Samstag, 11. November 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. November 1916Der Handels- und Gewerbeverein beruft auf Montag abend eine Hauptversammlung ein. Auf der Tagesordnung stehen: Früherer Ladenschluß an Wochentagen während der Kriegszeit und Neue Verordnung über Web- und Strickwaren.

Die Suppenküche des Bonner Frauenvereins in der Maargasse wird Montag wieder eröffnet. Alterschwache, Kranke und Wöchnerinnen erhalten die Suppe umsonst, sonst kostet das Liter 20 Pfg. Wie in den Kriegsküchen, werden auch hier die Fettkarten und die Hälfte der Kartoffelkarten abgenommen.

Als „städtische Lebensmittel“ werden nächste Woche kochfertige Gerstenflockensuppe, Griesmehl, Maismehl, Marmelade und in den Metzgereien Speck verkauft.

Der gestrige Martinsabend verlief wieder still ohne die im Frieden üblichen Lampionumzüge der singenden und gabenheischenden Kinder. Nur ganz vereinzelt wurde ein Martinslied gesungen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Bonner, spart an Gas. Wie aus der Bekanntmachung der städt. Werke im Anzeigenteil hervorgeht, ist z. Zt. Erheblicher Wagenmangel für die Heranschaffung der Kohlen, wie in anderen Städten, so auch hier eingetreten. Es ist daher nötig, wo irgend angängig, mit dem Gase zu sparten, um die Gewähr zu haben, daß auch in den nächsten Monaten überall in der Stadt genügend Gas abgegeben werden kann.
   Sollte die Mahnung zur äußersten Sparsamkeit mit dem Verbrauche an Gas schon in den nächsten Tagen nicht genügenden Erfolg haben, so wird zu stärkeren Einschränkungsmitteln des Gasverbrauchs leider geschritten werden müssen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. November 1916Zum 50jährigen Bestehen des Vaterländischen Frauenvereins. Auf eine 50jährige segensreiche Tätigkeit blickt am heutigen 11. November d. J. der Vaterländische Frauenverein zurück. Ins Leben gerufen am Dank- und Friedensfeste 1866 von der Königin Augusta zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger, eine Aufgabe, die 1870/71 schon ihre Feuerprobe bestand, widmete sich der Verein späterhin mehr und mehr Friedenszielen: der Linderung und Verhütung sittlicher und sozialer Not, der Einrichtung von Krankenhäusern und vor allem der Ausbildung eines tüchtigen weiblichen Pflegepersonals, um die ganze Monarchie unter dem Zeichen des Roten Kreuzes auf weißem Felde ein Band werktätiger Nächstenliebe schlingend. [...]
   Der Vaterländische Frauenverein Stadtkreis Bonn ist am 27. Juli 1867 von den Damen Frau Landrat v. Sandt (Vorsitzende), Frau Geheimrat Beseler, Frau Geheimrat Busch [...] gegründet worden und zählte schon im Oktober 1867 141 ordentliche und 88 außerordentliche Mitglieder. [...]
   Der Förderung der Krankenpflege trat der Verein erst im Frühjahr 1918 näher; bis dahin hatte sich in Bonn der Zweigverein vom Roten Kreuz für den Stadt- und Landkreis Bonn dieser Aufgabe unterzogen. Das von diesem vorgebildete, zur Verfügung stehende Pflegepersonal wurde übernommen, zugleich aber die Ausbildung weiteren weiblichen Pflegepersonals eingeleitet und tatkräftig durchgeführt. Die gesamte Wäsche für ein im Kriegsfalle einzurichtendes Lazarett mit 26 Betten wurde angeschafft und in regelmäßigen Zusammenkünften von Damen des Vereins geschnitten und zur Verarbeitung an Heimarbeiterinnen ausgegeben. Als dann der Krieg nach 1½ Jahren unerwartet ausbrach, lag die Ausstattung eines Lazaretts bis ins Kleinste fertig da.
   Auf die Tätigkeit des Vereins in den letzten 2¼ Kriegsjahren bei dieser Gelegenheit näher einzugehen, dürfte sich erübrigen. Erwähnt sei nur, daß alsbald nach Kriegsbeginn der Vaterländische Frauenverein Stadtkreis Bonn, der Zweigverein vom Roten Kreuz für den Stadt- und Landkreis Bonn und der Hilfsausschuß für Truppen sich zusammenschlossen zu den Vaterländischen Vereinigungen, deren segensreiches Wirken zur Milderung der Kriegsnot allerseits bekannt ist, und ferner, daß zurzeit in den Bonner Lazaretten Collegium Albertinum, Collegium Leoninum, Beethovenhalle, Garnisonlazarett, Ohrenklinik, altes Friedrich-Wilhelm-Stift und Vereinslazarett Prinzessin Viktoria die Pflege lediglich von Schwestern (Hilfsschwestern und Helferinnen) ausgeübt wird, die unter dem Vaterländischen Frauenverein Stadtkreis Bonn stehen, und daß dem Verein noch 19 Pflegerinnen in anderen Bonner Lazaretten, 3 Schwestern im Bonner Lazarettzug, 31 Schwestern in Etappenlazaretten, im ganzen mithin 218 Pflegerinnen, angehören.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)