Donnerstag. 4. Januar 1917

       

Nachrichten aus Deutschland durch Kriegsgefangene. Verschiedentlich haben Kriegsgefangene, die zu Arbeitszwecken überwiesen sind, versucht, verbotene Nachrichten nach ihrer Heimat zu schicken. Sie bitten Mitbewohner, die Verwandte in Kriegsgefangenschaft haben, Briefe den Postsendungen (Liebesgaben) an ihre Angehörigen beizulegen. Sie wollen angeblich dem kriegsgefangenen Deutschen sein Los erleichtern helfen. Darin liegt eine große Gefahr; denn die meisten Angehörigen können die in fremder Sprache geschriebenen Brief, falls sie überhaupt offen übergeben werden, nicht lesen und müssen sich auf die Angaben der Kriegsgefangenen verlassen. Aber auch selbst, wenn einzelne imstande sind, die Briefe zu lesen, vermögen die Kriegsgefangenen durch geheime Zeichen (unsichtbare Schrift usw.) Nachrichten zu geben und dadurch der Landessicherheit schaden. Wer solcher Nachrichtenvermittlung Vorschub leistet, macht sich unter Umständen der Beihilfe zum Landesverrat schuldig und wird schwer, gegebenenfalls mit Zuchthaus, bestraft.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Jugendliche Straßenräuber werden in letzter Zeit zu einer gefährlichen Plage. Noch nie sind bei der Polizei innerhalb kurzer Zeit so viele Anzeigen über Räubereien jugendlicher Personen eingegangen wie in den letzten Wochen. In nicht weniger wie fünf Fällen wurden in letzter Zeit Jugendliche unter 16 Jahren festgenommen, die gefährliche Raubanfalle verübt haben. Ein besonders dreistes Räuberstück führten zwei 16jährige Burschen von hier aus. Während einer den Aufpasser spielte, drang der Zweite in ein hiesiges Zigarrengeschäft ein und versuchte der Inhaberin eine Geldbörse aus der Hand zu reißen. Diese setzte sich jedoch zur Wehr, worauf der Bursche auskniff. Er wurde aber von verschiedenen Personen erkannt und konnte nach kurzer Zeit festgenommen werden. Am Rhein wurde dann noch der zweite Täter festgenommen. Bei der Vernehmung ergab sich, daß beide die Tat bis ins kleinste überlegt und sogar ausgelost hatten, wer den Raub ausführen sollte und wer den Aufpasser spielte. Sie wurden beide verhaftet und dem Amtsgericht zugeführt.

Leipziger Soloquartett. Mit der Losung „Deutsches Lied für deutsches Leid“ wird Prof. Bruno Röthig mit seinem weltbekannten Quartett (es sang in fast allen europäischen Staaten und in der neuen Welt) sein heutiges Konzert geben. Das Presbyterium der evangelischen Gemeinde hat in Anbetracht des Liederinhaltes und des guten Zweckes (Kriegshilfe) die Kirche am Kaiserplatz zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich sind alle Liebesgaben für Deutsche aus allen Bekenntnissen bestimmt. Das Programm ist diesmal auf die ernste Grundstimmung, die der Krieg in vielen Menschenherzen erzeugt hat, berechnet. Es will Kraft und Trost aus dem Lieder- und Melodienschatz vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart bieten. Wer sich einen hohen Genuß zugleich eine Stunde der Erholung und Erbauung verschaffen will, wird das Kirchenkonzert sich nicht entgehen lassen wollen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Die Weihnachtsferien werden in Bonn und Köln nicht verlängert wie in Westfalen. Ein gestern bei der hiesigen Behörde eingegangenes Telegramm der Kölner Regierung hat das ausdrücklich festgestellt. Der Unterricht beginnt also am morgigen Freitag wieder.

Bedienung von Dampfkesseln durch Frauen. Für den Umfang der Rheinprovinz wurde verordnet: Die Polizeiverordnung, betreffend Aufstellung und Betrieb von beweglichen Kraftmaschinen vom 4. Juli 1908 wird dahin ausgedehnt, daß für die Dauer des gegenwärtigen Krieges die Bedienung beweglicher Dampfkessel auch zuverlässigen weiblichen Wärtern über 18 Jahr anvertraut werden darf, sofern diese an einem mindestens achttägigen Ausbildungskursus erfolgreich teilgenommen haben, was behördlich bescheinigt werden muß.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)