben sind. Und wenn dem so ist, wenn der Gaskonsum zurückgedrängt wird, geht die Bürgerschaft naturgemäß wieder mehr zur Kohlenverfeuerung über, und dann fehlt es uns erst recht an Kohlen. Die Stadt würde also mit dem Gassparpreis in eine Zwickmühle geraten. Versuchen wir es deshalb zunächst damit, möglichst viele Kohlenkähne am Bonner Werft anlegen zu lassen. Amtlicherseits finden derartige Bemühungen die bestmöglichste Unterstützung. Ist doch zur Entlastung des Güterverkehrs der Eisenbahnen angeordnet worden, die Binnenwasserstraßen mehr für den Güterdienst nutzbar zu machen. Die Köln-Düsseldorfer Gesellschaft ist deshalb von dem Bevollmächtigten der Schiffahrtsabteilung beim Chef des Feld-Eisenbahnwesens des stellvertretenden Generalstabs der Armee aufgefordert worden, die notwendige Zahl von Personen- und Güterdampfern für die Uebernahme der Eilgüter der Eisenbahn auf dem Rheinwasserwege bereitzustellen. Soweit es sich mit dem vorhandenen Personal ermöglichen ließ, sind vorläufig genügend Boote eingestellt, welche eine prompte Beförderung der Güter gewährleisten. Sollte der Güterandrang Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Februar 1917jedoch so werden, daß noch mehr Boote fahren müssen, so liegen auch diese schon hierfür bereit, so daß die Abfahrt je eines Schiffes zu Berg und zu Tal stattfinden kann. Diese Maßnahme hat zwar in erster Linie Eilgüter im Auge, jedoch zeigt sie deutlich die Tendenz, durch die Benutzung der Wasserstraßen die Transportmöglichkeiten zu erweitern. Es ist sogar schon die Anregung öffentlich gegeben worden, alte Torpedoboote aus unserer Marine für die Kohlenbeförderung nutzbar zu machen und auch Marinemannschaften der Besatzung zur Verfügung zu stellen. Man übereile deshalb den Beschluß im Stadtrat nicht und warte vielleicht noch einige Wochen ab, wie sich nach dem Eintritt milden Wetters die Verkehrsbedingungen für den Kohlentransport auf dem Rhein entwickeln. Die Bürgerschaft würde, wenn wir deren Stimmung und Wünsche recht verstehen, den Herren Stadtverordneten und unserer Stadtverwaltung für eine solche vorsichtig abwartende Haltung sicherlich dankbar sein.
   Namentlich in den Kreisen derjenigen Gaskonsumenten, die ihren Konsum nicht nur nicht auf 75 Prozent ihres bisherigen Bedarfs einzuschränken vermögen, sondern sogar gezwungen sind, mehr Gas zu verbrauchen als im vergangenen Jahre, sieht man der Entscheidung unserer Stadtverordneten mit großer Spannung entgegen. Für sie bedeutet der Gasersparnispreis von 50 Pfg. pro Kubikmeter eine durchgängige Verteuerung des Gaskonsums um 100 Prozent. Bei Einführung des Gasersparnispreises würde also eine gewissen Kategorie unserer Mitbürger gewissermaßen mit einer Sondersteuer belegt werden, und diejenigen, die wieder zu Kohlenfeuerung übergehen, würden sich gezwungen sehen, sich wieder Herde anzuschaffen usw., was natürlich auch mit Ausgaben verknüpft ist. Daß es sich bei dem Gasersparnispreis um eine verschleierte Gassteuer handelt, darf man wohl ohne weiteres als unzutreffend betrachten. Es ist sicherlich nur eine zwingende Notlage, die unsere Gasdeputation zu einem derartigen Schritt angeregt hat, der, wenn sich ein Ausweg findet, sicherlich vermieden bleiben wird.
   Wie wir kurz vor Redaktionsschluß noch durch ein amtliches WTB-Telegramm aus Berlin erfahren, hat die Reichsregierung sich entschlossen, in die Verteilung der Kohlenvorräte einzugreifen. Unsere Stadtverordneten stehen also jetzt einer ganz veränderten Sachlage gegenüber. Inwieweit diese sich zugunsten der Kohlenversorgung der Städte verschiebt, läßt sich noch nicht erkennen. Wir vermuten, daß es sich in erster Linie um eine kriegswirtschaftliche und politische Maßnahme handelt, die zunächst unserer Kriegsindustrie und der Versorgung des neutralen Auslandes gilt. Jedenfalls ist der heute von uns zur Veröffentlichung gelangende bezügliche Bundesratsbeschluß in die Erörterung einzubegreifen, die am Mittwoch im Kollegium unserer Stadtverordneten über den Gaspreis stattfinden soll.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Godesberg: Der Vaterländische Frauenverein Godesberg tagte gestern in einer Generalversammlung unter dem Vorsitze von Frau Jos. Mayer (Muffendorf). Es wurde beschlossen, auch im Verein sich auf einen Kriegshilfsdienst zu rüsten und zu diesem Zwecke eine Liste zum Einzeichnen zirkulieren zu lassen. Der allgemeinen Wohlfahrtspflege, insonderheit der Säuglingsfürsorge und der Hebung der landwirtschaftlichen Bestellung aller geeigneten Bauflächen will man ein erhöhtes Interesse zuwenden. [...]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)