Mittwoch, 10. Januar 1917

    

Die Lebensmittelpreise vor 104 Jahren. Zu den Klagen über die teuren Lebensmittel bringt „Haus und Schule“ eine heilsame Erinnerung vom Jahre 1813. Es kosteten damals ein Scheffel Roggen 22 Taler, eine Metze Erbsen 3 Taler, ein geschrotenes Roggenbrot (ein Pfund) 12 Lot und 6 Groschen, eine Metze Kartoffeln (zehn Pfd.) 20 Groschen, ein Pfund Butter 5 Taler, ein Ei 80 Pfennige, eine Zwiebel 60 Pfennige, ein Maß Milch 2 Mark 10 Pfennige, ein Pfund Speck 13 Mark 12 Pfennige, ein Pfund Schinken 13 Mark, ein Hering 1 Mark 20 Pfennige, ein Pfund rohen Talg 3 Mark, ein Huhn 13 Mark, eine Ente 13 Mark 20 Pfennige, eine Mandel grüne Pflaumen 80 Pfennige, eine Mandel Birnen oder Aepfel 6 bis 9 Mark, ein Pfund Zucker 7 Mark 60 Pfennige, ein Pfund Kaffee 5 Mark. Gegen diese Preise sind die heutigen reichlich günstig, zumal damals ein Taler einen größeren Marktwert hatte als heute 5 Mark. Unsere Vorfahren haben es überstanden! Man sollte auch bei uns stiller und dankbarer werden. Die eigentliche Kriegsnot hat unser Volk, wenn man von Ostpreußen absieht, eigentlich noch nicht zu fühlen bekommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Die neue Kriegsküche an der Maxstraße macht einen recht freundlichen Eindruck. In einem mit allen neuen Einrichtungen versehenen, schönen und hellen Saal ist den Teilnehmern der Speisegemeinschaft Gelegenheit gegeben, ihr Mittagsmahl zu billigem Preise einzunehmen. Peinliche Ordnung und Sauberkeit herrscht überall. Das Küchenpersonal ist zum größten Teil von der eingegangenen Kriegsküche an der Ellerstraße mit übernommen worden. Geschulte und praktische Kräfte sind am Wirken. Unter Leitung eines städtischen Beamten bereiten die Küchenfrauen in vier großen Kesseln, die je 500 Ltr. umfassen, das Mittagsmahl. Die Aufsicht führt der Restaurateur der Stadthalle Herr Paul Staeps. Es wird mit Luft und Liebe gearbeitet, um die Ansprüche der Kriegsküchenteilnehmer zu befriedigen. Mit einem freundlichen „Gute Mahlzeit“ wird den Leuten, die ihr Essen sofort einnehmen, in einem großen Porzellantopf ihre Mahlzeit überreicht, die sie dann an sauberen Holztischen verzehren. Nach den zufriedenen Gesichtern zu schließen, mundet sie recht trefflich. Die Teilnehmer, welche ihr Mittagessen zu Hause einnehmen wollen, werden ebenfalls schnell und zuvorkommend der Reihe nach abgefertigt. Alles klappt wie am Schnürchen.
   Das gestern verabreichte Essen verdient uneingeschränktes Lob. So wurde am gestrigen „fleischlosen“ Dienstag eine kräftige Suppe verabreicht, die jeden Teilnehmer sättigen konnte. Kartoffeln, Rüben, Gemüse, ja sogar Blumenkohl, war in ihr enthalten, und selbst Leuten, die früher ein gewisses Vorurteil gegen das „Durcheinanderkochen“ hatten, wird die Suppe trefflich gemundet haben. Die Mahlzeit genügte, um selbst einen starken Esser zu sättigen. Fett war in der Suppe genügend enthalten, wahrscheinlich mehr, als es sich sonst der einfache Bürger gegenwärtig leisten kann.
   Einschließlich der von der Kriegsküche Ellerstraße übernommenen Teilnehmer wird die Kriegsküche in der Maxstraße von über 750 Personen benutzt. Eingerichtet ist die Küche für etwa 2000 Personen. Diese Zahl wird hoffentlich recht bald erreicht.
   Daß man es nicht Allen recht machen kann, ist aus der nachstehenden Zuschrift zu ersehen, die so ziemlich das Gegenteil von dem behauptet, was unser Mitarbeiter berichtete. Die Zuschrift lautet:
   „Die neu eröffnete Kriegsküche Maxstraße scheint ihrer Aufgabe noch nicht gewachsen zu sein. Das heutige Essen, welches Gemüsesuppe mit Einlauf sein sollte, war eine dünne, ungenießbare Brühe, in der von Gemüse kaum etwas zu sehen war. Auf diese Weise dürfte der Zulauf des Publikums bald ein Ende haben. Weder in der Kriegsküche Sandkaule noch Universität, wo ich schon oft das Essen holen ließ, wurde solches geboten. Im Interesse Aller: Eine patriotische Bonnerin.“

Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe hat, wie man uns schreibt, sich zu seinem großen Bedauern genötigt gesehen, seine Verkaufsstelle am Hof aufzugeben, da die Stadt die Räume brauchte, vor allem aber, weil die Vorräte fast völlig ausgegangen waren und es unmöglich war, neue zu beschaffen. Die wenigen, noch vorhandenen Vorräte hat die Stadt freundlichst übernommen, es lohnte nicht, um sie die Verkaufsstelle offen zu halten. Die Beratungsstelle ist nebenan in die „Flickschusterei“ verlegt worden, und dort sind nunmehr die verschiedenen Flugschriften für zeitgemäße Ernährung, Kriegskochbücher usw. zu haben. Ganz besonders machen wir auf Rezeptsammlung zur Herstellung von Erdkohlraben aufmerksam, die unentgeltlich abgegeben wird und aus der die Hausfrauen lernen können, wie durch Zusammensetzung mit Kartoffeln, mit anderen Gemüsen, Gewürzen usw. sich aus den Rüben die verschiedenartigsten sehr schmackhaften Gerichte herstellen lassen. Daß in dem neuen Heim der Beratungsstelle nach wie vor bereitwilliger freundlicher Rat in allen hauswirtschaftlichen Fragen erteilt wird, brauchen wir wohl nicht besonders zu betonen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Jugendlicher Messerheld. In der Markusstraße versetzte gestern abend ein Junge seinem Spielkameraden vier Messerstiche, wovon einer 5 Zentimeter tief ist. Es ist dies ein bedauerliches Zeichen der Verrohung unserer Jugend. Vielfach treibt sich die Jugend in der ganzen freien Zeit ohne Aufsicht auf der Straße herum. Auch abends nach 7 Uhr sieht man noch zahllose Kinder auf der Straße trotz des diesbezüglichen Verbotes. Eingreifende Maßnahmen sind dringend geboten, führen aber nur zum Ziel, wenn sie durchgeführt werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)