Samstag, 20. Januar 1917

     

Kaisergeburtstag ohne festliche Veranstaltungen, nur mit einem stillen Gedenken und treuer Fürbitte zu feiern, hat Kardinal v. Hartmann für die Erzdiözese Köln angeordnet. Am 28. Januar soll eine kirchliche Sammlung zum Besten der kranken und verwundeten Krieger abgehalten werden.

Der Bonner Wehrbund beabsichtigt, wie in den vergangenen beiden Jahren, auch diesmal zu Kaisers Geburtstag eine öffentliche vaterländische Volksfeier zu veranstalten. Die Feier soll Sonntag, d. 28. Januar, abends 8 Uhr, in der Aula des Königlichen Gymnasiums an der Koblenzer Straße stattfinden. Her Geheimrat Prof. Dr. Dyroff wird die Festrede halten; der Bonner Männer-Gesang-Verein und einige Bonner Künstler werden musikalische Gaben darbieten; auch ein Prolog wird nicht fehlen, während gemeinsame Gesänge das Ganze umrahmen sollen. Die Feier wird das vaterländische Pflichtgefühl, den Entschluß zum Durchhalten bis zum Siege von neuem stärken. Jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau werden schon jetzt herzlich dazu eingeladen.

Vaterländischer Hilfsdienst für Frauen in Bonn. Einer Einladung der Vorsitzenden des Vaterländischen Frauenvereins Stadtkreis Bonn, Frau Berghauptmann Krümmer, folgend, traten Dienstag nachmittag die Vorstände der nachstehenden Frauenvereinigungen Bonns: Vaterländischer Frauenverein Stadtkreis Bonn, Bonner Frauen-Verein, Deutsch-evangelischen Frauenbund, Katholischer Frauenbund, Elisabeth-Verein, Verein Frauenbildung – Frauenstudium, Bonner Lehrerinnen-Verein, rheinisch-westfälische Frauengruppe für Volksbildung und der Verein zur Beschäftigung Arbeitsloser zu einer Besprechung über die Einrichtung des Vaterländischen Hilfsdienstes für Frauen in Bonn zusammen. Es handelt sich darum, bisher ungenügend beschäftigte oder brachliegende weibliche Arbeitskräfte für die Filial-Prüfungswerkstätte der Kgl. Geschossfabrik, die seit Anfang dieser Woche in Kessenich in Betrieb gesetzt worden ist, zu gewinnen. Es wurde beschlossen, von Mittwoch, den 17. Januar, ab eine Anmeldestelle in der Wirtschaft von Schmitz, Burbacherstraße 33, während der Vormittagsstunden von 10 bis 12 Uhr einzurichten. Die Leitung wurde Herrn Dr. Krantz übertragen, während die Vorstände der Bonner Frauenvereinigungen diesem neuen Unternehmen, das sowohl aus vaterländischer wie aus sozialer Rücksicht geschaffen ist, dauernd ihre besondere Fürsorge zuwenden werden. Um vielen Frauen und Mädchen, die an eine andauernde mechanische Beschäftigung nicht gewohnt sind, die Beteiligung zu ermöglichen, ist von der Leitung der Kgl. Geschossfabrik in entgegenkommender Weise die Bildung einer besonderen Abteilung vorgesehen, die nur einen achtstündigen Arbeitstag zu erledigen hat, allerdings auch entsprechend weniger verdient. Diese Abteilung B, für die zunächst 70 Arbeiterinnen vorgesehen sind, soll Anfang Februar ihre Arbeit aufnehmen. Obwohl schon eine große Anzahl von Meldungen vorgesehen sind, werden persönliche Anmeldungen noch täglich, mit Ausnahme von Sonntag, in der Anmeldestelle Burbacherstraße 33 während der Dienststunden entgegengenommen. Mitzubringen ist ein polizeiliches Führungszeugnis, eine ärztliche Gesundheitsbescheinigung und Mädchen unter 21 Jahren ein Arbeitsbuch. Mädchen unter 16 Jahren können nicht angenommen werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Postdiebereien in größerem Umfang beging ein beim Postamt in Bonn angestellter 27 Jahre alter Aushilfsbriefträger. Er entwendete aus einer ganzen Reihe von Paketchen und Briefen aus dem Feld Geldbeträge. Außerdem öffnete er verschiedene Briefe, in denen er Geld vermutete. Schließlich gelang es aber, ihn abzufassen. Die Strafkammer erkannte auf eine Gefängnisstrafe von einem halben Jahr.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Nudeln. Da hauen gleich drei auf mich ein, aber daß einer der Einsender meine Zuschrift ordentlich gelesen oder gar begriffen hätte, könnte ich nicht behaupten: Alle Kriegsküchen, die ich kenne, sind unglücklich über das Gericht. Und das ist natürlich; denn Nudeln verlangen ein so aufmerksames Kochen und müssen genau im richtigen Augenblick aufs Sieb gebracht werden, daß eine Massenküche das einfach nicht machen kann. Es läßt die Nudeln in der Brühe und gibt sie damit aus. Das Resultat ist ein Schaden für die Allgemeinheit; denn wenn die Nudeln auf Karten abgegeben und nach Hausfrauenart behandelt werden, so kommt jeder zu seinem Recht. Außerdem kann das jede Hausfrau mit den heute vorhandenen Mitteln machen, während ihrer zu einer der Volksküchen-Gemüsesuppen manchmal rein alles fehlt. Die Nudelfreundin
(Anm. d. Schriftleitung: Da es sich hier um eine wichtige Ernährungsfrage handelt, haben wir der Angelegenheit breiteren Raum gewährt. Wir wolle jedoch die Erörterung nach Rede und Gegenrede jetzt beenden und es dem Ausschuß der Kriegsküchen und dem Lebensmittelamt anheimgeben, die bestmögliche Lösung in der Nudelfrage zu finden.)

Nudeln und Reis für die Warenkarte. Ich habe es mit Genugtuung gelesen, daß endlich eine Nudelfreundin für das Wohl der danach Darbenden eingetreten ist. Auch meiner Meinung nach sind sie zu einer Massenspeisung nicht angepaßt. Zu derselben gehört entschieden eine derbere nahrhaftere Kost. Kindern und Kranken, die sie kaum entbehren können, werden sie durch den Massenverbrauch vollständig entzogen, ebenso wie der Reis, der ihnen auch dadurch genommen ist. Diese Produkte gehören doch richtiger auf die Warenkarte, wäre dieses zu weitgehend, dürfte ein ärztliches Attest für bedürftige Kranke in Frage kommen. Eine alte leidende Dame.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

In begreiflicher Erregung. Eine Näherin aus Bonn, die von ihrem Geliebten, einem Metzgergehilfen, in schnöder Weise verlassen worden war, als er die Folgen seiner Liebe erkannte, hatte in einem Schreiben an Bekannte des Gehilfen diesen des Diebstahls bezichtigt und das Schreiben mit einer falschen Unterschrift versehen. Die Strafkammer billigte ihr mildernde Umstände zu, verurteilte sie zu zwei Wochen Gefängnis, gewährte ihr aber Strafaufschub.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)