Mittwoch, 17. Januar 1917

    

Orgelpfeifen. Zu der Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln vom 10. Januar 1917 über Beschlagnahme, Bestandserhebung und Enteignung von Prospektpfeifen aus Zinn von Orgeln und freiwillige Ablieferung von anderen Zinnpfeifen, - schalleitern usw. von Orgeln und sonstigen Musikinstrumenten hat der Oberbürgermeister die Ausführungsbestimmungen für den Kommunalverband Stadtkreis Bonn erlassen. Danach sind die Meldungen über Orgelprospektpfeifen bis zum 10. Februar 1917 unter Benutzung eines vorgeschriebenen Meldescheines, der auf dem Rathaus, Zimmer 22, Rathausgasse 10/12, zu entnehmen ist, zu erstatten. Auch wird noch besonders darauf hingewiesen, daß die Sammelstelle (Kirschallee 23) regelmäßig Montags, vormittags von bis 12 und nachmittags von 3½ bis 6 Uhr geöffnet ist. An diesem Tage können bei der Sammelstelle Metalle wie Zinn, Kupfer, Nickel und Messing auch freiwillig abgeliefert werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Infolge Mangels an Kleingeld wird der städtische Gemüse-, Obst und Fisch-Verkauf auf dem Wochenmarkt vielfach in seiner bisher ungewohnten flotten Abwicklung gehemmt. Es wäre deshalb wünschenswert, wenn die Hausfrauen in Zukunft beim Einkauf an den städtischen Verkaufsstellen für möglichst abgezähltes Kleingeld Sorge tragen würden.

Die Kaisergeburtstagsfeier der Universität findet am 27. Januar, vormittags 11½ Uhr statt. Die Festrede hält der ordentliche Professor für Botanik Dr. Johannes Fitting.

Ein erhebendes winterliches Bild voll reizender Schönheit bietet sich dem Naturfreund auf dem Wege nach dem Venusberg dar. Ueberall liegt ein weißer lilienartiger Schnee; die Bäume tragen ihn wie den zarten Schmuck schneeiger Wolle. Um sie herum Stille, die das fühlende Herz beben macht.
  
Kein Windhauch entkleidet die weißen Aeste der Bäume, ja nicht einmal von der Tanne dort bewegte sich eine Nadel, wenn nicht der muntere freche Sperling unruhig hin- und herhüpfte. Ueber dieser Schönheit bleifarbene Wolkenballen, die die Aussicht auf das Rheintal dem Blicke entziehen. Vergebens sucht das Auge den Drachenfels zu erspähen. Nur einen Kirchturm gewahre ich: wie ein Schatten liegt er vor dem Auge, und wenn nicht eine Turmuhr hin und wieder erklänge, könnte man annehmen, die große Welt sei ausgestorben – und doch tobt um uns der Kampf, der die ganze weiße Schneedecke verfärben könnte.
   Da, eine Mutter mit einem lachenden Gesicht; um die Hand ein Seilchen gedreht, zieht sie auf dem Schlitten ihren Jüngsten, einen rotbäckigen strammen Kriegsjungen! „Wie alt“, frage ich? „Zwei Jahre!“ „Und sein Vater?“ „Ist noch gesund im Felde!“ erwidert sie in aller Höflichkeit. Dann verstummt sie. Hab’ ich sie traurig gemacht mit meinen schlichten Worten? Stimm’ uns nicht traurig, Bild des Winters, das ich mit keinem des Frühlings vertauschen möchte! In der deutschen Ernte keimt es zu neuer Frucht und Ernte.

Anbringung von Wohnungs-Briefkästen. Der Mangel an Arbeitskräften, der sich auf vielen Gebieten geltend macht, beinflußt auch den Postbestelldienst ungünstig. Die Heranziehung von Hilfskräften hat ihre Grenzen und bietet auch nicht volle Gewähr für die ordungsmäßige Ausführung der Bestellungen. Hierfür müssen Publikum und Postverwaltung verständnisvoll zusammenwirken. In erste Linie sind die Sendungen mit deutlichen Aufschriften und vollständigen Wohnungsangaben in leserlicher Schrift zu versehen; unter den gegenwärtigen Verhältnissen sich auf die Personenkenntnis oder gar die „Findigkeit“ der Post zu verlassen, ist nicht angebracht. Sodann soll man die Besteller nicht ohne Not an den Türen warten lassen oder mit Geldwechseln, Markenkaufen, Anfragen usw. aufhalten, da die folgenden Empfänger sonst um so später in den Besitz ihrer Sendungen gelangen. Besonders geeignet zur Erleichterung der Briefbestellung ist die Anbringung von Briefkasten oder Briefeinwürfen an den Hauseingängen oder den Wohnungstüren. Die Briefkasten sollten nicht zu klein und die Einwurfsöffnungen nicht zu eng sein, damit größere Briefe, Drucksachen und Zeitungen eingelegt werden können.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Der Interkonfessionelle Hausfrauenbund veranstaltet auch in diesem Jahre wieder Bügel-, Näh- und Servierkurse. Diese Kurse haben sich immer regen Besuches erfreut und tragen in der jetzigen Kriegszeit ganz besonders einem vielseitigen Bedürfnis Rechnung, da durch sie Frauen und Mädchen eine gute und billige Ausbildung auf den so wichtigen hauswirtschaftlichen Gebieten erlangen können. Die Kurse beginnen am 15 Februar im Volkshaus Sandkaule 13. Näheres ist aus der Anzeige in der heutigen Zeitung zu ersehen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)